Kap. 14b: Pelgrams Offenbarung

[SIZE=3]Sie hatten gerade gemeinsam gefrühstückt, in Karolines Kabine, die immer noch lädiert und das Loch nur notdürftig geflickt war, als Pelgram auf Eluned zukam, die am Bug an der Reling stand und zum Horizont sah. Pelgram lächelte Eluned an. “Bringe mich mal bitte auf andere Gedanken! Wenn wir mit diesem Abenteuer durch sind, was wirst Du dann machen? Mit dem ganzen Geld?” Eluned konnte auf seinem Gesicht ablesen, dass diese Frage wohl nur der Beginn einer Reihe von Fragen war, die Pelgram stellen wollte.
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[SIZE=“3”]Eigentlich war ich nach draussen gegangen, um ein bisschen alleine zu sein…aber das war wohl auf einem Schiff nicht möglich. Ich seufzte leicht, als Pelgram seine merkwürdige Frage gestellt hatte. Aber ich ging auf seine Stimmung ein und legte lächelnd den Kopf schief…
“Ich weiss nicht…sesshaft werden vielleicht, ein kleines Häuschen mit weissem Gartenzaun kaufen, in irgendweiner langweiligen Gegend.”
Ich lachte. Das war ein netter Traum, aber irgendwie glaubte ich nicht daran, trotzdem fuhr ich fort:
“So langweilig, dass ich eines Tages vergesse, ein Messer unter mein Kopfkissen zu packen und nicht daran denke, meine Waffen mitzunehmen, wenn ich das Haus verlasse…”

Ich hatte mich zu ihm gedreht und lehnte nun mit dem Rücken zur Reling und stütze mich mit den Ellenbogen darauf. Neugierig blickte ich Pelgram an und überlegte, was wohl nun als nächstes kam…[/SIZE]

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[SIZE=3]Pelgram ging einen Schritt bis zu dem Spill, welches das Kabel des Bugankers hielt und setzt sich darauf. Es sah unbequem aus. Dann sah er Eluned an. “Das passt nicht zu dir!”, sagte er, “Aber Menschen können sich ändern.” Er sah an ihr vorbei zum Horizont, blickte nachdenklich, so als ob er sich überlegte, ob er weitersprechen sollte. Doch bevor Eluned etwas erwidern konnte, blickt er er sie wieder an und fuhr er fort. “Ich war sehr lange unstet und immer auf dem Sprung. Dann lies ich mich nieder. Mal abgesehen von den Handelsgeschäften WAR es langweilig. Und eigentlich…”, er grinste, " … Handelsgeschäfte sind auch nicht viel besser. Vielleicht hätten eine Frau und Kinder etwas geändert. Verantwortung und so, wenn Du weißt, was ich meine. Aber jetzt bin ich hier, wieder unterwegs. Und ich bin so voller Elan und Freude, wie schon lange nicht mehr. Trotz der Gefahren. Ich dachte daran, dass …“, er unterbrach sich und schlug die Augen nieder, “wir vielleicht zusammen eine Menge erleben könnten. Sobald und wenn du die Sache mit Sholto erledigt hast und …” er sah ihr wieder in die Augen, " … falls Du überhaupt das notwendige Interesse an mir hast?” Diese letzten Worte kamen sehr leise aus seinem Mund.
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[SIZE=“3”]Pelgram hatte recht mit seiner Einschätzung. Es passte wirklich nicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, mein altes Leben hinter mir zu lassen, auch wenn ich mir oft vorstellte, wie es sein könnte, so zu leben, wie die meisten anderen Menschen. Jeden Morgen im selben Bett aufzuwachen, den Tag zu beginnen und zu wissen, wie er endet… Könnte ich das? Wie lange? Ein Jahr, zwei Jahre? Für immer? Ich schüttelte innerlich den Kopf und lachte den Träumer in mir aus.

Dann sah ich Pelgram an. Der das alles wusste. Ich hatte keine Antwort auf seine Frage, aber ich überraschte mich selbst, als ich mich von der Reling löste und auf ihn zuging. Wir kannten uns erst seit wenigen Tagen, aber trotzdem war da inzwischen eine Art Vertrautheit zwischen uns…Vertrauen? Ich nahm Pelgrams Kopf in beide Hände, sah ihm noch einmal lächelnd und ernst in die Augen und gab ihm einen langen, zärtlichen Kuss.[/SIZE]

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[SIZE=3]Pelgram wirkte verdutzt! Nein! Er war verdutzt. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre er nicht in der Lage gewesen, sich zu wehren in der unbequemen Haltung auf dem Ankerspill. Aber er wollte ja auch gar nicht. Es dauert nur einen Lidschlag, dann genoss er den Kuss. Ein Aufatmen ging durch seinen Körper und er sah Eluned beim Kuss tief in die Augen.

Eluned aber konnte etwas sehen, dass sie zum ersten Mal sah. An ihm, überhaupt an einem Menschen. Pelgrams Augen begannen zu leuchten. Sie bekamen einen hellen Glanz und die Iris veränderte ihre Farbe von grün nach schwarz wie eine Nacht. Dann begannen tausende kleiner Sterne darin zu tanzen.

Als Eluned ihren Kuss beendete, lächelte Pelgram, nahm ihre Hände von seinem Kopf und hielt sie fest. “Ich liebe dich, Eluned!” sagte er ernst und Eluned hatte das Gefühl, als wäre sie soeben ihrem Schicksal begegnet.
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