Aaron Loebschild

Aaron Loebschild öffnet seinen Kunden stets vor Eintreten die Tür, da die riesigen Glasscheiben die Sicht auf die Straße, an Möbeln, Kerzenständern, Bildern und einer Bücherkommode vorbei, stets erlauben.

"[I]Willkommen in Raritäten Weltweit. Wenn Sie etwas mit erlesenem Geschmack und zeitloser Eleganz oder einfach nur Seltenem und Einzigartigem suchen, sind sie hier genau richtig. Auch mit Kuriosem können wir dienen - hier zum Beispiel ist eine ägyptische Skulptur aus schwarzem Granit. Oder suchen sie Werke der großen Meister? Wir haben hier ganz neu eine der Erstausgaben der Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm von 1812. Besonders Stolz sind wir auf die 1782 nachgedruckte Zweitausgabe der “Räuber” von Friedrich Schiller. Natürlich nicht ganz billg, dafür sehr erlesen.

Ach, sie interessieren sich mehr für kunstvolle Möbel. Dann darf ich sie bitte hier herüber bitten.

Hier haben wir einen Biedermeier-Sekräter aus dem Jahre 1840. Einzigartiges Stück mit einem Furnier aus Mahagonie und mit vielen weiteren Edelhölzern intarsiert. Es stammt aus Berlin, der Meister dieses Objekts ist aber leider unbekannt. Der Sekräter ist seinen Preis wert.

Auf dieser Seite beachten Sie bitte diesen Armlehnstuhl aus dem Rokoko. Herausragend sind die farbigen Ornamente.

Schauen Sie sich ruhig ein wenig um.

Wie meinen? Ja, mein Bruder ist heute leider nicht im Geschäft, er ist auf Geschäftsreise nach Berlin. Er hat sich das auch mal heraus genommen, da ich ansonsten eigentlich die Stücke beschaffe. Er ist dafür besser in der Buchführung und im geschäftlichen Teil, also wenn Sie ein Schnäppchen machen wollen, dann heute.
Nachdem unser Vater gestorben ist, der Herr hab ihn selig, haben wir das Geschäft vor 5 Jahren übernommen. Wie gesagt regelt mein Bruder das Geschäftliche, da er ja auch älter ist, und ich kümmere mich um den… Nachschub.

Gerne können wir uns am Sonntag Abend auch im Grand Hotel in der Innenstadt bei einem gepflegten Mahl unseren kleinen Palawer weiterführen. Sie erzählten mir ja von diesem Schild, den sie aus England mitgebracht haben. Wenn es stimmt, was sie vermuten habe ich größtes Interesse daran.

Nun muss ich Sie aber leider auf Montag vertrösten, denn es wird Zeit, dass ich den Laden schließe. Ich muss mich noch auf den Sabbat vorbereiten und meine Frau wird schon auf mich warten.
Ich hoffe Sie bald wieder zu sehen. Grüßen Sie ihre Familie."[/I]

Nach einem sorgsamen Blick über die Kostbarkeiten, dem Löschen aller Lichter und des Verstauens der heute geringen Tageseinnahmen in den Tresor, verlässt auch Aaron Loebschild seinen Laden. Gekleidet in einen adretten, wenn auch nicht zu auffälligen grauen Anzug mit hohem Kragen, auf dem Kopf eine Melone, die dem derzeitigen Dandy-Stil sympathisieren könnte, aber sichtlich einziger “Aufschrei” aus der gesellschaftlichen Angepssatheit zu sein scheint. Auffällig wär bei näherem Hinsehen vielleicht noch sein Ring an der rechten Hand…
Es zieren lediglich zwei dünne graue Strähnen an den Schläfen das adrette Gesicht des 35jährigen.

Nach wenigen Schritten ist A.L. durch das Hoftor geschritten und winkt seiner Frau zu, die ihn am Fenster im Stockwerk über dem Geschäft empfängt.

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