AW: Kap. 2: Karoline …
[SIZE=“3”]Als wir uns zur Rast an einen kleinen Bach setzten, beobachtete ich Eluned dabei, wie sie Holz für ein Feuer suchte, und es gekonnt stapelte. Ich musste innerlich lächeln, es schien, als würde die junge Frau ganz genau wissen was sie tat, und wie sie es tat. Man konnte , wenn man lange genug zusah, erkennen das sie vermutlich des Öfteren in der Freiheit übernachtete, und sich somit auch gut auskannte in solchen Dingen. Ich prägte mir ein, wie sie die Hölzer zu einem Stapel zusammensteckte, und sich dann umsah. “Kann ich dir helfen?” fragte ich langsam und deutlich. Es galt hier einander zu verstehen, das war im Moment das Wichtigste. Denn ohne die Kommunikation, würden wir vermutlich sehr bald versagen. Ich erhob mich von meinem kleinem Stein, der sich ausgezeichnet dafür eignete darauf Platz zu nehmen.
Sie schien etwas zu suchen, und ich legte den Kopf schief. Fragend blickte ich in ihre Richtung, doch sie schien mich garnicht wahrgenommen zu haben. So überlegte ich eine Zeitlang, und wollte mich grade in der neuen Sprache “Come’Tang” versuchen, als sie triumphierend lächelte. Sie hatte einen Stein in der Hand, und griff dann in ihre linke Tasche. Lächelnd beobachtete ich sie weiter und Eluned machte sich daran die Hölzer zu entzünden. Als die Stöcker langsam von den Flammen verzehrt wurden, setzte ich mich auf den Boden, und lehnte mich so bequem wie es eben ging, an den Stein, der mir vorher als “Stuhl” gedient hatte. Eine ganze Zeit lang, saßen wir schweigend da, gingen wohl beide unseren Gedanken nach. Ich für meinen Teil starrte in die Flammen und sah darin schreckliche Bilder. Ja, sie erschreckten mich und ich erinnerte mich an meine Kindheit. Die Augen davor verschließend, wollte ich Trauer und Pein verscheuchen, doch sie waren hartnäckige Gegner.
Als ich meine Augen öffnete, waren die Erinnerungen, die sich vor meinem geistigem Auge zu Bildern fügten, noch immer da. Ich starrte wie hypnotisiert in die Flammen des kleinen Feuers, das eigentlich Wärme und Licht spenden sollte, und mir dennoch nur Dunkelheit und Kälte gab. Fröstelnd zog ich meine Knie an meinen Körper, umschlung die Beine mit meinen Armen und legte meinen schwer erscheinenden Kopf auf den Knien ab. Die Bilder verschwanden erst, als Eluned begann mir eine Geschichte zu erzählen. Sie fing einfach an, und ich hörte ihr sehr gerne zu. Sie erzählte von üblichen Dingen. Von der Gefahr, der Liebe, dem Verlusst und all das, was ein paar Wörter, erst zu einer wahren Geschichte machten. Sicherlich hat sich diese Geschichte nicht ganz so heldenhaft zugetragen, wie sie lange Zeit später erzählt wurde, doch das machte garnichts. Spannung und Schmerz waren Bestandteil einer jeden Geschichte, die sich dann meistens immer wieder zum Guten wendet.
Ich hörte Eluned wirklich gerne zu. Sie erzählte ihre Geschichte so, wie sie sein musste, doch die Müdigkeit überrannte meinen Körper. Ich wusste nicht, wie lange ich schon nicht mehr geschlafen hatte, und dass machte sich nun bemerkbar. Immer wieder fielen mir die Lider zu, und irgendwann spürte ich nurnoch den knorrigen Waldboden, der sich in mein Gesicht drückte. Es war nicht schmerzhaft, und zu diesem Zeitpunkt, war es mir vermutlich egal. Ich wollte schlafen, solange schlafen wie es nur ging. Ohne aufzuwachen, ohne gestört zu werden.
Hitze flammte auf, Hitze und Angst suchten meinen Körper heim. Ich blickte hinüber zu den Häusern, sah die vielen Menschen, die alle im Kreis um mich herum standen. Ich wollte mich bewegen, und wurde von schneidenden Fesseln an einem dürrem Pflock gehalten. Ich verstand nicht. Ängstlich blickte ich zu all jenen, die mich anstarrten. In ihren Augen herrschte Kälte, Hass und Verachtung. Mein Blick glitt an meinem Körper hinunter. Ich war viel kleiner. Ich hatte ein zerissenes Kleidchen an, welches ganz verschmutzt war. Ich sah wieder auf, suchte mit panisch flackernden Augen jene, die mir teuer waren. Sie standen dort, garnicht weit von mir und blickte mich genauso an wie all die anderen hier. Viele der Menschen riefen mir Dinge zu, doch sie vermochten nicht an mein Ohr zu dringen. Ich schrie etwas, aber niemand hörte mich. Ich rief nach meiner Mutter, nach meinem Vater, doch sie wandten sich ab. Dann erst entdeckte ich, worauf ich stand. Ein gellender Schrei , in pure Verzweiflung gehüllt, riss mich aus meinen Träumen.
Ich saß senkrecht auf dem Boden, mein Atmen ging schnell und mein Herz hämmerte. Ich starrte mit aufgerissenen Augen auf die Glutstelle des Feuers. Mein Puls raste und ich war schweißgebadet. Doch es war kein normaler Schweiß, an einem Sommertag, es war kalter, purer Angstschweiß der sich seinen Weg über meine Stirn suchte. Ich wollte schlucken und musste feststellen, dass meine Kehle so trocken war, das es wehtat. Und ich erkannte, dass ich wirklich geschrien hatte…[/SIZE]