Nicht weit von der Schwertküste, den Fluss Delimbiyr entlang, befindet sich die Stadt Dolchfurt. Betritt man sie durch das Karavanentor, und hält sich links, nach Norden an der Stadtmauer entlang, folgt dem Tannerweg vorbei an Cormaghs Schmiede, biegt vor Jerdans Schmiede (ja, die beiden konkurrierenden Schmieden sind recht nah beieinander gelegen) in die erste kleine Gasse rechts ab und hält sich ein weiteres Mal rechts, so endet man vor einer kleinen Kaschemme, auf deren altem, von der Witterung angefressenen Holzschild ein kleiner roter Singvogel abgebildet ist. Einen Namen verrät das Schild nicht, und es ist auch nicht bekannt, dass es überhaupt einen offiziellen Namen für diesen Ort gäbe, aber die Eingesessenen kennen ihn als “Das rote Vögelchen”, oder kurz auch nur “das Vögelchen”.
Das Haus selbst ist nicht weiter bemerkenswert. Es steht auf einer groben Steinfassade und die oberen zwei Stockwerke sind in Fachwerk gebaut. Vor kürzerer Zeit muss der kleine Turm errichtet worden sein, der über das Dach hinausreicht, und über dessen Zinnen man über andere Dächer hinweg nach Süden bis zum Marktplatz und nach Westen und Norden sogar bis über die Stadtmauer hinweg schauen kann. Rauchende Schornsteine verraten, dass hier wohl den ganzen Tag über gekocht wird. Ein paar Zimmer für Reisende gibt es auch, aber das ist es nicht wirklich, wofür das “Vögelchen” bekannt ist.
In der Tat ist die Kaschemme bei weniger Eingeweihten hauptsächlich dafür bekannt, dass es hier sehr große Portionen günstigen passablen Essens gibt, das der Halbling Rackel Bambelbrust mit viel Liebe kocht. Für die feinen Damen und Herren der Stadt viel zu rustikal, erfreut sich die Hausmannskost des Haarfußes doch einiger Beliebtheit beim einfacheren Volk, ebenso wie bei erschöpften Abenteurerinnen und Abenteurern, die mit wenig Geld in die Stadt kommen. Die menschliche Wirtin Hesda von Ulmenhain, eine entfernte Verwandte des Clans derer von Ulmenhain aus dem südlichen Tethyr, führt diese Kneipe schon seit Menschengedenken. Außer ihrem Namen wirkt aber nichts an ihr adelig – Im Gegenteil ist sie eher recht ruppig und unhöflich. Im Allgemeinen wird aber von ihr gesagt, sie habe unter ihrer harten Schale einen guten Charakter.
Hesda trifft man selten ohne ihre Freundin Smetta an, die den ganzen lieben Tag an der Theke sitzt und trinkt. Wie genau das Verhältnis der beiden ist, ist nicht weiter bekannt, aber man darf sich sicher sein, dass die recht kräftige Smetta keine Beleidigung der Wirtin unkommentiert lassen wird, und schon häufiger ist ein Gast von der schon etwas in die Tage gekommenen Dame recht unsanft an die frische Luft befördert worden. Außer den drei Erwähnten gibt es noch den Zwerg Skorgar Hammerstein, der als “Mädchen für alles” und als Bedienung arbeitet, sowie den menschlichen Borter — einen Nachnamen kennt man nicht von ihm — ein ehemaliger und abgehalfterter Barde, der seit Jahren nicht mehr singt, spielt oder tanzt, dafür aber auch bei Arbeiten aushilft, wo immer er gebraucht wird.
Alteingesessene wissen mehr über das “rote Vögelchen”, oder zumindest gibt es vielerlei unbestätigte Gerüchte. So zum Beispiel, dass im Keller, der durch eine magische Barriere gesichert ist, ein mächtiger (böser?) Zauberer gefangen gehalten wird, oder dass der Keller an die Kanalisation angrenzt und hier allerlei zwielichtige Geschäfte getätigt werden. Das verbreitetste Gerücht ist aber, dass sich weit unter dem Haus ein Weg in ein riesiges Verlies mit 13 Ebenen befinden soll, durch die noch keine Abenteurerin bis ganz nach unten durchgedrungen sein soll. Es soll aber schon vorgekommen sein, dass Abenteuerlustige die Wirtin überzeugt haben, und Einlass zur obersten Ebene des Verlieses bekamen. Nicht alle sind von ihren Erkundungen wieder zurückgekehrt, so sagt man.
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Dolchfall und die Schwertküste liegen auf dem Kontinent Faerûn in der Welt Toril, der Welt der Vergessenen Reiche. Die Zeit, in der wir uns befinden, ist das Jahr 1490, im Monat “Marpenoth”, dem Monat des Laubfalls. Alle Informationen aus dem “Sword Coast Adventurer’s Guide” der fünften D&D-Edition sind hier kanonisch. Aber bitte macht hier keinen Besserwisserkampf auf. Es geht hier schließlich darum, in einer netten Kneipe zusammenzukommen, zu entspannen und Rollen zu spielen. … und wer weiß … vielleicht auch irgendwann zu entdecken, was in den Tiefen unterhalb des “Vögelchens” haust.
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