Jetzt mal ehrlich, liegt es an mir und meinem fortgeschrittenen Alter? Falle ich nicht mehr in die Zielgruppe? Liegt es an den Filmemachern? Liegt es am Medium? Bin ich zu kritisch? Erfasse ich die Leistungen des modernen Films nicht? Bin ich zu doof? Liegt es am US-Präsidenten (definitiv sowieso)?
Egal in welchen Film ich die letzten Jahre gegangen bin, ich bin immer mit einem, manchmal mehr manchmal weniger, schalen Beigeschmack aus dem Kino gekommen.
Handlung hanebüchen, Charaktere abgedroschen oder nicht intensiv genug, zu viel oder zu wenig Action, zu viel oder zu wenig Tiefgang, Handlung passt auf nen Bierdeckel… was ist nur los?
Früher waren Filme noch cool! Was war Star Wars früher der Hammer! Wie gut waren die Indiana Jones Filme! Wie fett war der erste Matrix Teil (die anderen… naja). Die Harry Potter Filme oder Herr der Ringe! Das Highlight jedes Weihnachtsfestes (neben dem Essen, der obligatorischen Familiendiskussion und den durchgedrehten Kindern).
80% der Filme der letzten 15 Jahre fehlt es irgendwie an, ja was eigentlich? Irgendwie an allem.
Ich habe lange darüber nachgedacht und glaube ich bin wirklich zu verwöhnt. Es gibt mittlerweile jede Menge gute Serien, die über Seasons hinweg die Charaktere aufbauen, ändern, hochleben oder niederschmettern. Die Handlungen sind so komplex, dass du nur folgend kannst, wenn du ab Folge 1 auch wirklich jeden Teil gesehen hast und brav mitschreibst. Die Storys sind wirklich gut, mit vielen Winkelzügen, Abstechern, Seitenhandlungen usw.
Also gut: Serien sind besser geworden. Was könnte noch der Grund sein? Wie sieht es mit Videospielen aus?
Heute musst du Casual Games schon echt mit der Lupe suchen. Wenn du dich von den mobilen Medien fortbewegst fällt es schon richtig schwer ein Spiel zu finden, dass du in weniger als 30 Stunden durch zocken kannst.
Was da an Unterhaltung aufgeboten wird steckt oft jeden Film locker in die Tasche. Ich habe, neben dem Rollenspiel bisher keine Unterhaltung gefunden die mich so vom Hocker gerissen hat, wie es ein gutes Spiel kann. Ich habe Spiele gespielt, die selbst nach zwei Monaten noch immer fesseln konnten. Die Storys sind oft sehr liebevoll, die Hauptcharakter sind dir, allein schon dadurch, dass du sie steuerst, bald schon ans Herz gewachsen. Du fieberst mit, wenn sie ihre Höhen und Tiefen durchleben und du wünschst dir ganz oft, dass das Spiel noch einige Zeit weitergehen möge, bist manchmal sogar enttäuscht (wenn auch glücklich), wenn es schon vorbei ist.
Dazu noch die technische Entwicklung. Das Medium hat sich dermaßen weiterentwickelt, dass die Spieleentwicklung im Aufwand locker die meisten Filmproduktionen in die Tasche stecken kann.
Was ist eigentlich mit Büchern?
Büchern sind ja sowas von banal geworden! Ich habe manchmal das Gefühl Autoren werden nur noch nach Seiten bezahlt! Ich kann mir anders die vielen schlechten 1000-Seiten Romane nicht erklären die man lesen könnte, wenn man sich dazu überreden möchte. Dabei hat das Medium Buch so viel Potential!
Meine Frau schwört hier auf Fan-Fiction und ist der Meinung dass diese die meisten kommerziellen Bücher locker in die Tasche steckt. Ich muss mich dann jedes Mal wundern, dass es eine komplette, uralte Medienindustrie offenbar geschafft hat von Amateuren in die Tasche gesteckt zu werden.
Passiert das gerade auch dem Film?
Werden Facebook und Youtube den klassischen Film auffressen. Wie geht das jetzt weiter? Werden Netflix und Amazone-Prime mit ihren Serien die Zielgruppe abfischen? Gutes Fernsehen nur nach einem tiefen Griff in die Tasche? Was passiert denn dann mit den Konsumenten die „nur mal eben“ für zwei Stunden gut unterhalten werden wollen und keinen Bock auf langwierige Filme, Spiele oder Bücher haben?
Bin ich zu Rollenspiel und Zocken verdammt, wenn ich mal wieder richtig Bock auf guter Unterhaltung habe und keinen Bock oder keine Kohle fürs Ausgehen habe?