AW: Kapitel 1 - Die Gefährten
Jetzt war sie schon zu preiswert? Na die Sache wurde ja immer bunter. Und wer sagte denn das sie die Unkosten mit dem Geld von Rubinya decken wollte? Die hatten beide überhaupt keine Ahnung, was die junge Dame im Begriff war kaufen zu wollen. Das sollte man vorher tatsächlich klären. Dianthe seufzte und lehnte sich ein wenig nach hinten um Elaine die Flasche Whiskey vom Tablett zu stibitzen, welches sie gerade an den Tisch trug. Es hatte etwas länger gedauert, noch eine Flasche aus dem Keller hervorzukramen. “Kann ich den mitnehmen?” “Wie, du willst doch nicht etwa schon gehen? Du glaubst doch nicht etwa, dass du dich ohne Gesangseinlage aus dem Staub machen kannst. Wir haben schließlich eine Abmachung.” Dabei pieckste sie Dianthe energisch mit dem Zeigefinger auf die Brust und gab ihr dabei so viel Schwung, dass die Kapitänin fast nach hinten über kippte. Diese konnte sich gerade noch vor dem Umkippen retten indem sie möglichst würdevoll aufstand und den Stuhl allein umkippen ließ. “Wie ihr wünscht, oh gestrenge Herrin der Taverne. Aber meinen ersten Offizier bekomme ich morgen früh wieder? Es dauert nicht lang, dann können wir uns auf meinem Schiff weiter unterhalten.” Die letzten Worte waren an Rubinya gerichtet. Dianthe wartete gar nicht erst mit der Antwort und gab den Musikern einen Wink. Diese wussten, was die Stunde geschlagen hatte und fingen sogleich an zu spielen. Noch während Dianthe sich ihren Weg durch die Taverne suchte fing sie an zu singen.
[MI]Eine Pritsche unter Deck
Und ein Seesack pro Mann
Wer nichts hat, hat nichts zu fürchten
Komm mit und heuer an
Halte Stand vor dem Sturm
Halte Stand vor den Wellen
Und horch wenn Männer Geschichten erzähl’n
Mit dem Salz auf unsrer Haut
Und dem Wind im Gesicht
Fahr’n wir raus weit in die Ferne
Und fürchten uns nicht
Bis an Ende der Welt
Bis ans Ende der Zeit
Der Sonne entgegen
In die Unendlichkeit
Unser Ziel ist unser Weg
Auf den Wellen an Deck
Eine Mannschaft eine Seele
Ein Bug und ein Heck
Wir sind Herren der Winde
Und Männer der See
Nur Meer bis zum Himmel
Nach Luv und nach Lee
Mit dem Salz auf unsrer Haut
Und dem Wind im Gesicht
Fahr’n wir raus weit in die Ferne
Und fürchten uns nicht
Bis an Ende der Welt
Bis ans Ende der Zeit
Der Sonne entgegen
In die Unendlichkeit
Wir ziehen durch Gewitter
Wir ziehen durch den Sturm
Die Meere sind unser zu Haus
Wir brechen die Wellen
Wir reiten den Wind
Die Sehnsucht sie zieht uns hinaus
Mit dem Salz auf unsrer Haut
Und dem Wind im Gesicht
Fahr’n wir raus weit in die Ferne
Und fürchten uns nicht
Bis an Ende der Welt
Bis ans Ende der Zeit
Der Sonne entgegen
In die Unendlichkeit
Mit dem Salz auf unsrer Haut
Und dem Wind im Gesicht
Fahr’n wir raus weit in die Ferne
Und fürchten uns nicht
Bis an Ende der Welt
Bis ans Ende der Zeit
Der Sonne entgegen
In die Unendlichkeit
Der Sonne entgegen
In die Unendlichkeit[LEFT]
(Santiano “Salz auf unserer Haut” von Album “Mit den Gezeiten” 2013)
(Santiano - Salz auf unserer Haut Live @ Starnacht Austria (official Video) - YouTube)
[/LEFT]
[/MI]
Ihre Stimme war erstaunlich klar für jemanden, der die meiste Zeit damit verbrachte rumzubrüllen und Whiskey zu trinken. Und sie war wirklich schön, es machte einfach Freude, ihr zu lauschen. Und das tat auch die ganze Taverne, mal abgesehen davon, dass alle den Refrain mitgrölten. Um sich schnell aus dem Staub machen zu können, stimmte Dianthe als nächstes “Ho, unser Maat, der hat schief geladen” an und siehe da, sie brauchte kaum drei Strophen zu singen, und schon fingen überall in der Taverne die Leute an, ihre eigenen Strophen dazu zu dichten. Das funktionierte wirklich immer. Und hielt die Stimmung mindestens eine Stunde lang weit oben. Die Kapitänin nutzte die Gunst der Stunde und winkte dem Magister und Rubinya, bevor sie unauffällig aus der Tür verschwand.
Gerwin blieb derweil mit Zhuggens am Tisch sitzen, das Thema Derwin war noch lange nicht durch, genauso wie das Thema Tabak. Auf dem Schiff gab es schließlich nur Banausen. Und außerdem würde eine gewisse wunderschöne Dame ziemlich ungemütlich werden, wenn sie heute nicht nach Hause gebracht werden würde. Und Dianthe kannte seine Meinung zu waghalsigen Unternehmungen so wie der vorgeschlagenen ohne, dass er etwas sagen musste. Da sie sowieso nie hörte, war es pure Luftverschwendung sich überhaupt zu dem Thema zu äußern.
Im Krähennest der Sternenwanderer sah Lidia den Luftgeist entgeistert an. “Sie will einen Drachen mitnehmen? Du nimmst mich jetzt aber nicht auf den Arm, oder? Wo soll der denn hier hin? Sich um den Mast wickeln? Mich fragt ja sowieso keiner.” Missmutig raschelte sie mit den Flügeln. Irgendwie war ihr klar, dass einen Luftgeist diese Fragen nicht interessierten. Der hatte diesen riesigen Raubtieren ja auch Hallo sagen wollen. “Und du bist sicher, dass wir ungestört sind? Gegen eine weitere Runde hätte ich nichts einzuwenden.” Die letzten Worte kommen etwas schüchtern, ja fast ein wenig verlegen. Das Gefühlschaos beim Tandemflug war ja auch etwas ganz Neues für die Raptorianerin gewesen.