Die schlagartige Stille hing für einen Moment schwer in der Luft und war Nera erheblich unangenehmer, als der vorangegangene Lärm. Kurz überkam sie sogar die Angst taub geworden zu sein, doch das hörbare Knirschen des Obsidianers belehrte sie eines besseren. Sie stutzte jedoch, als Adamantu das Gestein - oder vielmehr den neuen Keller - bat sich ‘vorzustellen’. Eigentlich hatte sie sich auf so etwas vorbereitet, dennoch verschlug es ihr die Sprache, als sich die Wände und Platten jeglicher Fasson vorstellten.
“Weihnachten? Tante?”, stammelte sie verwirrt. Nera war hin und her gerissen, was sie von alle dem halten sollte. Einerseits war sie fasziniert davon, das Gestein genauso wie jedes andere Geschöpf verstehen zu können, andererseits war sie durchaus über das Ausmaß des ‘Verstecks’ mehr als erbost und wiederum andererseits war sie einfach nur baff. Es war eine höllische Berg und Tal fahrt, die sie nur schwerlich verarbeiten konnte.
Der Chorus der Entschuldigung gab ihr den Rest. Trotz dem sie ihre mit Watte gestopften Ohren noch mit ihren Händen schützte, war es so laut, dass ihr die Ohren schmerzhaft klingelten. Nera fluchte, ohne dass sie ihr eigenes Wort verstand. Dabei sprang und zuckte sie so seht umher, dass man meinen konnte sie wäre in einen Hügel Feuerameisen getreten. Für einige Augenblicke, verschwand sie im Treppengang und rang um Fassung.
“Das… wird also deine… Küche?”, fragte sie zögerlich den Obsidianer und trat unbeholfen wieder zurück in den neugeschaffenen Raum. “Gleicht viel eher einem… Irrgarten oder Weinkeller. Ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll, Adamantu. Immerhin dachte ich Zwerge oder Gnome hätten begonnen unter meinem Heim ein Bergwerk zu öffnen! Und ich… Was ist das?!?”
Nera deutete auf die Kochstelle. Wenn sie sich nicht vollends täuschte, war ihre Schmiedeesse direkt über jener Stelle. Sie trat an die Kochstelle heran und lugte vorsichtig in den Kamin. Tatsache! Ihre Esse war dort erkennbar.
“Ich weiß nicht, ob ich das wirklich fragen will, aber was hat es hiermit auf sich? Soll ich beim arbeiten etwa die gesamte Zeit an Essen denken, wenn du hier unten kochst und der Essensduft hinauf kommt?”
Die sonst recht gelassene Schmiedin wirkte nun alles andere als gelassen und funkelte den Obsidianer mit einem messerscharfen Blick an, der dem eines Drachen durchaus Paroli bieten konnte.
“Und noch etwas!”, sagte sie, wobei sie sich den Steinplatten und -wänden zuwandte. “Erstens: Bis Weihnachten ist noch ein bisschen hin! Auch wenn es ein schönes Fest ist. Zweitens: Ich denke mit EINER Küche und EINEM Vorratsraum sollte begonnen werden. Wenn es nicht reicht, kann immer noch expandiert werden, dann möchte ich das jedoch gerne vorher wissen! Drittens:”, Nera stapfte mit zornigem Gesicht zu den Regalbrettern und deutete auf jenes, von dem sie glaubte es wäre das Freche, “Nenn’ mich noch einmal Tante und du lernst mich von einer anderen Seite kennen, Freundchen!”
Mit diesen Worten drehte sie sich wieder mit verschränkten Armen zu Adamantu.
“Und Viertens: Ich will eine Tür! Was soll das für ein Versteck sein, wenn alle Kunden den Treppengang einsehen können und dich wohlmöglich hier unten arbeiten hören können? So fliegst du schneller auf als dir lieb ist und wohlmöglich glauben sie, dass ich in Wahrheit eine Gaststätte betreibe.”
Damit war vorerst alles gesagt, was sie zu sagen hatte. Ihre Züge entspannten sich, wenn auch nur etwas und langsam kehrte auch wieder gesunde Farbe in ihr Gesicht zurück.