[FONT=Verdana]Kam das Leben mit einem Meteoriten auf die Erde? Und wenn ja, was würde geschehen, wenn so ein Gesteinsbrocken heute erneut einschlagen würde?[/FONT]
[FONT=Verdana]An diese Fragen könnten die beiden Autoren gedacht haben, als sie Degenesis ersannen. Ihre Antwort darauf ist erschreckend und aufregend zugleich. Denn die Meteoriten, die im Jahr 2073 auf die Erde prallen, bringen nicht nur den Tod in Form von Feuer, Asche und eisiger Kälte mit sich. Mit ihnen tauchen auch merkwürdige Pilzkolonien auf, die langsam aber sicher das Leben auf der Erde ein für alle mal umprogrammieren werden.[/FONT]
[FONT=Verdana]512 Jahre nach diesem Vorfall, der nur noch als „Eshaton“ bekannt ist, hat sich die Erde gewaltig verändert. In ganz Nordeuropa kamen unzählige Meteoriten vom Himmel und begruben die Nordhalbkugel unter einer meterdicken Schicht aus Asche und Eis. Nur wenige Menschen schafften es, in dieser Umgebung zu überleben und mit der Zeit wieder eine Form der Ordnung herzustellen. [/FONT]
[FONT=Verdana]Afrika dagegen blieb größtenteils verschont und verwandelte sich durch den Klimawandel in einen fruchtbaren Landstrich. Dadurch, und weil die Afrikaner die letzten verfügbaren Ölvorkommen kontrollierten, entwickelte sich dort eine neue Hochkultur. Von dort aus werden Überfälle auf Zentraleuropa gestartet, um den Trümmern der alten Welt die letzten Reste an voreshatonischen Relikten zu entreißen.[/FONT]
[FONT=Verdana]Neben diesen Konflikten ist noch eine neue, vollkommen unbekannte und unheimliche Gefahr aus den Einschlagskratern auf den Plan getreten. Mit den Meteoriten scheinen pilzartige Lebensformen mitgereist zu sein, die sich nun langsam aber sicher um die Einschlagskrater herum ausbreiten. Extrakte aus diesen Pilzfeldern werden als neue Droge, genannt Burn, eingenommen und steigern kurzzeitig körperliche und geistige Fähigkeiten des Konsumenten, setzen sich aber auch im Körper fest. Die Kinder solcher Versporten scheinen direkt mit den Sporenfeldern, die eine Art Intelligenz aufweisen, verbunden zu sein. Sie werden als Psychonauten oder Homo Degenesis bezeichnet und besitzen übernatürliche Fähigkeiten, die an psionische Kräfte erinnern, und nur allzu oft absolut tödlich für die Feinde der Psychonauten sind.[/FONT]
[FONT=Verdana]Degenesis wirft die Spieler mitten in diese düstere und trostlose Welt am Rande des Abgrundes. Dabei wird es ihnen überlassen, welchem der insgesamt 13 Kulte sie folgen wollen. Ob nun als sammelwütiger Schrotter, überheblicher Spitalier oder mysteriöser Anubier, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Auch die Wahl der Heimatregion macht einen Unterschied. Denn nicht jeder Kult ist überall ansässig.[/FONT]
[FONT=Verdana]Das Erstlingswerk des Designerstudios Sighpress kam 10.05.2004 in die Läden. Mittlerweile gilt die hier rezensierte, zweite Version des Buches als ausverkauft. Allerdings kann man sich das komplette Werk als PDF auf der Website des Spiels frei herunterladen. [/FONT]
[FONT=Verdana]Der Schwerpunkt des Buches liegt darauf, eine möglichst abwechslungsreiche und spannende Spielwelt zu erschaffen. Deshalb befasst sich ein Großteil des Buches mit den Hintergrundinformationen. Dabei wird jeder Kult einzeln auf mehreren Seiten ausführlich beleuchtet. Ebenso werden die verschiedenen Gegenden und Städte mit ihren politischen Geflechten erläutert. Dabei gehen die Beschreibungen aber nie zu sehr ins Detail, sodass die kreativen Möglichkeiten des Spielers nicht eingeschränkt werden.[/FONT]
[FONT=Verdana]Aufgelockert werden die Texte durch zahlreiche alte Textfragmente und kleine Kurzgeschichten. Durch diesen Schreibstil kann man schnell vergesse, dass man hier ein Regelbuch und keinen Roman liest. Daneben gibt es zahlreiche Illustrationen, die einem das Gefühl vermitteln, wie die Welt in Degenesis aussieht. Die gesamte, recht düstere Stimmung des Spiels wird auch hier nochmals unterstrichen, da alle Zeichnungen konsequent in schwarz/weiß gehalten sind. Allerdings sind leider die Illustrationen in der PDF stark aufgepixelt, sodass gerade bei kleineren Bildern die Details nicht mehr zu erkennen sind. Dieses Manko hat man in der Kaufversion des Buches natürlich nicht.[/FONT]
[FONT=Verdana]Als besonderes Detail enthält das Buch gleich mehrere, unterschiedliche Zeittafeln, die aus verschiedenen Quellen stammen. Dadurch gewinnt man aus verschiedenen Blickwinkeln eine Sicht auf die Vergangenheit und der Spieler erhält jedes Mal andere, ergänzende Informationen, die den vorherigen Auflistungen eventuell fehlten. Dies gibt dem Leser das Gefühl, dass er es hier nicht mit Fiction, sondern tatsächlich mit echten Quellen zu tun hat und sorgt ein weiteres Mal für die unglaublich dichte Atmosphäre, die dieses Spiel verbreitet.[/FONT]
[FONT=Verdana]Kurz gehalten ist das Kapitel mit dem Spielmechanismus, der mit dem Namen Katharsys daher kommt. Die relative Kürze von nur knapp 40 Seiten lässt auf ein einfaches und leicht benutzbares System hoffen. Allerdings wurde dieses Kapitel etwas umständlich geschrieben, sodass man sich erstmal ein paar Seiten durchbeißen muss, ehe ersichtlich wird, was der Schreiber einem erzählen wollte.[/FONT]
[FONT=Verdana]Für Anfänger kann das Würfelsystem auf den ersten Blick abschreckend komplex wirken, denn es werden mit 2W10 gewürfelt, wobei der jeweilige Talentwert als Obergrenze und eine vom Spielleiter festgelegte Erschwernis als Untergrenze die möglichen erfolgreichen Ergebnisse einschränken. Allerdings macht das System nach kurzer Eingewöhnungsphase sehr viel Spaß und erweist sich dann auch als erfreulich unkompliziert und flexibel.[/FONT]
[FONT=Verdana]Zusätzlich gibt es noch ein Kapitel mit allen möglichen Waren, Waffen und Kultgegenständen, die fast alle mit einem kleinen Bild und einem begleitenden Text erläutert werden. Auch hier kann man wieder viele interessante Informationen über die Welt erfahren, was zum schmökern einlädt. Jeweils ein Kapitel über die Psychonauten und die Sporendroge Burn vollenden das Buch.[/FONT]
[FONT=Verdana]Für den Einstieg wurde ein Abenteuer hinzugefügt, das die Spieler in die verworrenen Machtränke der Banditenstadt Ferropol stolpern lässt. Das Abenteuer ist liebevoll ausgearbeitet und sehr detailliert. Allerdings eignet es sich für Rollenspielanfänger nicht besonders. Aufgrund der vielen Verschachtelungen im Verlauf können unerfahrene Spieler und Spielleiter schnell den Überblick verlieren und sich in Ungereimtheiten verhaspeln. Für erfahrene Spieler dagegen stellt das Abenteuer ein wunderbar spannendes Katz- und Mausspiel dar, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes spielerisch in das System einführt und die meisten der Optionen des Spiels anspricht.[/FONT]
[FONT=Verdana]Insgesamt wurde das Buch recht übersichtlich gestaltet. Das Inhaltsverzeichnis am Anfang ist etwas grob geraten, reicht aber aus, sich einen Überblick zu verschaffen. Wenn man einzelne Begriffe sucht oder nachschlagen möchte, hilft einem das exzellente Stichwortverzeichnis am Ende sehr gut weiter.[/FONT]
[FONT=Verdana]Degenesis ist ein spannendes und atmosphärisch sehr dichtes RPG. Man merkt dem Buch die Arbeit und die Liebe zum Detail deutlich an. Besonders positiv fällt die Tatsache auf, dass das gesamte Werk als freier Download zur Verfügung steht, welche auch dieser Rezension zu Grunde liegt. Als einziges Manko muss man dabei dann auf hochaufgelöste Illustrationen verzichten. Das Spiel richtet sich an Rollenspieler, die bereits ein paar Erfahrungen mit anderen Systemen gesammelt haben. Neulinge könnten durch das außergewöhnliche und nicht direkt durchschaubare Würfelsystem leicht abgeschreckt werden.[/FONT]
[FONT=Verdana]Degenesis ist ein stimmiges und gut designtes Spiel, dass von Anfang bis Ende viel Spaß bereitet. Die Anforderungen an die Spieler sind dabei zwar nicht gering, wer allerdings eine Alternative neben allzu ausgetretenen Fantasypfaden sucht, oder einfach ein spannendes RPG haben möchte, dass in einer postkatastrophalen Welt spielt, ist hier genau richtig. Das man das gesamte Spiel dabei umsonst bekommen kann, ist ein weiterer guter Grund, ihm eine Chance zu geben.[/FONT]