Die Geschichte beginnt ....

[SIZE=“3”]Der Morgen graute! Nebel, überall Nebel! Und dick wie Graupensuppe. Im Hintergrund sollte man eigentlich das schnell ansteigende Land erkennen können, doch auch da war heute nur graue Suppe. Ebenso wie in die andere Richtung, wo man an normalen Tagen die Sonne über dem Wasser aufgehen sah. Heute sah man höchstens die Muscheln vor den eigenen Füßen hier am Stand von Fuchsdorf. Der Nebel war ungewöhnlich für diese Jahreszeit, obwohl der Frühling schon noch 3 Wochen entfernt war. Aber auch der Sturm, der die letzten drei Tage heftig hier an der ganzen Küste entlang getobt hatte, war ungewöhnlich. So wie das Jahr ungwewöhnlich begonnen hatte vor etwas mehr als zwei Monaten mit den ganzen Lichtern am Nachthimmel. So weit südlich sah man diese Lichter sonst eigentlich nicht.

Irgendwo säuselten die Wellen des Perlenmeeres ihr leises Lied auf dem Sand. Irgendwo! Denn in diesem Nebel konnte man die Richtung eines Geräusches nicht genau bestimmen. Deswegen war im ersten Moment auch das leise Stöhnen nicht auszumachen, das an das Ohr von Eluned drang. Eluned war erst vor ein paar Tagen auf ihrer Suche nach Sholto in Fuchsdorf angekommen. Der aufziehende Sturm hatte ihre Weiterreise unterbrochen und eigentlich war Eluned für diese Pause auch dankbar. Konnte sie doch endlich mal durchatmen. Heute morgen hatte sie das erste Mal seit drei Tagen nicht mehr das Heulen des Sturmes vernommen und irgendein seltsames Gefühl hatte sie in dieser frühen Morgenstunde nach draußen an den Strand gezogen. Ihre langen roten Haare trug sie offen. Sie hatte sich an diesem Morgen nicht die Zeit genommen, sich zu frisieren.

Eluned sah sich um. Sie richtet ihren 1,78 m großen, drahtigen Körper auf und konzentrierte sich. Verdammt! Wo kam das Stöhnen und das Säuseln der Wellen nur her? Dort ein dunkler Fleck. Eluned ging darauf zu. Sie hatte gelernt, dass es manchmal angebracht war, nicht zu voreilig zu sein. Der Fleck entpuppte sich als ein Bündel zerrissener Kleidung und beim Näherkommen dieses wiederrum als ein elendiges Häuflein Mensch. Eluned ging in die Knie und dreht das Bündel auf den Rücken. Sie sah in die grünen Augen einer jungen Frau, deren Aussehen sehr fremdartig wirkte. Trotz der Blässe und der Schrammen im Gesicht der jungen Frau erkannte Eluned einen dunklen, samtigen Teint. Die tiefroten, zarten Lippen waren aufgerissen und sie hustete Wasser. Ihre Haare waren schulterlang und schienen normalerweise gewellt zu sein, doch durch die Nässe war davon nicht mehr viel zu erkennen. Als Eluned sie sanft in den Arm nahm, stammelte die zierliche Frau “Danke, ich heiße … Luca …” Dann fiel sie in Ohnmacht. [/SIZE]

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[SIZE=“3”]Der Nebel bedeckte alles mit winzigen kalten Tröpfchen. Auch die merkwürdig dunkle Haut des Mädchens in meinen Armen. Wie lange hatte sie wohl schon hier gelegen, bevor ich sie fand?
Ich strich ihr behutsam die Haare aus dem Gesicht, um die Stelle am Hals zu finden, an der man den Puls am besten fühlen konnte. Meine schmale, weisse Hand bildete einen seltsamen Kontrast zu ihrer dunklen Haut. Schließlich fand ich ihn. Er war etwas zu schnell und hätte kräftiger sein können. Kein Zweifel, sie war erschöpft, aber sie lag nicht im Sterben. Sie atmete flach, und als ich mein Ohr auf ihre Brust legte, hörte ich, wie es in ihrer Lunge rasselte. Das würde eine schöne Erkältung geben. Mindestens.

Mit einiger Dankbarkeit erinnerte ich mich an Sholtos Lektionen über den menschlichen Körper und noch im selben Moment verfluchte ich ihn, weil er so einfach verschwunden war. Nicht mal Flann, dieses große gescheckte Pferd hatte er mitgenommen!
„Bei Galeds garstigen Schwestern!“ Ich biß mir auf die Lippe, jetzt war nicht die Zeit, um darüber nachzudenken.
Sanft ließ ich die junge Frau aus meinen Armen wieder auf den sandigen Boden gleiten und betrachtete dabei den von den Resten ihrer Kleidung kaum verhüllten schmalen Körper, suchte nach weiteren Schrammen oder Schlimmerem. Erneut betastete ich ihren Kopf, diesmal, um festzustellen, ob unter den Abschürfungen vielleicht noch schwerwiegendere Verletzungen verborgen waren. Gut dass sie nicht bei Bewusstsein war. Das würde vermutlich wehtun.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Anscheinend weckten Eluneds Berührungen Lucas Lebensgeister. Sie schlug die Augen wieder auf.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Langsam öffnete ich die Augen. Ich konnte nicht richtig erkennen, wo ich mich befand, um mich herum nur grelles, kaltes Licht. Plötzlich verspürte ich einen leichten Brechreiz und beugte mich zur Seite. Ich spürte wie sich das salzige Wasser durch meine Lungen drückte und ich hustete. Dann sank ch wieder zurück auf den sandigen Boden, verspürte jedoch eine Präsenz. So blinzelte ich und schlug die Augen abermals auf. Und dann, dann erkannte ich das GEsicht der Fremden. Ich zuckte und starrte meine Gegenüber an. Sie machte nicht den Eindruck, als hätte sie böse Absichten…

Während ich in dem Sand lag, hörte ich erst ganz leise, dann immer lauter den Klang der Wellen. Das Rauschen erfüllte mich und ich blickte panisch in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Ich stüzte mich auf die Hände und strauchelte rückwerts. Weg, ich wollte nur weg! Weg von diesem Geräusch, weg vom Meer.
Ich taumelte und fiel zurück in den Sand, jetzt erst bemerkte ich meine kaputten Kleider, meine leichten Schrammen, die Schmerzen. Ich runzelte die Stirn, hob meinen Arm und betrachtete diesen. Dann fiel mein Blick zurück auf die Fremde. Ich erinnerte mich, sie war es, die mich stüzt, bevor meiner Ohnmacht.

Wo war ich? Wo bin ich nur gelandet, und wie kam ich hierher. Fragen drängten sich mir auf, Fragen, auf die ich keine Antworten wusste… Langsam dämmerte es mir, dass ich mich so garnicht an etwas aus den letzten Tagen erinnern konnte. Was war nur geschehen?
Und erneut richtete ich die Augen auf die Fremde, welche wohl noch immer im Sand kniete. “Wo…Wo?” mehr konnte ich nicht sagen, denn ich verspürte einen stechenden Schmerz an meiner Schläfe…[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Ah, das Mädchen kam wieder zu sich. Und sie hustete das Meerwasser wieder aus. Das war gut. Vielleicht würde sie ja doch nicht krank werden.
Als sie jedoch mit einem zuerst verwirrten und dann panischen Ausdruck auf ihrem Gesicht reagierte, als sie das Meer bemerkte, begann ich mich etwas um ihre geistigen Gesundheit zu sorgen.
Was immer ihr auch zugestossen war, hatte wohl tiefere Spuren hinterlassen, als die paar äusserlichen Kratzer.

Ich sah den Strand hinunter mit der vagen Absicht, vielleicht etwas zu entdecken, was mit der jungen Frau an diese raue Küste gespült worden war. Seltsames Treibgut. Normalerweise findet man zu dieser Jahreszeit Bernstein zwischen den Felsen im Wasser. Junge Frauen waren etwas Neues. So wie der ungewöhnlich heftige und langdauernde Sturm. Das war sicher kein Zufall.
Der dicke, kalte Nebel machte mein Vorhaben zunichte. Da, wo das Meer sein sollte, waberten nur graue Schwaden. Sogar das Geräusch der Wellen schienen sie zu dämpfen. Vielleicht später am Tag, wenn sich der Nebel gehoben hätte und die Sonne wieder zu sehen war, würde ich zurückkommen. Nach weiteren angespülten Absonderlichkeiten suchen.

Ein Geräusch neben mir, liess mich meine Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen zuwenden. Unbeholfen wie ein neugeborenes Fohlen versuchte sie, sich zu erheben und - wegzulaufen? Ich hatte schon einen Arm ausgestreckt, um sie zu stützen, als sie taumelig in den Sand zurückfiel. Das schien sie zur Besinnung zu bringen. Der Ausdruck von Panik wich von ihrem Gesicht und hinterliess grüblerische Nachdenklichkeit. Neugierig beobachtete ich sie.

“Wo…Wo?” stammelte sie, als sie mir schliesslich in die Augen sah.
“Am Ufer des Perlenmeeres und ein paar hundert Schritt von Fuchsdorf entfernt.” Ich erhob mich und streckte ihr beide Hände entgegen, um ihr aufzuhelfen. “Du solltest mir an einen wärmeren Ort folgen…Luca.”[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Luca sah Eluned verständnislos an. Diese Sprache - vollkommen unbekannt! Ihr wurde bewußt, dass sie die rothaarige Frau vorhin auf kroatisch angesprochen hatte. Wie dumm von ihr, zu glauben, mann könnte diese Sprache hier an einer fernen Küste beherrschen. “Ich heiße Luca”, sagte sie erneut, diesmal auf französisch.

Durch Eluneds Gesicht zuckte ein Funke der Erkenntnis. Diesmal hatte sie das Mädchen verstanden. Das war die Sprache der “Weißen Händler”, die Sholto sie gelehrt hatte. Aber ihre Hautfarbe war so anders, als Eluned sie sich bei einem “Weißen Händler” vorgestellt hatte. Ob es wohl dort, wo diese Händler herkamen, noch ganz andere Länder gab?. Das Mädchen musste von weit her stammen. Sholto hatte ihr gesagt, einen “Weißen Händler” zu treffen, wäre ein Glücksfall in einem Leben. Meistens würde sich das eigene Leben extrem ändern, sollte das jemals passieren. Anscheinend war Eluned nun etwas ganz anderes passiert. Ein Mädchen, dass eine seltsame Hautfarbe hatte und doch die Sprache der “Weißen Händler” sprach.

Egal! Sie kramte in ihren Erinnerungen und brachte die Worte “Und ich bin Eluned.” in dieser Sprache hervor und lächelte Luca dabei an.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Eluned? Ich runzelte die Stirn, musste sie jedoch gleich wieder entlasten, da sie höllisch Schmerzte. Eluned, was ist das für ein Name? Ich erinnerte mich an eine frühere Vergangenheit, und kurz musste ich lächeln. Namen sagten garnichts, sie waren nur dazu da um Dinge, die man nicht kannte, bei etwas zu rufen. Ich blickte erneut in das fremdliche Gesicht, welches mir freundlich entgegen kam.
Als die weibliche Person mir auf mein Gestammel antwortete, blickte ich sie nur fragend an. Ich verstand sie nicht. Ich konnte lediglich die Namen Perlenmeer, und Fuchsdorf verstehen, doch der Rest blieb mir verborgen.

Als sich die junge Frau leicht nach unten beugte, und mir ihre Hände entgegenhielt, beäugte ich diese misstrauisch. Kurz nachdem sie auf mein Gestammel geantwortet hatte, sagte sich noch etwas. Woher kann ich denn sicher sein, dass ich nicht in einen Hinterhalt gelandet bin? Wo bin ich überhaupt gelandet!? Durch die ganze Aufregung, die ganzen Gefühle und Ängste in mir, hatte ich mir bis jetzt noch keinerlei Gedanken über diesen Ort gemacht. Ich überlegte angestrengt doch wollte mir kein bekanntes Land einfallen, indem es ein Perlenmeer, oder das Wort Fuchsdorf gab. Wo also befand ich mich zurzeit?

Die Erinnerungen wollten auf sich warten lassen. Ich hatte noch immer keinerlei Wissen darüber, wie ich hierher, und an dieses Strand gekommen war. Logische Schlussfolgerung war natürlich, dass ich mich auf See befunden hatte, weswegen -keine Ahnung, und dort eventuell Schiffbruch erlitten hatte? Vielleicht wurde das Schiff auch angegriffen? Oder ist es auf ein Riff gelaufen und dort zerschellt?
Erneut purzelten die Fragen durch meinen schmerzenden Kopf und Eluned stand noch immer vor mir. Kurz schloss ich energisch die Augen um etwas Ruhe in meinem Kopf zu bekommen, dann blickte ich die Unbekannte an, musterte sie abschätzend und entschied mich dafür, ihrer Einladung, ihr zu folgen, welche die beiden Hände wohl zu bedeuten hatten, anzunehmen.

So legte ich meine Hände in die ihrige und kam somit auf die Beine. Wackelig stand ich einige Sekunden lang da und klammerte mich hilflos wie ein Baby bei ersten Geh-Übungen, bei der Frau fest. Anscheinend habe ich längere Zeit im Wasser und hier am Strand verbracht. Mit viel Mühe bewegte ich meine Beine und musste mich zusammenreißen, nicht wieder umzufallen.
Ein hilfeloses, aber dennoch dankbares Lächeln huschte über meine Lippen , dann sah ich schweigend und ernst zum Horizont.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Oje. Das würde schwierig werden! Ich seufzte innerlich. Mein französischer Wortschatz beschränkte sich auf nur wenige Worte und wichtige Phrasen. Aber anderes war nun ohnehin wichtiger. Als Luca mir ihre Hände gab, bemerkte ich, wie schwach sie war und wie kalt. Nachdem sie ein paar sehr unsichere Schritte in dem tiefen Sand gemacht hatte, wären wir beinahe gemeinsam bei einem Straucheln gestürzt. Also fasste ich sie mit einem Arm fest um die Taille und legte einen ihrer Arme um meine Schulter, wo sie sich denn auch festklammerte.

Zusammen wankten wir über die Dünen. An den dürren Sanddornsträuchern hingen noch ein paar bräunliche, verschrumpelte Beeren, die irgendwie den Winter überlebt hatten. Im Vorbeigehen rupfte ich sie von den Zweigen und steckte sie mir in die Tasche. Mein morgendlicher Ausflug hatte zwar eine unerwartete Wendung erfahren, aber das war kein Grund mein eigentliches Vorhaben aufzugeben. Als wir in einer Senke angelangt waren, blieb ich stehen und bedeutete Luca einen Moment zu warten. Ich legte meinen braunen Wollumhang von den Schultern und legte ihn Luca um die Schultern. Sie hatte ihn im Augenblick nötiger als ich.

Zwischen den Dünen wehte fast kein Wind, nur die trockenen Binsen raschelten unter meinen blossen Füßen als ich tiefer in die Senke hinunterging. Dort hatte sich Brackwasser gesammelt und ich entdeckte dort, was ich gesucht hatte: Queller – eine fleischige, rötlichbraune Pflanze. Ich nahm mein Messer vom Gürtel und schnitt die Spitzen der etwa einen Fuss hohen Gewächse ab. Als ich zwei Hände voll gesammelt hatte, steckte ich das Messer weg und packte das Gemüse in ein Netz an meinem Gürtel.

Als wieder bei Luca ankam, zeigte ich ihr meine Beute: “C’est Salicorne” Es ist immer wichtig, zu wissen, wie Sachen heissen, die man essen kann![/SIZE]

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[SIZE=“3”]Dankbar ließ ich mich in der kleinen Senke nieder um etwas auszuruhen. Mein Blick galt dem Weg, den wir zurückgelegt hatten, und keine beachtliche Länge aufwies. Ich musste wirklich lange im Wasser gewesen sein, wenn ich die einfachsten Wege nichtmehr richtig schaffte, ohne Pause. Ich verspürte, wie sich ein betrübter Schleier um mein Gemüt schlängelte. Die Ungewissheit was passiert war, ertrug ich keine Sekunde länger. Das Meer habe ich stets geliebt, die Adria war für mich immer der Ort, wo ich in jeder freier Sekunde gewesen bin. Und jetzt soll ich angst davor haben? Unbewusst schüttelte ich den Kopf.

Als Eluned ihren Mantel abnahm, und mir um die Schultern legte, schenkte ich ihr ein vages, aber nicht minder dankbares Lächeln. Sie sollte nicht glauben, dass ich undankbar wäre, doch nach Lächeln war mir einfach nicht zumute.
Stumm hockte ich in der Senke, geschützt von dem pieksigem Gesträuch, und vor dem rauem Wind sicher. Meine Gedanken überschlugen sich beinahe. Ich dachte an die Zeit bevor ich das Gedächtnis kurzfristig verloren hatte. Ich dachte an Frankreich, an Kroatien, an England und an Portugal. Ich dachte an bestimmte Personen, denen ich begegnet bin. Ich erinnerte mich an die Zeit, in der ich jemandem geholfen hatte, sein Leben auf die Reihe zu bekommen, und daran, das dieser vermutlich schon lange Tod ist.

Plötzlich erhellte sich meine Stimmung. Das war es doch, oder nicht? Ich trat die Reise auf das Meer an, um dem zu entfliehen was mich in Portugal so unbahrmherzig jagte. - Die Schuld. Sicher, das war kein Grund sich jetzt besser zu fühlen, ganz und garnicht, aber ich erinnerte mich langsam wieder, und das bedeutete nur Gutes. Als Eluned wieder zurück kam, und mir eine seltsame Frucht entgegen hielt, hob ich nur fragend eine Augenbraue.
Was war das? Ich nickte jedoch stumm, lächelte kurz und erhob mich dann erneut. Diesesmal ging es schon besser, ich schien mich doch schneller zu erholen als erwartet. Doch ein Gedanke ließ mich nicht los,
wo um alles in der Welt war ich nur gelandet?! Hier… am Perlenmeer, nicht weit von Fuchsdorf entfernt…[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Luca sah mich fragend an, als ich ihr ihr Frühstück entgegenhielt. War offenbar nichts, was sie kannte. Das würde sich bald ändern. In diesem kargen Land zu dieser Jahreszeit etwas Essbares zu finden, war – nunja – zwar nicht wirklich schwer, wenn man wusste, wonach man suchen musste. Aber Abwechslung auf dem Teller durfte man nicht erwarten. Ich packte den Meeresspargel also wieder weg. Ich würde ihn dem Wirt vom “Tanzenden Fisch” geben, damit er ihn kochen könnte. Queller schmeckte eigentlich gar nicht schlecht. Er hatte den leicht pfeffrigen Geschmack, den die meisten salzliebenden Gewächse haben und passte hervorragend zu dem alten Schaf, dass der Wirt schon seit drei Tagen servierte.

Vorsichtig nahm ich Luca wieder am Arm, um sie zu stützen. Als wir so unseren Weg zum “Tanzenden Fisch” fortsetzten, ging mir der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass das gestrandete Mädchen so gar nichts mit den “Weissen Händlern” gemein hatte, von denen mir Sholto – möge seine Seele für immer zu den äusseren Winden fahren – erzählt hatte. Vielleicht. Vielleicht war sie auch nur jemand der viel herumkam. Ich beschloss, es nochmal mit einer anderen Sprache zu versuchen, mit Rotwelsch. Der Sprache des fahrenden Volkes, der Diebe und Zigeuner - die Sprache, mit der ich aufgewachsen war: “Woher kommst Du?”[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Eine ganze Weile schritt ich neben Eluned her, ohne das wir ein Wort sprachen. Das seltsame Zeug, hatte die Fremde in ihre Tasche verschwinden lassen, und ich konnte nicht drumherun mir auszumalen wie es vermutlich schmecken würde. Seit ich nunmehr 14 Jahre alt war, lebte ich allein und ohne Familie. Ich schlug mich durch viele Gefahren, und erlebte soviel schönes. Was würde dieses “Abenteuer” für mich bereit halten? Etwas schönes, oder etwas grauenhaftes?

Die düsteren Gedanken, die jedoch notwendig waren, vertrieb ich mit einem innerlichem zur Ordnung rufen. Ich fragte mich, wohin sie mich bringen würde. Wie es dort aussah, und ob ich nicht vielleicht doch die Hilfe der Frau neben mir ausschlagen sollte. Wer wusste schon was passieren würde? Wir sprachen ja nicht einmal die gleiche SPrache, und da sollte ich mir sicher sein, dass sie mir sicherheit gab?
Seufzend blickte ich auf, als Eluned begann mich auf einer anderen Spache anzureden. Durch das viele Reisen, war sie mir nicht unbekannt, doch sprechen, konnte ich sie nun wirklich sehr sehr schlecht. Ich brauchte also eine ganze Weile, bis ich entschlüsselt hatte, was Eluned mir eigentlich sagen wollte, oder eher - mich gefragt hatte.

Wie sagte ich ihr nur, was sie wissen wollte? Ich konnte mich beim besten Willen nicht erinnern, was hieß “ich komme aus…” und so entschied ich mich, ihr nur den Namen zu nennen. Entweder würde sie verstehen, oder nicht.
So blickte ich sie seitlich an und meinte langsam “Kroatien”. Entschied mich dann jedoch auf Französisch zu sagen “Dort wurde ich geboren, doch meine reise trat ich von England aus an…”
Ich war mir nicht sicher, dass sie verstanden hatte was ich ihr zu sagen versuchte. Doch etwas anderes als es zu versuchen, konnte ich nicht und somit folgte ich ihr weiter, stüzte mich jedoch nichtmehr allzu sehr auf sie, da ich spüren konnte, wie es mir mit jedem Schritt besser ging.

Mich überkam ein merkwürdiges Gefühl, während wir so schweigend nebeneinander hergingen. So blieb ich stehen, und drehte den Kopf in Richtung Strand. Der Wind konnte nicht drumhrum, meine Haare aufzuwühlen und herumzuwirbeln. Sie hob ich eine Hand, strich mir die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht und blickte suchend, ja suchend, zum Firmament. Irgendein Gefühl sagte mir, dass ich nicht hiersein sollte. Das ich hier fehl am Platze bin. Doch ich erkannte nichts, was dafür sprach, und so runzelte ich nur die Stirn, schüttelte langsam den Kopf und blickte Eluned knapp an. Ich versuchte es zu verbergen, doch vermutlich erkannte sie die Unsicherheit in meinen Augen, die Traurigkeit, und die Ungewissheit.
Ich lächelte zaghaft und ging dann einige Schritte, ohne Eluned weiter. Ich hatte sie losgelassen und brauchte ein Paar Sekunden für mich.
So setzte ich den Weg, der offensichtlich für eine ganze Weile nur gradeaus ging, fort.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Während sie so nebeneinander her schritten, sah Eluned Luca erneut ins Gesicht. Was war das? Die Schramme auf Lucas Wange sah ganz anders aus als noch vor ein paar Minuten. Anstatt wie üblich zu verschorfen, sonderte die Wunde jetzt eine milchig weiße Flüssigkeit ab. Rund um die Wundränder hatten sich winzige grüne Pünktchen und Pickelchen gebildet. Das sah nicht gut aus. Und Eluned hatte so etwas auch noch nie zuvor gesehen. Anscheinend schien Luca nichts zu bemerken und offensichtlich hatte sie auch gar keine Schmerzen. Eluned wollte sich gerade wieder abwenden, als Luca ihren seltsamen Blick bemerkte.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Offenbar hatte Luca mich verstanden. Aber ob es nun die Sprache war oder sie nur geraten hatte…nun es spielte keine Rolle. Wir würden auf jeden Fall einen Weg finden, miteinander zu reden. Ihre Antwort kam wieder in der Sprache der Weissen Händler. Diesmal jedoch versuchte ich vergeblich, einen Sinn in die wenigen Worte zu bringen, die ich verstand. Wenn es eine Antwort auf meine Frage war, dann bezeichneten die beiden Namen, die sie nannte, Orte oder Länder, die ich nicht kannte.

Ich war schon ein wenig herumgekommen. Eire, meine Insel, hatte ich schon vor vielen Jahren verlassen. Damals, als Sholto mich aufgelesen hatte. – Dem Mistkerl sollte eine zweite Nase wachsen.
Seither hatte ich viele Länder gesehen und noch mehr kannte ich aus den Geschichten anderer Reisender, denen wir begegneten. Schon lange hatte ich keine neuen Namen mehr gehört. Luca musste aus weit entfernten Regionen kommen.

Schweigend und nachdenklich betrachtete ich sie, als sie plötzlich stehenblieb und sich von meinem Arm löste und zurückschaute zum Meer, zum Horizont. Als wären dort Antworten auf Fragen, die ich nicht kannte.

Sie wirkte so verloren, so…ich erstarrte. Mein Blick war auf die kleine Wunde auf Lucas Wange gefallen, und was ich sah, jagte mir mehr Furcht ein, als alle Schrecken, die mir auf meinen Reisen bisher begegnet waren. Es war absolut unnatürlich, so ein weisses Zeug sollte nicht aus frischen Verletzungen herauslaufen. Und ich hatte noch nie eine derartige Verfärbung der Haut an lebenden Menschen gesehen.
Das ging nicht mit rechten Dingen zu. Entsetzt trat ich einen Schritt zurück.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Ich bemerkte zunächst den Blick von Eluned nicht. Doch als ich mich umwandte, um zu sehen wo sie blieb, konnte ich noch einen Augenblick ihren etsetzten Gesichtsausdruck wahrnehmen, ehe sie sich verbissen abwandte. Ich runzelte die Stirn und ging instinktiv mit meiner Hand an mein Gesicht. Ich spürte die Flüssigkeit und zuckte zurück, betrachtete meine Finger an denen die selbe weiße Flüssigkeit klebte, wie an Schläfe. Ich verzog das Gesicht und sah mich verängstigt um.

“was… was…was ist das!?” rief ich panisch aus und wischte mir mehrmals hektisch über die Wange. “Was zum teufel geht hier vor?!” rief ich aus. Diesesmal aber instinktiv in meiner Heimatsprache - kroatisch. Es war mir im Moment egal ob Eluned mich verstand, es dürfte wohl nicht schwerfallen zu erraten was ich meinte. Nachdem ich etwas Ruhe gefunden hatte, ließ ich mich in den Sand fallen und schlug die dünen Arme um meine angewinkelten Knie. Ich hatte genug, das verstand ich alles nicht und begriff nicht was hier mit mir geschah. Ich war in einem mir fremdem Land, ich habe keine Ahnung wie ich hierhergekommen, meine Wange schien sich irgendwie seltsam zu entzünden, und ich verstand nichtmal die SPrache an diesem Ort.

Die Augen schließend vergrub ich mein Gesicht zwischen den Knien, und legte meine Stirn auf diese. Ich wollte nichtmehr mit eluned gehen. Eigentlich wollte ich nun das Schiff suchen, welches mich hierher brachte und zurück nach Frankreich, oder England segeln. Aber hier wollte ich nicht bleiben. Nichts kam mir bekannt vor, ausser der tiefe Ozean, das Gras und der Sand. Aber selbst die Frucht die man mir vorgesetzt hatte, selbst die Sprache, das Erscheinungsbild von Eluned, ich merkte deutlich die scharfen Unterschiede, und fühlte mich mit jeder Sekunde mehr und mehr verloren… [/SIZE]

[SIZE=“3”]Mittlerweile wurde der Nebel dicker. Anscheinend kam er herunter. Falls die Sonne schon stark genug war, konnte dies bedeuten, dass es heute noch ein schöner Tag werden würde. Aber momentan brachte die feuchte Luft bei diesen Temperaturen die beiden Frauen eher zum Frösteln. Die ersten Häuser des Dorfes waren wohl nur noch 100 Schritte entfernt. Im “Tanzenden Fisch” würde es gemütlich warm sein.[/SIZE]

[SIZE=“3”]Ob Lucas Gefühlsausbruches fühlte ich mich ein wenig hilflos. So stand ich erst einmal da, hörte mir die Tirade in ihrer fremden Sprache an und überlegte, was nun wohl als nächstes zu tun wäre. Gasthaus, warme Kleider, Nahrung, Schlaf – das schien mir ein guter Plan für Luca zu sein. Ich würde die Zeit nutzen, um ein paar Informationen einzuholen. Und nochmal den Strand abzusuchen.

Aber Luca saß schon wieder im Sand. Und jetzt hatte sie auch noch angefangen zu weinen. In meinem Innern stritten gerade Ärger und Mitleid miteinander. Ärger, weil ich so unversehens in diese Situation geraten war, die mir ganz und gar nicht behagte, und weil ich nicht wußte, wie ich damit umgehen sollte. Mitleid – nun ja – da saß sie nun: allein, verängstigt und vermutlich krank.

Ich ging also wieder zu ihr und nahm sie vorsichtig in die Arme, wobei ich darauf achtete, dieser komischen Wunde nicht zu nahe zu kommen.
„Hey, ist ja gut, wir kriegen das schon wieder hin.“ versuchte ich, sie zu trösten, wobei ich sie sanft wiegte. Eine Weile noch sprach ich in einem beruhigendem Tonfall mit ihr, dann versuchte ich erneut, sie dazu zu bewegen, mir zu folgen.[/SIZE]

[SIZE=“3”]Ich hörte die Stimme von Eluned, die beschwichtigend und beruhigend auf mich einwirkte. Doch all diese Mühe für jemanden, der bisland doch immer zurecht kam, empfand ich als Verschwendung. Sie gab sich soviel Mühe, und verbarg ganz gut ihre eigene Hilflosigkeit. Dennoch erkannte ich, wie sehr sie wohl us ihrem Tagesrhytmus hinausgeworfen wurde.
Als sie mich leicht an der Schulte fasste, und mit sachter Gewalt bedeutete, dass ich mit ihr gehen solle, blickte ich auf und musterte die Fremde. Sie gab sich wirklich Mühe, ich wollte ihr das nicht noch schwerer machen, als ohnehin schon.

So erhob ich mich und schenkte ihr ein vages Lächeln, ehe ich sie dann begleitete. Ich dachte, wenn ich erstmal etwas zur Ruhe gekommen und zu Kräften gekommen bin, dann sähe die Welt schon garnichtmehr so negativ aus. Ausserdem, ich war niemals negativ eingestellt, doch hatte ich bis jetzt auch immer gewusst wo ich war, wie ich dorthin gekommen bin und in welche Sprache man mich ansprechen würde. Das war alles so unwirklich, und ich wusste, es bräuchte Zeit bis ich das alles realistisch sehen würde. Ich folgte Eluned also weiterhin , wir schwiegen, hatten uns nicht vieles zu sagen, wobei doch sovieles offen war, für sie, und für mich. Dennoch machte die Barierre des Nichtverstehens uns beiden zu schaffen, und der Konversation.

Nach einigen Minuten des Schweigens, erkannte ich in dem dichtem Nebel einige Schornsteine welche rauchten, kleine Häuser und schon wenig später auch die Geräusche einer Stadt. Mein Herz schlug bis zum Hals als wir eine Straße aus Kopfsteinpflaster betraten und ich wenig später auch fragende Blicke bezüglich meiner Wunde, und meiner kaputten Kleidung erntete. Ich fühlte mich unwohl, nickte oder lächelte jedoch freundlich zu, wenn ich einen Blick zufällig entgegenete.
Als Eluned mich durch die Straßen führte und ich mir die Häuser , die Aufmachung genauer ansah, stellte ich fest, dass ich in mir keinem bekanntem Land war. Alles sah so…anders aus. So…fremd.
Kurz warf ich einen Blick auf Eluned und sah mich dann wieder um. [/SIZE]

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[SIZE=“3”]Als wir Fuchsdorf näher kamen und die ersten Bewohner, denen wir begegneten zu neugierige Blicke in Lucas Richtung warfen, bedeutete ich ihr, den Mantel enger zu schliessen und die Kapuze über ihr Gesicht zu ziehen. Zwar waren die Fuchsdörfler von hinterwäldlerischer Einfachheit, aber ich wollte keine unnötige Aufmerksamkeit erregen. Jedenfalls nicht mehr, als Fremde in diesem von den Göttern vergessenen Land ohnehin auf sich lenken.

Ich wählte den etwas längeren Weg um das Gasthaus herum, das am Rande des Angers lag. So mussten wir ihn nicht überqueren und ersparten uns lästige Fragen von tratschfreudigen Dörflern. An der Rückseite des “Tanzenden Fisches” lag der Eingang zum Stall, durch den man wieder in die Wirtsstube gelangen konnte. Ich wollte sowieso noch nach Sholtos dickem Pferd schauen. Gedankenverloren drehte ich den Ring, den er mir dagelassen hatte. Irgendwie vermisste ich den Hundesohn ja doch.

Die Stalltür war offen und die struppige graue Töle, die den Stall offenbar als ihr Revier ansah, lief uns kleffend entgegen. Ich ignorierte sie und ging geradewegs zu Flann, der schon seinen gewaltigen Kopf zu mir gedreht hatte und mich mit einem kurzen Wiehern begrüßte. Der Stalljunge machte seine Arbeit recht ordentlich, dennoch füllte ich Flanns Tränke nochmal mit frischem Wasser und warf ihm einen Arm voll Heu vor die schwarzgescheckte Nase. Danach strich ich ihm noch einmal durch die dicke Mähne und wandte mich dem Wirtshauseingang zu.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Das eiserne Gasthausschild über der Tür zeigte eine Welle, aus der ein silbrig glänzender Fisch sprang. Die Darstellung des Fischs war so gewählt, dass es aussah, als würde der Fisch eine Pirouette drehen. Sicherlich war dies nicht als künstlerisch wertvoll anzusehen, aber der Schmied verstand offensichtlich sein Handwerk.

Eleuned hatte die letzten Tage hier zu Abend gegessen. Ala, die Frau des Wirts kochte nicht schlecht. Auf jeden Fall stimmte das Preis-Leistungs-Verhältnis. Gefrühstückt hatte Eluned hier noch nicht, aber die sich bewegenden Schatten hinter den Fenstern verrieten, dass der Wirt auch schon zu dieser Tageszeit bereit war, Geschäfte zu machen. Die beiden Frauen traten ein.

Nach einem kurzen Blick durch den Raum stellten sie fest, dass sie die ersten Gäste an diesem nebligen Morgen waren. Kurz entschlossen steuerte Eluned einen Tisch am Fenster an. Kaum saßen sie, setze der Wirt seinen tonnenförmigen Körper auf seinen Säulenbeinen in Bewegung und kam auf sie zu. Eluned verkniff sich ein Grinsen. Der Akzent von Tamrys, dem Wirt, war fürchterlich, wenn er versuchte Come’Tang zu sprechen, die Verständigungssprache aller Händler und Reisenden in ganz Mhor-Khaddur.

Tamrys hielt in seiner Bewegung inne kurz bevor er den Tisch der beiden Frauen mit der Wölbung seines Bauches berühren konnte. Er nickte Eluned zu und fixierte Luca, deren Wange kurz unter der Kapuze zu sehen war. “Dees sieht abe net gut aus jung Fraa! Da solltet der zum Haaler dmit gehe. Wat derfs soi?” Eluned war kurz vorm Platzen. Dieser Akzent war einfach zu lustig.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]“Guten Morgen Tamrys” begrüßte ich lächelnd den Wirt. “Wir hätten gerne zwei Portionen Eier mit Speck und jeweils einen großen Becher heisser Milch mit Honig. Und hättet ihr vielleicht noch ein Zimmer frei? Meine Freundin hier ist gerade angekommen und sehr erschöpft, sicher möchte sie sich bald etwas von den Strapazen ihrer Reise erholen.”[/SIZE]