Heute mal einen Nicht-SF/Fantasy-Roman, den ich Euch allen ans Herz legen will:
[SIZE=3]Glennkil[/SIZE][SIZE=3]l[/SIZE] von [SIZE=3]Leonie Swann [/SIZE]
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Nun die unvermeidliche Frage: Was ist das für ein Buch, das er uns hier empfiehlt?
Im Prinzip einen Krimi. Aber einen ungewöhnlichen Krimi. Er beginnt mit einem Mord, einem Mord an einem Schäfer, der insbesondere die Schafe geschockt zurücklässt. Und nun fassen die Schafe einen Entschluss: Sie beschließen, dass sie den Mörder finden müssen - und so wird die Mordermittlung der Schafe geschildert.
Leonie Swann schafft es faszinierend gut, die Welt aus einem Schafsblickwinkel zu schildern - immer wieder beschleicht einen das Gefühl, dass Irrtümer, die die Schafe begehen, aus Schafsperspektive unvermeidbar sind. Und auch die Schilderung der Schafscharaktere wusste mich zu begeistern, Mopple, das Gedächtnisschaf, Miss Maple, das Klügste Schaf von Glennkill, … Oder die Diskussion der Schafe, ob Menschen eine Seele haben. Denn, wie jedes Schaf weiß, ist die Größe der Seele direkt proportional zur Qualität des Geruchssinns - und wenn man bedenkt, wie schlecht Menschen riechen können…
Von mir nach langer Zeit mal wieder:
:super:super:super:super:super:super von 6!
Gestern war er noch gesund«, sagte Maude. Ihre Ohren zuckten nervös. »Das sagt gar nichts«, entgegnete Sir Ritchfield, der älteste Widder der Herde, »er ist ja nicht an einer Krankheit gestorben. Spaten sind keine Krankheit.« Der Schäfer lag neben dem Heuschuppen unweit des Feldweges im grünen irischen Gras und rührte sich nicht. Eine einzelne Krähe hatte sich auf seinem wollenen Norwegerpullover niedergelassen und äugte mit professionellem Interesse in sein Innenleben. Neben ihm saß ein sehr zufriedenes Kaninchen. Etwas entfernter, nahe der Steilküste, tagte die Konferenz der Schafe. Sie hatten Ruhe bewahrt, als sie ihren Schäfer an diesem Morgen so ungewohnt kalt und leblos vorgefunden hatten, und sie waren sehr stolz darauf.
Natürlich hatte es im ersten Schrecken ein paar unüberlegte Rufe gegeben: »Wer bringt uns jetzt Heu?« etwa, oder »Ein Wolf! Ein Wolf!« Aber Miss Maple hatte schnell dafür gesorgt, dass keine Panik ausbrach. Sie erklärte, dass mitten im Sommer auf der grünsten und fettesten Weide Irlands sowieso nur Dummköpfe Heu fressen würden und dass selbst die raffiniertesten Wölfe ihren Opfern keinen Spaten durch den Leib jagten. Und ein solches Gerät ragte ganz zweifellos aus den morgenfeuchten Innereien des Schäfers.
Miss Maple war das klügste Schaf von ganz Glennkill. Manche behaupteten sogar, sie sei das klügste Schaf der Welt. Doch niemand konnte das nachweisen. Es gab zwar einen jährlichen Smartest-Sheep-of-Glennkill-Contest, doch Maples außerordentliche Intelligenz erwies sich gerade darin, dass sie an solchen Wettbewerben nicht teilnahm. Der Gewinner verbrachte nach seiner Krönung mit einem Kranz aus Klee (den er anschließend fressen durfte) mehrere Tage auf einer Tournee durch die Pubs der angrenzenden Orte. Dort musste er immer wieder das Kunststück aufführen, das ihm irrtümlich seinen Titel eingebracht hatte, blinzelte in den Tabaksqualm, bis ihm die Augen tränten, und wurde von den Menschen so lange mit Guinness abgefüllt, bis er nicht mehr richtig stehen konnte. Außerdem machte ihn von da an sein Schäfer für jeden Schabernack verantwortlich, der auf der Weide geschah: Der Schlauste war immer der Hauptverdächtige.
George Glenn würde nie wieder ein Schaf für etwas verantwortlich machen. Er lag aufgepfählt nahe des Feldwegs, und seine Schafe beratschlagten, was nun zu tun sei. Sie standen zwischen dem wasserblauen Himmel und dem himmelblauen Meer an der Steilküste, wo man das Blut nicht riechen konnte, und fühlten sich verantwortlich. »Er war kein besonders guter Schäfer«, sagte Heide, die noch fast ein Lamm war und die nicht vergessen konnte, dass George nach dem Winter ihren stattlichen Lämmerschwanz kupiert hatte. »Genau!« Das war Cloud, das wolligste und prächtigste Schaf, das man sich vorstellen konnte. »Er hat unsere Arbeit nicht geschätzt. Die norwegischen Schafe machen es besser! Die norwegischen Schafe haben mehr Wolle! Er hat sich Pullover von fremden Schafen aus Norwegen schicken lassen - eine Schande, welcher andere Schäfer hätte seine Herde so gekränkt!« Es entspann sich eine längere Diskussion zwischen Heide, Cloud und Mopple the Whale. Mopple the Whale bestand darauf, dass die Güte eines Schäfers sich schließlich an Futtermenge und -qualität erweisen würde und dass es hier nichts, aber auch gar nichts gegen George Glenn zu sagen gäbe. Schließlich einigte man sich darauf, dass der ein guter Schäfer sei, der niemals den Lämmern die Schwänze kupiert, keinen Schäferhund einstellt, Futter in Hülle und Fülle verabreicht, vor allem Brot und Zucker, aber auch gesunde Sachen wie Kräuter, Kraftfutter und Rüben (ja, sie waren alle sehr vernünftig) und sich ganz und gar in die Produkte seiner eigenen Herde kleidet, etwa mit einem Ganzkörperfell aus gesponnener Schafswolle. Das würde dann sehr schön aussehen, beinahe so, als sei er auch ein Schaf. Natürlich war allen klar, dass ein solch vollkommenes Wesen auf der ganzen Welt nicht zu finden war. Aber ein schöner Gedanke war es trotzdem.
[INDENT][SIZE=1] Quelle: www.buch.de [/SIZE][/INDENT]
AW: Buchempfehlung - Glennkill
ja das buch hatte ich auch schon ein paarmal in der hand, konnte mich aber bis dato noch nicht zum kauf hinreissen lassen …
von mir aus hättest du das auch im buchbereich posten können … sooooo eng sehe ich die regel ja nicht …