Blutportale

[FONT=Arial][SIZE=3][SIZE=5]Markus Heitz – Blutportale
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[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]ISBN-13: 978-3426663394
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]ISBN-10: 3426663392
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Preis: 14,95€

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Man stelle sich vor: Da hält man ein Buch in Händen, schwarzer Einband mir roter Schrift und roten blutenden Augen, Genre: Fantastischer, mystischer Horror. „Eigentlich nicht mein Ding!“ denkt man sich. Aber dann rückt man sich den Sessel zurecht, schenkt sich einen kleinen Whisky ein, legt die Füße hoch und beginnt zu lesen. Gefühlte 20 Seiten später ist der Whisky verwässert durch die Schweißtropfen, die von der Stirn perlen, der Puls rast mit 160 dem Herzinfarkt entgegen, unverständliche Fragen weiterer im Raum anwesender Personen werden lediglich mir einem werwölfischen Knurren (Justine, je t’adore!) beantwortet. Hamburg ist um einen Blumenladen ärmer aber dafür um über 200 Leichen reicher. Die Finger scheinen mit dem Augen auf dem Einband verwachsen und die Daumen verweigern sich dem Befehl, mit dem Umblättern aufzuhören. Ein kurzer, stechender Schmerz durchfährt das Gehirn, als dieses die Augen vom Text ablenkt, um einen Blick auf die Seitenzahl am unteren Rand zu erhaschen. 120! Doch ein wenig mehr, als erahnt.

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]WOW! Markus Heitz‘ „Blutportale“ geht ab wie Nachbars Lumpi! Ein ICE ist eine Bimmelbahn dagegen. Alle Sinne sträuben sich das Buch aus der Hand zu legen, bevor man damit fertig ist.

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Zur Story: Will Gul, seines Zeichens ein Hamburger Blumenhändler indischer Abstammung, ist im „Zweitberuf“ Verwalter eines uralten Anwesens, dessen Besitzer nur selten zu Hause weilt. Deswegen darf Will dort kostenlos wohnen. Den Kontakt zu diesem Besitzer, der sich immer nur „Sir“ nennen lässt, kommt ausschließlich über ein Satelitentelefon zustande. Ein wenig fühlt man sich hier an „Magnum“ erinnert.

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Saskia Lange ist eine Köchin und Inhaberin eines gut gehenden Lokals in Hamburg mit einem dunklem Geheimnis. Sie gehört einer Geheimgesellschaft an, die Fechtduelle mit scharfen Waffen austrägt. Sie hat sich mittlerweile die 2. Position in dieser Gesellschaft erkämpft und nennt sich „Rapier“. Um den Gipfel zu erreichen, muss sie nur noch den Maître schlagen, der seit 30 Jahren ungeschlagen an der Spitze der Gesellschaft steht. Dieser Tag scheint an Allerheiligen gekommen. Doch der Maître ist alles andere, als man denkt und vor allem …. kein Mensch. Saskia hat keine Chance und die 5 Verletzungen, die ihr der Maître während des Duells zufügt, sind mehr als nur Wunden. Sie sind ein Zeichen, die Saskia eine Gabe verleihen, die sie erst viel später als solche erkennt.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Wenige Tage später erhält Will Besuch einer zwielichtigen Maklerin, die von ihm verlangt, dass er auf seinen Arbeitgeber einwirkt, das Anwesen zu verkaufen. Die exorbitante Summe, die man Will dafür bietet, lässt diesen ahnen, dass es um ganz andere Dinge geht. Nachdem er somit rundum ablehnt, ist sein Blumenladen 2 Stunden später Kleinholz und er gezwungen, seine alljährliche India-Party verbotenerweise auf das Anwesen seines Chefs zu verlegen. Als seine Kundin taucht auch Saskia dort auf und als diese schließlich aufgrund des Betreibens zweier anderer Geheimgesellschaften eine verborgene Tür entdeckt und diese öffnet, nimmt das Unheil seinen Lauf. Ein Geist entweicht der verborgenen Kammer und zehn Minuten später sind außer Will und Saskia alle anderen 200 Gäste zerstückelt, enthauptet, abgeschlachtet – tot eben! Auf der Flucht vor Polizei und den Häschern der beiden Logen entdeckt Saskia das erste Mal ihre neue Gabe und kann diese aber aus Unerfahrenheit nur schlecht als recht einsetzen. Einer Hölle – es gibt deren mehrere, wie der geneigte Leser später erfährt – entweicht eine französisch stämmige Werwölfin. Justine! (Je t’adore!). Saskia raubt ihr die Gabe der Wandlung und fortan klebt Justine an ihren Fersen. Spätestens nachdem Justine über einen fahrenden Wagen läuft, welcher sie gerade noch überrollen wollte und dabei 72 Kugeln aus Automatikwaffen in das Fahrerhaus feuert, hat der Leser die Werwölfin in sein Herz geschlossen. Sagte ich es schon? Justine, je t’adore!

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Markus Heitz startet seinen Roman wie eine Kanonenkugel. Aber im Gegensatz zu allen physikalischen Gesetzen lässt er nie in seiner Geschwindigkeit nach. Erst ganz zum Schluss, auf den letzten 50 Seiten vielleicht, wird es etwas ruhiger. Das Ende ist nichts Überraschendes, aber auch nicht banal. Die Spannung hält er die ganze Zeit ebenso unbeirrbar oben wie das Tempo, das unsichtbare Seil zittert ab und zu, wenn er neue Figuren und neue Ideen ins Rennen wirft und somit immer zum richtigen Zeitpunkt die Langeweile mit einem Bullenfänger gnadenlos von den Schienen drückt. Somit zieht das Protagonistentrio von Deutschland über den Baikalsse nach Irland und weiter nach Syrien und hinterlässt dabei seengroße Blutlachen, Leichen in jeder Couleur und jede Menge verstörter Menschen.

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Seine Sprache ist dabei direkt und schnörkelfrei. Es gab keinen einzigen Satz, den ich zweimal lesen musste. Verschachtelungen, die das Tempo stören, sucht man ebenso vergebens wie Fremdwörter, die nach einem Duden verlangen. Er nimmt bei seiner Geschichte bekannte Sagen, Legenden und Mythen aufs Korn und vergisst dabei auch den größten Mythos nicht: Die Bibel.

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Sein Stil ist brutal, absolut keimfrei von Schnulzigem und erhaben über alles, was eventuell im Ansatz mit Zärtlichkeit zu tun haben könnte. Dafür darf dann aber mal ein halbes Kapitel pornographisch anmutende Erotik als Ersatz herhalten. Wäre das Buch ein Film hätte mindestens das FSK16 Siegel. Dieser Stil und diese Sprache dürften ein Garant für einen Bestseller sein.

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Seine Protagonisten zeichnet Heitz mit ebensolcher Oberflächlichkeit wie Geschwindigkeit. Man erfährt im Laufe der 600 Seiten recht wenig Privates über Justine, Saskia und Will, aber das kann man auch gar nicht gebrauchen. Die wenigen Atempausen, die den Dreien gegönnt werden, sind meist nötig um Wunden zu lecken und ein wenig Atem zu schöpfen. Zeit für Sentimentalitäten wäre da dem Geschehen echt abträglich. Dennoch bieten alle drei Charaktere genug Potential für Identifikation und Mitfiebern. Dass fast (!!) alle Antagonisten dazu im Gegenzug blass bleiben, ist somit ein ebenso notwendiges Stilmittel.

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Die Wertung soll daher genauso brutal und schnell ausfallen wie Heitz‘ Roman: 10 von 10 Punkten. Davon darf es gerne etwas mehr sein!

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Starke Nerven beim Schmökern (für den Spaß sorgt schon Justine!) wünscht euch
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Euer Tufir

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Der Autor:

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Markus Heitz wurde 1971 geboren, studierte Germanistik und Geschichte. Seit er mehrfach mit dem Deutschen Phantastikpreis ausgezeichnet wurde, gilt er zu Recht als Großmeister der deutschen Fantasy. Mit seiner Bestsellerserie um „Die Zwerge“ setzte er einen neuen Standard im Bereich der klassischen Fantasy und eroberte mit dem Werwolf-Zweiteiler „Ritus“ und „Sanctum“ sowie dem Vampirthriller „Kinder des Judas“ auch die Urban Fantasy. Markus Heitz lebt mit seiner Familie in Zweibrücken.

[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Diese Rezension entstand in freundschaftlicher Zusammenarbeit der RPG-Foren.com und DSA-Fantasy.de - Vielen Dank auch an den Knaur-Verlag.
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AW: Blutportale

Nun will ich auch mal meinen Senf dazu geben ;).

Ich habe dieses Buch vor allem deswegen gelesen, weil Markus Heitz mir als Shadowrun-Autor ausgesprochen positiv aufgefallen war. Seine Bücher strotzten vor tollen Einfällen, Humor und raffinierter Action.

Dass es in diesem Buch nicht anders ist, wundert mich nicht, jedoch teile ich Tufirs Begeisterung nicht zu 100%.
Das liegt keineswegs daran, dass Hr. Heitz diesmal schlechte Arbeit abgegeben hat - sondern, dass man dem Buch einen etwas zu routinierten Schreibstil anmerkt. Heitz’ Shadowrunvergangenheit spürt man vor allem bei den zahlreichen Feuergefechten mit automatischen und halbautomatischen Waffen und dem schon fast zu professionellen Vorgehen der drei Hauptcharaktere (das nimmt man dem Blumenverkäufer, auch wenn er irgendeinen Kampfsport trainiert und der Köchin, auch wenn sie sich mit scharfen Waffen duelliert, beim besten Willen nicht ab).

Bei dem stattlichen Umfang von über 600 Seiten behält der Roman stets einen enorm hohen Actionlevel und jagt von einem Blutbad zum nächsten. Das fand ich spätestens im zweiten Drittel ein wenig ermüdend. Hier hätte ein Tempowechsel dem Leser (und den Charakteren :wink: ) gut getan.

Noch ein Wort zum Stil: Mitunter ein wenig flüchtig. Da fielen mir an manchen Stellen die Wiederholung von Phrasen und Wörtern unangenehm auf. Was mir jedoch bisher noch bei keinem anderen Vertreter dieses Genres in diesem Maße begegnet ist, ist die fast schon liebevolle Einbettung der Action in die Beschreibung der Handlungsorte und ihrer Bewohner.

Im Großen und Ganzen trotzdem saubere Arbeit, fette Action und durchschnittlicher Plot.
Von mir gibts daher nur 9 von 10 Punkten (weil er’s besser kann, der Heitz…).

AW: Blutportale

Hallo,

ich bin auch ein riesiger Markus Heitz Fan.
Hab gerade Zwerge 4 Fertig und für Thungdiel Goldhand ein Requiem auf meiner Seite orkpack veröffentlicht :slight_smile:
Stehe jett for der Frage was lese ic als nächstes. Blutportale, Die Shadowrun sachen, Tage des Feuers?
Vielleicht habt Ihr einen Tipp was am besten ist?

AW: Blutportale

Da kann ich dir ganz schlecht raten. Die sind nämlich alle gut!
Wenn Du Shadowrun kennst, ist das erste in der Reihe TAKC 3000, in der auch erstmals der Reporter Poolitzer auftaucht - das ist mit Abstand der erinnerungswürdigste der Heitzschen Charaktere (nach meiner bescheidenen Meinung).

AW: Blutportale

Ich lese auch gerade Blutportale.
Falls es euch interressiert:
es gibt soetwas wie “Vorgängertitel” zu dem Buch.
Das wäre einmal “Ritus” und “Sanctum”, und ich glaube “Kinder des Judas” spielt auch im selben Universum.

Ritus habe ich bereits gelesen, und beisse mir eigentlich in den Arsch, dass ich Sanctum nich danach gelesen hab.
Ich dachte nämlich, dass Blutportale ein eigenständiges Buch ist, aber es tauchen öfters Personen und Handlungen aus Ritus wieder auf.