Hallo zusammen!
Wie ich sehe, wird dieses Thema hier rege diskutiert (4 pages, 8k views) - das ist wenig überraschend, ist es doch immer noch ziemlich kontrovers!
Als jemand, der seit 4 Jahren als DM for hire arbeitet, würde ich hier gern mal meine 2 cent in den Topf werfen und das ganze vielleicht auch ein wenig de-mystifizieren. (Und am Schluss vielleicht ein paar häufig gestellte Fragen beantworten :D)
Rollenspiel ist für alle die es betreiben, ob DM oder Spielender, ein Hobby. Aber gerade beim Meistern, würde ich es auch als eine Art Handwerk bezeichnen. Ich spreche von Handwerk, weil bei Nachfragen immer gerne den Vergleich zum Koch anbringe.
Was macht ein Koch? Er nimmt Dinge, zu denen theoretisch jedermann Zugang hat (Nahrungsmittel) und macht daraus etwas, was nicht jeder kann. Wenn wir also die Dienste eines Kochs in Anspruch nehmen, dann zahlen wir für etwas, das wir in der Theorie auch selbst machen könnten. Trotzdem tun wir es. Das hat meistens einen von zwei Gründen:
1.) Zeit
Wir haben oft nicht die Zeit (oder Lust) uns nach einem langen Arbeitstag noch in die Küche zu stellen um Essen zuzubereiten. Kochen kostet Zeit, man muss eventuell noch die Zutaten einkaufen, etc. Dabei will man sich einfach von den Strapazen des Alltags erholen und etwas leckeres essen. Wir bestellen also was, gehen zur Imbissbude oder zum Fastfood Laden, vielleicht gehen wir sogar mit ein paar Freunden/Kollegen was essen, damit man dabei noch einen schönen Abend hat. Wir bezahlen also jemanden, diese Arbeit für uns zu übernehmen.
2.) Erfahrung
Selbst wenn wir die Zeit und Möglichkeiten haben selbst etwas zu kochen, so gibt es doch Gerichte, die wir lieber von jemandem kochen lassen, der schon Jahre Erfahrung in dieser Richtung hat. Auch wenn ich mein ganzes Leben viel selbst gekocht habe, so würde ich zum Beispiel niemals behaupten, ein Indisches Gericht so gut kochen zu können wie sie es in einem Indischen Restaurant tun. Wenn mir also der Sinn nach Indisch steht, gehe ich dort hin (im Idealfall nicht alleine) und bezahle Geld für ein professionell zubereitetes Gericht.
Überträgt man diese Bespiele nun auf einen Vollzeit DM, so kann man vielleicht eher nachvollziehen, welchen Wert ein solcher auf die Qualität einer Rollenspiel Kampagne haben kann.
Ich will nicht bestreiten, dass es viele DMs gibt, die es trotz Job, Alltag und sonstigem Stress noch schaffen, großartige, regelmäßig gespielter Kampagnen zu leiten - selbstverständlich gibt es die! ABER ich denke man kann sich einig sein, wenn man sagt sie sind sehr selten. Man kann sich glücklich schätzen, einen solchen DM im Freundes- oder näheren Bekanntenkreis zu haben. Derartiges Glück haben meiner Erfahrung nach nämlich nur die wenigsten. Wer sich eine Weile in der Szene aufhält, wird wahrscheinlich bestätigen können, dass die Nachfrage nach guten DMs so gut wie immer höher ist, als nach Spielenden. Und wenn sich dann eine Person bereiterklärt zu leiten, so ist es ziemlich oft der Fall, dass er/sie lieber selbst spielen würde (auch hier gibt es natürlich Ausnahmen).
Fragen die häufig gestellt werden:
“Warum verlangst du Geld für etwas, das dir selbst Spaß macht? Ist der Spaß nicht Bezahlung genug?“
Würde man einem Fußballer der gerne Fußball spielt, oder einem Koch der gerne kocht die selbe Frage stellen? Ich lasse meine Spielenden entscheiden, ob das was ich ihnen biete, sein Geld wert ist.
“Nimmst du auch von Freunden und Verwandten Geld fürs Spiele leiten?“
Selbstverständlich nicht. Wenn ich ein Dachdecker wäre, würde ich auch kein Geld dafür nehmen das Dach meiner Schwester zu reparieren.
“Zerstört der Fakt das Geld im Spiel ist nicht das (Macht-)Verhältnis zwischen Leitung und Spielenden?“
Ich habe in all der Zeit in der ich beruflich leite, noch nicht einen Spielenden erlebt, der/die denkt er/sie könnte mir durch die Bezahlung vorschreiben, wie ich die Kampagne zu leiten habe. Falls es vorkommen würde, so würde ich das mit der Person im Gespräch ganz normal regeln. Wenn dann immer noch keine Einsicht kommt, trennen sich eben unsere Wege.
Da dieser Post schon lang genug ist, höre ich hier erstmal auf. Wer noch Fragen oder Anregungen zu dem Thema hat - meine DMs sind immer offen.
P.S.: Ich möchte noch mal unterstreichen, dass ich mit dem Post nicht sagen will, dass bezahlte DMs grundsätzlich „besser“ sind oder mehr Aufwand betreiben. Wer in seinem Freundeskreis einen DM hat, der Woche um Woche eine tolle Session leitet und vorbereitet, und dabei auch noch zwischenmenschlich mit allen gut klar kommt, der kann sich wirklich glücklich schätzen.
Vielleicht doch noch eine kleine Aufforderung von mir: Wenn ihr einen solchen DM zu euren Freunden zählt - sagt ihm/ihr nach einer tollen Session ruhig mal wie viel Spaß es euch gemacht hat und was genau ihr so toll fandet. Eine Kampagne zu leiten ist viel Arbeit und die Dankbarkeit der Spielenden lässt das Herz eures DMs mit Sicherheit höher schlagen.