Die Küsten von Nostria. Ein unwegsames Gelände. Nur wenige Erlenwälder reichen bis an die Fischerdörfer heran. Das Land ist eher sumpfig und nur selten sieht man Höfe, in deren Nähe Ackerbau betrieben wird. Viel häufiger sind Fischer draußen auf See, die ihre Netze auswerfen. Ruhig und idyllisch diese Ruhe… selbst wenn man den Weg über die nostrische Küstenstraße eingeschlagen hat, auf der Händler zwischen Nostria und Salzerhaven fahren, kann man die Ruhe und Gemütlichkeit fast greifbar.
Doch nördlich von Nostria entfernt sich die Küstenstraße von der Küste und somit von den Fischerdörfern. Nur wenn man das unwegsamere Gelände in Kauf nimmt, und den Trampelfpfaden entlang der Küste folgt darf man das romantische Bild vom Fischerdasein noch weiter träumen. Ein Reisender, der nicht in Eile ist, heißt den abgelegenen Weg, die Ruhe während der er sich ganz seinen eigenen Gedanken hingeben kann, sicher willkommen.
Eine Tagesreise entfernt von der Straße dürfte man dann auch die Salzareelenbucht erreichen in dessen Nähe man Tönningen erblicken kann. Ein kleines Beschauliches Fischerdörfchen mit vielleicht gut 100 Seelen. Ein eigentlich ruhiger Ort nördlich von Nostria auf einer Halbinsel gelegen mit gutem Zugang zum Meer. In der Nähe befindet sich eine Art Ackerfeld. Nicht sonderlich groß, aber doch ein Ausgleich zum täglichen Fisch.
Nun, wie schon erwähnt ist es EIGENTLICH ein ruhiger Ort. Doch an diesem Morgen des 24. Rondra hört man schon früh reges treiben… es dürfte klar sein, dass dieses Geräusch nicht von Fischertätigkeiten herrühren dürfte. Geschrei ist zu hören… auch Stahl auf Stahl lässt sich heraushören. Ist der aufmerksame Wanderer noch immer nicht davon überzeugt, dass dies kein alltäglicher Vorfall ist in diesem Fischerdorf, so dürften die schwarzen, aufsteigenden Wolken endgültig davon überzeugen, dass hier etwas nicht stimmt.
Auf See erkennt man auch von Weiten schon zwei Schiffe ankern. Und nähert man sich dem Ursprung der Rauchwolken, so erkennt man Feuer! Einige Häuser stehen in Flammen. Der ungleiche Kampf zwischen den Fischern und Piraten scheint bereits zuende zu gehen. Gefesselt sitzen jung und alt am Dorfplatz, während noch einige wenige aus den Häusern getrieben werden oder von selbst aus einem brennenden Haus rennen.
Die Bewohner Tönningens haben keine Chance gegen die übermächtigen, bewaffneten Piraten auch wenn sich einige wenige aufmucken. Doch die Piraten machen mit ihnen kurzen Prozess. Überraschenderweise gibt nur recht wenige Tote und Verwundete. Wohl wurden die Bewohner des Fischerdorfes von dem Überfall überrascht und hatten nicht genug Mut sich gegen den Angriff zu wehren.
Nur wenig Blut ist zu sehen, ausgestreckt liegen 3 oder 4 Männer am Boden, fast so als würden sie schlafen, nur der genauere Betrachter, sieht die leblosen Augen und dass nicht einmal Atemzüge den Brustkorb zum heben und senken zwingen. Absolut still liegen sie dort. Um sie herum haben sich teilweise Kinder gesammelt. Weinend knien sie nieder vor ihren toten Vätern. Andere hingegen laufen zu ihren gefesselten Müttern um Trost zu suchen. Doch was sollen die Frauen tun? Gefesselt und von Piraten bewacht? Piraten, die sich nicht um die jammernden und weinenden Menschen um sie herum kümmern. Sie kennen dieses Bild bereits, es gehört zu ihrem täglich Brot. Dabei benehmen sie sich nicht ausgesprochen kaltherzig. Untereinander haben sie doch das ein oder andere zu lachen… doch nur kurz, schließlich muss man die Menschen weiterbringen, auf´s Schiff um genau zu sein.
Stickig ist die Luft im Dorf. Die dicken Wolken wehen zwar nicht direkt zu den gefesselten und jammernden Gefangenen, dennoch genügt es um die Menschen zum Husten zu bringen. Auch den Piraten und eventuellen Zuschauern treibt es Tränen von dem stechenden Rauch in die Augen.
Plötzlich, viel Lauter als das prasselnde Feuer, das gezeter der Frauen, das Geschrei der Kinder, hört man nun das wütende Aufschreien einiger Piraten und wohl Kampfgeschrei einer Frau. Doch dann… genauso schnell wie es gekommen ist, ist es wieder verschwunden und hinter den Häusern tauchen zwei der Seeräuber auf und auf der Schulter des einen, eine junge Frau… sie scheint bewusstlos.