Dr. Watson

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Titel: Dr. Watson
Zeichnungen: Darko Perovic
Text: Stephane Betbeder
Aufmachung: Hardcover
Seiten: 96
Format: 24 x 32 cm
Verlag: Splitter
Erscheinungsdatum: 2018
ISBN-13: 978-95839-453-7

Sherlock Holmes ist tot! In den unterschiedlichsten Medien habe ich den Tod von Sherlock bereits begleitet. Sei es im Hörspiel, im Buch, dem Film, der Sherlock - Serie im Fernsehen. Immer starb er und immer ging es hauptsächlich um ihn. Um Sherlock. Anders ist es im Comic namens Dr. Watson. Ein Name, der untrennbar mit dem seines bekannten lyrischen Partners verbunden ist und der hier im Mittelpunkt der Zeichnungen von Darko Perovic steht.

Handlung

Sherlock Holmes ist tot! Ganz im Sinne der Vorlage von Arthur Conan Doyle stürzt er in die Reichenbach Wasserfälle. Die Leiche wurde nie gefunden. Genug für seinen Partner, seinen Kompagnon, seinen besten Freund John Watson an eine Wiederauferstehung zu hoffen. Sich sogar nach ihr zu sehnen, fast schon zu verzehren. Das Umfeld von John kann hier nur zusehen, denn helfen lassen will er sich in seiner Trauer nicht. Das einzige, was einem erstaunlich alt aussehenden Watson zu helfen scheint, ist neue Fälle zu suchen und diese zu lösen, ganz im Sinne seines verstorbenen Vorbilds. Dr. Watson hat über die Jahre viel von seinem Freund geklärt und auch wenn er nicht so elegant und schnell auf die Lösung kommt, so schafft er es dennoch.

Trotzdem macht ihm der Verlust zu schaffen und John stürzt immer tiefer in eine Krise. Ähnlich der Zeit als er verwundet und als psychisches Wrack aus dem Krieg in Afghanistan kam, muss er Heilung finden. Damals fand er sie unerwartet im Treffen mit Sherlock, der einen Mitbewohner für die Baker Street 221 B suchte. Was kann jetzt die Heilung bringen? Eine Reise zurück nach Afghanistan? Ein neuer Fall? Vielleicht sogar beides? John Watson muss sich selbst wieder finden, um genesen zu können und reist nicht nur nach Afghanistan, sondern auch ein Stück weit in die Vergangenheit. Am Ende der Reise könnte eine viel imposantere Antwort stehen, als sich John träumen lassen könnte: Wer war Sherlock in Wirklichkeit? Und ist Sherlock wirklich tot?

Erläuterungen und Kritik

Als ich das Cover von Dr. Watson das erste Mal gesehen habe, fühlte ich mich an Zeichnungen eines Wild West Krimis erinnert. Ist das Wyatt Earp? Wie ein Sherriff im lodernden Mantel, der Sonne, dem Wind und allen Kriminellen trotzend, in die ferne stierend und einen rauchenden Colt in der Hand. Das waren meine ersten Gedanken. Und sie führten mich auf eine gänzlich falsche Fährte. Weder der Wilde Westen, noch ein normale Sherlock Holmes erwarteten mich beim Lesen des Comics. Natürlich dürfte anhand des Titels klar sein, dass John Watson im Mittelpunkt der Geschichte steht. Aber um ihn herum dreht sich doch alles wieder auch um Sherlock. Die beiden funktionieren einfach nicht ohne den jeweils anderen. Sie gehören einfach zusammen. In allen Medien, in allen Geschichten… sie sind eins. Und um diese Verbindung dreht sich wiederum die Geschichte in Dr. Watson. Um die Freundschaft, die innige Verbindung der Beiden. Im Vordergrund ist dabei aber immer John. Schließlich ist Sherlock tot. Oder? Sieht zumindest alles so aus, also muss John alleine zurechtkommen und sich selbst erst mal wieder finden. Die Reise nach Afghanistan wird zur Reise in die Vergangenheit und lässt John seine letzten Tage im vorherigen Krieg, seine Verletzung und den Grund seiner Rückreise also nochmal erleben. Hierbei springt die Geschichte von Seite zu Seite und gleichzeitig von Zeitebene zu Zeitebene. Zwischendurch wird die Spannung mit einer Art Zwiegespräch zwischen John und einem Sherlock angetrieben. Als Leser wird man bewusst im Unklaren darüber gelassen – und das bis kurz vor Schluss - an welchem Zeitpunkt dieses Gespräch stattfindet.

Das Ende des Buches hält eine wahre Überraschung parat, eine Wendung, die vermutlich nicht mal Sherlock hätte kommen sehen. Aber der ist ja eh tot, nicht wahr?

Fazit

Ich liebe Geschichten über Sherlock Holms und seinen Sidekick John Watson. Egal in welchem Medium. Als Comic war es eine neue Erfahrung für mich. Die Geschichte erlebte ich hier anders, als im Film oder im Buch. Das bringt ein Comic nun mal so mit. Einzelne Szenen sind wichtiger, als andere und werden detailliert dargestellt, so wie z.B. der Wille von John zu Überleben an einem Punkt der Geschichte.

Das ständige Wechseln der Zeiten war zunächst etwas verwirrend und nicht immer leicht nachzuvollziehen. Dieses Tempo wurde im Verlauf des Comics aber besser oder ich habe mich schlicht daran gewöhnt.

Die Atmosphäre des alten Londons sowie des sandigen Afghanistans werden im Comic gut eingefangen. Die Zeichnungen sind fokussiert auf die Charaktere, auf harte Gesichtszüge und Details. Action kommt zwar auch vor, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig auf Mimik. So halten sich comichafte Einblendungen wie „Blam“, „Pok“ oder „Bang“ eher in Grenzen. Das macht Dr. Watson nicht nur aufgrund der Thematik zu einem Comic für Erwachsene.

Das hochgradig überraschende Ende entschädigte mich für manche Passagen, die ich fast schon eilig überflog. Und mit einem Fokus aufs Ende bin ich froh den Comic gelesen zu haben.

Sherlock Homes ist tot! Es lebe Dr. Watson!

Autoren und Künstler

Der Texter des Comics, Stephane Betbeder, war bislang hauptsächlich an französischen Comic-Reihen wie „Bunker“ oder „Heiligtum" beteiligt. Die Zeichnungen stammen von Darko perovic. Dieser serbische Comic-Zeichner ist bekannt für Werke wie “Brek”, “Magico Vento”, “Shangai Devil”, “Les Carnets secrets du Vatican” and “Alamo”.

Vielen Dank an Splitter Verlag, welcher die Rezension dieses Objektes ermöglichten.

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[QUOTE=Bilder aus dem Comic]
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*Die Bilder stammen von der Seite von Splitter
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[30/40] - Zeichnungen
[8/10] - Aufmachung
[6/10] - Preis/Leistungs-Verhältnis

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