Ich empfinde etwas Derartiges, egal ob Handy/Tablet/etc. meistens als Ablenkung und schlimmstenfalls als respektlos.
Ein aktives Handhaben der Situation oder des Verhaltens ist von meiner Seite her bisher noch nicht nötig gewesen. (Aber ein Standardmittel ist, online-fähige Geräte zu Sitzungsbeginn abzugeben.)
Ansprechen tue ich es spätestens zu Beginn der nächsten Sitzung, wenn es mich ausreichend oft oder viel stört.
Aufgefallen ist mir eine rapide Zunahme dieses Verhaltens etwa seit Mitte der letzten Seuchenzeit, nach dem die Sache mit dem SARS-Cov-II offiziell als pandemisch “anerkannt” wurde. Mir persönlich scheint es, als hätten Leute die oft Smartphones nutzen um eine weitere Größenordnung(!) “verlernt”, ihre Aufmerksamkeit bei ihren anwesenden Mitmenschen zu halten. Auch wenn gerade mal nichts passiert, das eine Aufmerksamkeit wert ist. (Zitat, Dieter Nuhr: “Man saß sich früher in der Kneipe gegenüber und unterhielt sich. Und man daddelte nicht autistisch mit dem Handy vor sich hin.”)
In einer offenen Gesellschaftsspielgruppe die ich besuche, sitzt ein Jemand welches es scheinbar nicht mehr lassen kann, zum Smartphone zu greifen, wenn für das Leut gerade Wartezeit ist. Hinzu kommt, daß bei Smartphone- & Tablet-vielnutzenden Menschen der Faktor vom Erlernen von Sofortbefriedigung (egal ob nach Information oder Gegenstände) kontinuierlich ansteigt, finde ich.
However!
Es gibt Leute bei denen ein oftmaliges zum Handy greifen einen anderen Grund hat, als die Zivilisationskrankheit: “als Versuchsratte auf’s Knöpfchen tapsen um Freßchen zu bekommen”. (Um es mal so drastisch auszudrücken, wie ich die Sofortbefriedigungssucht als erschreckend zunehmend empfinde.)
Besonders Leute mit ADS/ADHS-Problemen haben eine, für Unbetroffene kaum überhaupt erfassbare, motorische Anspannung & Antrieb. Das muß sich in einer Situation wie einem Rollenspieltisch in anderer Weise entladen, als mal kurz tanzen zu gehen oder eine Schwarzwälder Kirschtorte zu backen. (Ja, solches und Extremeres hab ich schon mitbekommen.)
Auf der vorderen Stuhlkante zu sitzen, anstatt bequem auf der Sitzfläche, ist zwar ein sehr gutes Mittel um die Körperanspannung umzusetzen und dadurch (etwas mehr) Ruhe zu finden. Aber bei vielen ADS/ADHS-Betroffenen (vor allem weiblichen, hab ich beobachtet) sind die Hände separat unter Anspannung. Und seid mal ehrlich, was ist euch beispielsweise lieber? Eine halbe stunde ein stilles aber abwesend erscheinendes “daddeln”, oder das Geräusch eines fallenden Würfels alle paar sekunden.
Beide Probleme (die Zivilisationskrankheit “Sofortbefriedigungia Handyitis” und motorische Anspannung aufgrund ADS/ADHS) gehören eigentlich in die Bereiche Psychosozialaufklärung & Verhaltenstraining (und zwar auf den Seiten Außenstehenden wie auch Betroffenen).
Insofern meine Empfehlung, Cute Goblin:
Sprich es an, daß es dich stört und finde auch direkt im folgenden Gespräch heraus (indem du konkret aber respektvoll fragst), warum es geschieht. Nur deswegen, weil sich jemand nach zwei sekunden der Untätigkeit schon so sehr “langweilt”, daß etwas Anderes getan werden “muß”? Oder liegt ein neuromedizinischer Grund vor?
Manche könnten sich dann hinter einer Sache wie ADHS verstecken wollen, Andere fühlen sich vielleicht direkt & persönlich in ihrer Freiheit angegriffen. Oder jemand erkennt optimalerweise bei sich selbst ein Suchtverhalten.
Aber wenigstens kommuniziert ihr mal direkt darüber und findet hoffentlich eine Lösung/einen Kompromiß, welcher für alle akzeptabel ist. Ich hoffe auf eine Lösung deiner/eurer Situation.