Hallo, nach kurzem Zögern habe ich beschlossen, dass dies besser hierhin als in ‘Welt und Hintergrund’ passt.
Doch nun zum Thema, letzten wollte mein koscher Ritter seinen niedergestreckten Feinden eine Münze aus ihrem Beutel unter die Zunge leben.
Der Junge ist sehr altmodisch und traditionell angehaucht, manche würden sagen, fast Abergläubig.
Unsere Golgaritin ist daraufhin total ausgerastet und ich durfte mir eine halbe Stunde gezeter (auch Outgame) anhören wie ich es wagen könnte.
Ich muss sagen, dass ich mich bisher nicht wirklich übermäßig mit den Geboten der einzelnen Kirchen beschäftigt habe. Tja jetzt hat mich das Interesse gepackt und nun beim Querlesen der WdG erstens keine wirklichen Verbote von ‘Leichenfleddern’ gefunden und meines Erachtens es nicht mal Leichenfleddern ist, wenn du eine Münze des Toten nimmst und sie ihm unter die Zunge legst, als eine Art Ehrung (ich habe den Jungen nur Knapp überlebt).
Danach wies unsere Golgaritin uns aber an, die Eissegeler der Verstorbenen auf Brauchbares wie Decken und Zelte zu durchsuchen und dies mitzunehmen.
Außerdem sah ich DSA immer als eine Anlehnung an die wirkliche Historie an … dann wäre es mir sogar erlaubt ihm Waffen und sonstiges abzunehmen, da ich ihn besiegt habe und wir auf einem Schlachtfeld waren (Mein Ritter würde dies trotzdem nicht tun).
Spielen schon seit etwas längerer Zeit DSA (dürfte jetzt knapp 5 Jahre sein), doch irgendwie ist uns dieses Problem noch nie untergekommen … Jetzt wollte ich mal wissen wie ihr dass Handhabt, da mich ihre ‘Doppelmoral’ doch etwas gestört hat.
So etwas kenne ich aus dem irdischen gar nicht…
Im englischsprachigen Raum wird den Toten jeweils eine Münze aufs Auge gelegt, aber unter die Zunge??
Klassisch mittelländisch ist die Bodenbestattung oder Steinhügel.
Im Bereich Thorwal auch Feuerbestattung (aber auch bei der Ingrimm-Kirche).
Al’Anfaner Boroni sagen: “Die Reste den Raben”
Elfen bestatten auch nicht, sondern überlassen der Natur.
Im Süden (Khom, ect.) geht es etwas auseinander. Einige Bestatten im Boden, andere mumifizieren…
Kommt also wirklich extrem auf die jeweilige Kultur an.
Es ist also durchaus vorstellbar, dass Golgaritin und der koscher Ritter eine etwas andere Ideen bzgl. der Bestattung und gerade der Tatsache was man mit den Wertgegenständen der Gefallen macht haben.
“Boron” ist eher der Meinung man sollte die Toten begraben, dass es in Al’Anfa anderes sein solle habe ich noch nie gehört. “Rondra” mag Feuerbestattungen, aber ihre Geweihten bringen wiederum die Waffen der Feinde als Opfergabe in den Tempel. Seebestattungen sind Efferdgefällig. Also du siehst, es gibt auch innerhalb der 12-göttlichen Kirche Unterschiede. Keinen Grabsegen zu sprechen wäre aber für einen Geweihten auf jeden Fall Sünde. Nicht-Geweihte sollten zumindest ein Gebet sprechen. Dazu können jeder Zeit lokale Bräuche kommen, die dann dein Ritter vielleicht als normal findet - wie spezielle Grabbeigaben. Novadis “verfüttern” die Toten an Geier, damit sie wieder in Rashtullahs Schöpfung aufgehen. Aventurische Bestattungsritten sind also ein Gemisch aus Glaubensrichtung, Kultur und lokalem Aberglauben.
In der wirklichen Historie würde ich aber nur Inspiration suchen und nicht davon ausgehen, dass es deshalb in Aventurien auch so ist.
Und “Doppelmoral” ist häufig in Religionen anzutreffen.
@Elric Habe ich von den Griechen übernommen. Obolus
Mein Ritter hat einen Familienhintergrund bis v. BF, daher dachte ich mir, es wäre ganz schön, wenn er ein wenig urtümlichere Bräuche kennt. Adel war schon immer ein träges Gebilde und nicht sehr wandlungsfähig ^^
Ja dass es verschiedene Riten gibt, habe ich auch rausgefunden.
DOch mein Hauptinteresse liegt darin, wie Boron zu Bemächtigung von Besitz eines Toten steht, oder eben zu solchen Riten.
Würde er sie Eurer Meinung nach achten, oder ist das so abwegig, dass ich die Idee eher verwerfen sollte?
Kommt immer auf die Situation an.
Ich denke, die örtlichen Kirchen würden auch nichts dagegen sagen, wenn man die Hinterlassenschaften eines Toten an sich nimmt, wenn man folgendes macht:
a) Hinterbliebene suchen, benachrichtigen und ggf. persönliche Gegenstände abgeben.
b) Geld an einen örtlichen Tempel spenden, um der Gemeinde zu helfen.
Ich würde eher sagen punkt b) von Elric ist das richtige.
Aber Boron giebt nichts auf weltlichen Besitz, da der Tod der Neubeginn ist.
Nim die Boron-Geweihten oder Golgariten zum Beispiel, sobald sie das Noviziat oder die Knappschafft angehen fällt ihr bisdahin gesammelter Besitz automatisch an die Kirche.
Aber alles was danach erwirtschafftet wird kannst du durchaus behalten.
Und ob geweihter oder nicht ein Grabsegen(Gebeet) ist nie falsch.
Möge Golgari über eure Schritte wachen und euch im Richtigen zeitpunkt auf seinen Schwingen tragen.
Die allgemeinen Bräuche in den beiden Boron-KIrchen unterscheiden sich garnicht so stark (siehe WdG S. 30f):
Sowohl in Al’Anfa als auch in Punin ist die “normale” Beerdigung das Standard-Ritual. Verbrennung ist eigentlich nur dann erlaubt, wenn die Gefahr eines Wiedergängers besteht (z. B. nahe der Schwarzen Lande), trotzdem werden Rondra-Gläubige häufig verbrannt. Wasserbestattung kommt meist nur bei Efferd-Gläubigen vor.
Was hingegen Leichenschändung ist, ist sehr Auslegungssache. Hierzu sollte man die grundlegenden Überlegungen zum Thema “Buße & Frevel” beachten (siehe WdG S. 23f). Grundsätzlich würde ich sagen, dass es immer dann “ok” ist, wenn man etwas aus gutem Willen tut und ohne dabei selbstsüchtig zu sein.
Zum einen muß ich sagen, das deine Golgariten-Bekannte statt zu schimpfen lieber ihrer Pflicht als Boroni hätte nachkommen müssen. Bestattungen fallen nämlich in ihr Fachgebiet: ihre Verpflichtung.
Zum anderen ist eine Mitnahme von brauchbaren Gegenständen sehr wohl erlaubt, wenn es dem Überleben der Gruppe dienlich ist.
Leichenfledderei ist es nur dann, wenn man Wertgegenstände an sich nimmt, um sich selber daran zu bereichern. Das ist sowohl Verwerflich als auch Schändung.
Mal davon abgesehen, das es wie schon mehrfach angesprochen, je nach Region, verschiedene Bräuche zu diesem Thema gibt. Wenn man den Seinigen folgt, ist das nichts schlimmes. Und eigentlich sollte jemand, der nach Borons Gesetzten lebt, dies respektieren und unterstützen - solange die Bestattungsgebräuche nicht darauf abzielen, den Verstorbenen wieder zu beleben.
Ein Grabessegen wurde gesprochen, ebenso wie wir versucht haben die armen Kerle fachgerecht zu bestatten, so weit das im Yetiland eben möglich ist.
Ich fand es nur schade, dass eben mein schön ausgedachtes Ritual so herabgewürdigt und als Götterfern (Da eben die Münzen aus den Taschen der Toten stammten) bin als armer kosch (fast) Baron eben bei knapper Kasse und kanns mir nicht leisten jeden Toten aus eigener Tasche zu bezahlen.
Wollte nur mal wissen, ob andere genau so denken, oder ob wir einfach eine zu modern denkende ‘Extremistin’ in der Gruppe haben
Der von dir “erfundene” Brauch hat nach meiner Meinung auch keine wirkliche Begründung in Aventurien, aber da du dem Toten sein Geld nicht weggenommen hast, sondern nur eine Münze anders plaziert hast, sehe ich wirklich keinen Frevel (nicht einmal im Ansatz).
Boron ist der Gott des Todes, aber seine Geweihte sollen sich hauptsächlich um die Lebenden kümmern und da macht es auch keinen Sinn, wenn man Ausrüstungsgegenstände, die man selber zum Überleben braucht, beim Toten belässt (gerade in extremen Situationen wie dem Yetiland).
Ich würde vom Golgarithen gerne mal wissen, was er als so frevelhaft empfunden hat. Ich kann das nicht im geringsten nachvollziehen.
Wobei Grabbeigaben auch nicht unüblich sind - sonst gäbe es auch keine Grabräuber.
Von daher sehe ich wenig Widerspruch mit der Boronkirche und finde es für einen koscher Hinterwäldler auch ganz passend. Ebenso darf die Golgarithin austicken, wenn sie, das als unpassend an sieht, weil ein Grab immer so bereitet wird. wie sie es gelernt hat. Ein anderer Golgarith mag das anders sehen. Boron selbst ist es mehr als nur egal.
Schade ist an der Situation eigentlich nur, dass die ganze Geschichte auch ins Outgame diskutiert wurde.
Ja keine richtige Begründung stimmt schon.
Ich bin ein Fan der extremen Spieltiefe und Detailverliebtheit.
Mein Dokumentsordner habe ich so gebastelt, dass er wie eine Familienchronik meines Ritters aussieht, mein Stammbaum fertige ich gerade nach richtigem Vorbild an, so dass er auch in einem Turnier im RL bestand gehabt hätte und von meiner Gruppe habe ich eine Würfelbox geschenkt bekommen, die eines Adligen Schmuckdose sein könnte.
Nach diesem Vorbild forme ich auch meine Charaktere im Spiel.
Die Golgaritin sieht meinen Brauch als Leichenfledderei. Nach ihr darf der tote Körper nicht untersucht werden. Es ist ihr dabei egal ob mn dies ‘für den Toten’ (glaubt ja zumindest der Ritter) macht, oder sich selbst bereichern möchte.
Der von dir “erfundene” Brauch hat nach meiner Meinung auch keine wirkliche Begründung in Aventurien,…
Die Münze wurde in der Antike dem Toten ja mitgegeben, damit er den Fährmann über den Styx bezahlen konnte um ins Totenreich einfahren. Golgari für den Flug übers Nirgendmehr zu bezahlen mag in Aventurien nicht üblich sein, aber ich würde es auch nicht als abwegig ansehen, wenn es Regionen oder Familien gibt, die diesem Brauch folgen.
Tatsächlich habe ich zuerst gedacht, dass der angebliche Frevel beim Bezahlen lag, da Golgari ja über solchen Dingen stehen sollte, aber dem Toten auf seine letzte Reise eine seiner eigenen Münzen mitzugeben sehe ich nicht als frevlerisch an.
Allerdings kann der Golgarit das auch anders sehen als ich und deswegen hätte man daraus eine schöne Ingameszene basteln können. Deswegen muss ich Hexe zu 100% recht geben, dass der einzige Fehler ist es zu einer Outgamediskussion verkommen zu lassen.
ich möchte ja nicht pingelig erscheinen oder so, aber was macht die Golgaritin dann im Falle eines Mordopfers? Oder eines rätselhaften Todesfalles? Oder auch die Frage, wie sie einen Toten zur Bestattung vorbereitet? Wenn Klein-Alrik z.B. auf dem Schlachtfeld gefallen ist? Oder will sie den dann der Familie Blut- und Kotverschmiert präsentieren, damit die Großeltern dann gleich auch noch zu Boron fahren?
Ich finde es gut, das dein Charakter-Ausbau so detaillreich ist, das du sogar einen Familienaberglauben zum Thema Bestattungen mit eingebaut hast. Mal davon abgesehen, das, wenn ich mich an das griechische Vorbild erinnere, die Münzen für den Fährmann sowiso aus den Taschen des Toten kamen.
Meiner Meinung nach kannst du die Golgaritin beruhigen; sollte sie im Yetiland fallen, werdet ihr sicher ihre Ansichten respektieren, und sie unangetastet auf dem Eis vergammeln und von Viechern fressen lassen.