[FONT=Arial][SIZE=3]Wir schreiben das Jahr 1633. Ein dunkler Geheimbund – „Die schwarze Kralle“ – unterwandert die europäischen Königshäuser. Auch in Frankreich steht die Errichtung einer „Krallen“-Loge kurz bevor. Zwar leistet Kardinal Richelieu, der einflussreichste Mann am Hof von Louis XIII., erbitterten Widerstand, doch seine Bemühungen scheinen zwecklos. Denn die Mitglieder der „Schwarzen Kralle“ sind keine gewöhnlichen Menschen – es sind die Nachfahren eines uralten Drachengeschlechts. Nun gibt es nur noch eine Hoffnung: Richelieus Spezialtruppe „Die Klingen des Kardinals“, furchtlose Musketiere, die schon so manches Abenteuer überstanden haben. Doch dieses könnte ihr letztes sein.[/SIZE][/FONT]
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[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Möglicherweise sind vier Namen aus der französischen Literatur heute bekannter als die aller aktuellen Politiker, Musiker und Schauspieler Frankreichs zusammen. Diese Namen sind Athos, Portos, Aramis und d’Artagnan. Und vielleicht wäre auch Kardinal Richelieu die besondere Aufmerksamkeit, die er heute genießen mag, nicht zuteil geworden, hätte ihn Alexandre Dumas in seinen „Die drei Musketiere“ nicht zu ewigem Ruhm verholfen. Wer immer dieses Werk gelesen oder eine der Verfilmungen genossen hat, dem werden diese Namen unvergesslich bleiben.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Immer einmal wieder tauchen diese historisch verbürgten Persönlichkeiten wie Richelieu in der Literatur auf. Zuletzt hat Mary Gentle in ihrem Roman „1610“ diese Personen in ein phantastisches Umfeld mit eingebunden. Nun versucht also ein einheimischer Autor, die Männer mit Mantel und Degen mit dem Mysterium der Drachen zu verbinden.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Es ist das Paris des Jahres 1633. Louis XIII, ein König, der lediglich in seiner Jagdleidenschaft Erfüllung findet, überlässt das politische Feld fast gänzlich seinem Berater Richelieu. Der ewige Streit mit England, die geflüchtete Königinmutter, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und nicht zuletzt Spanien lassen den einflussreichsten Mann Frankreichs kaum zur Ruhe kommen. Er weiß auch, dass mit Lothringen ein neuer, gefährlicher Spieler das internationale Parkett betreten hat, und er Ruhe an zumindest einer Front braucht.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Ein Geheimbund mit Namen „Schwarze Kralle“ sucht, nachdem er in fast ganz Europa seine Logen errichtet hat, auch in Frankreich Fuß zu fassen. Die Schwarze Kralle gibt sich aber nicht mit lächerlichen Intrigen und Verbrechen ab. Ihr geht es darum, den Nachfahren der Drachen, die in Menschengestalt auf der Erde weilen, ihren selbst gefühlten, angestammten Platz an der Spitze der menschlichen Machtpyramide zu verschaffen. Da der spanischen Loge der Verlauf der Dinge in Frankreich zu langsam vonstatten geht, schicken sie einen „Beobachter“ zu ihren Brüdern, der jedoch von der französischen Loge eher als Spion und Saboteur angesehen wird.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Parallel dazu geraten Richelieus Geheimverhandlungen mit Spanien ins Stocken. Ein junger Adeliger von der iberischen Halbinsel ist nach Paris geflüchtet und in der Seine-Metropole untergetaucht. Spanien will den Flüchtigen zurück haben, koste es was es wolle. So greift Richelieu zum letzten Mittel, etwas, das er seit dem von dieser Gruppe verantworteten Fall von La Rochelle nie für möglich erachtet hätte – er reaktiviert „Die Klingen des Kardinals“ und lässt deren Hauptmann La Fargue die Truppe wieder zusammen rufen.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Die alten Haudegen haben in den fünf Jahren, die seit ihrer unehrenhaften Auflösung aufgrund des Falls von La Rochelle folgten, nichts von ihrer Tatkraft oder Gefährlichkeit eingebüßt. Mit Gespür und Raffinesse machen sie sich auf die Suche nach dem Flüchtigen, und entdecken dabei weit mehr, als sie erwartet oder befürchtet haben. So bekommen die Musketen, Pistolen und Degen viel zu tun, erkundet der Leser mit den Kämpen die Spielsalons und Bordelle der Hauptstadt ebenso wie ihre Verliese und Folterstuben. Doch kann sich selbst bester Toledo-Stahl gegen dunkle Magie der Drachen behaupten, zumal Verrat an allen Ecken droht? Fantasy a la France – verzwickt anders, trotzdem faszinierend.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Von Anfang an erwartet man viel von dem Werk. Als großformatiges Paperback in die Buchläden gebracht, ausgestattet mit einem recht anschaulichen Titelbild macht man sich mit einigen Hoffnungen an die Lektüre. Zunächst aber erschlagen die Vielzahl der handelnden Personen und der ständige Perspektivenwechsel diese Erwartungen. Das ist wirklich keine einfache und leicht zu lesende Fantasy-Kost, hier benötigt man Muße, Ruhe und Ausdauer. Es ist ein Roman für das Kaminfeuer und ein gutes Glas Rotwein. Erst nach und nach erschließt sich dem Leser dann die politische Lage, tauchen Agenten der Schwarzen Kralle auf und man kann damit beginnen, die Intrigen und Verstrickungen zu genießen.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Zunächst erinnert so einiges an Dumas´ Vorlage. Ein rauflustiger Bursche aus der Gascogne, jede Menge wilde Gefechte und ein farbenprächtiges Ambiente sorgen dafür, dass keine Langweile aufkommt. So nebenbei lässt der Autor einiges Wissenswertes über die damalige Zeit und Paris selbst einfließen, konzentriert sich aber durchaus auf die parallel ablaufenden Intrigen seiner Handlung. Dabei bleibt der im Hintergrund agierende Richelieu meist recht blass, aber dafür gewinnen die Hauptprotagonisten, die Mitglieder der „Klingen des Kardinals“, immer deutlicher an Profil und Format. Verfolgungsjagden über die Dächer von Paris, habgierige Geldverleiher, eine herzensgute Bordellmutter, vergnügungssüchtige Adelige und Duelle im Morgengrauen – Pevel weiß, was der Konsument gerne lesen möchte.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Allerdings gibt es keine wirkliche Heldengruppe, auf die sich der Roman konzentriert. Das ist dann wohl auch das größte Manko des Buches. Es tritt eine Vielzahl von historisch verbürgten und fiktiven Personen auf, aber bei keinem verweilt Pevel wirklich lange, um ihn dem Leser vertraut zu machen. Vielmehr setzt der Autor darauf, durch ausführliche, und manchmal auch zu weitschweifige Erklärungen Zeit- und Lokalkolorit zu erzeugen. Der rote Faden der Geschichte ist in viele kleine Einzelstränge zerfasert, die am Ende nicht unbedingt alle wieder zusammen geführt werden, was einerseits den Lesefluss hemmt, andererseits aber auch die Spannung mindert, wobei diese durchaus durch die vielfältig enthaltenen Rätsel aber generell auf hohem Niveau gehalten wird. Zwar spart Pierre Pevel auch nicht mit Degenduellen und anderen actionreichen Auseinandersetzungen, aber einen Höhepunkt gibt es nicht, und abgeschlossen scheint die Geschichte auch noch nicht, obwohl die Auflösung am Ende des Romans im ein wenig überhasteten Finale überraschend logisch klingt.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Dieses Gefühl einer unfertigen Geschichte ist eigentlich schade, denn sonst stimmt das Meiste. Durch das ungewohnte Setting und die Tatsache einen Mann zum Helden zu haben, der in der Geschichte der Literatur eigentlich als Bösewicht gilt, ergeben sich interessante Ideen und Wendungen – diese gehen aber leider allzu sichtbar in den vielen Handlungssträngen unter. Das macht den Roman nicht gerade zu einem leicht verdaulichen Werk, dessen Schwächen leider nicht zu übersehen sind.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Ansonsten fällt „Drachenklingen“ durchaus angenehm durch die Wahl des Hintergrundes und der Handlung auf, verschenkt aber auch durch viel zu viele Ebenen und Figuren die Möglichkeit, eine wirklich außergewöhnliche Handlung zu erzählen.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Also ein durchschnittlicher Roman mit Tendenz ins obere Drittel, den man aber hätte besser machen können.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Viel Spaß beim Schmökern!
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Euer Tufir
Der Autor:
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Der 1968 geborene französische Schriftsteller Pierre Pevel gehört in seinem Heimatland zu den bekanntesten und beliebtesten Autoren. Nicht umsonst errang er 2002 den Grand Prix de l´Imaginaire und 2005 den Prix Imaginales jeweils im Bereich Bester Roman. Mit seiner Wielstadt-Trilogie, die er im 30-jährigen Krieg angesiedelt hat und den Geschichten um den Gentleman-Magier Ambremer hat er sich in die Herzen seiner Fans geschrieben. Drachenklingen ist sein bislang größter Erfolg. Noch vor Gollancz in Großbritannien veröffentlicht Heyne die deutsche Übersetzung.
Die Übersetzerin:
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Caroline Müller hat für den Heyne Verlag bereits sehr viele Bücher unterschiedlichster Genres übersetzt. Die Übersetzung von Drachenklingen fällt besonders dadurch auf, dass sie fehlerfrei und stilistisch gelungen ausfällt.
[/SIZE][/FONT] [FONT=Arial][SIZE=3]Diese Rezension entstand in freundschaftlicher Zusammenarbeit der RPG-Foren.com und DSA-Fantasy.de - Vielen Dank auch an den Heyne-Verlag.
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