[SIZE=“3”]Obwohl sich am Horizont über dem Meer erst die ersten, feinen Sonnenstrahlen zeigten und vom Kommen eines schönen Frühlingstages kündeten, hatte der Alltag den Hafen von Hagenport schon vor Stunden heimgesucht. Die Flut war früh am heutigen Tage und so wollten doch ein paar Schiffe diese Gelegenheit nutzen, um ihre Fahrt zu beginnen. Geschäftig wurde be- und entladen, Wasserfässer gefüllt und letzte Ausrüstungsgegenstände an Bord genommen. Die Zahlmeister waren also überwiegend im Stress. Der Hafenkommandant hatte auch alle Hände voll zu tun. Zwischen all den Matrosen und Arbeitern sah man immer wieder auch das Rot der Uniformen der Stadtgarde.
So stand auch Karoline bereits früh auf dem Kai und erwartete ihre Passagiere. Eluned und Luca waren beide auch bereits da. Sie standen zusammen, ohne zu reden und warteten auf die Person, der sie diese Reise verdankten. Lucas Gesicht war sogar dezent gepudert, und so wurde die immer noch frische, aber unauffällige Narbe auf ihrer Wange fast gänzlich verborgen. Auf dem Schiff waren die Matrosen mit den letzten Handreichungen am Gange, um die Seasprite jederzeit in den nächsten Minuten mit dem Flutstrom und den ablandigen Wind aufs offene Meer hinaus steuern zu können, der aufgehenden Sonne entgegen.
Und da traf er auch schon ein: Pelgram, der Händler aus Trempolvjia! Zusammen mit seinen zwei obligatorischen Begleitern erschien er auf dem Kai. Karoline fuhr mit der Hand zum Mund, um nicht laut los zu lachen. Pelgram hatte sich so ausstaffiert, wie wohl seiner Meinung nach ein Seefahrer aussehen sollte: Er trug schwere, braune Stiefel, die bis zu den Knien reichten und wohl besser zu einem Reiter gepasst hätten, als zu einem Seefahrer. Darüber befand sich eine blaue Pluderhose, die an den Hüften ausgebeult wurde. Am Gürtel trug er einen Dolch und ein schweres Rapier, in einer Scheide der man die hohen Kosten ansehen konnte. Ob es etwas taugte, würde sich wohl erst im Kampf zeigen. Den Oberkörper seiner fast 2m hohen und athletisch breiten Gestalt bedeckte ein gelb-grün gestreiftes Wams, dass alles andere, was er darunter trug, verbarg. Sein bartloses Gesicht war frisch rasiert, wie die rötlich schimmernde Haut verriet. Auf seinem schwarzen, gelockten Haupthaar trug er eine Art Matrosenmütze in der Farbe seiner Hose. Seine beiden Begleiter waren da schon wesentlich unauffälliger gekleidet. Beigefarbene Hosen und Hemden zusammen mit braunen Lederstiefeln. Beide waren blond und ein zweiter Blick ließ eine gewisse Verwandtschaft vermuten. Einer von beiden hatte eine häßliche Narbe auf der Stirn. Sie trugen identische Schwerter als Waffen und Dolche in den Stiefeln. Jeder der drei hatte einen prall gefüllten Sack dabei, in dem sicherlich weitere persönliche Gegenstände steckten. Der von Pelgram war sichtbar dicker als die der beiden anderen.
Pelgram grinste die Gruppe breit an und sprach zu Karoline: “Schönes Schiff, Kapitän!”, dabei zog er tatsächlich die Mütze vom Kopf und verbeugte sich leicht. “Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen!”. Dann reichte er Luca galant den Arm.[/SIZE]