[COLOR=rgb(184, 49, 47)]Dungeons & Dragons 5 - Dunkle Feder - Teil 5.1 “15 Wahrheiten”
Die Abenteurer bleiben vier Wochen. Sie erzählen von ihren Erlebnissen und Erfahrungen, und im Gegenzug berichtet Linda von den ihren, auch davon, wie es sich ergeben hat, dass sie menschliche Eltern hat. Ihre Tante und ihr Cousin befinden sich an diesem Abend bereits im Bett.
„Hrm“, macht Hrodger darauf hin, „na das nenne ich tatsächlich mal ein Novum. Und du bist nicht ein Mal auf den Gedanken gekommen, deine Eltern zu rächen?“
Linda verdreht die Augen. „Was soll das bitte bringen? Mein Bruder hat meine leibliche Mutter getötet, um sich für die Gräuel unserer Vorfahren zu rächen, daraufhin hat mein leiblicher Vater ihn getötet um seine Frau zu rächen, was dazu führte, dass mein Vater seinen Sohn gerächt hat. Wenn ich jetzt ihn aus Rache töten würde, dann müsste meine Mutter wiederum mich aus dem gleichen Grund töten. Und was bleibt dann? Eine einsame Witwe, die ihr Ziehkind ermordet hat.“
Stille senkt sich über die Runde und erst ein raues Kichern löst das betretene Schweigen wieder auf. Hrodger wirft der Halbork-Frau einen finsteren Blick zu. Diese lächelt belustigt und sagt ein Wort, welches Linda nicht versteht. Hrodger tut das mit einer wegwerfenden Handbewegung ab und wendet sich wieder an Linda. „Viele meines Volkes würden dich dafür verfluchen, dass du mit dieser Aussage das Andenken ihrer Ahnen in den Schmutz gezogen hast.“
„Ja, ich weiß“, antwortet sie achselzuckend. „Eure Art liebt es, ihren persönlichen Groll über Generationen zu hegen und zu pflegen. Aber mir scheint, dass ihr auch niemanden respektiert, der euch nicht mindestens einmal so richtig übers Ohr oder ins Gesicht gehauen hat.“
Jetzt wirft sich die Halbork-Frau lachend gegen ihre Stuhllehne. Hrodger hingegen ist alles andere als amüsiert und fährt seine Partnerin an. „Halt’s Maul, Mushina!“ Die angesprochene drückt sich den Handrücken gegen den Mund, grunzt aber immer noch ein wenig weiter.
Hrodger richtet sich drohend auf. „Was, bei den acht Verrätern, weißt du von MEINEM VOLK! Du hast keine Ahnung, was du da von dir gibst, und wäre ich hier nicht Gast und du kein Kind …“ Den Rest lässt er ungesagt, aber es ist offensichtlich, was er damit angedeutet.
Linda ist ehrlich erschrocken, wird dann aber selbst wütend. Sie dreht sich abrupt um und stürmt aus dem Raum. Während alle im Raum aufgeregt durcheinander zu reden beginnen, tragen sie ihre forschen Schritte direkt in ihr Zimmer. Mit ein paar schnellen Handgriffen hat sie alles zusammen, was sie braucht, geht wieder zurück und knallt vor Hrodger eine Schriftrolle auf den Tisch.
„Was soll …“, beginnt dieser, aber Linda unterbricht ihn.
„Sagt mir, dass das hier nicht der Wahrheit entspricht und ich entschuldige mich sofort.“
Seinen finsteren Blick auf Linda gerichtet, rollt Hrodger das Pergament auf, dann sieht er auf den geschriebenen Text und schnaubt verächtlich. „Ein Märchen? Soll das ein Witz …“
„Nicht das“, Linda wird ungeduldig. „Die andere Seite.“
Hrodgers Zorn wird von leichter Irritation abgeschwächt. Er besieht sich die Rückseite des Schriftstückes kurz und dreht es wieder zurück. „Ich weiß nicht, was du …“
Linda macht einen Schritt vor, reißt Hrodger den Text aus der Hand und legt ihn mit der Rückseite nach oben auf den Tisch. Dann nimmt sie die Öllampe auf dem Tisch und hält sie knapp darüber. „Das hier.“
Hrodger wirkt jetzt mehr genervt als wütend, beugt sich aber dennoch über die scheinbar leere Fläche und kneift die Augen zusammen. Dann runzelt er die Stirn, nimmt das Pergament in die eine Hand, die Öllampe aus Lindas in die andere und beginnt zu lesen.