Jede Person hat da so ganz klare Vorstellungen und Ansichten zu den Spielarten unseres gemeinsamen Hobbys.
Meine ist “Geschichten”.
Vor einigen Jahren habe ich festgestellt, dass mein eigentliches Hobby gar nicht Rollenspielen ist, sondern Geschichten. Ob in Bild, Ton, Gedanken, mit oder ohne Worten. P&P-Rollenspielen ist einfach nur eine der, für mich, interessantesten Formen von Geschichten. Ich habe einen groben Handlungsrahmen (Welt/Setting) vorgegeben, Richtlinien für meine Figur und deren Möglichkeiten (Regelsystem) und andere Leute (Spielgruppe) mit denen ich gemeinsam Mist bauen eine Geschichte erleben kann.
In diesem kurzen Text ist meine Präferenz für Rollenspiele mit anderen am Tisch mit Stift, Papier und Würfeln schon recht klar dargestellt. Aber es geht auch anders. Als ich meinen ersten Charakter für D&D5 gebaut habe, musste ich auf der Heimfahrt 20 Minuten stehen bleiben, damit ich mich wieder auf das Lenken meines Fahrzeugs konzentrieren konnte. Die mentale Entstehung der Hintergrundgeschichte der Figur hat mich derart vereinnahmt. Das ist jetzt über 7 Jahre her und ich schreibe immer noch an ihr - nicht oft, aber beständig. Ich spiele diese Figur gar nicht mehr, da leider nach 2 Sitzungen Schluss war, aber ihre Abenteuer sind noch lange nicht vorbei.
Ebenso verhält es sich mit meiner Rolle als Spielleitung. Ich schreibe oft stundenlang an den Rahmenbedingungen. Letztens habe ich sogar eine 1.500 Jahre umfassende Zeitleiste geschrieben, wie und auf welche Art die Hintergründe der Figuren meiner Spielgruppe miteinander verknüpft sind. Im Nachhinein hätte ich sie das bei einer Sitzung Null wohl lieber selbst festlegen lassen sollen …
Wenn ich spiele, schreibe ich meine Mitschrift ausschließlich aus Sicht meiner Figur und fast immer in Romanform. Das macht das Lesen schön, aber das Finden schwer.
Computer-Rollenspiele sind für mich ein zweischneidiges Schwert. Natürlich ist es toll, in eine derart auch optisch und akustisch ausgestaltete Welt einzutauchen, aber da sind immer die programmierten, absoluten Grenzen, die niemals überschritten werden können. Auch hier gibt es aber einzelne Juwelen, die die Möglichkeit einer Spielleitung anbieten - mir fällt da jetzt nur Ultima Online ein - und somit den Rahmen der Möglichkeiten erweitern können.
Mit Konsolen-RPs habe ich keine wirkliche Erfahrung, aber ich ordne sie allgemein eher bei den PC-Spielen ein - intuitiv mit noch weniger Handlungsfreiheit als bei PC-Spielen, aber das ist wahrscheinlich nur ein Vorurteil von mir.
Text-Rollenspiele habe ich einige ausprobiert. Mein rößtes Hindernis war die stark differierende Motivation. Ob es jetzt um die Frequenz oder den Umfang der Beiträge geht, die Über- oder Vorausnahme von Handlungen der jeweils anderen Figuren, oder die unterschiedliche Foki (Düster, Romanze, Brutal, Eierkuchen, Abenteuer, Slice of Life usw.) der Schreibenden. Irgendwie hat es mich langfristig immer frustriert.
LARPs (Live-Action-RolePlay) habe ich nicht oft ausprobiert. Einmal habe ich als Spieler teilgenommen, habe damals aber einige Aspekte nicht ganz verstanden, andere nicht erklärt bekommen und wiederum andere nicht ernst genommen. Das zweite Mal wurde als Überraschung organisiert und war großartig, allerdings war ich da auch schon ein erfahrener Rollenspieler und mit dem entsprechenden Ernst dabei. Insgesamt bin ich draußen aber zu sehr vom Draußen abgelenkt und würde wohl lieber mit der Kamera herumlaufen bzw. mit irgendwelchem Zeug vergängliche Kunstwerke basteln.
Wie sieht es mit euch aus? Ich lerne immer gern neue und andere Standpunkte kennen.
Haut rein, schlagt zu, Screw