[SIZE=“3”]Während die anderen versuchten das Puzzle zu lösen, zog es Eluned an die frische Luft. Bastet schaute kurz auf und schien zu überlegen, ob sie Eluned folgen sollte, entschied sich aber dann dagegen.
Als Eluned in die Sonne trat, erschien ihr dies wie eine Befreiung von der ruß- und rauchgeschwängerten Luft in Karolines Kabine. Ein frischer Wind trug Salz und Meergeruch in die Nase und ließ ihre Haare wehen. Die Mannschaft war beschäftigt und was Eluned sah, waren halbnackte Kerle, von denen einige sicherlich gute Chancen bei ihr gehabt hätten, wenn … Eluned schüttelte kurz den Kopf.
Ein Mann der Mannschaft fiel Eluned besonders ins Auge. Er hatte eine Hautfarbe, die sich von der der anderen Crewmitglieder abhob, fast gelblich. Seine Augen waren schräg, wie es angeblich auch bei den legendären Elfen der Fall sein sollte. Er bewegte sich seltsam. Er stand auf einem Fleck und ahmte anscheinend irgendwelche Figuren mit den Händen und dem Körper nach. Seine Muskelspiel faszinierte. Seine Augen waren halb geschlossen. Es schien eine Art Kampftraining zu sein. Eben wurde er Eluned gewahr, hielt inne und winkte sie zu sich heran.
[SIZE=“3”]Als ich draussen war, lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Kabinentür, schloss die Augen und genoss Sonne und Wind. Es dauerte einen Moment bis ich mich wieder beruhigt hatte, solange stand ich still. Ich wollte nicht vor Fremden die Fassung verlieren.
Nach einer Weile begann ich dem Treiben der Mannschaft zuzuschauen. Der bunte Haufen war nett anzusehen. Schliesslich fiel mein Blick auf einen fremdartig aussehenden Mann, der offenbar ein merkwürdiges Kampftraining absolvierte. Ich konnte den Blick nicht abwenden, bis er damit fertig war und mich zu sich winkte. Neugierig folgte ich der Einladung.[/SIZE]
[SIZE=“3”]Als Eluned den “gelben Elfen” erreichte, sagte dieser etwas zu Eluned. Diese wurde ganz starr vor Schreck. Das klang elfisch! Absolut der Sing-Sang von dem Sholto auch immer gesprochen hatte, wobei Eluned sich gar nicht sicher war, ob er jemals Elfen gesehen hatte. Da! Er sagte wieder etwas. Diesmal klang es anders. Fast so, wie die Sprache in der sich Luca und Karo kurz unterhalten hatten in Hagenport. Der Schreck verging. Eluneds Gesicht musste aussehen wie ein Fragezeichen. Der Mann grinste jetzt und sagte etwas zum dritten Mal. Nun hörte es sich an wie “Leo kein Come’Tang sprechen.” Anscheinend wartet er nun auf eine Reaktion Eluneds.[/SIZE]
[SIZE=“3”]Kein Come’Tang? Ich legte den Kopf schief und sah das Ding nachdenklich an. Schliesslich entschied ich, es mit der Sprache der Weissen Händler zu versuchen, in der Luca und ich zu Beginn dieser seltsamen Reise geradebrecht hatten:
“Was bist Du?” fragte ich es und trat, trotz meiner Angst, dass es tatsächlich zu den Sídhe gehörte, einen Schritt näher. Neugier war eine meiner größeren Schwächen.[/SIZE]
[SIZE=“3”]“Ah, Französich! Leo kann ein wenig” Dem Elfen fehlten die sprichwörtlichen spitzen Ohren, wie Eluned jetzt auffiel. “Ich heiße Leo Chow! Und Du?” sprach er weiter in der Sprache der weißen Händler, ohne auf Eluneds Frage einzugehen.[/SIZE]
[SIZE=“3”]“Eluned?” Leo ließ den Namen aufmerksam und sachte, als könne er ihn verletzen, über seine Lippen gleiten. “Name wie Musik! - Leo macht Übungen für Körper, machen Tiere kopieren, dann immer besser kampfbereit! Du auch wollen machen?” Perfekt war seine Sprache der weißen Händler auch nicht. Dem Klang seiner Aussprache nach zu urteilen war seine Muttersprache offensichtlich eine ganz andere, als alle, die Eluned bislang gehört hatte.[/SIZE]
[SIZE=“3”]Leo lächelte und … nickte?? Nein, diese leichte Neigung des Kopfes war wohl eher so etwas wie eine Verbeugung. “Du machen locker, bequem! Kleidung von Eluned zu eng!” Er begann an Eluneds Klamotten herum zu zupfen.[/SIZE]
[SIZE=“3”]“Hey!” erschrocken trat ich einen halben Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. “Ich glaube, ich mache das lieber alleine.”
Ich lächelte etwas entschuldigend - ich wollte nicht grob sein. Er konnte ja nicht wissen, dass ich mit all dem Kram, den ich unter anderem an den beiden Gürteln befestigt hatte, etwas eigen war.
Sorgfältig löste ich die Schnallen und gab acht, dass weder die Geldkatze, noch eines der vielen Beutelchen herunterrutschte, als ich sie neben mich auf das Deck legte, vom Schwertgehänge und den beiden Dolchscheiden ganz zu schweigen. Schon jetzt kam ich mir nackt vor, aber ich entledigte mich auch meiner langärmeligen Tunika und nestelte das Mieder auf, sodass ich am Ende in meiner weissen Bluse da stand.
[SIZE=“3”]“Ja, gut!” Er nahm Eluned an der Hand und führte sie 3 Schritte weiter, wo an Deck etwas mehr Bewegungsfreiheit herrschte. “Du nun immer schauen auf Leo und machen, was er macht. Leo werden ganz langsam sein!” Damit stellte er sich 2 Schritte weiter in Position und begann sich langsam zu bewegen und vollführte dabei hauptsächlich mit Händen und Oberkörper seltsame Figuren.
Mittlerweile hatten sich einige weitere Besatzungsmitglieder der Seasprite rundherum versammellt. Anscheinend hatte sie ihrem Kameraden nicht zugetraut, dass er eine Frau dazu bringen könnte, Kleidung abzulegen, und waren nun neugierig darauf, zu erfahren, wie sich das weiter entwickeln würde.[/SIZE]
[SIZE=“3”]Nicht ohne einen wachsamen Blick auf den Stapel mit meiner Kleidung zu haben, folgte ich Leo und beobachtete, wie er erneut mit den seltsamen Übungen begann, die mich so fasziniert hatten. Dann stellte ich mich neben ihn und begann seine Bewegungen nachzuahmen.[/SIZE]
[SIZE=“3”]Eluned kannte die Dehnungsübungen, die man an den Kampfschulen lehrte. Doch dies hier war etwas Besonderes. Bereits nach kurzer Zeit bemerkte sie Muskeln, von denen sie gar nicht wusste, dass es sie gab. Und … es machte Spaß. Das war eine ganz andere Art, den Körper fit zu halten. Nur kurz, um nicht aus dem Takt zu kommen, den Leo vorgab, drehte sie den Kopf und sah in die grinsenden Gesichter der anderen Besatzungsmitglieder. Als sie ihren Kopf etwas hob, um die nach vorne gefallenen Haare aus dem Gesicht zu werfen, sah sie an einem Mast auf der Höhe der ersten Rah ganz kurz ein Stück eines im Wind wehenden blattgrünen Umhangs. Dann war da wieder eitel Sonneschein und blauer Himmel. Geistesgegenwärtig nahm Eluned wieder Leo ins Visier und machte damit weiter, ihn nachzuahmen. Niemand schien etwas bemerkt zu haben. Doch ihre Gedanken waren nicht mehr bei der Sache.[/SIZE]
[SIZE=“3”]Ahh, das tat gut. Bewegung half mir immer beim Abschalten. Was der Rest der Crew dachte, war mir ziemlich egal. Dass Leo hier turnte, waren sie mit Sicherheit gewohnt, es war auch sicher bald viel weniger interessant, wenn sie mich das gleiche öfter tun sahen.
Ich schüttelte den Kopf, um ein Grinsen zu verbergen, dabei sah ich kurz den Zipfel eines grünen Umhangs wehen. Vor Überraschung bis ich mir fast auf die Zunge, bemühte mich jedoch, so weiter zu machen, als hätte ich nichts bemerkt. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Warum folgte uns dieses grüne Wesen? Vielleicht musste ich gar nicht mehr lange auf die Antwort warten - hier auf dem Schiff konnte es schliesslich nicht weg. Früher oder später würde ich es finden.[/SIZE]
[SIZE=“3”]Irgendwann hielt Leo inne. Eluned konnte nicht sagen, wieviel Zeit vergangen war. Sie bemerkte nur, dass diese ungewohnte Art des Trainings sie mehr erschöpfte als das, was sie sonst tat. Leo grinste sie sie freundlich an und meinte “Gut, Eluned gut!”. Dann nickte er und ging, um wohl wieder seinen Aufgabenan Bord nachzukommen. Eluned erinnerte sich, dass sie aus den Augenwinkeln Pelgram gesehen hatte, der mit dem geschultertern Seesack einer Bootsfrau hinterer lief. Seine beiden Leibwächter waren ihm gefolgt. Was wohl Luca und Karoline mittlerweile getan hatten? Allzu viel Zeit konnte ja nicht vergangen sein. Ob sie ihnen von dem Grünen erzählen sollte?[/SIZE]
[SIZE=“3”]Ich wischte mir über die Stirn und streckte anschliessend die Arme bis die Gelenke knackten.
“Danke Leo, das hat Spass gemacht.”
Meine Gedanken waren bei dem Grünen. Die Hartnäckigkeit, mit er uns - mir? Luca? - folgte, machte mir Sorgen. Und auf so engem Raum mit Fremden zu sein, machte mich auch nicht glücklicher. Hier hatte doch jeder Leichen im Keller. Naja - Karoline wohl nicht. Ihre Katzen würden schon dafür sorgen. Was mich daran erinnerte, dass ich ja irgendwann noch meine Sachen in mein neues Quartier bringen musste. Ich schnappte mir also meine abgelegten Klamotten, legte die beiden Gürtel wieder an, nahm den Rest über den Arm und klopfte an Karolines Kajütentür.[/SIZE]
[SIZE=“3”]Mit Eluneds Gang in die Kajüte der Kapitänin nahm das Geschehen an Deck wieder seine routinemäßige Formen an und die Crewmitlgieder gingen wieder ihrer Arbeit nach, nicht ohne noch das eine oder andere Mal über die Fremden zu tuscheln. Man war schon ganz gespannt auf die sicherlich folgende Ansprache der Kapitänin, wohin und vor allem worum es diesmal ging.[/SIZE]