Kap. 3: Seasprite

[SIZE=“3”]Obwohl sich am Horizont über dem Meer erst die ersten, feinen Sonnenstrahlen zeigten und vom Kommen eines schönen Frühlingstages kündeten, hatte der Alltag den Hafen von Hagenport schon vor Stunden heimgesucht. Die Flut war früh am heutigen Tage und so wollten doch ein paar Schiffe diese Gelegenheit nutzen, um ihre Fahrt zu beginnen. Geschäftig wurde be- und entladen, Wasserfässer gefüllt und letzte Ausrüstungsgegenstände an Bord genommen. Die Zahlmeister waren also überwiegend im Stress. Der Hafenkommandant hatte auch alle Hände voll zu tun. Zwischen all den Matrosen und Arbeitern sah man immer wieder auch das Rot der Uniformen der Stadtgarde.

So stand auch Karoline bereits früh auf dem Kai und erwartete ihre Passagiere. Eluned und Luca waren beide auch bereits da. Sie standen zusammen, ohne zu reden und warteten auf die Person, der sie diese Reise verdankten. Lucas Gesicht war sogar dezent gepudert, und so wurde die immer noch frische, aber unauffällige Narbe auf ihrer Wange fast gänzlich verborgen. Auf dem Schiff waren die Matrosen mit den letzten Handreichungen am Gange, um die Seasprite jederzeit in den nächsten Minuten mit dem Flutstrom und den ablandigen Wind aufs offene Meer hinaus steuern zu können, der aufgehenden Sonne entgegen.

Und da traf er auch schon ein: Pelgram, der Händler aus Trempolvjia! Zusammen mit seinen zwei obligatorischen Begleitern erschien er auf dem Kai. Karoline fuhr mit der Hand zum Mund, um nicht laut los zu lachen. Pelgram hatte sich so ausstaffiert, wie wohl seiner Meinung nach ein Seefahrer aussehen sollte: Er trug schwere, braune Stiefel, die bis zu den Knien reichten und wohl besser zu einem Reiter gepasst hätten, als zu einem Seefahrer. Darüber befand sich eine blaue Pluderhose, die an den Hüften ausgebeult wurde. Am Gürtel trug er einen Dolch und ein schweres Rapier, in einer Scheide der man die hohen Kosten ansehen konnte. Ob es etwas taugte, würde sich wohl erst im Kampf zeigen. Den Oberkörper seiner fast 2m hohen und athletisch breiten Gestalt bedeckte ein gelb-grün gestreiftes Wams, dass alles andere, was er darunter trug, verbarg. Sein bartloses Gesicht war frisch rasiert, wie die rötlich schimmernde Haut verriet. Auf seinem schwarzen, gelockten Haupthaar trug er eine Art Matrosenmütze in der Farbe seiner Hose. Seine beiden Begleiter waren da schon wesentlich unauffälliger gekleidet. Beigefarbene Hosen und Hemden zusammen mit braunen Lederstiefeln. Beide waren blond und ein zweiter Blick ließ eine gewisse Verwandtschaft vermuten. Einer von beiden hatte eine häßliche Narbe auf der Stirn. Sie trugen identische Schwerter als Waffen und Dolche in den Stiefeln. Jeder der drei hatte einen prall gefüllten Sack dabei, in dem sicherlich weitere persönliche Gegenstände steckten. Der von Pelgram war sichtbar dicker als die der beiden anderen.

Pelgram grinste die Gruppe breit an und sprach zu Karoline: “Schönes Schiff, Kapitän!”, dabei zog er tatsächlich die Mütze vom Kopf und verbeugte sich leicht. “Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen!”. Dann reichte er Luca galant den Arm.[/SIZE]

AW: Kap. 3: Seasprite

[SIZE=“3”]Nachdem ich das Gasthaus hinter mich gelassen hatte, verschlug es mich nurnoch zu einem nahegelegenem Haus, das mit einem hübschen Vorgarten sehr einladend aussah. Kurzerhand klopfte ich an die Eichentür und bat um Unterkunft für die nächsten zwei Nächte. Es war nicht schwer, denn die beiden Bewohner waren alt und freuten sich über Besuch. So sank ich wenige Stunden später in einen langen, sehr langen, anstrengenden Schlaf, der mir Träume aufzeigte, die ich noch sehr lange nicht enträtseln könnte…

Am Morgen des 3. Tages, verabschiedete ich mich von dem altem Ehepaar und bedankte mich rechtherzlich für die netten Tage. Ich war ausgeruht und genährt, hatte zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit wieder in weichen Federn geschlafen. Mir tat es gut, und meinem Rücken erstrecht, er schmerzte nichtmehr allzusehr, und so machte ich mich auf den Weg zum Hafen. Ich hatte meine Narbe etwas überpudern lassen, da ich nicht wollte, dass jemand einen falschen Eindruck bekommen konnte. Ich hasste diese Narbe schon jetzt… Doch der Arzt, eher ein Kräuterkundler als ein richtiger Arzt wie ich ihn kannte, sagte sie würde noch ein bisschen verblassen, aber nie ganz weggehen… So fand ich mich damit ab, und ließ den Dingen ihren Lauf… Ich würde mich vermutlich oft erklären müssen, und noch viel öfter würde ich nur genervt sein -doch davon genug.

Mein Ziel war nun die Seasprite, das Schiff von Karoline. Ich wusste nicht, wie die Stimmung sein würde, da wir uns vor 2 Tagen nicht grade friedlich getrennt hatten. Doch ich für meinen Teil, würde einfach darüber hinwegsehen und diese Lapalie ruhen lassen. Ich war die Letzte von uns drein, die an dem großem Schiff eintraf. MIt einem kurzem Kopfrucken in Richtung Eluned und Karoline, begrüßte ich sie, schenkte ihnen jedoch ein vages Lächeln. Wir sprachen die ganze Zeit über nicht, und jeder hing wohl seinen Gedanken nach, doch dann entriss mich Pelgrams Auftreten meinen Gedanken. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich ihn sah. Er hatte eine mehr als unpassende Aufmachung gewählt, und sah nahezu lächerlich und doch elegant aus. Ich grinste bis zu beiden Ohren und noch mehr, als Karoline losprustete.
Dann ließ ich das Lächeln abflauen und versteckte meine Hände in den Hosentaschen, und hörte die geschwollene , kleine Rede des Mannes an, der seine Mütze lüftete und eine tiefe Verbeugung andeutete. Als er mir so galant den Arm anbot, schürzte ich mit einem Lächeln in den Augen, die Lippen und nahm an. Warum sein Spielchen nicht mitspielen? Seit meinem Schiffbruch hatte ich sehr wenig zu ‘spielen’ und es tat mir sicherlich gut.

So folgte ich Pelgram, an seiner Seite, die Schiffsplanken hinauf und befand mich nur kurze Zeit später an Deck der Seasprite. Die Crew musterte uns, die Neuen, etwas argwöhnisch, und ich seufzte innerlich. Das war zu erwarten gewesen…[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Wie abgesprochen, hatte ich mich am Hafen eingefunden. Nicht als erster, nicht als letzter der Mitreisenden. Ich hatte genug Zeit gehabt, mir das Treiben von der Ferne anzuschauen. Nachdem ich Flann versorgt wusste, hatte ich noch ein paar Besorgungen gemacht. Unter anderem erstand ich eine neue Pfeife und das hiesige Pfeifenkraut, das von einer gar nicht mal so schlechten Qualität war. Ich ersetzte einige zerschlissene Kleidungsstücke und besorgte mir größeres Stück Ölzeug. Denn obwohl ich sicher war, dass daran auf der Seasprite kein Mangel herrschen würde, wollte ich doch mein Hab und Gut selbst sichern und die empfindlicheren Stücke vor Nässe schützen.

Zwischendurch war ich immer wieder zum Hafen gekommen und hatte von einem schattigen Platz auf einem Segeltuchstapel zwischen zwei Lagerhäusern das Kommen und Gehen an der Seasprite beobachtet. Ich wollte wissen, mit wem ich es zu tun bekommen würde, bevor ich die Reise antrat. Dabei konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ich nicht die einzige war, die ein wachsames Auge auf das Schiff hatte. Nur eine unbestimmte Ahnung, dass trotz Pelgrams Heimlichkeit, doch mehr Leute wussten, was wir vorhatten und wohin wir aufbrachen.

Am Vorabend der Abreise packte ich meine Sachen. Es wurde kein kleines Bündel, aber es passte dennoch alles in und an meinen Rucksack. Von Sholtos Sachen trennte ich mich nur ungern, aber bis auf den Ring war kein Platz für sie. Ich gab sie den Leuten in Verwahrung, bei denen ich auch Flann gelassen hatte. Hinterher war ich fast erleichtert, den Krempel loszuwerden: Wenn dich dein Auge juckt, reiss es raus! - alte Zigeunerweisheit oder so. Nun ja.

Jetzt stand ich hier und unter meinen Füßen spürte ich auf einmal sehr bewusst die feste Erde, wie sie tief hinunter reichte. Tief, still und kühl. Der Wind frischte auf und blähte meinen Mantel. Er wehte mir eine Schar trockener Blätter vom letzten Herbst vor die Füße, hob sie dann empor und trug sie in kleinen Wirbeln an mir vorbei. Für einen Moment wurde mir schwindelig und ich schloss die Augen. Bis jetzt war mir nicht bewusst gewesen, wie sehr ich die Reise und alles was sie mit sich bringen mochte, fürchtete. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich Luca an Pelgrams Seite an Deck gehen.
Lang geübte Gleichgültigkeit lag auf meinen Zügen, als ich ihnen folgte und die Planken hinauf schritt.[/SIZE]

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[SIZE=“3”] “Tja, dann mal an Board!” rief ich und auch die letzten beiden Matrosen liefen eilig hinter den neuen Passagieren die Planke hoch.
Ich ging als Letzte an Board und schaute dabei nocheinmal argwöhnisch über die Schulter.

Kaum betrat ich das Schiff, sprang mich ein schwarzer Schatten an und landete lautlos direkt vor meinen Füßen, wo er mir einen heftigen Schubs mit seinem großen Kopf gab.
“Nacht!” lachte ich und beugte mich nach unten um den Kopf des Panthers zu berühren. Wo Nacht war, konnte seine Schwester Bastet nicht weit sein. Wahrscheinlich lag sie dösend bei mir in der Kajüte.

Ich sah mich nocheinmal um. Mein 1. Offizier Wolfram Eschenbach war bereits dabei die Befehle zu erteilen, die uns aus dem kleinen Hafenbecken herausbringen würden. Die Crew wuselte am Deck herum und was für das ungeübte Auge wie das reinste Chaos aussehen musste, war doch eine effizient funktionierende Mannschaft, bei der jeder wusste was er zu tun hatte.

Ich schritt zu Eluned, Luca und Pelgram und wollte gerade etwas sagen, als ich bemerkte wie Luca kreidebleich unter ihrem Puder wurde und wie gebannt in eine Richtung starrte. Ich folgte ihrem Blick und erkannte John, der gerade dabei war die Takelage hochzuklettern. Ich erinnerte mich, dass er bei unserem letzten Überfall mordsmäßiges Glück gehabt hatte. Jemand hatte ihm ein Messer in den Bauch gerammt, doch war es in seiner Gürtelschnalle stecken geblieben. Ich schaute zurück zu Luca, die aussah, als hätte sie gerade einen Geist gesehen. [/SIZE]

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[SIZE=“3”]Während die Seasprite Fahrt aufnahm und auf sanften Wellen das Hafenbecken verließ, um der aufgehenden Sone entgegen zu segeln, trat Pelgram auf Karoline zu und schaute amüsiert zwischen ihr und Luca hin und her. Dann riss er sich zusammen und sprach die Kapitänin an: “Ich schlage vor, du setzt erstmal Kurs auf Trondheim. Ich nehme an, du weisst, wo das liegt. Nach dem Frühstück sollten wir uns dann treffen, um Einzelheiten unserer Expedition zu besprechen. Steht uns dafür deine Kabine zur Verfügung, Karoline?” Karo zuckte kurz zusammen, als Pelgram ihre Kajüte “Kabine” nannte, aber sie hatte sich schnell wieder im Griff.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Kaum hatte Pelgram seinen Satz beendet, kam Wolfram dazu und sprach mich auf Deutsch an.
“Geht alles klar mitem Auslaufen, Käppie. Jetzt brauchenwa nur noch nen Kurs.”

“Den haben wir, Wolfram.” entgegnete ich. “Sag Mr Gibson er soll den Kurs nach Trondheim einschlagen. Und schau ihm ein bißchen dabei über die Schulter, Du weisst schon…”

Wolfram nickte. Gabriel Gibson übernahm jetzt die Rolle von Juri am Steuerrad und war darin noch nicht so geübt. “Aye Aye Käppie.” meinte er und ging ab.

Dann wandte ich mich wieder in Come Tang Pelgram zu. “Ja, meine Kajüte steht Dir zur Verfügung. Wollen wir?”
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[SIZE=“3”]“Oh, lädst Du etwa zum Frühstück ein?” Pelgram tat überrascht, aber er grinste bis zu den Ohren. Er bot Luca wieder seinen Arm. “Komm, schauen wir mal, was die Kapitänin so anbietet zum Frühstück!”[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Ich lachte.
“Nun mit dem Frühstück müssen wir uns wohl noch gedulden bis wir auf offener See sind. Aber ich bin sicher Jalaluddin wird uns dann schon was Nettes zubereiten, auch wenn wir keinen Curry mehr haben.” Ich grinste an den Gedanken unseres indischen Koches.

Der Panther Nacht kam wieder auf uns zu und rieb seinen Kopf gegen meine Hüfte auch um damit klarzustellen, dass ich sein Mensch war. Trotzdem schaffte ich es zur Tür meiner Kajüte und stieß sie auf.

Drinnen lag wie erwartet der zweite Panther Bastet auf meinem großen Bett und blinzelte sichtlich gestört über mein Eindringen ins helle Licht. Ich schaute mich schnell um. Es war albern… trotzdem wollte ich nicht, dass mein Privatreich, das ich in Indien neu eingerichtet hatte, unordentlich war, wenn Gäste eintrafen.

Aber meine Kajüte war so, wie ich sie verlassen hatte. Der große Kartentisch, der auch als Esstisch diente, war nur mit Karten aus dieser Welt bedeckt, die ich hier erworben oder von anderen Schiffen “übernommen” hatte. Die Karten von anderen Welten und auch der meinen waren ordentlich zusammengerollt und lagerten in einer Truhe unter meinem Bett, das weit mehr als eine Koje war. Ich grinste innerlich… es musste schließlich Platz genug bieten für mindestens zwei.

Ich schielte zu Pelgram, der sich wie ein verliebter Teenager an Luca ranschmiß. Nunja, er würde wohl nicht mehr darin landen. Ich war überrascht, dass dieser Gedanke fast ein bißchen Wut auslöste.

Meine enorme Kleidersammlung, die mir eigentlich auch schon fast peinlich war und vor allem aus Saris bestand, war ebenfalls mit dem gesamten Schmuck, den ich über die Jahre “angesammelt” hatte gut in mehreren Kisten und einem verzierten Schrank verstaut. Zuletzt waren da noch diverse Rapiere und Dolche an den Wänden aufgehängt. Ebenfalls Trophäen…

“Na dann mal herein. Hier könnt ihr auch eure Klamotten lassen, bis Molly Euch eure Kojen zugewiesen hat. Tut mir leid Dich entäuschen zu müssen Pelgram, aber bei uns schlafen Frauen und Männer getrennt” meinte ich etwas zu schnippisch mit einem zweideutingen Blick auf Luca an seinem Arm. Ich verschwieg dabei, dass es bis auf Molly (der Mutter von Bill und Jamie) und mir eigentlich keine Frauen in der Mannschaft gab. [/SIZE]

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[SIZE=“3”]Den vollgepackten Rucksack über der Schulter stapfte ich hinter den anderen her wobei ich ein wenig Mühe hatte mit dem zusätzlichen Gewicht auch noch die schlingernden Bewegungen des Schiffes auszugleichen.
Diese Bemühung wurde fast zunichte als ich die riesige schwarze Katze auf Karoline zugleiten sah - wie ein Schatten der körperlich geworden war. Ich blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen, was mir beinahe das Gleichgewicht raubte. Im letzten Moment erwischte ich noch ein dickes Tau, an dem ich mich festhielt, um nicht zu fallen.

Als ich meine Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge richten konnte, bemerkte ich, dass die anderen schon auf dem Weg zu Karolines Kajüte waren. Also raffte ich mich auf und folgte.
Pelgrams breiter Rücken nahm mir die Sicht auf das Innere der Kajüte, aber über Lucas Kopf traf ich plötzlich Karolines Blick. Sie schien… unzufrieden zu sein. Ob der Grund dafür wohl vor mir stand? Ich nickte in Richtung der Turteltauben und hob fragend beide Brauen. [/SIZE]

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[SIZE=“3”]Ich sah Integras fragenden Blick und nickte kurz grinsend. [/SIZE]

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[SIZE=“3”]Ich senkte lächelnd den Kopf. Pelgram war schon ein schönes Stück Mann, aber ich war trotzdem froh, dass er mit Luca beschäftigt war. Vielleicht lenkte das seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge.

“Ähm, Karo? Wo ist denn etwas Platz für mich und meinen Rucksack?”[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Pelgram hakte auch gleich ein: “Nett hast Du es hier! Gilt diese Männer-Frauen Anweisung auch für Passagiere? Und was ist jetzt mit dem Frühstück. Soll ich mich mal an dem Kartentisch nützlich machen und etwas freiräumen?”[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Eluned hatte zu weit weg gestanden daher wiederholte ich mich nochmal.
“Ihr könnt Euren Kram erstmal hier lassen, bis Molly Euch eure Kojen fertig gemacht hat. Ich denke, dass Du” ich sah dabei zu Eluned “und das kleine Herzchen zwei Kojen im Pulverraum kriegt. Da haben wir zurzeit leider ein bißchen Platz. Pelgram, Du und Deine Männer ihr schlaft bei den anderen. Aber Du kannst ruhig Juri’s Schlafstelle kriegen. Die ist etwas komfortabler und hat sogar einen Vorhang.”

Ich trat zum Kartentisch und strich die oberste Karte darauf glatt, bevor ich begann sie einzurollen. An dem Tisch standen nur 3 Stühle da musste improvisiert werden.
“Du kannst Dir ja schon mal eine der Truhen hierher ziehen, Pelgram. Das Frühstück kriegen wir auch nicht eher als meine Mannschaft. Aber unser Koch fängt gleich an. Also setzt Euch doch solange.”

Mittlerweile war Nacht zu seiner Schwester aufs Bett gesprungen und fing ausgiebigst mit seiner Fellpflege an. Bastet hingegen war nun hellwach und beobachtete die neuen Menschen mißtrauisch.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Ich starrte wie gebannt auf den Mann, während der raue Seewind mit meinen Haaren Schabernak trieb. Das konnte doch nicht wahr sein? Wie in Trance ließ ich mich von Pelgram weiterführen, hörte die Stimme von Karoline nur weit entfernt und ich merkte, wie mir schlecht wurde. Das war einfach unmöglich, ich hatte diesen Mann tödlich verwundet, ich hatte ihm doch die Waffe in die Brust gerammt… es… Ich schwächelte etwas, und musste für einen Moment stehen bleiben… In diesem Moment löste sich mein Arm aus der Beuge Pelgram’s und er blieb stehen. Mit kurzem Blick auf meinerseits, lächelte er schief und ging jedoch weiter, Eluned sowie Karoline folgend. Ich hingegen blieb noch einige Momente regungslos stehen und blickte dann fast panisch zurück auf den festen Boden, den ich unter meinen Füßen haben könnte. Sollte ich zurück gehen? Immerhin hatte ich diesen Mann beinahe getötet, ich schätze er wird nicht sehr gut auf mich zu sprechen sein , da er mich damals ganz genau gesehen hatte…

Mit klopfendem Herzen, und rasenden Gedanken, wägte ich in Sekundenschnelle alles Für und Wider ab, bevor ich mich dazu entschloss, doch den anderen zu folgen. Mit weichen Knien eilte ich rasch hinter Karoline her, und betrat dann ebenfalls ihr Reich. Nett hatte sie es, wirklich - mir gefiel es, wenn auch ab und zu etwas “zu pompös”. Alleine die teuren Schränke erschienen mir etwas fehl am Platz zu sein. Während Karoline sprach, legte Pelgram erneut seinen Arm um mich. Eine Augenbraue hebend, blickte ich ihn schräg von der Seite an, machte allerdings keine Anstallten mich irgendwie “zu wehren”. Meine Gedanken hingen sowieso ganz woanders.
Noch einige Male wanderten meine haselnussbraunen Augen durch den großzügigen Raum und blieben dann jedoch bei der Kapitänin hängen. Nachdem einige schnippische Bemerkungen über Pelgram und mich fielen, seufzte ich nur leise , erwiederte jedoch nichts.

Schon wenig später war alles im Gange, um aus dem “Schlafgemach” der Fremden einen kleinen Speiseraum zu gestalten. Ich hingegen, gesellte mich zu Karoline und meinte im ruhigem und leisem Tonfall. “Nennt mich bitte bei meinem Namen, Eure Koseworte wie “Herzchen” spart Euch. Ich mag vielleicht wenig Reife in Zahlen besitzen, aber ich habe ebenfalls schon einige Erfahrungen machen müssen, die Euch vermutlich nichtmal im Traum einfallen würden. Also bringt mir insofern etwas Respekt entgegen, dass Ihr wenigstens meinen Namen aussprecht!” nach diesem Worten ging ich, und versuchte mich nützlich zu machen. Die beiden großen Panther, erregten meine Aufmerksamkeit und ich musterte sie ein wenig, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Sehr majestätisch sahen sie aus, doch dann wandt ich mich um und ging den anderen zur Hand.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Ich schenkte Luca ein zuckersüßes Lächeln, doch der Ausdruck in meinen Augen wurde eiskalt als ich mit ebenso leiser und ruhiger Stimme antwortete.
“Die Sache ist nur die, Luca, dass Du hier auf meinem Schiff bist und da werde ich Dich nennen, wie es mir gefällt. Was den Respekt angeht, so werde ich Dir genau den zu Teil werden lassen, den mir Deine Taten zeigen.” Dann entspannte sich mein Gesichstausdruck wieder und ich gab ihr einen kleinen kameradschaftlichen Klapps auf die Schulter. “Aber nett, dass Du ne Namensänderung vorgeschlagen hast. Mal sehen, ob mir noch was Gescheites für Dich einfällt.”

Ich schaute kurz zu Eluned und fragte mich, wie gut die beiden Frauen wohl befreundet waren. Sie schienen nicht viel gemeinsam zu haben. Und obgleich Eluned nicht davon sprach, war ich mir fast sicher, dass sie ebenfalls Erfahrungen gemacht hatte die mir im Traum nicht einfallen würden .

Innerlich schüttelete ich den Kopf. Dachte Luca sie sei die einzige hier, die eine bewegte Vergangenheit mit Erfahrungen, die man lieber nie gemacht hätte, besaß? Die Einzige mit Alpträume von vergangenen Zeiten, die einem des Nachts den Schlaf raubten? Mit Geheimnissen und verborgenen Taten, die nie ans Licht geraten durften und sich dennoch unvergeßlich in die eigenen Gedanken brannten? Diesmal schüttelte ich meinen Kopf wirklich.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Die Worte, die mir Karoline entgegenbrachte, trafen mich mit solcher Geschwindigtkeit, dass ich für einen Moment schwieg und sie lediglich ansah. Das konnte ja heiter werden. Ich bat sie lediglich darum, dass sie mir den Respekt entgegenbrachte, den auch ich ihr, ohne Umschweife darbot. Es war nicht zuviel verlangt, dass sie mich bei meinem Namen nannte. Sicher, auch sie hatte bestimmt einiges erlebt, und vieles durchgemacht, so wie jeder an Bord - davon ging ich aus. Aber wenigstens besaß ich den anstand, sie bei ihrem Namen oder ihrem Titel zu nennen. Ein leichten Leuchten loderte in meinen Augen auf, als sie geendet hatte und ich hob die Schultern. "Glaubt aber nicht, dass ich unter solchen Umständen bereit auch nur irgendtewas mehr zutun, als notwendig sein wird! " ich blickte die Rothaarige an, zuckte dann mit den Schultern und wandte mich ab.

Karoline sollte nicht denken, dass ich mir alles gefallen ließ. Von Natur aus bin ich friedfertig und eher der Typ Mensch von der Kategorie “Leise” , jedoch erwarte ich -so wie wohl jeder andere auch - dass man mir ebenso Achtung entgegenbringt, wie ich selbst.
Sie würde sehen, was sie davon hatte. Wie du mir, so ich dir -auch wenn das nie mein Prinzip gewesen war, diesesmal, würde ich nicht klein beigeben.
Streiten missfiel mir, und doch … mir erschien es kein gnädiger Schachzug zu sein, wenn ich hier einen auf “Wir haben uns alle lieb” machte… [/SIZE]

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[SIZE=“3”]Nachdem das gemeinsame Frühstück, bei dem lediglich belangloser Smalltalk das Gespräch am Tisch beherrschte, fast beendet war, begann Karoline ein wenig die Lage zu analysieren.

Alle waren sie angeblich von ihren beiden Panthern fasziniert. Während Luca leicht ängstlich zu wirken schien, war es aber klar, dass sie die beiden Tiere im Gegensatz zu den anderen erkannte. Eluned beäugte sie vorsichtig, während Pelgram mehr als misstrauisch schien. Beiden jedoch war diese Katzenart offensichtlich fremd.

Mittlerweile dürfte Kurs nach Trondheim anliegen und Karoline fragte sich, was Pelgram in Trondheim wollte. Sie hatte diese Stadt bislang immer nur aus der Ferne gesehen und sich nicht getraut sie anzulaufen. Trondheim besaß eine Küstenfestung und einen Kriegshafen. Sicherlich waren auch dort keine Kanonen zu erwarten, weil man hier kein Pulver kannte, aber auch ohne Pulver waren viele Hunde des Hasen Tod. Trondheim sollte angeblich die heimliche Hauptstadt Elanis sein. Stark geprägt vom Handel übers Meer konnte sich Karoline dies auch gut vorstellen. Mit einer drei- bis vierfachen Größe von Hagenport war sie auch nicht gerade klein zu nennen. Das dürften dann so um die 20.000 Einwohner sein. Elanaria, dem Namen nach die Hauptstadt von Elani lag im Landesinnern, sollte auch groß sein, aber auch recht langweilig. Der Herrscherin Geburtstag und ein Turnier zur Sommersonnenwende waren ANGEBLICH die einzigen Abwechslungen dort im Jahreslauf. Von Trondheim erzählte man sich dagegen ganz andere Dinge. Theater, ein Vergnügungsviertel, tägliche Märkte, und auch sonst viel Trubel. Außerdem gab es dort bestimmt mehr Leute, die sich mit der hiesigen Seefahrt auskannten. Das hieß, dass es auch mehr Leute gab, welche die Seasprite als fremdes Schiff erkennen würden. Vielleicht sogar als DAS Schiff, dass in letzter Zeit in den Berichten von Überfällen erwähnt wurde. Sie sollte mit Pelgram klären, ob er dort im Hafen ankern wollte oder ob man auch auf Reede bleiben konnte.

Eben tupfte sich Pelgram die Lippen mit der Serviette ab und lehnte sich auch zurück. Karoline sah ihn aus den Augenwinkeln an. Er war schon ein stattlicher Mann in den besten Jahren und Manieren hatte er auch. Sein Gebaren offenbarte seine Schläue und ein großes Maß an Selbstbewußtsein.

Karoline ließ den Tisch abräumen und sah anschließend Pelgram fragend an. Dieser verstand den Wink und räusperte sich, so dass auch Luca, die in den letzten Minuten die beiden Panther ausgiebig beobachtet hatte, und die anscheinend in Gedanken versunkene Eluned aufmerksam wurden. Pelgram holte ein recht dickes Bündel aus seiner Jackentasche. Es war aus Leder und mit einer einfachen Schnur verschlossen. Er legte es ungeöffnet auf den Tisch. "Hier drin befinden sich Seekarten und eine Inselkarte, die uns zu dem angesprochenen Schatz führen sollen. Dieser Alte, Sholto, meinte jedoch, dass wir damit alleine nicht weiterkämen. Deswegen hat er mir sie ja auch so freigiebig überlassen. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass er noch Kopien hat und wir deswegen auch in einem Rennen stecken. Er flüsterte mir noch zu, dass ein gewisser Murnak, der Schriftsetzer, in Trondheim etwas besäße, dass uns erst endgültig auf den Weg helfen würde. Was das genau sein soll, konnte oder wollte er mir nicht sagen. Somit liegt unser erstes Ziel in Trondheim. Wir müssen diesen Murnak finden und ihm das abluchsen, was uns zum “Schatz von Henry Morgan” führen kann.

Beim Namen “Henry Morgan” zuckten sowohl Luca als auch Karoline leicht zusammen. Morgan war der berüchtigste Pirat des letzten Jahrhunderts gewesen. Er hatte in der Karibik alles geplündert, was es zu plündern gab. Sein Schatz war bis heute nicht gefunden worden.

Pelgram war Karolines Zucken nicht entgangen. “Kennst Du den Schatz etwa? Weißt Du mehr darüber? - Egal, lass mich erst einmal weiter erzählen.” Pelgram nahm einen Schluck Wein. “Das ist das erste Hinderniss auf unserem Weg. Ich fragte mich auch bereits, warum dieser Murnak sich nicht selbst auf die Suche macht. Aber dann kam mir der Gedanke, dass Murnak wahrscheinlich gar nicht weiß, was er da besitzt oder aber dass er ohne diese Karten hierdrin keine Ahnung davon hat, wo er beginnen soll. Das zweite Problem ist ganz anderer Art. Die Karten hierdrin”, Pelgram legte nun seine Hand auf das Lederbündel, “sind für mich lesbar. Ich kenne zwar diese Seeegebiete nicht, aber ansonsten sind sie … ich sage mal “normal”. Aber der Rest der Papiere, ist in einer Geheimschrift verfasst, die ich nicht kenne. Dafür benötigen wir also noch Hilfe. So! Das ist erstmal alles. Und nun frage ich euch: Habt ihr irgendwelche Ideen zu den beiden Problemen? Vorschläge?”

Pelgram sah in die Runde, zog eine Pfeife, Tabak und Utensilien aus der Jacke und begann die Pfeife umständlich zu stopfen.

"… und so nebenbei bemerkt: Was meinst Du, Karoline, wie lange wir nach Trondheim brauchen? Dein Schiff scheint mir weder schneller noch langsamer als andere zu sein. Das wären dann ungefähr fünf Tage auf See, je nach der Windstärke und -richtung. Kommt das ungefähr hin?

Karoline bemerkte, das hinter dieser Frage von Pelgram noch eine andere, unausgesprochene steckte, konnte aber nicht festmachen, welche.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Ich lehnte mich zurück uns stieß einen leisen Pfiff aus.
“Nicht schlecht, nicht schlecht, was Du da sagst. Wenn das auch nur ansatzweise richtig ist, können wir uns ja auf etwas gefasst machen”

Ich grinste, doch dann griff ich Pelgrams letzte Frage auf. Weder schneller noch langsamer als andere Schiffe. PAH! Die SeaSprite war lange als das schnellste Schiff im Arabischen Meer bekannt gewesen.

“Nun ja, Pelgram, das hängt ganz davon ab wie eilig Du es hast. Ich bin mir durchaus bewußt, dass wir uns hier in einem Rennen befinden, dennoch halte ich es immer für besser sich noch ein paar Trümpfe für den Schluß aufzuheben.
Soll heißen, wenn wir jetzt schon unter vollen Segeln fahren, was haben wir dann noch übrig sollte es uns mal wirklich an den Kragen gehen? Es sei denn, Du verschweigst noch was?” Ich sah ihn fragend an.

“Und da ist noch was. Die SeaSprite hat an dieser Küste eine sagen wir mal gewissen Reputation erlangt, weswegen ich es nicht für unbedingt ratsam halte, direkt in den Hafen von Trondheim einzulaufen. Stellt das ein Problem dar?”

Ich wartete erstmal mit der Klärung dieser eher praktischen Fragen, bevor ich mich dieser kryptischen Karten zu wenden wollte, auch wenn ich darauf brannte sie mir zumindest mal anzuschauen. [/SIZE]

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[SIZE=“3”]Pelgram zündete seine Pfeife an und zog genüßlich daran, während auch er eine bequemere Haltung einnahm. “Auf Reede ankern? - Kein Problem, Du hast ja Beiboote. Solange es nicht stürmt …” Er lies den Rest des Satzes offen und grinste wieder. Irgendwie machte Pelgram einen äußerst zufriedenen Eindruck, aber keine der anwesenden Frauen konnte den Grund dafür erfassen. “Die Reputation deines Schiffes ist mir wohl bekannt. Deswegen habe ich dich ja auch ausgesucht. Behalte ruhig ein paar Trümpfe in der Hinterhand. Ich freue mich schon auf den Zeitpunkt, an dem wir sie einsetzen werden.” Wieder zog er an der Pfeife. “Komisch, ich dachte, ihr würdet euch jetzt alle auf das Bündel stürzen?” Er deutete auf das in Leder gebundene Päckchen auf dem Tisch. “Warum seid ihr bloß so desinteressiert?” Pelgrams Lächeln hatte plötzlich und nur ganz kurz etwas dämonisches an sich. Bastet ließ kurz ein Fauchen hören und richtete ihren Blick zur Decke der Kajüte. Nacht riss seinen Kopf in die Höhe, den er dösend auf die Pfoten gelegt hatte und schaute sichernd umher.[/SIZE]

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[SIZE=“3”]Ich hatte Pelgrams Ausführungen nur mit halbem Ohr gelauscht, ein anderer Teil meiner Aufmerksamkeit hatte sich auf die beiden Frauen am Tisch gerichtet, die - so unterschiedlich sie auch waren - mir unbegreifliche Gemeinsamkeiten hatten. Ein Teil der Bedeutung von Pelgrams Worten schien mir verlorengegangen zu sein, aber Luca und Karoline… reagierten anders. Als Pelgram seine Pfeife auspackte, erinnerte ich mich an meine eigene und begann sie ebenfalls zu stopfen.

Als das Bündel Karten auf den Tisch kam und der Name Sholto wieder fiel, hielt ich mich zurück - ich wollte nicht, dass mein Interesse daran offenbar wurde. Obwohl ich inzwischen fast keinen Zweifel mehr hatte, dass es nichts als Zufall war, dass Pelgrams Konkurrent ebenfalls Sholto hiess. Ich paffte ein paar Kringel und liess mein Gesicht hinter blauen Wolken verschwinden.

Pelgram gefiel sich offensichtlich in seiner geheimnisvollen Rolle und die Aufmerksamkeit der beiden anderen Frauen schmeichelte ihm zusehends. Ich zuckte mit den Schultern, als mir bewusst wurde, wie wenig mich sein attraktives Äusseres interessierte - ich traute ihm nicht so weit, wie ich ihn werfen konnte. Sein Gehabe war nicht echt und ich konnte nicht durch den Schein sehen, was dahinter lag. Vielleicht lag es auch an den Rauchkringeln zwischen uns.

Seine letzten Worte hatten mehr Schärfe als die Belanglosigkeiten zuvor.
Ich musterte ihn kurz eindringlich: “Pelgram, ich glaube ihr habt gerade die beiden Katzen da erschreckt.” [/SIZE]