Blutmusik

Hallo zusammen!

Ein weiteres Werk aus der Reihe “Bücher die sonic zuletzt gelesen hat”:

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Greg Bears Blutmusik ist düstere Science Fiction, die sich mit den katastrophalen Folgen unkontrollierter Experimente durch den Menschen befasst.
Mir zu Beginn nicht bewusst, aber für das Verständnis des Buches, aber auch des Hypes, den Charles Stross als Verfasser des Vorworts um das Buch macht, wichtig ist zu wissen, das dass Buch kein neues Werk des Autors ist, sondern 1985 erstmals veröffentlicht wurde:

Virgil Ulam, ein genialer, aber auch leichtsinniger und chaotischer Molekularbiologe arbeitet in einem, heute würde man sagen StartUp in La Jolla an der Erschaffung medizinisch anwendbarer Biochips, die in die Blutbahn gegeben Analysen des Gesundheitszustandes des Patienten geben sollen. Neben dieser Forschung, für die er bezahlt wird, verwendet Ulam jedoch unerlaubt seine Freizeit dafür, Experimente an Escherichia Coli-Bakterien und später seinen eigenen Lymphozyten durchzuführen. Hierzu schleust er in das Genom dieser Zellen Sequenzen ein, die in der Lage sind für ihre eigene Replikation zu sorgen und die so variabel sind, das sie durch Umwelteinflüsse geändert werden können. Auf diese Weise erzeugt er – in dieser Geschwindigkeit auch für ihn überraschend – lernfähige Zellen, also Intelligenz.
Bevor er jedoch seine Versuche beenden und sein Projekt gewinnbringend verkaufen kann, kommt sein Arbeitgeber ihm auf die Spur und zwingt ihn, seine Experimente zu beenden. Wider alle Vernunft entschließt sich Ulam dazu, statt alle Proben zu vernichten, sich seine eigenen, aber veränderten Lymphozyten wieder zu injizieren um sie so lebendig aus dem Labor zu entfernen.
Mit dieser einen Tat hat er die Büchse der Pandora geöffnet, denn auch wenn die Lymphozyten körpereigene Zellen waren, sind sie nun intelligente Fremdkörper – die sich ausbreiten.

Greg Bear bearbeitete mit diesem Buch mehrere Themen, die vor ihm in der SF wohl keiner so angegangen war: Zum einen beschäftigt er sich mit Techniken, die damals, immerhin noch 15-20 Jahre vor dem Humanen Genomprojekt noch viel mehr Rätsel aufgaben. Außerdem war er, laut Vorwort, der erste Autor, der das Auftreten einer sogenannten Singularität zum Thema seines Werkes machte, also das Auftreten einer so schnellen und einschneidenden Entwicklung, dass die Menschheit dieser nicht folgen kann. In diesem Fall ist das das Auftreten der intelligenten Lymphozyten, der sogenannten Noozyten, die eine Evolution im Eiltempo durchlaufen und bald den Menschen überholen – Noozyt ist nicht umsonst angelehnt an den Begriff Noosphäre.
Dies alles beschreibt Bear in einem lockeren, leicht zu lesenden aber packenden Stil – der aber an verschiedenen Stellen mit Fachbegriffen gespickt ist, für die der mit der Materie unvertraute Leser wohl den Anhang konsultieren wird. Dies ist aber anscheinend typisch für die Richtung der Hard SF, der Bear zugerechnet wird. Trotzdem ist es leicht und schön zu lesen.

Gibt es an diesem Buch etwas zu kritisieren? Nun, die Frage ist nicht so trivial, wie sie erscheint, da man das Buch heute an Wissen messen kann, das damals nur unvollständig verfügbar war. Andererseits bemühte sich Bear, wissenschaftliche Abläufe genau zu beschreiben, weswegen die Realität hier durchaus ein Maßstab sein darf. Kurz gesagt – Bear entwirft eine sehr interessante Vision, die am Ende etwas abhebt, aber die Schwäche ist der Anfang. Mag sein, dass die beschriebenen Abläufe in den 80er Jahren zu Standard gehörten, aus heutiger Sicht sind einige Dinge undenkbar. Aber selbst wenn man darüber hinwegsieht bleibt der Punkt, dass die beschriebenen Ereignisse so nicht begonnen haben können. Wäre es so einfach, lernfähige Zellen zu erschaffen, hätten wir sie längst. Hier sind die Erklärungen einfach nicht ausreichend. Auch die Biochips sind andere, als mir bisher untergekommen sind - aber das ist dann wirklich irrelevant. Etwas unglücklich ist nur, dass in der Übersetzung aus den Chips MABs wurden, eine Abkürzung, die nun in der Biochemie üblicherweise für Monoclonal antibodies steht :wink:

Dies ist aber die Perspektive desjenigen, der sich mit Molekularbiologie näher beschäftigen muss – der unkundige Leser mag dies im Hinterkopf behalten, kann aber wohl leichter darüber hinwegsehen.

Gefragt, mit was ich das Buch beschreiben würde, fällt mir Schätzings „Der Schwarm“ ein – das wenn auch deutlich unterschiedlich mir deshalb einfällt, da es ähnlich spannend geschrieben auch das Auftreten einer Schwarmintelligenz beschreibt. Schätzing verzichtet jedoch auf große Erklärungen zu Entstehung der Intelligenz, was ihm zum Vorteil gereicht.

Ansonsten aber denke ich dass jedem, der den Schwarm verschlungen hat, auch dieses Buch gefallen wird. Und man kann Bear viel vorwerfen, aber er führt – was ich schätze – seine Idee konsequent zu Ende. Mich als Leser hat dies bei der Stange gehalten.

Zum Autor:

Geboren 1951 in San Diego, Kalifornien lebt Bear heute mit seiner zweiten Frau Astrid Anderson, Tochter des Science Fiction Autors Poul Anderson in Seattle, Washington. Das Paar hat zwei Kinder. Bear beschloss die Universität von San Diego mit einen B.A…
Sein Werk ist mit Auszeichnungen geschmückt, insgesamt hat er fünf Nebula-Awards und zwei Hugo Awards erhalten.

[RIGHT][SIZE=1]Die Rezension entstand in der Zusammenarbeit der RPG-Foren.com mit DSA-Fantasy.de - Dank auch an den Heyne Verlag![/SIZE]
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AW: Blutmusik

Klingt gut! Ich hatte es schon in Händen, weil ja Baer zu meinen Lieblingsautoren gehört. Muss ich es mir also doch noch zulegen! :wink:

Gruß
Tufir