Bei der dramtischen Mortalitätsdichte handelt es sich um einen von mir erschaffenen Kunstbegriff, welcher besagt, dass im Rollenspiel die Ablebenswahrscheinlichkeit von Charakteren proportional zur dramatischen Zuspitzung der Ereignisse zunimmt, und den ich hier kurz vorstellen möchte:
Im Rollenspiel ist es sicherlich nicht schön, wenn ein SC das Zeitliche segnen muss - aber es kommt nun mal ab und an vor. Viel unschöner ist es jedoch, wenn er “so nebenbei” stirbt und der Spieler sich nicht mal damit trösten kann, dass sein Charakter einen besonders ruhmreichen oder heldenhaften Tod gestorben ist. Natürlich kann man theoretisch auch beim Überqueren des Bordsteins stolpern und sich den Hals brechen, aber besonders stimmungsvoll ist solch ein Tod nicht gerade.
Einige Spielleiter neigen dazu, Würfelergebnisse (heimlich) zu manipulieren, um SC vor dem Tode zu retten und dennoch den Anschein zu erwecken, sie befänden sich jederzeit in tödlichster Gefahr. Dies weckt bei den Spielern jedoch schnell das Gefühl, dass die SC eigentlich nicht sterben können, weil der SC sie insgeheim schon retten wird und sie jede Gefahr - mehr oder minder knapp - überleben werden. Dies raubt dem Spiel jedoch einen Großteil an Spannung und selbst Spielern, die eigentlich nicht ein Spiel von der Art, dass jeder Schritt der letzte sein könnte, wünschen, droht so ein Spiel langweilig zu werden.
Deswegen sage ich: SC müssen sterben (können).
Aber da hätten wir wiederum den Fall, dass die SC (in der Regel) die Hauptpersonen einer Geschichte sind und demzufolge auch einen Tod verdienen, der einer solchen Rolle gerecht wird - zumindest laut meinem Verständnis von Stimmung und Dramatik. So stirbt der Held einer Geschichte eher im Endkampf mit seinem Erzfeind und nicht weil ihm ein achtlos vom Fensterbrett geschubster Blumentopf auf den Kopf fällt oder er vom Bus überfahren wird.
Nach dem System der dramatischen Mortalitätsdichte kann der SL es in alltäglichen Situationen eher etwas lockerer mit den Regeln sehen und Würfe zugunsten des Spielers manipulieren oder die Auswirkungen gescheiterter Würfe nicht so verheerend gestalten. Je dramatischer eine Situation jedoch ist, desto strenger sollten die Regeln befolgt und desto seltener Ausnahmen gemacht werden. In welchem Ausmaß das geschieht hängt natürlcih von den Wünschen und Vorstellungen der jeweiligen Gruppe ab.
Somit sterben die SC nicht alle Nase lang in den unmöglichsten Situationen, aber es bleibt dennoch ein gewisses Spannungsmoment erhalten, weil der Spieler weiß, dass er sich nicht allzeit auf die Rettung durch die wohlwollende SL verlassen kann.
Ich kann verstehen, dass diese Vorgehensweise nicht jedermanns Geschmack trifft und dass man dem Spielleiter (wie bei jeglicher Manipulation) Willkür vorwerfen kann - immerhin hängt es ganz von seinem Gutdünken ab, wann eine Situation nun dramatisch ist oder nicht. Zugegeben: Von einem möglichst realitätsnahen Spiel ist diese Form der Regelhandhabe meilenweit entfernt.