[SIZE=3]Es dauerte mehrere Minuten, bis Pelgram auch in den Salon kam. Zwischenzeitlich war Hashtet mit Wasser zurück gekommen und gemeinsam kümmerten sich sich um den geschwächten Magier.
Pelgram brachte den alten Creztal mit. Er hatte offensichtlich die nicht besudelten Klamotten der Söldner benutzt, um dem Alten etwas Würde wiederzugeben. Der Kopf und die Augen waren mit weißen Binden umwickelt und der noch sichtbare Teil des Gesichts einigermaßen gesäubert. Er legte den Leichnam auf einem Teppich ab.
Dann räusperte er sich und sah Eluned an. Seine Augen baten um Verzeihung. Anschließend bat er Olil, die Karten von der Seasprite zu holen und dieser lief sofort los. Er selbst setzte sich dem Magier gegenüber und sprach ihn an. “Na, dann erzählt mal, Murgol, wie sich das alles zugetragen hat. Oder hat jemand von euch beiden spezifische Fragen?” Die Frage galt offensichtlich Luca und Eluned.
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[SIZE=“3”]Ich trat an Eluned heran, nachdem Pelgram zurück gegangen war. Stumm legte ich eine Hand auf ihre Schulter und holte tief Luft. Dann flüsterte ich ein “Es tut mir leid” und sah sie betroffen an. Der Verlusst eines geliebten Menschen musste unermesslich schmerzen. Noch nie hatte ich jemanden offensichtlich verloren, ich konnte mir das also nicht vorstellen. Nicht so. Noch immer lag meine Hand auf ihrer Schulter, vielleicht brauchte sie jetzt Zeit für sich, doch sie sollte wissen, dass sie sich an mich wenden konnte.
Als Pelgram uns ansprach schüttelte ich nur den Kopf. Mir viel nicht gerade etwas spezielles ein, und so schwieg ich.[/SIZE]
[SIZE=“3”]Pelgrams letzte Bemerkung hatte eine erstaunlich ernüchternde Wirkung auf mich. Ich straffte mich und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. >Ja. Darüber reden wir noch, Pelgram.< dachte ich, als ich durch den Raum zu den anderen ging.
Lucas Versuch mich zu trösten war lieb. Ich brachte ein aufmunterndes Lächeln zustande, löste mich dann aber von ihr, als Pelgram zurückkam: “Danke, Luca.”
Unwillkürlich trat ich einen Schritt vor, angespannt - aber Pelgram war offenbar nicht auf Konfrontation aus. Schweigend machte ich platz, als er sich mit Murgol beschäftigte. Hinten an meinem Gaumen klebte ein bitterer Geschmack. Bei der Göttin war mir übel![/SIZE]
[SIZE=3]Murgol räusperte sich. “Zuerst einmal habt Dank. Ihr habt mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Euer Preis ist mein Preis dafür.” Er trank einen Schluck Wasser. “Die Magral kamen gestern Nacht. Sie waren zu dritt und die vier Leibwächter. Ich konnte nichts machen gegen die Macht von dreien gleichzeitig. Den Alten brachten sie mit. Er war bereits in diesem Zustand, doch sie kümmerten sich nicht um ihn und warfen ihn nur in die Ecke. Sie wollten wissen, ob eine Gruppe von drei Frauen und einem Mann hier gewesen wären und ob ich für sie irgendwelche Karten transskribiert hätte. Ich wusste von nichts. Zwei Magral verließen uns heute morgen. Sie wollten ein Schiff jagen, soweit ich ihre Worte verstanden habe. Erst als sie heute Vormittag die junge Dame brachten, ahnte ich worauf es hinaus lief. Sie ist eine Andersweltlerin, nicht wahr?” Murgol gelang der Anflug eines Lächelns, als er die verblüfften Gesichter sah. “Gestattet, dass ich mich für 10 Minuten entferne und mich wieder in Ordnung bringe? Das Lächeln tut weh!” Pelgram nickte, er schien ihm zu vertrauen, und Murgol ging hinaus.
Dann sah Pelgram zu Eluned, stand auf und bat sie zu sich in das Eck, in dem zuvor Hashtet und Luca gewesen waren. Er wirkte zerknirscht. “Hör mal, ich war vor ein paar Minuten etwas barsch. Das war nicht so gemeint. Bitte entschuldige. Wenn das nicht Sholto ist, der Tote, aber sein Diener war, dann weiß ich jetzt, dass wir zwar einen Konkurrenten haben, aber keinen wirklichen Feind. Im Gegenteil, gegen die Magral können wir jede Hilfe brauchen! Ich war nur sehr überrascht, da es dieser Alte war, der mir die Karten gab und er sich als Sholto vorstellte.” Er hielt Eluned die Hand hin. “Bei allem was gewesen ist und noch sein kann: Verzeih, falls ich dich verärgert habe!” Pelgram sah tatsächlich, hhhmm, etwas eingeschüchtert aus. Seine Augen hatten kaum Glanz und baten zusätzlich um Nachsicht. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass er von irgendetwas mitgenommen war.
Hahstet hatte mittlerweile Gläser aus einem Schrank besorgt und vom Wein eingeschenkt, der noch auf dem Tisch stand. Er bot sowohl Luca als auch Olil jeweils ein Glas an.
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[SIZE=“3”]Ich verschrenkte die Arme vor der Brust und betrachtete den alten Mann. Schweigend hörte ich ihm zu und dachte über seine Worte nach. Ich hatte etwas Mühe mich auf das zu konzentrieren, was er sagte, da ich mit den Gedanken bei den Seekarten, den Monstern, und dem Sinn dahinter war. Doch ich riss mich zusammen und lauschte angestrengt. Als Pelgram dem Alten gestattete sich zu wässern, wandte ich mich an Olil und Hashtet. Ich verneinte Hashtets Angebot dankend und lächelte knapp. Dann blickte ich mit verklärtem Blick an den beiden vorbei und aus dem Fenster. Für mich ergab das alles keinen Sinn… [/SIZE]
[SIZE=“3”]Als der Magier das andere Schiff erwähnte, dem die Magral folgen wollten, dachte ich sofort an Sholto und all die Sachen, die Creztal gesagt hatte, bevor er… Ich biss die Zähne zusammen und hörte weiter zu, bis Murgol mit seinem Bericht fertig war, dann folgte ich Pelgrams Wink.
Mit zunächst unbewegtem Gesicht hörte ich mir seine Entschuldigung an, sah ihn nachdenklich an und überlegte, wie ernst es ihm damit war. Schliesslich umfasste ich Pelgrams ausgestreckte Hand mit meinen Händen und hielt sie fest.
“Ich nehme deine Entschuldigung an. Aber du sollst wissen, dass das sehr wehgetan hat und dass ich mich frage, ob es dir nicht lieber gewesen wäre, wenn Sholto an Creztals Stelle gewesen wäre.” die letzten Worte wollten kaum über meine Lippen und ich hatte Mühe, meine Tränen zurückzuhalten.
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[SIZE=3]Pelgram blickte Eluned lange und tief in die Augen. Er ließ auch ihre Hand nicht gleich los. Dann sagte, nein, flüsterte er mit fast schon brüchiger Stimme: “Niemand verdient es, auf diese Weise zu sterben. Egal, ob er Creztal oder Sholto heißt. Ich bin nicht nur hinaus gegangen, um dir Zeit zu geben, sondern auch, weil ich sonst ebenfalls mit Tränen hätte kämpfen müssen und zwar um deinetwillen. Deine Trauer rührt mich mehr, als Du ahnst. Aber ich verspreche dir auch hier und jetzt, dass ich diesem Sholto zukünftig trauen werde, wenn und weil Du ihm vertraust.” Dann wartete er auf ihre Reaktion, ohne die Hand los zu lassen.
Hashtet setzte sich neben Luca und hielt ihr erneut das Glas mit dem Wein hin. “Trink!”, sagte er, “Das wird dir gut tun!”
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[SIZE=“3”]Ich lehnte mich zurück und blinzelte kurz, als Hashtet neben mir Platz nahm. Dann verneinte ich abermals. “Nein, Danke, Hashtet. Mir brummt auch so der Schädel” witzelte ich und deutete kurz auf meinen Kopf. Dann seufzte ich : “Ich versteh das nicht. Die ganze Zeit versucht jemand uns zu beseitigen und dann, wo es möglich gewesen wäre aufgrund der Entführung, machen sies nicht. Ich kapier das nicht” ich schaute Hashtet an. “Ich meine, wenn alle drei Magrale hier gewesen wären, hätten sie uns töten können, zum Hafen maschieren, die Karten holen und Die Crew umbringen können. Wo ist das Problem? Wieso hauen sie kurz vor euerem Eintreffen ab? Es wäre so leicht gewesen…” ich sprach normal laut, und man konnte in dem hellhörigem Salon die Worte - sofern man nicht flüsterte- ganz gut verstehen.[/SIZE]
[SIZE=3]Hashtet zuckte mit den Schultern. “Pelgram kann das sicherlich besser erklären. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, dann lag das wohl daran, dass es noch einen zweiten Schatzjäger gib, diesen Sholto. Den wollen sie wohl auch nicht entkommen lassen. Außerdem …”, jetzt grinste er, “… vielleicht haben sie uns auch einfach nur unterschätzt!” Dann flüsterte er plötzlich “Sag mal, weißt Du wirklich etwas über Drakonier?”
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[SIZE=“3”]Ich hob eine Augenbraue und sah Hashtet schweigend an. “Wenn das so ist… Dann war es wohl nicht die letzte Begegnung!” ich seufzte. Dann runzelte ich die Stirn. “Hat Pelgram gesagt, du sollst mich darüber ausfragen!?” meine Haltung wurde angespannt während ich auf eine Antwort wartete.[/SIZE]
[SIZE=3]Hashtet blieb ganz ruhig. “Nein, hat er nicht. Ich weiß nur, dass er dieses Wort manchmal im Traum benutzt. Und als ich es am Bug hörte, als er so zornig auf dich wurde, da dachte ich mir, ich frag dich einfach mal bei Gelegenheit!”
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[SIZE=“3”]Ich entspannte mich wieder und senkte den Blick. “Ich sagte ihm damals lediglich, dass Drakonier in meiner Welt die Wächter der Erde sind. Mehr nicht.” ich pausierte. “Er wirkte so” meine Stimme wurde weich “missmutig und traurig, dass ich ihm erklären wollte, dass seine Rasse, sagen wir seine Art, in meiner Welt Gutes bedeutet… Es sollte ihn aufbauen” mein Gesichtsausdruck und meine Stimme erhielten einen leichten harten Ausdruck, als ich weiter sprach. “Ich konnte ja nicht wissen, dass es ihn so aufregen würde.” ich lächelte schwach, ja fast traurig. “Hier ist alles anders! ich bin anders.”[/SIZE]
[SIZE=“3”]Ich schloss die Augen und senkte den Kopf.
“Es tut mir leid. Ich habe dir Unrecht getan.” Ich drückte noch einmal kurz Pelgrams Hand und liess sie dann los. “Lass uns zu zurück zu den anderen gehen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.”
Dann drehte ich mich um und trat zu Luca und Hashtet an den Tisch und schenkte mir ein Glas Wein ein.[/SIZE]
[SIZE=3]Nun grinste Hashtet bis zu den Ohrläppchen als er sagte: “Nee, du bist nicht anders. Du bist nur eine Frau. Die sind überall so!” Dann tat er so, als ginge er ein wenig in Deckung.
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[SIZE=3]Pelgram stand einen Moment lang unschlüssig am Fenster, dann ging er Eluned hinterher zur Couch. Da öffnete sich bereits die Tür und Murgol kam zurück. Offensichtlich beherrschte er die Magie der Selbstheilung. Von seinen Verletzungen im Gesicht war nichts mehr zu sehen und er hatte sich umgezogen. Nun strahlte er wieder die Ganze würde seines Standes aus. “So, wenn ich richtig vermute, habt ihr sicherlich wenig Zeit. Die hat niemand in eurer Lage. Aber ich sehe auch, dass einer von euch noch fehlt. also sind die karten noch nicht hier. Nun, ich könnte mich auch um das Gesicht der jungen Dame kümmern!” Er sah beim letzten Satz Luca an. “Oder ich beantworte Fragen, soweit ich kann!” Dies galt der ganzen Runde.
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[SIZE=“3”]Ich lächelte Hashtet an, hob den Arm um ihm einen kleinen Klaps zu verpassen, zuckte jedoch und hielt inne. Dann lächelte ich abermals, ließ den Arm jedoch wieder sinken. Ich sah zu Eluned und nickte ihr zu. Dann erhob ich mich, um mir etwas die Beine zu vertreten. Ich hatte die letzten Stunden genug gesessen.
Nachdem Murgol hereingetreten war blickte ich den Magier kurz verblüfft an. Dann zuckte ich kurz mit den Schultern. “Ich weiß nicht, ich möchte keine Umstände machen!”[/SIZE]
[SIZE=3]“Umstände?” Murgol brachte ein Lächeln zustande. “Es waren doch eher Umstände für euch, um mir das Leben zu retten!” Er streckte die Hand nach Luca aus. “Traut euch, es tut nicht weh. ich könnte auch diese kleine frische Narbe entfernen!”
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[SIZE=“3”]Ich fasste unwillkürlich an meine Wange, als er die Narbe erwähnte. Dann runzelte ich die Stirn und meinte “Euch entgeht nichts, oder?” dann griff ich nach seiner Hand. “Doch nicht ich habe euch gerettet , es waren die, die ich begleite.” [/SIZE]
[SIZE=3]Murgol lächelte. Er hielt Lucas Hand fest und legte seine andere Hand großflächig auf ihr Gesicht. Luca wollte zuerst zurückzucken, doch dann beherrschte sie sich. Murgol begann, seltsame Worte zu murmeln und Hashtet sah ihm aufmerksam zu.
Nur Pelgram stand im Raum und schien sich für nichts von allem zu interessieren. Er wirkte abwesend, doch wer ihn beobachtete, konnte feststellen, dass sein Blick stetig Eluned suchte. Ein aufmerksamer Beobachter hätte vielleicht bemerkt, das in seinem Blick eine Art Sehnsucht lag, doch dieser Beobachter war nicht zugegen. Das war nicht der harte Pelgram, den die anderen bisher kennen gelernt hatten.
Murgol benötigte zwei oder drei Minuten, dann war er fertig. Hashtet stand sprachlos auf und sah Luca an. Ihr Gesicht wirkte wie neu.
Da öffnete sich die doppelflügelige Tür und Olil kam herein. Nein! Er fiel herein. Mit lauten Schlag schlug sein schwerer Köper auf dem Boden auf und sofort bildete sich dort eine Blutlache. Seine Schwertscheide war leer. “OOOLIIIL!” Hahstet war schneller bei seinem Cousin als jeder andere. Pelgram erwachte aus seiner Starre “Ich Narr! Ich dreimal verfluchter Narr! Ich hätte ihn niemals alleine gehen lassen dürfen!” Auch er lief zu ihm. Hahstet hatte seinen Körper bereits in die Arme genommen. Auch Murgol war zur Stelle. Olil stöhnte: “Sie … haben … die Karten!” Murgol sah hoch. “Ich kann ihn retten. Aber nur, wenn ihr ihn in Ruhe lasst.”
Pelgram wurde übergangslos zum Kämpfer. “Hashtet, Luca - ihr bleibt hier und sichert!” Dann warf er Eluned ihre Waffen zu, die er aus dem Folterraum mitgebracht hatte und noch bei sich trug. “Wir beide sehen draußen nach!” Dann wandte er sich der Tür zu.
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[SIZE=“3”]Ich berührte meine Wangen, und lächelte den Magier an. “Dan…” weiter kam ich nicht. Als Olil die Flügeltüren öffnete und gleich danach auf den Boden fiel, hob ich die Hände vor den Mund. Ich starrte kurze Sekunden auf seinen Körper und eilte dann hinter Hashtet her. Ich blickte zu dem Magier, und Gott sei Dank, sagte er er könne helfen. Ich legte meine Hände auf Hashtets Schultern und zog ihn mit sanfter Gewalt hoch. “komm! Lass Murgol helfen!” meinte ich mit beruhigender Stimme. Als Pelgram Befehle erteilte nickte ich nur und blieb bei Hashtet stehen. Mein Blick lag jedoch auf dem Magier, und dem verletzten Olil. Das die Magrale nun die Karten hatten, war vorausszusehen. Es war töricht gewesen, nicht darauf zu achten, dass wir alle die Karten holen gingen! Wie dumm von uns, unsere Kopflosigkeit brachte Olil nun vielleicht den Tod.[/SIZE]