Hallo und Willkommen, werter Jäger und Sammler,
und natürlich auch alle Interessierten, welche sich hier bereits eingefunden haben oder noch einfinden werden - Willkommen zu einem Kurzausflug, um etwas Licht in eine Welt der Dunkelheit zu bringen, welche vielleicht gar nicht so dunkel ist - oder vielleicht doch?
Das Rollenspiel: “Die Chroniken der Engel”, wurde vom deutschen Verlag Feder&Schwert entwickelt und, im Jahr 2001, veröffentlicht. Für den englischen Markt hat White Wolf die Übersetzung und Veröffentlichung, unter dem Namen “Engel” für Sword and Sorcery Studios, im Jahr 2002, herausgebracht. 2007 bekam das deutsche Regelwerk eine zweite und überarbeitete Auflage, welche als “Engel 2.0” bezeichnet wird. Der Name “Engel” wird jedoch synonym für alle Auflagen verwendet.
Da sowohl White Wolf, als auch Feder&Schwert, maßgeblich für die “World of Darkness” (dt. Welt der Dunkelheit) bekannt sind, kann dies - verständlicherweise - die Frage aufwerfen, ob “Engel” zur WoD gehört oder nicht. Diese Frage beantwortet sich fast von selbst, sobald man einen Blick ins Grundregelwerk wirft.
An dieser Stelle möchte ich dazu raten, auf die deutsche Version zurückzugreifen, den das englische Grundregelwerk ist nicht vollständig bzw. fehlerhaft produziert worden und weil Bücher, welche einen religiösen Bezug haben, oft inhaltliche Änderungen/Markanpassungen erhalten, ist es naheliegend, dass dies hier ebenfalls geschehen ist - in wie weit dies tatsächlich zutrifft und ob diese sich auf das Setting und das Spiel auswirken, kann ich gegenwärtig nicht beurteilen, da ich zwar eine englische PDF habe, jedoch bislang noch keine Zeit fand, diese mit meiner deutschen Druckversion zu vergleichen. Qualitativ ist das englische PDF ein Scan des Buches, der ersten Edition, allerdings kein schlechter. Die Farben sind etwas blasser und bei stärkerer Vergrößerung wird das Schriftbild unsauber und schwerer zu lesen, was bei solchen Scans jedoch normal ist. Einen Mittelweg, zwischen Bildqualität und Dateigröße, zu finden, ist bei einem Scan nicht einfach.
Von der Regelmechanik her, gibt es zwei Möglichkeiten “Engel” zu spielen. Entweder nach den D20-Regeln, für die man jedoch wieder die separaten Grundregelwerke der Version 3.5 benötigt, oder, man verzichtet darauf und benutzt stattdessen die Arkana-Karten von “Engel”, einem, ans Tarot angelehntem, Karten-Deck. Mit den Arkana-Karten lässt sich komplett auf Würfel verzichten und somit “Engel” als reines Erzählspiel spielen, ohne dabei jedoch komplett auf eine Spielmechanik, und damit verbundene Zufallseinflüsse, verzichten zu müssen. Die Karten zu benutzen ist etwas gewöhnungsbedürftig und nicht jede Gruppe nimmt dies offen an, was auch zu einigen negativen Kritiken beigetragen hat.
Leider steht “Engel” in dem Ruf, eine der schlechtesten Implementierungen der D20-Regeln, seiner damaligen Zeit, zu besitzen, weshalb weiträumig davon abgeraten wird, diese zu verwenden, sofern man nicht noch extra Zeit in Anpassungen und Korrekturen aufwenden möchte. Alternativ kann man auch eine Konvertierung in ein anderes System in Betracht ziehen und ist damit vermutlich sogar schneller fertig, als mit den D20-Korrekturen. Wer beides nicht möchte, ist mit den Arkana-Karten besser beraten.
Würde “Engel” zur WoD gehören, würde man, sehr wahrscheinlich, das Storyteller-System vorfinden und keine D20-Regeln, zudem würde der Charakterbogen das WoD-typische Punkte-System verwenden - im Internet kann man einiges zur Konvertierung von D20 nach Storyteller finden, um es ggf. für Engel anzuwenden.
Die PnP-Reihe, von White Wolf, welche sich um Engel (oder eher gefallene Engel bzw. Dämonen) dreht und zur WoD gehört, ist “Demon: The Fallen”, welches 2002, erschienen ist und 2003 bei Feder & Schwert, als “Dämonen: Die Gefallenen”.
In der WoD gibt es zwar noch einige Angaben und Aufhänger, welche Engelswesen betreffen, aber darauf einzugehen würde hier keinen Nährwert liefern. Kurzum, es sind zwei verschiedene Spiele und Welten. Was nicht bedeutet, das man das Setting von “Engel” nicht auch in die WoD übertragen könnte, oder die WoD nach “Engel”.
Der Status der 3. Edition, von “Die Chroniken der Engel” bzw. “Engel”, welche man auch als Neuauflage bezeichnen kann, basierend auf dem FATE-System, ist unbekannt. Da es, um dieses Projekt, jedoch schon lange still geworden ist, liegt die Vermutung nahe, dass es auf unbestimmte Zeit verschoben oder sogar aufgegeben wurde.
Das Setting von “Engel” ist im zukünftigen, post-apokalyptischen, teils überfluteten, Europa angesiedelt. Zudem gibt es einen “dualen” Hintergund - den “offiziellen” und den “geheimen”, welche in einer interessanten Kontroverse zueinander stehen, was “Engel”, sowohl als System, als auch die Engel, als Spielercharaktere, sehr speziell und einzigartig macht. Genauer möchte ich nicht darauf eingehen, da dieses Wissen auch als Kampagnen-Material verwendet werden kann. Natürlich lässt sich dieses Wissen auch mittels Recherche, im Internet, herausfinden, was es ein wenig obsolet erscheinen lässt, es nicht zu erwähnen - aber, ein bisschen versuchen, Spannung zu erhalten, kann nicht schaden.
Als Spielleiter sollte man sich jedoch, vorab, gut überlegen, ob man dieses geheime Hintergrundwissen tatsächlich verwenden mag oder es lieber weglassen möchte, denn es kann durchaus sein, das manche Spieler diese Erkenntnisse nicht gut aufnehmen und, folglich, die Lust am weiterspielen verlieren.
Generell scheint es eher schwierig zu sein, Mitspieler für “Engel” zu finden; aus verschiedenen Gründen, welche nicht nur auf die schlechte Verfügbarkeit der Bücher zurückzuführen sind.
Unterm Strich betrachtet - Lohnt es sich?
Meiner Ansicht nach, ja. Das einzigartige Setting ist spannend und es gibt einiges zu erkunden und herauszufinden - selbst dann, wenn man keine Mitspieler findet, ist es interessant zu lesen und es macht Spaß, den eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen. Engelswesen, als Spielercharaktere, sind ein seltenes Gut in der Rollenspielwelt und auf diese Art und Weise, wie das Thema in “Die Chroniken der Engel” aufbereitet wurde, ist es mir noch kein weiteres Mal untergekommen.
Zudem sind die Bücher sehr schön gestaltet; das Layout und das Art-Work passen einfach wunderbar zum Setting und schaffen eine Atmosphäre, welche es dem Leser erleichtert, sich die Welt vorzustellen und in diese einzutauchen. Es ist ein schönes Beispiel dafür, welchen positiven Einfluss eine gute Gestaltung haben kann.
Aus Sammler-Sicht, ist die Anzahl der Bücher überschaubar, wenn auch, einige wenige, schwer zu bekommen sind. Demzufolge nimmt die Vervollständigung einiges an Zeit in Anspruch, sofern man die gedrucken Bücher im Regal stehen haben oder auch benutzen möchte.
Noch eine Information am Rand, welche vielleicht auch für Sammler, von alternativen Spielmechaniken, interessant sein könnte:
“Engel” ist nicht das einzige PnP, welches ein Kartensystem verwendet. Ein weiteres Beispiel wäre, “Everway: Visionary-Roleplaying”, welches sehr umfangreiche Karten-Decks beinhaltet.
Das soll es hierzu erstmal gewesen sein.
Es war mir eine Freude, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und würde mich freuen, wenn sich einige weitere Spieler dazu hingezogen fühlen, sich mit den Chroniken der Engel eingehender beschäftigen zu wollen.
Vielen Dank, für die Aufmerksamkeit.
Schöne Grüße
LordSeraz