Unglaubliche Schmerzen. Ruckartig saugst du begierig Luft in deine Lungen. Dein Blick ist getrübt, doch du kannst Dara neben dir knien sehen. Noch immer liegst du auf dem Platz. Du spürst ihre Hand auf deiner Brust und hörst wie sie unablässig etwas murmelt. Dann blickt sie dich an und du siehst die Erleichterung auf ihrem Gesicht. Mit einem gequälten Lächeln sagt sie, “Nein, Adran. Tu das nie wieder.” Dann verdreht sie die Augen und kippt seitlich zu Boden. [/SIZE]
[SIZE=“3”]Wieso bin ich wieder hier? Was ist passiert? Ich kann nicht sehen was mit Dara passiert ist, geschweige denn, dass ich mich bewegen kann. Ich drehe mich zur Seite und ziehe mich zu Dara hin. Ich schaue, was mit ihr los ist. [/SIZE]
[SIZE=“3”]Sie atmet flach, aber immerhin atmet sie. Ihre Augen sind geschlossen und sie macht einen sehr erschöpften Eindruck. Du kannst einen Streifen weißer Strähnen in ihrem Haar erkennen. Er ist zirka zwei Finger breit und zieht sich von den Wurzeln bis zu den Haarspitzen.
Tradecio kommt langsam auf dich zu. Die Angst steht ihm noch immer ins Gesicht geschrieben, als er knapp zwei Schritt vor dir stehen bleibt.
“Ihr solltet jetzt wirklich gehen, Herr. Das wäre für uns alle das Beste.”[/SIZE]
[SIZE=“3”]Ich schaue nach oben. “Dann sagt mir bitte, so wie wir uns zurzeit fühlen, wie wir hier wegkommen sollen? Ich würde es begrüßen, wenn ihr uns eine Stunde Zeit geben würdet, und dann werden wir unserem Schicksal entgegen reiten!” Ich beuge mich wieder über Dara und lege ihren Kopf auf meinem Schoss. “Könnt ihr mir bitte ein bisschen Wasser bringen, mein Herr?”[/SIZE]
[SIZE=“3”]Tradecio bleibt verwirrt stehen und reagiert einen Moment nicht. Erst als du ihn wieder anschaust, geht er einen Schritt zurück. “Äh, ich werde euch Wasser bringen und eure Pferde satteln lassen. Ausserdem geben wir euch noch etwas Proviant mit. Aber bitte verlasst uns unverzüglich.” Dann dreht er sich um und läuft in die Schänke. [/SIZE]
[SIZE=“3”]Ihre Lider zucken und im nächsten Moment öffnet sie die Augen.
“Adran.” Ihre Stimme ist kaum zu hören. Sie lächelt dich erschöpft an und hebt langsam ihre Hand an dein Gesicht. Zärtlich streichelt sie dich und zeichnet mit ihrem Finger deine Lippen nach.
“Du warst ein böser Junge. Sobald ich wieder bei Kräften bin, werde ich dir eine Lektion erteilen müssen.” flüstert sie atemlos.
Jemand wirft eine Provianttasche vor deine Füsse. Alle, die zuvor in der Schänke gewesen waren, stehen jetzt auf dem Platz und fixieren euch finster.
Tradecio tritt vor und spricht in ruhigem Ton. “Bitte geht jetzt. Sonst kann ich für nichts garantieren.”
Mittlerweile haben einige das Feuer hinter euch gelöscht. Aber retten konnte man die Kutsche nicht mehr. Nur noch qualmende Balken erinnern daran, was hier mal gestanden hatte. [/SIZE]
[SIZE=“3”]“Komm mein Schatz, wir müssen den Ort hier verlassen.” Ich helfe ihr aufzustehen und bringe sie zu ihrem Pferd. Als sie auf ihrem Pferd sitzt, greife ich in den Beutel rein, wo sie das Geld hatte und hole 100 Dukaten herraus. “Bitte schön Tradecio, damit wird der Schaden mehr als gedeckt. Es tut mir wirklich leid, dass es so gekommen ist, wir hatten und haben keine böse Absichten gehabt.” Ich verbeuge mich, nehme die Zügel von Daras Pferd und reite langsam los.[/SIZE]
[SIZE=“3”]Tradecio läuft noch einige Schritte nebenher und schaut dich traurig an. “Es tut mir Leid, dass es so enden musste. Ihr habt tatsächlich ein großes Problem, dass ich nicht in Gänze abschätzen kann. Aber ich sehe, dass ihr ein guter Mensch seid. Mögen die Götter euch schützen.”
Dann bleibt er stehen und lässt euch alleine des Weges ziehen. [/SIZE]
[SIZE=“3”]Bis wir das Dorf weit hinter uns gelassen haben, sage ich nichts. Schau ab und zu nach Dara und gebe ihr zwischendurch ein bisschen Wasser. Nach einigen Stunden sehe ich eine geeignete Stelle um ein Halt zu machen, denn wir beide haben eine lange Erholung nötig.
Ich halte die Pferde an und laufe zu dem Pferd, auf dem Dara liegt.
“Dara meine Liebste, wir machen hier eine Rast.”
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[SIZE=“3”]Sie kann sich kaum noch auf dem Sattel halten und rutscht dir kraftlos in die Arme.
Trotz der Schmerzen die du immer noch verspürst, trägst du sie unter einen naheliegenden Baum. Dort setzt du sie mit dem Rücken zur mächtigen Rinde und reichst ihr die Wasserflasche. Es ist heute wieder ein heisser Tag, doch zum Glück spendet der Baum genug Schatten um hier einige Zeit verschnaufen zu können. Hinter euch kannst du weitausladene Weinberge erkennen und etwas weiter südwestlich die mächtige Kaiserpfalz Cumrat, von der ihr gekommen seid. Selbst von hier aus kannst du die Flaggen und Wimpel auf den Zinnen der Pfalz erkennen, wie sie Stolz im Wind flattern.
Weit oben beobachtest du einige Bussarde und Falken, wie sie ihre Runden drehen und nach geeigneter Beute suchen.
Alles erscheint dir jetzt viel intensiver, viel wichtiger zu sein, wie vor dem Zwischenfall mit Dara. Dir wird plötzlich bewusst, dass du heute morgen hättest Tod sein können. Alle diese kleinen Wunder, diese Momente des Friedens hättest du dann nie wieder spüren können. [/SIZE]
[SIZE=“3”]Wie soll es weiter gehen? Zweifel packen mich wieder! Erstmal wollte sie mich töten und dann habe ich selber den Dolch in mein Herz gestoßen. Aber warum lebe ich noch? Wollten die Götter mich damit bestrafen oder wollen die, dass ich die Seele Daras rette? Egal, was es für Gründe waren von den Göttern, ich muss Dara wieder auf den richtigen Weg bringen, egal wie!
Die Zeit vergeht und ich sehe Dara, wie sie da liegt und immer noch schläft. Ihr Kopf liegt auf meinem Schoss, ich streichle ihr über das Gesicht und über ihre Haare. Was ist für uns bestimmt, Dara? Was wird unsere Zukunft sein? Haben wir überhaupt eine Zukunft? Alle diese Fragen drehen sich in meinem Kopf, als die Müdigkeit mich übermannt.
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[SIZE=“3”]Irgendwann öffnest du die Augen und blickst dich unsicher um. Die Praiosscheibe steht direkt über euch, was bedeutet, dass es kurz nach Mittag ist. Dara sitzt direkt vor dir und schaut sich ihre neue weiße Strähne an. Ohne dich anzusehen sagt sie: “Jetzt bekomme ich schon mit 103 Sommer graue Haare. Mhh, wahrscheinlich werde ich doch langsam alt.” Sie schaut dich mit einem verschmitzten Lächeln an. “Wie geht es dir?”[/SIZE]
[SIZE=“3”]“Nicht gut! Ich verstehe nicht, warum ich noch lebe?
Und warum du auf einmal so erschöpft warst und auch eine graue Strähne bekommen hast? Was ist mit uns geschehen?”[/SIZE]
[SIZE=“3”]“Ich habe dich aus Golgaris Griff befreit. Du warst wirklich mehr tot, als lebendig.”
Sie lässt bedächtig den Blick über den Horizont schweifen, während sie weiter mit ihrem Haar spielt.
“Leider benötigte ich dazu mehr arkane Kraft, als ich zu diesem Zeitpunkt aufwenden konnte. Egal. Hauptsache du lebst und machst so einen Blödsinn nicht noch einmal.” Sie lächelt dich müde an. [/SIZE]
[SIZE=“3”]“Warum hast du das gemacht Dara? Warum hast du dein Leben riskiert, um meins zu retten?
Dein Wunsch war es doch, dass ich dich verlassen sollte! Und das habe ich auch gemacht!
Wenn du möchtest, dass ich bei dir bleibe, dann lass mich auch! Aber sag bitte nie wieder zu mir, dass ich verlassen soll!”
Ich drehe mich weg und schau Richtung Horizont, denn aus meinen Augen kommen Tränen. “Ich will dich nicht verlieren und ich will dich auch nicht aufgeben, außer du verlangst es von mir!”
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[SIZE=“3”]“Es tut mir Leid. Manchmal weiss ich selbst nicht, was ich sage.” Du hörst, wie sie zu dir gekrochen kommt und dich von hinten umarmt. “Du darfst mich in solchen Momenten nicht alleine lassen. Aber du darfst mich auch nicht übermäßig reizen. Wenn ich wütend bin, kann ich nicht klar denken. Und wenn ich nicht klar denken kann, können viele schreckliche Dinge geschehen.”
Du spürst ihren Atem an deinem Hals und kurz darauf spielt ihre weiche Zunge mit deinem Ohr.
“Ich hatte dir vor Beginn unserer Reise gesagt, dass ich jeden der mir im Weg steht töten werde.”
Ihre Stimme klingt unschuldig, fast kindisch naiv. “Du willst mir doch nicht im Weg stehen, oder?”[/SIZE]
[SIZE=“3”]Ich drehe mich um und schaue ihr in die Augen. Zum ersten Mal sieht eine Frau, dass ich auch weinen kann. “Was ist dein Weg, Dara? Wenn ich sehe das du den falschen Weg einschlägst, dann werde ich versuchen, dich aufzuhalten! Ist das dein Weg, das du mich vernichten wirst? Soll ich einfach zusehen wie du ins Unglück stürzt? Ist das dein Weg? Oder soll ich dich gleich Galotta übergeben? Also, was ist dein Weg?” Ich kann sie kaum noch erkennen, denn meine Augen sind mit Tränen überschwemmt.[/SIZE]
[SIZE=“3”]Unsicher blickt sie dich an. “Es gibt nur einen Weg für mich. Und der führt zu Galotta. Es wäre schön, wenn du dabei wärst. Aber egal was du tust, du wirst mich nicht von diesem Weg abbringen können.”[/SIZE]
[SIZE=“3”]“Nein Dara, ich werde dich nicht alleine zu Galotta gehen lassen. Denn, wie du es schon sagtest: Ich bin dein gutes Gewissen!” Ich beuge mich nach vorne, streichle mit meiner Hand ihre Wange und gebe ihr dabei ein zärtlichen Kuss auf die Lippen. “Ich werde dich niemals irgendwo alleine hingehen lassen!”[/SIZE]