AW: Der verlassene Turm
"Ja, das kann ich verstehen. Erdelementare zeigen sich sehr selten von alleine, besonders große wie Bob. Es ist sowieso eigenartig, das er so weit oben wohnt und einen Fleischlingbau besetzt hat, statt eines Berges, wenn schon oben.
Man kann sagen, je größer und schwerer der Erdelementar, desto tiefer wohnt er normalerweise. Nur die Kleinen sind weiter oben, gucken sich die Welt an, wie Sandkörner und lassen sich beschwören. "
Jaja, der gute alte Bob. Adamantu kannte sie alle, da unten. Das war schließlich sein Job, so als Tiefensänger des flüssigen Kerns. Und schließlich war er selbst ja einer dieser Untypischen, schon weil er als Obsidianer herumlief und das bereits ziemlich oft.
Aber Adamantu mochte gern auf der Welt sein und Bob mochte halt Türme.
Türme mit Rasierwein sogar noch lieber.
Jedem das seine.
“Sicher, verehrte Nachtschwarze, wir können anfangen.”
Dann gingen sie nach oben. Also ganz oben, ins oberste Stockwerk und die Steine samt Rubin folgten brav dem Elementaristen.
Oben sah es allerdings noch etwas trostlos aus, was kein Wunder war, da Thevita Platz für ihre Pflanzen brauchte. Darum stand hier sogut wie nichts. Platz war also da, nur kein Licht, da es lediglich vier Trumfenster gab, die aber im Grunde bloß aufgeblasene Schließscharten waren.
Damit war hier kein Gewächshaus zu machen, außer man bevorzugte Pflanzen, die im Dunklen wuchsen. Aber solche gabs ja auch.
“Bob ?”
Adamantu fragte in die Luft und diesmal materialisierte sich der elementare Hausbesetzer als Gesicht in der Decke.
“Gehts los, Adi ?”
“Wir können.”
“Also gut, was soll ich tun ?”
Der Obsidianer sah kurz zu Thevita rüber und antwortete dann.
“Etwas mehr Sonne wäre nicht schlecht.”
“Sonne ?”
“Größere Fenster.”
“Fenster…, nagut. Wieviele ?”
“Ähhm, eins.”
“Eins ?”
“Ja, eins. Nur rundrum.”
“Ahhhh, dann hätte ich nicht mehr nur ein Kleid, sondern auch einen Hut ! Das gefällt mir.”
Dann legten die Beiden los und Thevita konnte nur zugucken, denn die Steinwesen hatten offenbar schon entschieden, was sie tun wollten.
Und das beinhaltete, das die Steine anfingen aus der Mauer zu klettern und sich zu ihrer ganz eigenen Musik, zu einer Säule in der Mitte zu formen, damit etwas das Dach hielt.
[MI]http://www.youtube.com/watch?v=IWwYZTpVqXg[/MI]
Bob sagte seinen Steinen wo sie hin sollten und Adamantu verschmolz sie dann so, das sie eine unnatürliche Festigkeit besaßen. Thevita hatte sowas sicherlich schon gesehen, da sie aus einer Reich kam, in dem die Formung von Steinen zu Häusern, Schlößern und Burgen eine Normalität darstellte.
Allerdings konnte sie auch sehen, das jemand aus dem Unterreich eine ganze Menge hätte zahlen müssen, um eine derartige Qualität auch bloß gut nachgemacht zu bekommen.
Die jetzt vorhandene Mittelsäule sah ganz natürlich aus, als ob sich ein Stalagmit und ein Stalagtit die Zeit genommen hätten, sich hier entgegenzuwachsen.
Das Dach war aber nun weiter oben als zuvor. Eigentlich hatte der Turm nun sogar eine zusätzliche Etage bekommen, denn an der Mittelsäule führte eine Wendeltreppe etwa drei Meter hoch, bis zu einem völlig neuen Stockwerk, das aus einer kreisrunden Terasse bestand. Weiterhin war die Säule mit Lichtquarzen bestückt, die auf Wort oder Berührung an und ausgingen.
Eigentlich ganz hübsch, wie auf dem Turm nun ein gewaltiger Pilz wuchs.
Sollten hier allerdings jemand versuchen einen Nagel in die Säule zu hauen oder ein Loch zu bohren, würde es viele flüche über kaputtes Werkzeug bei den Arbeitern geben. Die magische Verstärkung der Turmsteine war Profiarbeit.
Als die zwei Steinigen schließlich fertig waren, was etwa eine Stunde gedauert hatte, schienen sie sich daran zu erinnern, für wen sie das Brimborium überhaupt veranstalteten und schauten neugierig zur Dunkelelfe.
“Und ?”
Fragten beide synchron.