Alter im Rollenspiel

Hallo an Alle,

sie sind jung, dynamisch, voller Kraft und Vitalität: die SCs.

Zumindest ist es mir mal so aufgefallen, dass so gut wie jeder Spieler eine Figur “lenkt”, die eben jung ist. Alte Helden, Recken, die schon jahrelang Erfahrung als SC haben, die auch hin und wieder ein kleines Zipperlein plagt, deren Hören und Sehen doch schon nachgelassen hat, die morgens schon ein bisschen schwerer aus dem Bett kommen oder gar noch ein Weilchen brauchen, bis sie das Stadium des vollständigen Wachseins erreicht haben … wenn ich ehrlich sein soll: Ich selber habe noch nie erlebt, dass es einen solchen Helden gibt.
NSCs im höheren Alter, die tauchen immer wieder gerne mal auf, schwingen jedoch weder Säbel noch Morgenstern und lassen auch tunlichst die Finger von irgendwelchen Raufereien.

Und nun bin ich einfach mal neugierig: Haben Sie schon einmal einen SC gespielt, der schon 45 - 50 Jahre jung war? Und wenn, welche Mankos haben Sie ihm mit auf den Weg gegeben?
Wann wäre für Sie der Zeitpunkt gekommen, einen Helden in seine wohlverdiente Rente zu schicken, und wenn, warum?
Und wie sehr achten Sie auf Zeitrahmen, dass die Figur zum Beispiel heute ein Jahr älter wird?

Neugierige Grüße
Feuertraum

Für meine Runden kann ich das nicht bestätigen; Charaktere im besten Alter gab’s da schon immer, und gefühlt werden sie häufiger, je mehr sich die Lebensrealität der Spielenden ihnen annähert :wink:
Wobei Alter in Fantasy-Welten natürlich immer relativ zum Volk zu sehen ist. Meine Zwergin steht mit ihren 140 Jahren noch voll im Saft, während mein 19-jähriger Halbork durchaus schonmal merkt, dass er nicht mehr die Nächte durchfeiern kann wie noch mit 14.
An Zipperlein hatten wir von Übergewicht, Schlafapnoe, beginnender Demenz bis hin zu einer denkwürdigen Szene, in der ein Charakter über seine Prostata und das damit verbundene häufige Wasserlassen klagte, schon einiges abgebildet.
Altersbedingt ausgeschieden sind Charaktere bei uns noch nicht, dafür dauern die meisten Kampagnen ingame nicht lange genug an. Ich würde das auch eher davon abhängig machen, ob der Charakter seine individuellen Ziele erreicht hat (besagte Zwergin träumt für ihren Ruhestand z.B. von einem bescheidenen “Bergchen im Grünen”).
Inwieweit die Zeit getrackt wird, ist je nach Kampagne unterschiedlich. Wenn, interessiert es bei mir tendenziell eher die jüngeren Charaktere als die älteren, ob sie ein Jahr älter geworden sind.

Wie heißt es doch so schön: “Mit dem Alter kommt die Weisheit!”
Wo früher einfach auf alles d’raufgekloppt wurde, wird heute oftmals versucht, Dinge diplomatisch zu lösen, denn schon eine alte Kriegerweisheit sagt: “Steige nur in einen Kampf ein, wenn der Vorteil auf deiner Seite ist!”

Warum? Ich sehe viele Chars, die mehrere hundert Jahre alt sind. :wink:

Ich spiele tatsächlich sogar lieber ältere SCs und meine Chars sind glaub ich ausnahmslos über 35.
Leider haben die in manchen Systemen sogar Nachteile auf Attribute. :confused:

Im Text RPG ist mein Hauptchar über 40 und in seiner Jugend nicht gerade pfleglich mit seiner Gesundheit umgegangen, weswegen er jetzt die Quittung bekommt. Gut, den spiel ist auch schon lange und er hat sich so entwickelt und ist eben älter geworden. Andere habe ich von vornherein mit um die 50 angelegt.
Es ist manchmal nicht leicht, sich solche Geschichten einfach auszudenken, mehr Tiefe gibt es, wenn das lange Leben auch erspielt wurde, vermutlich liegt es daran, dass viele so jung sind.

Ich fand allerdings zu junge SCs meist langweilig. entweder haben sie wenig erlebt oder die Spieler haben versucht zu viel in ein zu kurzes Leben zu packen was auch nicht passt. Ein langes Leben bietet halt viel Rau für BackStory, deswegen war mir das immer lieber.
Und an Beschwerden gibt es da viel, vom chronischen Rücken bis zum (ausgespielten) Herzinfarkt, oder eher harmlos der angst keinen Partner mehr abzubekommen.

Ich glaube, dass viele dazu neigen mit einem jungen Charakter zu spielen weil es kongruent zu der Vorstellung passt, dass ein Charakter in jungen Jahren lowlevel ist. Leider wird oft nicht viel Wert darauf gelegt, dass eine Kampagne epochal verläuft. Ich würde es feiern, wenn der SL einmal so etwas sagt wie “das gesamte nächste Jahr ist relativ friedlich verlaufen, ihr befindet euch immer noch auf Burg xy und widmet eure Zeit dem Studium in der Bibliothek oder im Schlosswald auf der Jagd nach Wildschweinen.” Die Erzählgeschwindigkeit neigt aber oft dazu sich in der Microebene zu verlieren und die Macroebene fast vollständig zu missachten.

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Es hängt natürlich auch vom Regelwerk ab, wenn ich mir einen frischen Charakter erstellen soll und die Werte sagen schlicht, die kann nichts. Dann fällt es sehr schwer einen erfahrenen alte Reckin darzustellen. ?‍♀️

In Systemen, die eine weniger steile Lernkurve haben oder gar keine, funktioniert es besser, wenn Grünschnabel und alter Sack beide neu erstellte Charaktere sind. Ein SC sollte sich so anfühlen, wie ich sie/ihn/ey mir vorstelle, dazu gehören auch die Werte. Wenn es gar keine Werte gibt, wird es natürlich noch leichter.

Im Moment spiele ich am Tisch einen über 80jährigen, der hat sich zwar körperlich ganz gut gehalten, hat dafür seine sozialen Probleme und Schwierigkeiten mit den Erwartungen, die an ihn gestellt werden und eine junge Frau Mitte 20, die eigentlich eine Doktorarbeit in Geschichte schreiben wollte, statt Superkräfte zu entwickeln und mit diesen nun völlig überfordert ist…

Ich suche da schon mehr die Abwechslung und Vielfalt. Rollenspiel ist ja dafür da, dass man sich ausprobiert.

Für die Kombination “alter Charakter, aber kann wertetechnisch noch nix” mag ich den Trope sehr gerne, dass der Charakter mal mächtiger war, nun aber wieder neu anfangen muss. Die gefallene Paladina, die ohne göttliche Gunst nur noch Kämpferin ist. Der geläuterte Bandit, der nun als Mönch durchs Land zieht. Der Magier, der durch einen arkanen Unfall oder einen dämonischen Pakt sein Wissen verloren hat und es sich nun wieder neu aneignen muss, etc.
Alternativ bleibt natürlich auch die Hobbit-Variante, dass der Charakter vor Beginn der Kampagne schlicht ein behütetes, wenig ereignisreiches Leben gelebt hat.

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Hallo an Alle,

vielen lieben Dank für die Antworten. Ich gebe zu, ich war positiv überrascht zu lesen, dass es Spieler gibt, die auch gerne einmal ältere SCs spielen. Ich finde es aber gut :slight_smile:
@Franz:

Ich glaube, dass viele dazu neigen mit einem jungen Charakter zu spielen weil es kongruent zu der Vorstellung passt, dass ein Charakter in jungen Jahren lowlevel ist.

An dieser Aussage ist was dran. Unterschreibe ich :slight_smile:

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An der Lebensspanne gemessen spiele ich in meiner Kampagne den ältesten und erfahrensten Charakter. Halb-Ork Barde der ungefähr 30 Jahre alt ist. Als Barde finde ich es generell spannend zu vielen Ereignissen mir eine ähnliche Geschichte auszudenken, welche er auf seinen Reisen erlebt oder gehört hatte. “Sprechende Bäume? Die sollten wir besser meiden. Ich habe von einem Ork gehört, der vor Langeweile gestorben ist bei einem Gespräch mit Baumvolk.” :smiley:

Aber es stimmt schon, auch wenn ich ihn auf Erfahrung ausspiele, sehe ich ihn eher mittleren Alters ohne körperliche Beeinträchtigung. Seine Ziele können aber reifer sein, als die der anderen, wenn ich darüber nachdenke. ^^

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Ich kann mir vorstellen, dass es schlicht auch mit dem Alter des Spielers/Spielerin korrespondiert.
Mit 20 spielt man einfach nicht soo überzeugend 50jährige Chars. Gibt sicher Ausnahmen, aber zumindest sehe ich das oft. Da kommt einem dann ein 30jähirger SC schon ‘alt’ vor. :wink:
Umgekehrt kann man sich mit 40 noch ganz gut an die 20 erinnern und kann ggf. sogar recht reflektiert dieses Alter darstellen.

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@Alasdair In gewisser Weise hast Du Recht. Ich kann als 60-jähriger, aus meiner Perspektive, nicht mehr recht unterscheiden, ob jemand 20 o. 30 ist (sry). Wenn du das als 40er noch kannst ist es gut, bei mir wird die Erinnerung da schon schwammig :wink: .

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Ich spiele meine Charaktere unterschieldich alt. Es muss zur Hintergrundgeschichte passen.
Manche Systeme geben das Beginnalter mehr oder weniger vor (weil junge Helden mit wenig Erfahrung).
Manche Systeme arbeiten mit Alterungsregeln (absoluter Downer, wenn ich meine Werte schön ausgebügelt habe und dann sinken meine beiden Hauptwerte um jeweils einen oder sogar zwei Punkte).
Zeitrechnung ist in einigen Systememauch ein Thema. Wenn es einfach mal mehrere Tage/Wochen dauert, um zum Sprungpunkt zu gelangen, dann ist das Ziel nicht mit nur einem Sprung erreichbar und die Generatoren müssen mehrere Tage/Wochen lang aufgeladen werden, dann nochmal Tage/Wochen bis zur Raumstation/Planetenoberfläche. Da gehen schnell die Jahre weg.

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Den Punkt, das man mit neuen Chars meist jünger startet ist verbreitet und ist bei mir auch so.
Die kommen gerade aus der Ausbildung und wollen die Welt sehen. Haben meist nur geringe Verpflichtungen und das Abenteurerleben reitzt.

Ich spiele seit über 1,5 Jahren einen Magier, welche sehr jung war und teilweise in seinem jungendlichen Leichtsinning reagiert hat und dabei auch seinen Gehorsam zu Erwachsenen beibehalten hat. Der hat sich nun das erste Mal verliebt und wird gerade erwachsen. Er wird vorsichtiger, stellt sich nicht mehr mit seinem Kindernamen vor, seine Kleidung wirkt nicht mehr so, das er dort noch hineinwachsen muss usw.

In anderen Systemen, wenn wir mit höheren Stufen angefangen haben, dann haben die Chars auch etwas erlebt und die waren dann auch in großer Menge eine Ecke älter und hatten auch Wehwehchen. Das ist auch total witzig, wenn das ausgespielt wird.

Ich spiele einen super alten Elfen, der sich noch ganz andere Ereignisse erinnert. Der war viele Jahrhunderte nicht mehr anden Orten und die Orte gibt es nicht mehr, oder es sind andere Orte darüber entstanden. Köperliche Nachteile hat er nicht, der sieht auch Zeitlos aufgrund seiner Rasse aus, aber die Augen zeigen schon ein Alter. Der ist oft verdutzt, wenn die Leute nicht machen, was er sagt.
Wir haben einen Barden, welcher weitgereist ist und um die 45-50 Jahre ist. Der nutzt ganz oft, das er “mit einem gutmütigem, väterlichen Lächeln” einen anderen jungen Char auf eine Dummheit hinweist und das sehr witzig. Wir spielen durch räumliche Trennung mit Videocam über das Internet und kennen uns über 20 Jahre schon. Da ist auch morgens ein Zwicken im Rücken, wenn wir in der Natur übernachtet haben und der nimmt auch gern das bequemste Gasthaus am Ort.

Ich erinnere mich aber auch an eine hochstufige Kampangne, wo ein gealterter Zwergekrieger mit Abzügen auf Stärke/Geschicklichkeit/Konstitution (Zahnlücken, lichte Haare, tiefe Lachfalten usw) durch einen Alterungseffekt durch einen Untoten gestorben ist. Da wurde im Kampf das Maximalalter ausgewürfelt.
Das war schon doof :frowning:

Chutullu Oneschot vor ein paar Wochen.
Wir haben zusammen die Chars mit dem Computer generiert und frei gewürfelt. Man konnte auch was neu machen, aber wir haben alle unseren Char gespielt. Die wir erstellt haben und geschaut, was damit denn so geht.
Da gibt es eine nette Funktion. Wenn man Älter ist, dann bekommt man zusätzliche Skillpunkte aufgrund von Alter und Bildung und das ist eine Menge aus meinem Empfinden. Der 84 Jährige Uniprofessor und Archologe konnte uns Jungespunden (zwischen 25-45) gut erkären, was hier vor sich geht. Beim Rennen war er aber sichtlich ausser Puste.

Das ist ja das schöne an unserem Hobby, das man verschiedenens Darstellen kann.

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Hey, mahl ganz ehrlich, wir werden alle älter. Ich würde jeder Zeit einen in die JAHRE GEKOMMENDEN Charakter spielen, da ich auch keine 20-45 mehr bin. Das Leben verbraucht einen nun mal.

LG, Taschendrache

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Ich spiele aktuell Sigrud, einen Barden der seine aktive Zeit eigentlich schon lange hinter sich hat. Ehemals bekannt als “der singenede Barbar”, wobei der den Titel immer gehasst hat. Und mit 51 noch nicht zum ganz alten Eisen gehört

Dann noch einen klassischen Handwerker-Zwerg, der ist mit soliden 213 Jahren schon etwas länger dabei. Quasi im besten Alter.

[B]Frage @ Alle die bis jetzt hier geschrieben haben.

Was haltet Ihr von einer Runde “Oldies but Goldies” ?[/B]

LG,Taschendrache

@Taschendrache
Es gibt Systeme, die Oldies thematisieren. Zum Beispiel geht es in dem System “Brindlewood Bay” darum, dass die Spieler nur die Rolle von Rentnerinnen einnehmen dürfen, deren Männer bereits gestorben sind. Das Genre lässt sich am besten vergleichen mit Call of Cthulu meets Miss Marple oder Mord ist ihr Hobby. ?

Mir persönlich hat das Spiel schon Spaß gemacht. Ich bin ja eh ein Fan von Powered by the Apokalypse Systemen und eine schrullige Rentnerin zu spielen, war schon lustig. :smiley:

Ich hatte meine Grangorer Einbrecherin ind DSA 4.1 ursprünglich mit Mitte 30 angesetzt, da ich in eine laufende Kampagne mit höherer Erfahrung eingestiegen bin. Hat für mich Sinn gemacht. Dann sind zwischen den Abenteuern inGame immer gleich ein paar Jahre vergangen und die SL kam dann plötzlich mit “Alterungseffekten” an. Diese hätten sofort die eine Eigenschaft betroffen, auf die der Charakter am meisten aufbaut … äh … nö. Hab die SL gebeten, das Alter rückwirkend zurück setzen zu dürfen, da mich sowas echt frustriert. Hätte ich das von Anfang an gewusst (Alterungseffekte & größere Zeitsprünge), hätte ich das auch von Anfang an berücksichtigt.

In anderen Runden hab ich auch gezielt und mit Absicht alte Figuren gespielt - inklusive mir passend erscheinender Schrullen.