Ausgebrannt

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Zum Inhalt:

Markus Westermann geht in die USA um als Vertriebsprofi an der Lokalisation der Software seiner Firma mitzuarbeiten. Sein eigentlicher Wunsch jedoch ist es, dort zu bleiben und eine typische amerikanische Karriere zu machen, an deren Ende ein Westermann-Tower die Silhouette einer dortigen Großstadt beherrscht. Da kommt es ihm nur gerade Recht, dass er auf Karl Walter Block, einem älteren Österreicher trifft, der viele Jahre in der Erdöl-Industrie tätig war. Block behauptet, dass er neue Erdöl-Quellen finden kann und zwar an Stellen, an denen die bisherigen Schulmethoden versagen. Und er kann es beweisen.

Der literarische Zufall will es, dass dieses Zusammentreffen damit einhergeht, dass das weltgrößte Erdölfeld in Saudi-Arabien zusammenbricht. Von einem Tag auf den anderen kommt statt Öl nur noch öliges Wasser aus den Pipelines. Und die Saudis versuchen, dies zu vertuschen.

Kritik:

Würde ich jetzt mehr vom Buch erzählen, müsste ich das gesamte Buch hier rein stellen, denn es gibt kaum Szenen, die man weg lassen könnte. Mal abgesehen von der Spannung, die ich jedem zukünftigen Leser nehmen würde, könnte ich es auch kaum verantworten, den Leuten die Albträume frei Haus zu liefern.

Denn eines muss ich schon sagen: Eschbachs Roman wird als Thriller verkauft, aber für jeden einigermaßen normal denkenden Menschen, ist es eher ein Horror-Roman. Eschbach arbeitet in seinem Werk mit Zahlen, die fast jedermann bekannt sind und die doch immer wieder herab geredet oder gar tot geschwiegen werden. Dazu präsentiert er Fakten, die einem das Blut in den Adern stocken lassen und dass ohne fremdartige Monster zu erschaffen. Der Mensch ist als solches gerade gut genug. Somit ist Eschbachs Roman nicht nur ein Thriller, nicht nur eine Horror-Geschichte, nein, es ist auch halb eine Dokumentation und halb ein Gutachten.

Im letzten Drittel seiner Geschichte extrapoliert Eschbach seine Visionen in die Zukunft - eine Zukunft ohne Öl, nein, ich muss es besser sagen: eine Zukunft ohne BILLIGES Öl. Und damit wäre der fünfte Aspekt auch noch vertreten, die Science Fiction.

Eschbachs Protagonisten wirken überaus real, keiner ist überzeichnet und ihre Handlungen sind für jeden Leser nachvollziehbar. Es sind Personen, die in unserer Zeit leben, unsere Sprachen sprechen, unsere Jobs ausüben und unser jetziges Leben teilen. Helden gibt es keine und nur mit einigem guten Willen, ließe sich die Figur des Karl Walter Block als Anti-Held bezeichnen, der letztendlich aber auch noch zu seinem Finale kommt.

Peak-Oil erreicht? Die Welt am Abgrund? Eschbach führt uns vor Augen, wo unsere globalisierte, zu 100% vom Erdöl abhängige (Welt)Wirtschaft hinsteuert. Er skizziert einen Weg in unsere Zukunft, dessen einziger unsicherer Aspekt nicht die Frage ist, ob er kommt, sondern wann es passiert. In kleinen Ausschnitten bietet er aber auch Lösungen für den Einzelnen an und lässt nicht alle Hoffnung fahren.

Meine Wertung: Beängstigend gut und absolut empfehlenswert!!

Über den Autor:

Andreas Eschbach (* 15. September 1959 in Ulm) ist deutscher Schriftsteller und Bestsellerautor. Waren seine Werke zuerst hauptsächlich dem Genre der Science-Fiction zuzuordnen, gehören seine neueren Werke (Eine Billion Dollar, Der Nobelpreis) zum Teil nicht mehr diesem Genre an.
Eschbach studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik, schloss dieses Studium jedoch nicht ab, sondern arbeitete stattdessen als Softwareentwickler und Unternehmer, bis sein Erfolg als Schriftsteller es ihm erlaubte, sich auf das Schreiben zu konzentrieren.
Seit 2003 lebt er mit seiner zweiten Frau Marianne Eschbach in der Bretagne.

Inzwischen hat Eschbach für seine Werke einige wichtige Preise erhalten, den Deutschen Science Fiction Preis (1996, 1997, 1998, 1999, 2004), den Kurd-Laßwitz-Preis (1997,1999, 2000, 2002, 2004), den Deutschen Phantastik Preis (1999, 2004, 2005), den Prix Bob Morane (Belgien, 2000) und den Grand Prix de l’Imaginaire (Frankreich, 2000, 2004). Er ist damit einer der bedeutendsten europäischen Science-Fiction-Autoren.

Gruß
Euer Tufir

Anmerkung: Die Wertung von Layout/Cover und Preis/Leistungsverhältnis bezieht sich auf die Ausgabe des Weltbild Verlags. Die über Amazon beziehbare Ausgabe des Lübbe Verlages erscheint erst am 1. August 2008

AW: Ausgebrannt

Auch ich habe mir zwischen den Jahren “Ausgebrannt” zur Brust genommen und musste feststellen, wie unterschiedlich die Geschmäcker doch sein können:

Ich finde dieses Buch nicht gut - und das aus verschiedenen Gründen:
Zum einen finde ich es nicht sonderlich spannend - das meiste was als Folgen des Ende des Öls beschrieben wurde, hatte ich schon in Reprtagen gesehen oder mir selbst gedacht. So empfand ich es als wenig überraschend, dass Öl die Grundlage der meisten Annehmlichkeiten unseres Lebens ist, von Benzin (logisch) über Kunsstoffe bis zu Düngern und Medikamenten. Daher waren auch die Folgen (und Teile der Handlung) etwas vorhersehbar (bis auf die Geschichte mit dem Schicksal des Österreichers…).
Auch empfand ich auch den Stil in dem die Ereignisse präsentiert wurden nicht als übermäßg aufregend - eher von der Spannung eines Zeitungsdossiers. Und auch die Sprache fesselte mich überhaupt nicht.
Drittens strotzte mir die Handlung vor zu vielen Zufällen - fast war es so als würde der Autor nur dann neue Personen in die Handlung einführen, wenn diese irgendwann später an anderer Stelle wieder gebraucht würden. Und dass diese Verknüpfungen sogar noch generationenübergreifend wurden, war mir dann entgültig zu hanebüchen.

Man mag sich an dieser Stelle fragen, wann ich das Buch weggelegt habe. Nun - am Ende. Ich habe es gelesen - aus Neugierde herauszufinden, zu welchem Ende der Autor die Geschichte bringt - um herauszufinden, was den Kollegen Tufir so faszinierte - weil ich gerade nichts zu tun hatte (es liest sich ja recht schnell). Jeder kann sich da seinen Lieblingsgrund aussuchen…

Von mir jedenfalls keine Empfehlung - womit beide Positionen vertreten wären…