Es wurde Abend in der kleinen Hafenstadt Gheredit am Weitenfels. Sie war fast die letzte Stadt bevor es in die weite weiße See nach Westen hinausging und war indes ein beliebter Anlaufpunkt für Händler, Reisende, Abenteurer aber auch Piraten. Noch bis spät in den Abend liefen hier Schiffe ein und aus, im Hafen herrschte reger Betrieb und des Nachts konnte man viele verruchte und interessante Gestalten in den alten Kneipen im Hafenviertel treffen. Dieses Abends liefen noch viele Menschen durch die Gassen, der Markt wurde gerade geschlossen und die Anwohner trafen sich nun zum Feierabend in den Straßen, tranken und tanzten zusammen oder saßen rauchend in den Kneipen und erholten sich von einem arbeitsreichen Tag. Der nächste Tag sollte schließlich der letzte der Woche sein und kündigte ein großes Fest zu Ehren des Königspaares an. Dieses Fest wurde alljährlich gefeiert und war allseits beliebt, gab es doch immer Unmengen guten Essens und nicht weniger geistige Getränke an denen sich das Volk gütlich labte. 3 Tage würde es dauern bis in die Straßen wieder Ruhe einkehren würde und sich das Leben wieder normalisierte.
Nun geschah es wohl, dass allseits unbemerkt an diesem Abend eine nicht sonderlich auffällige Gestalt aus einer der dunklen Kneipen am Hafen sich in Richtung des Flussufers begab und nach einem Boot Ausschau hielt. Sie zupfte ihren Mantel zurecht, zog sich ihren Hut tiefer ins Gesicht und sprang auf einen kleinen Kahn, legte ab und steuerte auf das andere Ufer zu. Die gegenüberliegende Seite bot ein eher verlasseneres Bild, so war es doch ein altes Arbeitsviertel. Der Schatten sprang, als er das andere Ufer erreichte von Bord und steuerte auf eine kleine, leerstehende Lagerhalle zu. Sie schob das Tor leicht auf und verschwand darin. Nach wenigen Minuten tauchte sie wieder auf.
Die Sonne färbte den Himmel bereits rot und ließ den Eindruck eines ruhigen, entspannten Abends entstehen. Nachdem der Mann aus der Lagerhalle getreten ist und die Tür hinter sich zuschob, musste er die Augen zukneifen, da ihn die Sonne stark blendete. Er zog seinen schwarzen Krempenhut noch tiefer ins Gesicht und griff in die Innentasche seines Mantels um nach seinem Tabak und der Pfeiffe zu kramen. Langsam und nachdenklich holte er sie hervor. Seine Pfeiffe war genauso schwarz wie sein Hut und sein Mantel. Er stopfte die Pfeiffe, kramte noch einmal nach einem Feuerholz und entzündete sie. genüsslich zog er einmal daran, spie den Rauch wieder aus und sagte leise: “Nur noch ein, zwei Tage…”
Er trat näher an das Flussufer heran und schaute auf das rege Treiben auf der gegenüberliegenden Seite. Im Laufe der Jahre hat sich das Hafenviertel von Gheredit immer mehr auf ein Ufer verlagert und so blieben hier nur noch leerstehende oder kaum genutzte Lagerhallen und Gebäude, einige seltsame Schiffe ankerten hier des öfteren, aber niemand nahm mehr groß Notiz von den Geschehnissen jenseits des Flusses.
Dem Mann fiel etwas Glitzerndes ins Auge und er entdeckte eine kleine Flasche, die von der Strömung den Wolkenfluss hinunter getragen wurde.