Preiset die Schönheit, Bruderschwestern!
Als Powergaming wird von der Mehrzahl der Rollenspieler das Verhalten von anderen Spieler bezeichnet, ihre Helden möglich stark in ihre “Heldenlaufbahn” zu schicken und diese Helden immer weiter hochzupuschen. Hierbei wir diesen Spielern unterstellt, dass sie stimmungsvolle Aspekte ihres Charakters vernachlässigen, um ihn möglichst (kampf-)stark zu machen. So heisst es, dass sie Regellücken suchen und ausnutzen und das komplette Regelsystem bis an seine Grenzen dehnen.
Ganz im Gegensatz hierzu stehen die Low-Techer, die ihre Charaktere absichtlich “schnlechter” machen, als es das Grundregelsystem vorsieht. Sie stellen zusätzliche Regeln auf, um Maximalwerte zu reduzieren (zumindest bei der Heldenerschaffung, häufig aber auch für die gesamte Laufbahn), die Verfügbarkeit für besondere Ausrüstungsstücke runtersetzten oder bestimmte Vor- und Nachteile komplett verbieten.
Die Low-Tech-Spieler tun dies, um zu verdeutlichen, dass sie ganz normale Menschen spielen und keine “Superhelden”. Die Powergamer hingegen sehen ihren Charakter als den “Ritter in strahlender Rüstung” dessen Aufgabe es ist, die Welt zu retten.
Hinzu kommt noch die Tatsache, dass durch die vom Spielleiter vorgegebenen Setting zwischen Low-Fantasy (möglichst wenig Magie, alles so real wie möglich) und der High-Fantasy (viel Magie, krasse Artefakte, fantastische Gegner) unterschieden werden muss.
Im allgemeinen wird das Wort “Powergaming” immer dazu benutzt, um anderen Spieler eben jene Regelausnutzung oder übertriebene Ausgestalltung ihrer Charktere vorzuwerfen, während sich die Low-Tech-Spieler als etwas besseres sehen, weil sie angeblich weniger Wert auf Werte legen und all ihre Energie auf Rollenspiel und Hintergrundgeschichte konzentrieren.
Ich persönlich finde diese Aussagen sehr bescheiden. Durch ein paar abweichende Aussagen zu bestimmten, eingegrenzten Sachverhalten kann niemand beurteilen, wie ein anderer Spieler sein Hobby betreibt. Außerdem sind die o.g. Worte per Definition schon mit Wertigkeiten belegt (Powergamer = schlechter Rollenspieler bzw. Low-Techer = guter Rollenspieler). Auch diese Wertungen finde ich nicht aussagekräftig, weil es immer auf den Spielstil der Gruppe ankommt und eben die Rollenspielgruppe zusammen Spass an ihrem Hobby haben soll.
Dardurch sehen ist die o.g. Schlagworte eher als letzte Ausrede in einer Diskussion, wenn keine anderen Argumente mehr da sind (die ich mit dem Reglsystem oder mit der Hintergrundgeschichte belegen kann). Ihr werdet von mir niemals diese Worte hören, wenn ich den Spielstil anderer Rollenspieler beurteilen soll. Ein wirkliche Beurteilung ist nach meiner Meinung eh nur dann möglich, wenn ich einmal bei anderen mitgespielt habe, denn u.U. nutzen sie in anderen Bereichen andere Regeln als ich und schrenken ihre Charaktere dort stärker ein als ich.
Grundsätzlich kann jeder Meister und jede Spielgruppe einen einzelnen Spieler erziehen, wenn er ein anderes Wertedenken hat. Wenn dies nicht gelingt, sollte man sich überlegen, ob man wirklich das gleiche Hobby hat! Als Meister kann ich jedem Spieler ein Powerhelden austreiben (aber auch einen Low-Tech-Helden).
Keine Regel ist in Stein gemeisselt und der Spass am Spiel muss immer im Vordergrund stehen. Es gibt viele Gruppen, die Hausregeln haben, weil ihnen die offiziellen Regeln nicht gefallen. Sollte ein einzelner Spieler hingegen Regeln ausnutzen oder falsch interpretieren, kann der Meister diesen Spieler schon in seine Grenzen weisen.
Aus diesem Grunde empfinde ich ach Aussagen wie “schlechtes Rollenspiel” oder “falsches Rollenspiel” als falsch! Man kann sagen “passt nicht in meine Spielwelt” oder “bei uns handeln wird das anders ab”, aber der Schreib “Powergamer” kommt bei mir sehr negativ an, nach dem Motto “Ich weiß nicht mehr weiter und habe keine Argumente und beschimpfe ich dich jetzt”!
Powergaming ist für mich aber vor allem die komplette Ausrichtung des Charakters auf die zu erwartenden Abenteuer und nicht die Veränderung einzelner Regeln, die der Gruppe nicht gefallen. Wenn Hobby-Talente und Vorteile die der eigen Spielereitelkeit gefallen gewählt werden, kann ein Held nicht voll auf Powergaming ausgerichtet sein. Wir haben z.B. in unsrere DSA-Gruppe einen festgelegten Maximalwert in allen Starttalenten und Startzaubern (Wert 10 bei entsprechender Profession und Wert / ohne passender Profession), was wohl kaum dem extremen Hochpuschen entspricht.
In diesem Sinne wäre ich froh, eure Meinung hierzu zu hören!
Gruß
Graf Albin