Das Reisen ist der Helden Lust

Hallo an Alle,

bei Midgard 5 (eines der Systeme, welches ich neben mehreren anderen ausarbeite), bin ich beim Punkt der Reisegeschwindigkeit. Bei gutem Wetter und vernünftigen Wegen schaffen die Helden eine Strecke von 5 Kilometern die Stunde, bei schlechtem Wetter und äußerst bescheidenen Wegen 5 Kilometer am Tag. Wenn überhaupt.
Ich finde es zwar schön, dass eine solche Beschreibung im Regelbuch aufgeführt ist, frage mich allerdings, wie weit dieses überhaupt im Spiel Berücksichtigung findet.
Im Normalfall war es bei uns immer so, dass die SCs sich auf den Weg machten und halt am Zielort ankamen.

Nun gehöre ich aber zu den Menschen, die ziemlich neugie … äh … wissbegierig sind und frage locker-flockig in die Runde, wie Sie es eigentlich handhaben mit der Reisegeschwindigkeit während einer Quest.
Fällt diese bei Ihnen ebenfalls unter den Teppich?
Lassen Sie sie einfließen, um eventuell die Spieler ein wenig zu drängeln (so nach dem Motto: Ihr müsst euch jetzt echt was einfallen lassen, dass ihr noch rechtzeitig ankommt, bevor der Endboss obsiegt). Oder nutzen Sie schlechte Straßen/schlechtes Wetter sogar für kleine Nebenquests?

Neugie … äh … wissbegierige Grüße

Feuertraum

Reisegeschwindigkeit ist zum einen relevant, um - in Verbindung mit einer Weltkarte - ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man sich die Reise ingame vorstellen kann: Ist es eher ein Sonntagausflug oder eine epische, mehrwöchige Queste?
Je nachdem, welche Kosten mit der Reise verbunden sind (Vorräte, Mietlinge, Unterbringung, Transportmittel) macht es auch finanziell einen Unterschied, wie lange die SC unterwegs sind.
Vor allem wird Reisegeschwindigkeit aber dann relevant, wenn die SC sie beeinflussen können (z.B. durch die Wahl des Transportmittels, der Route, wann gerastet wird, wie vorsichtig oder schnell man unterwegs ist. etc.), und gleichzeitig eine tickende Uhr im Hintergrund haben.
In drei Tagen ist Vollmond, und der Nekromant wird sein Evil Ritual of Evil vollenden; die Gruppe muss noch 200 km zurücklegen, ist heute schon 10 Stunden marschiert und nach einem Kampf angeschlagen - geht sie auf Nummer sicher und rastet im nächsten Gasthaus, oder riskiert sie einen Gewaltmarsch durch die Nacht, um noch ein Stück Weg gutzumachen?

Wegen dem Thema hab ich mir mal einen kleinen Rechner gebaut Wegrechner
Nutze ich eigentlich meist um den Spielern zu verdeutlichen wie lang es von a nach b braucht. Kommt halt zum Tragen wenn man Ressourcen wie Wasser und Nahrung planen will oder auch Mal um zu sehen ob eine Reise noch machbar ist bevor man z.B. eingeschneit wird.

Ist eigentlich immer wieder relevant. Schon immer… weiß noch wie in der Schule in Geschichte gefragt wurde, was man so glaubt wie viele Kilometer ein Ochsenkarren am Tag schafft. Na,so 20 am Tag bei guter Straße, weiß man doch, oder? :laughing:

Reisen sind ein guter Zeitpunkt für das Spiel zwischen den Charakteren, um sich gegenseitig kennenzulernen. Wie jeden Abend, Morgen wird gebetet, ein Training gemacht, etc. Mittags muss dieser SC mindestens eine Stunde schlafen. Der ein kocht jeden Morgen warmen Tee, etc

Ganz abgesehen davon ist das der Punkt an dem all die Wildnisaffinen SCs ihre Screentime haben. Hab leider auch schon erlebt, dass Reisen gerne übersprungen wurden, weil man ja eine Wildnisführerin dabei hat. Die aber in der städtischen Gesellschaft nichts zu tun hatte und die Spielerin es so doch wenig spannend fand nur offscreen zu glänzen. :crazy_face:

Wenn kein Zeitdruck für die Reise herrscht, dann ist sie auch eine super Möglichkeit um weitere Abenteuer und Geschichten einzustreuen. In dem kleinen Dorf X passiert Y, im Wald soundso rennen Banditen herum. Hier ein Spinnenproblem und die Ziege hat sich verlaufen, etc
Es gibt genügend Ideen warum die SC gerade hier und dort sind, mit den Reisen hat man einen Grund.

Ich sehe das als SL ganz als ‘Der Weg ist das Ziel’.

1 „Gefällt mir“

Ich würde es für mich am ehesten mit dem Ausspruch "Die Reise selbst (und die Reisegeschwindigkeit) ist dann relevant, wenn sie für die Story relevant ist.

Prinzipiell sind mir Reisen sehr wichtig, weil ich sie gerne mit allerlei Encountern fülle. Zum einen um zu zeigen dass man sich eben nicht einfach so von A nach B bewegen kann. Zum anderen weil ich in Reisen gerne schon Elemente der Story verbaue die oftmals aber nicht so wirken als wären sie schon storyrelevant. Oder genau andersherum: Man lässt unterwegs etwas passieren was die Charaktere dazu bringt dort viel zu viel hineinzuinterpretieren und am Ende war es wirklich nur ein lapidarer Zufall, eine falsche Fährte seitens des GM quasi.
Plus wie oben schon erwähnt sind natürlich auch random encounter eine willkommene kleine Abwechslung.

Ich leite ja überwiegend CoC und nutze für random encounter gerne den Glückswurf. Gut um einen platten Reifen ins Spiel zu bringen etc.
Dafür habe ich mir dann eine Liste encounter einfallen lassen die zur jeweiligen Story passen.

Für mich hat Reisen in div. Settings aber auch noch einen ganz anderen Aspekt: Kontrolle und Kontrollverlust (es spricht der Cthulhu Keeper…):
Wenn die Charaktere auf eine Art Reisen, wo sie keinen Einfluss auf das Fortbewegungsmittel haben (Sprich sie sind auf einem Schiff, einem Flugzeug, Raumkreuzer etc.) kann das ein gewisser Kontrollverlust sein, der sich für eine entsprechende Stimmung sehr gut nutzen lässt. Damit kann man auch wunderbar etwas “Druck” aufbauen (Flugzeug muss wegen Unwetter zwischenlanden und es gehen wertvolle Stunden verloren z.B.) oder sie müssen sie einer gewissen Fremdkontrolle unterwerfen (ein strenger Schiffskapitän der jedem an Bord Aufgaben zuweist).
Plus: Schiff, Flugzeug etc. lassen recht wenig “Fluchtmöglichkeiten” um sich aus einer Situation entziehen zu können. Ich kann vor dem Wegelagerer nicht einfach schnell davonreiten, sondern muss mich wohl eher dem Piratenangriff stellen und mitkämpfen um zu überleben…
Sind Prinzipiell selbstverständliche Dinge im Storytelling, aber entsprechend eingesetzt eine gute Sache um eine gute innere Stimmung zu erzeugen.