[SIZE=“3”]Der Morgen graute! Nebel, überall Nebel! Und dick wie Graupensuppe. Im Hintergrund sollte man eigentlich das schnell ansteigende Land erkennen können, doch auch da war heute nur graue Suppe. Ebenso wie in die andere Richtung, wo man an normalen Tagen die Sonne über dem Wasser aufgehen sah. Heute sah man höchstens die Muscheln vor den eigenen Füßen hier am Stand von Fuchsdorf. Der Nebel war ungewöhnlich für diese Jahreszeit, obwohl der Frühling schon noch 3 Wochen entfernt war. Aber auch der Sturm, der die letzten drei Tage heftig hier an der ganzen Küste entlang getobt hatte, war ungewöhnlich. So wie das Jahr ungwewöhnlich begonnen hatte vor etwas mehr als zwei Monaten mit den ganzen Lichtern am Nachthimmel. So weit südlich sah man diese Lichter sonst eigentlich nicht.
Irgendwo säuselten die Wellen des Perlenmeeres ihr leises Lied auf dem Sand. Irgendwo! Denn in diesem Nebel konnte man die Richtung eines Geräusches nicht genau bestimmen. Deswegen war im ersten Moment auch das leise Stöhnen nicht auszumachen, das an das Ohr von Eluned drang. Eluned war erst vor ein paar Tagen auf ihrer Suche nach Sholto in Fuchsdorf angekommen. Der aufziehende Sturm hatte ihre Weiterreise unterbrochen und eigentlich war Eluned für diese Pause auch dankbar. Konnte sie doch endlich mal durchatmen. Heute morgen hatte sie das erste Mal seit drei Tagen nicht mehr das Heulen des Sturmes vernommen und irgendein seltsames Gefühl hatte sie in dieser frühen Morgenstunde nach draußen an den Strand gezogen. Ihre langen roten Haare trug sie offen. Sie hatte sich an diesem Morgen nicht die Zeit genommen, sich zu frisieren.
Eluned sah sich um. Sie richtet ihren 1,78 m großen, drahtigen Körper auf und konzentrierte sich. Verdammt! Wo kam das Stöhnen und das Säuseln der Wellen nur her? Dort ein dunkler Fleck. Eluned ging darauf zu. Sie hatte gelernt, dass es manchmal angebracht war, nicht zu voreilig zu sein. Der Fleck entpuppte sich als ein Bündel zerrissener Kleidung und beim Näherkommen dieses wiederrum als ein elendiges Häuflein Mensch. Eluned ging in die Knie und dreht das Bündel auf den Rücken. Sie sah in die grünen Augen einer jungen Frau, deren Aussehen sehr fremdartig wirkte. Trotz der Blässe und der Schrammen im Gesicht der jungen Frau erkannte Eluned einen dunklen, samtigen Teint. Die tiefroten, zarten Lippen waren aufgerissen und sie hustete Wasser. Ihre Haare waren schulterlang und schienen normalerweise gewellt zu sein, doch durch die Nässe war davon nicht mehr viel zu erkennen. Als Eluned sie sanft in den Arm nahm, stammelte die zierliche Frau “Danke, ich heiße … Luca …” Dann fiel sie in Ohnmacht. [/SIZE]