Ohne Schwierigkeiten verläßt Ellana ihre eigenen Träume und tritt hinüber ins Nichts. Wie erwartet ist es hier strahlend und farbenprächtig. Als sie nach oben blickt ist dort ein Mond - wie ungewohnt, dort nicht die Schwarze Stadt zu sehen. Gemächlich wandert sie durch die geisterhaften Schatten Delazarias, begleitet von ein paar neugierigen Irrlichtern.
Ein paar Träume tauchen auf, Erinnerungen… nicht ihre eigenen. Obwohl sie es vermeidet, zu aufdringlich zuzuschauen, kommt sie nicht umhin festzustellen, dass es hauptsächlich fröhliche und glückliche Ereignisse sind, an die sich Delazarias Einwohner erinnern. Erst als sie sich dem Platz nähert, über dem sie aus dem Riss gefallen ist, ändert sich das ein wenig. Wie erwartet hat sich der Riss geschlossen - auch im Nichts ist keine Spur davon zu sehen. Das Gebäude, das dort steht, sieht anders aus, als der Komplex, den sie in der Wachen Welt da gesehen hat. Und verdächtig viele Geister lungern in dem Gebiet herum.
Angst, Zorn, Heldenmut… ah… und ein seltener Geist der Herrschaft. Sie nickt Ellana grüßend zu und hebt hoheitsvoll die Hand. Die Elfe lächelt kurz zurück. Hier müssen bedeutende Dinge geschehen sein, wenn dieser Ort soviel Aufmerksamkeit erregt. Vielleicht kann sie einen der sanfteren Geister überreden, ihr ein wenig die Geschichte dieser Stadt zu zeigen - und ein paar gut gehütete Geheimnisse. Das kann nie schaden.
Ein Schauer fährt Ellana über den Rücken, als ihr ein paar eisige Finger über die Wange streichen. “Das wird dir nichts nützen. Niemand kennt dich. Du bist allein und der Weg zurück ist versperrt.” Die Magierin dreht sich genervt zu Verzweiflung um und zuckt mit den Schultern: “Na und? Erzähl mir etwas, was ich noch nicht weiss.” Der Dämon läßt den schrumpeligen Arm sinken und wirkt ein wenig irritiert. “Der Wolf hat dich verlassen und wird die Welt vernichten. Deine Freunde werden alle sterben.” legt er triumphierend nach. “Ja. Vielleicht. Aber vermutlich werde ich ihn aufhalten.” lächelt sie Verzweiflung an. “Du musst dich schon ein wenig mehr anstrengen. So wird das nichts.” Unter der dunklen Kapuze sinken die Mundwinkel des Dämon nach unten. “Ich weiss, du wirst es versuchen.” meint er kleinlaut, bevor er durch die kichernden Irrlichter davonschwebt.
“Brrr.” entfährt es Ellana leicht angewidert. Für heute ist ihr Bedarf an Gesellschaft gedeckt, aber als sie zu ihren eigenen Träumen unter den Bäumen des Stadtwalds zurückkehrt, sieht sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln. Es ist der Wolf. Solas wirft ihr einen traurigen Welpenblick zu, bevor er sich umdreht und verschwindet. - Wenn sie länger hierbleibt, muss sie unbedingt ihr eigenes, sicheres Domizil im Nichts erschaffen. Sonst wird das nie was, mit ungestörten Träumen.