Über die Autorin:
Deana Zinßmeister hat sich mit dem Schreiben einen Traum erfüllt und ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Während der Recherchen zu “Das Hexenmal” hat sie nicht nur viele Gespräche geführt, sondern ist auch den Fluchtweg ihrer Protagonisten selbst abgewandert. “Das Hexenmal” ist Deana Zinßmeisters dritter Roman. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Saarland.
Rezension:
Dass Deana Zinßmeister viel Zeit in die genaue Recherchen gesteckt hat, merkt man diesem Buch auf Schritt und Tritt an. Im wahrsten Sinne des Wortes kann man der beschriebenen Pilgerreise auf den Hülfensberg „trittsicher“ folgen, da die Umgebung detailliert beschrieben wird. Interessant zu erfahren, das diese Pilgerstätten doch teilweise „um-die-Ecke“ lagen und es nicht immer nur pilgern-in-das-heilige-Land war, was die Leute damals begeistert hat.
So ist es auch der sehnlichste Wunsch von Katharina einmal auf die Pilgerreise zum Hülfensberg zu gehen. Ihr großes Vorbild ist die heilige Elisabeth (zu Marburg), deren aufopferungsvollen Leben für die Armen und Kranken sie gerne nacheifern würde. Doch leider hat das Schicksal ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sterbend im Kindsbett liegend hat ihre ältere Schwester den Wunsch geäußert, das Sie ihren Schwager Otto heiraten und die beiden Kinder versorgen soll. Im frühen 17. Jahrhundert gibt es kaum einen Weg, den Wunsch einer Sterbenden auszuschlagen und mangels Unterstützung Ihrer Eltern scheint nun also ihr Weg vorgezeichnet. Otto trauert auch nicht lange um seine verstorbene Frau sondern ist viel mehr an seiner Bequemlichkeit interessiert und dringt daher auf eine möglichst baldige Heirat. Durch verschiedene Umstände kann sich Katharina als „letzten Wunsch“ noch die ersehnte Pilgerreise heraus handeln, bevor es zum Traualtar gehen soll. Dort trifft sie dann auf …
Burkhard, ein wandernder Franziskanermönch. Jung und aufgeweckt versucht er nach den heiligen Regeln des Franz von Assisi zu leben, den Glauben zu verbreiten und keine weltlichen Besitztümer sein eigen zu nennen. Nach Anfangs glücklichen Lehrjahren bekommt er einen neuen Mentor, Bruder Servatius, als Begleitung für seine Wanderung zugeteilt. Dieser jedoch findet außerhalb der Klostermauern ziemlich schnell Vergnügen an Besitz (Geldmünzen) und fällt, noch viel schlimmer, dem Machtrausch anheim, den er bei diversen Hexenprozessen gegen über den armen gepeinigten Frauen ausüben bzw. beobachten kann. Burkhard bekommt mit der Zeit Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Hexenprozesse. Vor allem, das er an den grausamen „peinlichen Befragungen“ mit seinen verschiedenen Foltermethoden teilnehmen muss, belastet seine Seele schwer. Als dann noch ein „Magier“ zu den beiden Mönchen stößt, scheint es mit dem friedlichen Bettelwanderleben komplett vorbei zu sein. Der charismatische, schlaue Barnabas pflegt seinen Ruf als Wunderheiler/Magier und hat schon lange erkannt, dass man mit den Hexenprozessen sehr gut Geld verdienen kann. Die Verstärkung durch zwei „Kirchenmänner“ steigert nun noch seine Glaubwürdigkeit, wenn er wieder das Erkennen-und-Bestätigen einer Hexe übernehmen muss. Doch letztendlich zerbricht das Trio an der Geldgier von Barnabas, da dieser Burkhard des Diebstahles bezichtigt. Der Bestohlene ist Bruder Servatius, der daraufhin androht Burkhard zu erschlagen. Dieser hat gerade einen Theologen kennengelernt, der im Zugang zu verschiedenen Schriftstücken gewährt hat, die nun Burkard letztendlich davon überzeugen, dass es keine Hexen gibt und er somit Teil eines großen Unrechtes ist. Er entschließt sich zu fliehen. Seine Flucht führt ihn ebenfalls auf den Hülfensberg, mit einem kleinen Umweg, bei dem er Clemens trifft.
Clemens und seine Schwester Anna sind erst seid kurzen Waisen. Obwohl bereits junge Erwachsene vermissen Sie Ihre Eltern sehr. Diese wurden bei einer Reise scheinbar von Wegelagerern ermordet. Anna wird in Ihrer großen Trauer von dem Testamentverwalters Ihrer Eltern getröstet und heiratet diesen ziemlich schnell. Ihr Mann Wilhelm jedoch hat dies von langer Hand eingefädelt und macht sich nun mit Tücke daran die beiden um Ihr Erbrecht zu bringen. Ein Leben in Saus und Braus auf dem reichen Gestüt schwebt ihm vor, da stören die Geschwister nur. Über verschlungen Wegen kommt es daher, dass auch Clemens, Anna und Ihr Mann auf dem Hülfensberg landen.
Hier nun treffen Sie auf die letzten Protagonisten der Geschichte. Auf Franziska und Johann.
Die beiden sind auf der Flucht, da sie entgegen dem Wunsch von Johanns Vater geheiratet haben. Möglich war dies nur, da sie eine Menge Unterstützung verschiedenster Leute erhalten haben. Johann sollte durch eine vorteilhafte Heirat mit einer reichen Erbin, das ohnehin reichlich vorhandene Vermögen seines Vaters mehren. Als Großbauer ist dieser gewöhnt, dass alles nach seinen Wünschen läuft. Dass in diesem Fall sowohl Franziska ihm das Bett verweigert und dann sogar noch sein Sohn verkündet, dass er sich in eben diese Magd verliebt hat und heiraten will, kann er nicht tolerieren. Als geniale Lösung erscheint ihm eine Anklage Franziskas als Hexe. Er meint, so kann er diese lästige Angelegenheit am besten aus dem Weg räumen … Franziska soll brennen. Doch dieses wird von Johanns Mutter und seinem Onkel rechtzeitig vereitelt. Doch ein Bleiben auf dem heimatlichen Hof kommt nicht in Frage und so müssen auch diese Beiden sich ein neue Heimat suchen. Als Dank für das knappe Entkommen des Scheiterhaufens möchte Franziska noch einen kurzen Abstecher auf den Hülfensberg machen, bevor sie die Region verlassen.
Und so treffen Sie alle zusammen, jeder mit seiner eigenen Geschichte und alle auf dem Weg in Richtung Hessenland, das ihnen als Versteck vor Ihren Verfolgern dienen soll.
Fazit:
Die Geschichte ist flüssig und spannend geschrieben. Durch die verschiedenen Erzählstränge ist man ständig neugierig wie es weitergeht. Kurz vor dem dreißigjährigen Krieg schien die Not groß zu sein und der Glaubenskonflikt zwischen Protestanten und Katholiken schwelte. Hierzu gibt es in dem Buch ebenfalls einige interessanten Anekdoten. Immer wieder auch erschreckend, wie leicht es war, in diesem Klima von Missgunst und Armut normale Frauen der Hexerei anzuklagen, woraufhin diese kaum noch eine Chance hatten „heil“ aus der Angelegenheit wieder herauszukommen. Zumindest wird in diesem Buch beschrieben, dass die ersten mutigen Stimmen der Aufklärung in dieser Zeit auftauchten.
Zusätzlich zu den von mir beschriebenen Hauptpersonen wimmelt die Erzählung noch von vielen Nebendarstellern, die alle kunstvoll eine komplexe Geschichte weben und eine wirklich interessante Beschreibung der damaligen Zeit abliefern.
Was ich schade fand, war das doch sehr abrupte, offene Ende. Nachdem man die ganze Zeit mit den verschiedenen Charakteren mitgelitten hat, muss man diese auf einmal auf dem halben Weg in die neue Heimat verlassen. Gerade als Leserin von vielen historischen Romanen ist mir doch bewusst, dass eine Ansiedlung in einer neuen Stadt und die „Jobsuche“ u.a. im Hinblick auf die strengen Gilderegelungen nicht sehr einfach gewesen sein kann. Speziell im Fall von Katharina, die ohne Geld und „männlichen Schutz“ die Flucht nach vorne angetreten hat, frage ich mich, wie Ihre Zukunft aussehen könnte (wahrscheinlich wählt sie den Weg ins Kloster … war das ohne „Mitgift“ üblich und möglich?). Hier hätte ich mir zumindest noch ein Stückchen „mehr Geschichte“ gewünscht.
Doch vielleicht ist ja eine Fortsetzung geplant. Diese würde ich auf jeden Fall auch gerne lesen wollen.
Die Rezension entstand in freundlicher Zusammenarbeit der RPG-Foren.com und DSA-Fantasy.de. Vielen Dank auch an den Goldmann-Verlag!
Viel Spaß beim Schmökern
Efaté