He-Man und die Masters of the Universe #1 (Comic)

Titel: He-Man und die Masters of the Universe #1
Serie: Masters of the Universe
Autor: James Robinson, Keith Giffen und Geoff Johns
Künstler: Philip Tan, Pop Mhan, Howard Porter
Genre(s): Fantasy
Aufmachung: Softcover
Seiten: 164
Format: 26 x 17
Verlag: Panini
Erscheinungsdatum: Juli 2014
ISBN-13: 978-3957981622
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Ich bin ein Kind der 80er. Als solches kam ich schon in jungen Jahren in den Genuss von Geschichten über Knight Rider, das A-Team oder TKKG. Im Spielzeugladen quollen mir an langen Regalen die Augen hervor, wenn man für mehr oder weniger schmales Geld zum Beispiel eine G.I.Joe-Figur erwarb. Ungekrönter Held meiner Jugend und Liebling in meiner Spielzeugbox war natürlich He-Man! Er und die MASTERS OF THE UNIVERSE haben Freunden und mir unzählige schöne Stunden geschenkt. Seien es die Action-Figuren (deren Sammlung ich nie aufgegeben habe), die Hörspiele, die Cartoons, die ehapa-Comics oder die Mini-Comics (gab es zu fast jeder Figur dazu) der damaligen Zeit gewesen.

Nach der traurigen Einstellung der Produktion der (einzig wahren) Action-Figuren 1988 geriet das Thema MOTU, insbesondere bei Fans, nie in Vergessenheit. Der Neustart der Figuren mit zu dünnen Armen (New Adventures of He-Man) war kein Erfolg. Die Relaunches der Serien in Form der 200x und Re-Issues-Figuren waren insbesondere unter Kennern beliebt.

Und gerade weil das Thema immer wieder zu fesseln vermag – oder auch den einen oder anderen unter uns in guten alten Zeiten schwelgen lässt, werden immer wieder Lizenzen neu vergeben. Nun wurde von DC-Comics eine solche genutzt und die Masters of the Universe #1 sind als Comic zu haben, in Deutsch herausgegeben durch Panini-Comics. In den Staaten erschienen sie als sechs einzelne Comics. Hier werden sie gebündelt herausgebracht und um ein Prequel ergänzt: „Der verlorene Ritter“.

Was kann man zum jetzigen Zeitpunkt davon halten als eingefleischter MOTU-Fan? Und ist der Comic auch etwas für Neueinsteiger?

James Robinson, Keith Giffen und Geoff Johns sind die Verantwortlichen für den Plot. Unabhängig voneinander sind aus ihren Federn schon Werke wie Batman, Superman, Liga der außergewöhnlichen Gentleman (Drehbuch), Justice Leage, Flash, Green Lantern, Aquamen, Avengers und viele mehr entsprungen. Insbesondere Keith Giffen hat sich schon mal an MOTU-Comics versucht im letzten Jahr, als drei Werke entstanden: The Origin of Hordak, The Origin of He-Man, The Origin of Skeletor. Darin wurde vornehmlich die Geschichte erzählt, wie jeder zu dem geworden ist, was er heute ist. Es wird Wert darauf gelegt, dass es sich hierbei um eine NEUINTERPRETATION der bekannten Geschichte handelt. Und diesen Kloß müssen Hardcore-He-Man-Fans erst mal schlucken, wie wir noch sehen werden.

Erst einmal zum Artwork: Auf den ersten Blick fällt auf, dass es zwei unterschiedliche Designs innerhalb des Comics gibt. Das Cover und einzelne Seiten (meist Vorankündigungen zum nächsten Kapitel) sind sensationell gut gezeichnet. Diese Einzelseiten bestechen durch Detailreichtum, heroische Gesten, Licht- und Schattenspiel… kurz ausgedrückt: ein Flash für die Augen. Die tatsächlichen Storykästen sind leider anders gezeichnet und zwar in bekannter Optik „normaler“ Comics. Bei genauerem Hinsehen fällt hierbei auf, dass man durchaus bemerkt, dass die Zeichner sich abwechseln. Mal sind Adams Züge etwas weicher, mal sind Teelas Formen etwas voluminöser. Mal hat Mer-Man einen Schwanz (wie kommt man denn darauf?), mal ist Skeletor etwas schmaler, dann wieder mit Oberarmen wie Schwarzenegger gesegnet. Eine einheitliche Linie hätte ich hier angenehmer empfunden. Darüber hinaus ist es im Stile vieler anderer Superheldencomics gezeichnet und erfüllt hierbei absolut seinen Zwecke. Der Comic bietet von Natur aus viele Action-Szenen. Klar, dass bei He-Man erst mal gekämpft und dann –vielleicht- geredet wird.

Die Geschichte, die hierbei erzählt wird, startet langsam und ungewohnt. Sie nimmt zum Ende hin dann jedoch so viel Fahrt auf, dass man nur schwer mitkommt. Zu Beginn ist Adam ein Holzfäller. Ein Holzfäller? Ja, ein sehr guter Holzfäller. Mehr jedoch nicht. Bis er sich entscheidet seinen Träumen von Mut und Heldentaten nachzugeben und in die große Welt hinaus zieht, wo er prompt Beast Man begegnet. Diesen kann er durch intuitiv angebrachte Kampffähigkeiten außer Gefecht setzen. Ein Moment um inne zu halten und sich zu überlegen, wieso er so kämpfen kann und wieso er das Gefühl hat, dass er ein ganz anderes Leben gewohnt war. Und wieso kannte Beast Man seinen Namen? In den weiteren Kapiteln lernt Adam weitere Schergen Skeletors kennen, die ihm ans Leder wollen. Und er trifft Teela, der Adam zwar irgendwie bekannt vor kommt, kennen tun sie sich allerdings nicht. Trap Jaw und Mer-Man sind die nächsten, denen es missling Adam zu töten. Schließlich muss Evil-Lyn ran. Und in ihrer Obhut geschieht dann endlich etwas, auf das jeder Wissende bei einer Masters Geschichte gewartet hat… Wer es nicht weiß, muss den Comic lesen.

Im Laufe des Lesens werden einige Rätsel gelöst (Mini-Spoiler): Adam und die anderen Masters wurde das Gedächtnis gelöscht. Wie das passierte, wird jedoch nicht im Detail verraten. Auch nicht, wieso Skeletor sein Heim in Castle Grayskull hat. Er scheint es irgendwie okkupiert zu haben. Zudem gibt es einen „Schädel der Macht“, der auftaucht, aber unerklärt bleibt. Das alles hinterlässt einen faden Beigeschmack. Möglicherweise wird es in den folgenden Comic-Bänden gelöst.

Fazit:

Comics gibt es wie Sand am Meer. Entweder sie bestechen durch tolles Aussehen, eine einmalige Story, coole Helden und/oder Sprüche. Als Fan ist ein Haken auf jeden Fall bei dem coolen Helden zu setzen. He-Man ist He-Man. Die coolen Sprüche werden hier leider durch Neckereien zwischen Adam und Teela ersetzt. Wirkt dauerhaft ziemlich gestellt. Das Design ist teilweise absolut genial. Leider nicht durchgehend. Am längsten hat mich die Frage nach der möglicherweise guten Story beschäftigt. Hier gibt es zwei Herangehensweisen: Ist man ein fanatischer MOTU-Fan oder nicht. (Neueinsteiger in die Masters-Welt dürften es übrigens sehr schwer haben überhaupt einen Einstieg zu finden. Es wird zu viel vorausgesetzt, und fast nichts erklärt. An diese Menge gerichtet ist hier schon mal ein entscheidender Tipp. Aber Vorsicht, Spoiler: Adam ist He-Man… Pssst…)

Unter dem Banner der NEUINTERPRETATION schaffen es die Autoren in einer bekannten Welt mit einer Vielzahl an bekannten Details die Masters erneut zum Leben zu erwecken. Es ist Eternia, von der man zwar noch nicht so viel gesehen hat, bis auf ein paar Burgen bzw. deren Innenleben, jedoch gibt es viele Momente des Wiedererkennens. Das betrifft auch die Helden und Schurken der vergangenen Tage. Mal abgesehen von Mer-Man Echsenschwanz und der Tatsache, dass Teela auf einmal ihre Farbe in strohblond gefärbt hat. Ihr Kobrakürass ist wohl auch in den 90ern verloren gegangen. So sich also jemand von den bekannten Geschichten frei macht und zulässt, dass die Story der Masters in vielen Punkten neu geschrieben wird, aber eben nicht in allen, der wird gefallen an dem Comic finden. Schließlich ist es He-Man, der hier und heute neue Abenteuer erlebt. Auf eine Art und Weise, die der damaligen sehr ähnelt. Mit der Ausnahme, dass es richtig zur Sache geht. Während früher Kinderzimmergerecht alle Kämpfe mit dem Verlust der Waffe ausgingen und der Besiegte gefangen oder laufen gelassen wurde. So fließt im Comic Blut. Und das nicht zu knapp! Die Kämpfe sind brutal, so wie die Muskeln der Kontrahenten es eben andeuten. In diesem Punkt sehe ich einen klaren Punkt auf der Seite des Realismus. Die Gegner hassen sich, sie wollten sich schon so oft töten. Nun fliegen Zähne durch die Gegend und sie verletzten sich wenigstens. Darüber hinaus wird in diesem Comic eine realistische Grenze überschritten. Früher undenkbar. Aber wer Kummer beim Lesen von J.K. Rowling und George Martin gewohnt ist, könnte vielleicht auch dieses Tabu überwinden. Im Band 1 des Comics wird ein lieb gewonnener Charakter getötet. Hochgradig schmerzlich.

Als eingefleischter Fan zählten für mich immer zuerst die Hörspiele als maßgeblicher Haltepunkt der Story um die Masters. Ergänzend die Mini-Comics und schließlich auch die Cartoons (Filmation) die auf Tele 5 liefen. Ich kann mir den Hinweis „Neuinterpretation“ hundertmal durchlesen. Beim Betrachten des Comics kam ich dennoch immer wieder an den Punkt an dem sich mir die Haare sträubten. Als Beispiel kann ich hier anführen, dass ich zwar schon von Keldor gehört habe, jedoch nicht, dass es hier verwandtschaftliche Verhältnisse zum Königshaus gab! Und einige andere Details sind ebenfalls schwer zu verkraften. Das führt immer wieder zu einer inneren Zerrissenheit.

Der Comic zeigt auf eine brutale aber eher realistische Art und Weise, wie muskelbepackte Hünen sich ordentlich bekämpfen – nichts für 10 Jährige. Es ist He-Man, der aus dem Kinderzimmer wieder auf Papier gebracht wurde. Der Comic sieht gut aus.

Alles in allem möchte hat mich die Neugier gepackt und ich will wissen wie es weiter geht und werde mir auch den zweiten Band ansehen. Er soll im Oktober erscheinen.

In diesem Sinne: Lang leben die Masters of the Universe!!!

Vielen Dank an den Panini-Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.

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[30/40] - Handlung
[30/40] - Zeichnungen
[10/10] - Aufmachung
[10/10] - Preis/Leistungs-Verhältnis
80% - gesamt