[SIZE=3]Hashtet wirkte überrascht. Er bemerkte, dass er wohl einen Schritt zu weit gegangen war. Er setzte Luca ab, hielt sie aber fest. “Bein nicht gut, Lady. Ich können sehen. Bitte! Hashtet helfen wollen. Besser Wunde sauber machen und verbinden.” Er ging auf die Knie, zog seinen Dolch, um Lucas Hosenbein aufzuschneiden, sah sie aber fragend an, ohne etwas zu tun.
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AW: Kap. 8a: Luca & Hashtet
[SIZE=“3”]Als er mich absetzte, aber nicht losließ fühlte ich mich unwohl. Es war nicht lange her, da hatte ich ein geregeltes Leben, einen Bekannten, der mehr war und den ich, als ich in England aufbrach, finden wollte. Und auf einmal war alles ganz anders, und ich stand einem Mann gegenüber, der Söldner war, ich hatte in einem Kampf mit ihm zusammen gekämpft, er hatte mich… so angesehen. Verwirrung, die doch keine war, machte sich in mir breit und ich runzelte die Stirn. Was war nur los mit mir? Ich hatte mich verändert und fand nun den Weg nicht mehr zurück…
Seufzend ließ ich mich auf die Holzplanken des Schiffes nieder und nickte Hashtet zu. Er wollte mir ja bloß helfen… nur helfen. Doch in meinem Kopf schwirrte alles und ich hatte das Gefühl, nicht mehr zu wissen wer ich war. [/SIZE]
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[SIZE=3]Hashtet nahm das Nicken war und schnitt kurzerhand Lucas Hosenbein mit dem Dolch auf. Dunkles Blut quoll hervor, dass bereits langsam verkrustete. Hahstet begann die Wunde mit Wasser und Alkohol zu säubern, dass er sich kurzerhand irgendwoher besorgt hatte. Das Ganze ging natürlich nicht ohne Schmerzen, obwohl Hashtet sehr vorsichtig und fast schon zärtlich mit dem Bein umging. Dann verband er die Wunde fachmännisch. Die ganze Zeit über fiel von seiner Seite kein Wort. Schließlich stand er auf und reichte Luca die Hand. Er lächelte sie schwach an. “JETZT besser, Lady!” sagte er mit Bestimmtheit.
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[SIZE=“3”]Während Hashtet sich um mein Bein kümmerte, beobachtete ich den jungen Mann. Ich sah, als Hashtet kurz verschwand um sich Alkohol und Wasser zu besorgen, hinüber zu Pelgram. Einige Zeit musterte ich ihn und entschied dann, dass Hashtet etwas besonderes hatte… Pelgram war wirklich ein Schönling ohne gleichen, ganz offensichtlich, und kaum eine Frau hätte das dementieren können, doch Hashtets Besonderheit, die sich nicht erklären ließ sondern sich eher in einem Gefühl äußerte, war mehr wert, als ein bloßes Aussehen…
Nachdem der Mann zurückgekehrt war, biss ich die Zähne zusammen um nicht weg zu zucken. Erst als er die Wunde verband verspürte ich etwas Linderung. Vorsichtig betastete ich meine Verletzung und stellte erleichtert fest, dass sie nicht mehr allzusehr weh tat. Lächelnd ließ ich mir von Hashtet aufhelfen und sah ihm dann ins Gesicht. “Vielen Dank!” meinte ich, noch immer lächelnd, und trat dann an die Reling. Tief sog ich die Luft in meine Lungen, und schaute dann hinab auf das glitzernde Wasser.
“Woher kommt Ihr, Hashtet?” fragte ich, und drehte mich zu ihm um. Ich stüzte meine Ellenbogen auf die Reling, und neigte etwas den Kopf zur Seite. Die untergehende Sonne traf seitlich in meine Augen, welche augenblicklich leuchteten. Der mäßige, und laue Wind streifte meine nackten Arme, und ich genoss das Gefühl von Frieden und Freiheit…[/SIZE]
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[SIZE=3]Hashtet wirkte verwirrt, als er die Augen Lucas aufleuchten sah. Luca war nicht die Art von Frau, mit der er sonst verkehrte. Sein Typ war bislang die eher robuste Marktfrau gewesen, der sich auf dem Fischmarkt gegen die Zudringlichkeiten der Männer mit derben Spüchen zu wehren wusste. Frauen, die es fertig brachten, dass andere Männer über die Abgeblitzten lachten. Luca war für ihn eigentlich ein unerreichbarer Typ. So wirkte er denn verlegen, als er sich ein wenig abwandte und nuschelnd seine Antwort radebrechte: “Hashtet aus [/SIZE][SIZE=3]Trempolvjia. Arbeiten für Pelgram lange Zeit. Schutz von Karawane und so. Dann Leibwache. Lernen Kämpfen von Pelgram, aber Pelgram viel überlegen. Nun Schiffsreise zusammen mit Pelgram und Vaterbrudersohn Olil. Große Ehre für Hashtet.” Er druckste kurz rum, dann fragte er: "Und Lady? Was machen auf Schiff mit viel Gefahr?
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[SIZE=“3”]Ich hörte ihm zu und nickte dann. Er schien schon seit einer Ewigkeit bei Pelgram zu sein, und ich konnte mir nicht vorstellen, was das für ein Leben sein mochte. Es war eine Ehre für ihn? Ich runzelte kurz die Stirn. “Es sollte für niemanden eine Ehre sein, für jemand anderen zu arbeiten… Jeder besizt das Recht, für sich selber die Wege des Lebens zu wählen, und nicht die des anderen mit zu beschreiten…”
Als Hashtet mich fragte, warum ich auf diesem Schiff sei, zögerte ich und vermutlich eine Sekunde zu lange um zu verraten, dass es mir schwerfiel. Ich überlegte, wie ich beginnen könnte, und entschied mich für einen Weg, der viele Details ausließ, und im groben und ganzen der Wahrheit entsprach. “Ich komme, wie Ihr sicher wisst, nicht aus dieser…Welt. Ich komme aus einer anderen , ganz anders und doch auch wieder nicht als diese hier.” ich zuckte kurz die Schultern. “Weiß der Teufel, was ich hier verloren habe oder was das Schicksal mit mir vorhat, aufjedenfall war ich auf einer kleinen Reise über das Meer und wir gerieten in einen Sturm. Dann ist es verschwommen, ich weiß, dass Karoline unser Schiff geentert hatte, naja” ich lächelte milde “wenigstens kam keiner wirklich zu Schaden.” ich ließ mir ein wenig Zeit, bevor ich weiter sprach. “Nun bin ich hier, und suche einen Schatz, von einem berüchtigten Piraten meiner Welt, mit einem Typen, der Schuppen kriegt, einer Frau, die ganz und garnicht so ist, wie man sich Piratenkapitäne vorstellt und einer weiteren Frau, aus der ich nicht schlau werde, die mir allerdings geholfen hat…” ich blickte ernst zu Hashtet und grinste dann. “Und das Ende wird noch geschrieben werden…” ich zwinkerte ihm zu und seufzte dann nochmal. [/SIZE]
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[SIZE=3]Nun hatte Hashtet ein großes Fragezeichen im Gesicht. Er hatte wohl weniger als die Hälfte von dem verstanden, was Luca gerade zu ihm gesagt hatte. “Andere Welt? Lady doch normaler Mensch?” fragte er ein wenig konsterniert.
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[SIZE=“3”]Ich musterte Hashtet und runzelte die Stirn. Er hatte sich wohl noch nie die Frage gestellt, ob es nicht auch andere Welten gab, und dass seine Welt, niemals die einzige sein konnte. Ich neigte den Kopf und blickte ihn lange an - wie sollte ich ihm das erklären? ich drehte mich herum und stüzte mich nun mit den Ellenbogen auf die Reling, und schaute erneut in das Wasser. “Habt Ihr Euch nie die Frage gestellt, ob es nicht noch andere Welten gibt?” ich sprach langsam, denn das war ein Thema, das wirklich komplex war. Ich hatte selber Mühe alles im Come’Tang zu übersetzen. Angestrengt überlegte ich, ob und wie ich das jetzt erklären sollte. Die Stirn runzelnd, sah ich erneut zu Hashtet. “Ich erklär’s irgendwann mal… in Ordnung?” fragte ich und lächelte müde.
Dann sah ich mit glasigen Augen hinüber zum Horizont. Seine Frage nach meinem bisherigen Leben, hatte so einiges aufgewühlt, was ich bis dato verdrängt hatte.[/SIZE]
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[SIZE=3]Hashtet zeigte erneut sein sanftes Lächeln, dass für einen Mann seiner Herkunft ziemlich makellose Zähne offenbarte. Irgendwie hatte Luca das Gefühl, als würde ihre Anwesenheit ihn zum Schmelzen bringen. Doch er war durchaus noch in der Realität, wie sein nächster Satz zu beweisen wusste. “Aber Lady doch normaler Mensch auch wenn von anderer Welt?” beharrte er auf einer Antwort auf seine ursprüngliche Frage.
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[SIZE=“3”]Ich blickte auf, das schien ihn wirklich zu interessieren und ich richtete mich auf. Dann blickte ich ihn sehr ernst an und schüttelte den Kopf. “Nein, mir wachsen auch Schuppen”. Ich ließ diesen Satz für einige Sekunden wirken, dann lachte ich. “Ich bin ganz ‘normal’… was immer normal bedeutet…!” Das Gefühl, welches ich bei ihm hatte, löste in mir einen kleinen Konflikt aus. ich war natürlich geschmeichelt, doch wollte ich nicht hoch eingeschäzt werden, denn wie der Großteil der Menschheit, hatte auch ich dunkle Tiefen. Ich wusste nicht einmal, warum Hashtet anscheinend solch eine Meinung von mir hatte… wir kannten uns doch garnicht.[/SIZE]
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[SIZE=3]Hashtet sah irgendwie erleichtert aus und sein Lächeln wurde zum Grinsen. “Gut!” sagte er, “Das schön! Wenn Lady wollen, dann Hashtet gerne stehen Verfügung und machen Hilfe für Lady. Einfach nur sagen.” Er wandte sich ab, als wolle er gehen, dann zögerte er, wirkte unsicher und schließlich rang er sich dazu durch, sich nochmal zurück zu Luca zu orientieren. “Lady wollen, Hashtet gehen oder bleiben, jetzt?” fragte er.
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[SIZE=“3”]Als mir Hashtet seine Hilfe anbot, konnte ich nicht umhin, erneut zu lächeln. Ich hatte ihn nicht so eingeschätzt. Er erschien mir, als wäre er eher einer von den “schweigsamen harten”. Als edr mich fragte, was ich denn wollte hob ich die Schultern. “Zu aller erst, dürft Ihr mich Luca nennen. Ich bin keine Lady… ich bin nur Luca!” dann stieß ich mich von der Reling ab und schritt hinüber zu einer Taurolle. Dort hingesetzt, klopfte ich auf die freie Stelle neben mir. “Erzählt mir von Eurem Leben, Hashtet…!” meinte ich dann und blickte geduldig zu ihm.[/SIZE]
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[SIZE=3]Hashtet folgte Luca und schien sich zu freuen. Etwas steif nahm er Platz und sah Luca an. “Danke La… Luca!” Er räusperte sich. “Hashtet geboren in Laspizia, das ist kleines Dorf in Nähe von [/SIZE][SIZE=3]Trempolvjia. Vater sein Offizier in Stadtgarde von [/SIZE][SIZE=3]Trempolvjia. Mutter nähen Uniform für Stadtgarde. Hashtet haben 2 Bruder und 3 Schwester. Aber Hashtet Ältester!” Darauf schien er sehr stolz zu sein. “Hashtet sein auch 2 Jahre älter als Vaterbrudersohn Olil. Wir viel spielen gemeinsam als Kind. Auch gegangen zur selben Schule er und ich. Dann wenn werden älter gehen mit Vater zu Garde, machen lernen Kämpfen und Wachen. Dann kommen Pelgram in Stadt. Vater von Olil sein Händler und viel gehört von Pelgram auf Reisen. Pelgram fragen Vater von Olil, ob nicht kennen Wächter und so Hashtet und Olil gehen aus Garde und arbeiten bei Pelgram. Mehr Geld [/SIZE][SIZE=3]- gut für Familie - [/SIZE][SIZE=3]und Arbeit nicht so langweilig.” Hastet lächelte bei seinem Vortrag unentwegt. Offensichtlich war er mit seiner Anstellung und seinem Arbeitgeber zufrieden.
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[SIZE=“3”]Ich schaute Hashtet lange schweigend an… In meinem Kopf ratterte alles und ich fragte mich, ob er denn niemals von einem unabhängigen, eigenem Leben träumte. “Sagt… wenn Ihr nach einem langem Tag, vielleicht mit Kämpfen und Gefahren, Euch an ein Lagerfeuer setzt und das Schweigen seinen Mantel auf Euch und Eure Gefährten legt… Woran denkt Ihr dann?” abwartend musterte ich den Ausdruck in Hashtets Augen.[/SIZE]
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[SIZE=3]Hashtets Sprache wurde zunehmend sicherer. Es wäre ja auch verwunderlich gewesen, wenn der Neffe eines Händlers nicht Come’Tang gesprochen hätte. Sicherlich war Olil besser in dieser Sprache, aber Hashtets Fähigkeiten schienen wohl nur eingerostet zu sein. Auf Lucas Frage hin, bekam er große Augen, errötete leicht und druckste ein wenig herum. Dann sagte er langsam: “An … Frauen?” Es klang schon mehr nach einer Frage, als nach einer Antwort. Hastig fügte er hinzu: “Zum Heiraten und Familie gründen!”
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[SIZE=“3”]Ich lachte und schüttelte den Kopf. “An was auch sonst!” meinte ich ausgelassen, verfiel jedoch bei diesen Worten in kroatisch und bemerkte es garnicht. Dann sah ich Hashtet wieder ernst an, doch das Leuchten meiner Augen verblasste nicht. “Ihr möchtet also eine Familie gründen, Kinder haben und säßhaft werden?” ich nickte anerkennend. “Das finde ich sehr mutig!.. Wirklich!”[/SIZE]
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[SIZE=3]Hashtet wirkte nun etwas verunsichert. Sicherlich lag es am Lachen, wie Luca feinfühlig feststellte. “Mutig?” wiederholte er und sah wirklich so aus, als könnte er mit dieser Aussage nichts anfangen. Offensichtlich hatte er andere Lebenskonzepte kennen gelernt. “Was ist mutig am Heiraten? Das verstehe ich nicht! Ein Mann wird ruhiger, wenn er heiratet, sagte mein Vater. Aber ich habe ohnehin die richtige Frau noch nicht gefunden!”
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[SIZE=“3”]“Ich finde es mutig.” sagte ich nickend. "Und es ist auch mutig ein oder sogar mehr als eein Kind in die Welt zu setzen, es zu formen und die Verantwortung zu übernehmen. Oder auch die Verantwortung für eine Familie zu tragen, das ist wirklich sehr mutig und bewundernswert. " ich lächelte nun nur noch, dennoch war mein Ausdruck freundlich und sanft. “Ja, Euer Vater ist mit Sicherheit ein sehr sehr weiser und kluger Mann… Man wird bestimmt ruhiger. Abgeklärter und vorsichtiger.” Nachdem Hashtet den letzten Satz ausgesprochen hatte, nickte ich ihm aufmunternd zu. “Der Tag wird kommen, denn - wenn ich das so sagen darf, Ihr habt etwas ganz besonderes, und es wird früher oder später die Frau für euch geben! ganz bestimmt.”[/SIZE]
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[SIZE=3]Es war nicht zu übersehen, dass Hashtet dieses Thema irgendwie nicht Recht war. Deswegen kam es nicht überraschend, als er plötzlich das Thema wechselte. “Könnt ihr richtig kämpfen, Luca? Falls nicht, wäre es mir eine Freude, euch den einen oder anderen Kniff beizubringen!” Der Anflug eines Lächelns zog wieder über sein Gesicht.
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[SIZE=“3”]Ich runzelte, wenn auch noch lächelnd, die Stirn, als er so abrupt das Thema wechselte, doch ich ging nicht weiter darauf ein. “Ich kann garnicht kämpfen!” gab ich ehrlich zu und schüttelte dann den Kopf. “Wenn ein Wille es erfordert, dann kann jeder Mensch kämpfen. Es reicht für die Verteidigung.” meinte ich bestimmt und als er mir anbot mir einige Tricks zu zeigen, zögerte ich. “Zur Verteidigung kann es nicht schaden…” entschied ich dann und nahm somit an.
Ich schloss knapp die Augen, nur um sie dann wieder zu öffnen. Mit meinen Gedanken war ich in Kroatien. Wir hatten als Kinder die Pferde unserer Eltern gestohlen und waren weit hinaus in Richtung Adria geritten… Dort spielten wir dann kämpfen… Es war ein spielerisches Vorbereiten auf die grausame Realität, doch mir war das Pferd immer wichtiger als das Schwert. Plötzlich verdüsterte sich meine Miene, und ich starrte schweigend hinaus zum Horizont. IN meinen Augen konnte man durch die langsam untergegangene Sonne das Glitzern einer Träne erkennen…[/SIZE]