@Tufir
Für mich ist es eine Frage der Krücke.
Wieviele Krücken braucht eine Phantasie, um laufen zu können ? Ich erinnere mich gern an die Zeichentrickserie “Die Muppetbabys” zurück, wo die kleinen Racker in jeder Folge mit ihrer Phantasie Abenteuer erlebten. Nie sah ich die dort auch nur einen Würfel benötigen, oder irgendein Regelbuch. Vielleicht ein Beweis dafür, das die kindliche Phantasie noch keine Krücken benötigt. Die werden später anerzogen.
Jedenfalls sind die unzähligen Quellenbände von DSA letztlich nichts anderes als Krücken für denjenigen, der nicht ohne sie durch das erdachte Spieleuniversum laufen kann und/oder mag. Genau wie der Körper, so kann sich auch der Geist an Gehhilfen gewöhnen, bis er nicht mehr ohne sie auskommt.
Der DSA-Einsteiger bekommt mit dem ganzen Regelwust nicht nur Krücken, sondern einen Rollstuhl. Gleich von Anfang an.
Was soll das nun für eine “phantastische” Humpelei sein, wenn dieser Spieler kaum das laufen gelernt hat ? Besonders heute, wo das Kind oft schon sehr frühzeitig mit vorgefertigter Kaufphantasie von der Stange gemästet wird ?
Und andersrum, was soll das für eine Freude machen, wenn ein Mensch, der sehr wohl gehen kann und es auch gerne tut, zum rollstuhlfahren genötigt wird ?
Ich denke, den Einsteigern mit wenig Phantasie wird wahrscheinlich mehr unter die Arme gegriffen, als ich für gut halten kann, aber wohl noch weniger, als die es wünschen. Sie werden mMn nicht phantasievoller, sondern lernen einfach bloß Regeln auswendig, wenn überhaupt, denn schließlich kann man ja immernoch nachschlagen. Wahrscheinlich befindet sich in dieser Gruppe Spieler auch ein großer Teil, der beim einmal gelernten Spiel bleibt, einfach weil er nicht nochmal soviel Kram lernen müssen will, nur um etwas letztlich doch recht ähnliches zu spielen.
Ich denke, für diese Menschen wurden auch die Universalsysteme entwickelt, wie z.B. Savage World, mit deren Regeln und Tabellen sich alle möglichen Spielewelten abhandeln lassen. So kann man mit einer Krücke durch mehrere Spiele humpeln.
Aber es ist wohl der Zeitgeist, da wir nunmal in eine Ära der Krücken leben. Erst haben physische Krücken unsere Körper geschwächt, bis sie zur heutigen Form gerieten und die unsere Vorfahren wohl nicht als überlebensfähig erachtet hätten. Dann wurde es immer weniger nötig sich Dinge zu merken, da man die geistigen Krücken erfand und kultivierte. Stich/Sprichwort: “Du kannst ruhig doof sein, du mußt nur wissen, wo es steht.”
Zum Glück, denn wir müssen unsere Köpfe ja mit Pseudowissen füllen, dessen Halbwertzeit jeder Beschreibung spottet. Seinen es Mode, Programmiersprachen, Moralwerte, Gesetze oder auch Rollenspielregeln.
Nun warte ich ein wenig auf die Zeit, wo die Leute es nicht mehr nötig haben, lesen zu können. Schließlich gibts ja Universalicons und das Gottesgeschenkt der Sprachausgabe.
Und wer jetzt darauf wartet, das ein Computer vor einem steht und sagt, wie er ein Spiel zu spielen hat, der muß es garnicht. Wir leben ja schon in dieser Zeit. Wozu Phantasie, wenn doch bald der neue DLC rauskommt ? Hat doch keiner mehr nötig, sich was auszudenken. Und dieser Phantasiekram ist dann doch bloß noch was für die Nerds, die sich die ganzen Spiele ausdenken.
Wiedermal will ich die Dinge holistisch sehen und verzettele mich etwas.^^
Mein Punkt aber dürfte klar sein. Als Fazit möchte ich denn folgendes sagen.
“Neueinsteiger haben es bei DSA UNTER UMSTÄNDEN leichter, wenn sie wenig Phantasie haben und behalten wollen, weil sie ALLES nachlesen können, gehen aber möglicherweise gleich rückwärts die Tür raus, wenn sie sehen, was sie vielleicht alles nachlesen MÜSSEN. Phantasiereiche Spieler bekommen eventuell ein Problem, weil Dinge anders beschrieben sind, als es sich ihnen selbst in ihren Köpfen zeigt, doch eigentlich bloß dann, wenn phantasiearme Spieler sie zwingen wollen, den ganzen Mumpitz aus soeinem Regelbuch ernstzunehmen und zu befolgen.”
Der Nächste bitte.
LG Sam