[SIZE=5]Titel: Kingdom Death Monster
Autor: Adam Poots
Spieleranzahl: 1-4 (5-6 möglich)
Altersempfehlung: ab 18 Jahren - besser über 21 Jahre!!!
Spieldauer: 120 - 180 Minuten (pro Runde)
Verlag: Eigenverlag via Website
Erscheinungsdatum: 2014 - Neuauflage 2017
ASIN: nicht vorhanden
°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O°°O° [/SIZE]
[SIZE=5]
https://cdn.shopify.com/s/files/1/0265/0051/products/kdm-core-game_1024x1024.png?v=1466025954 [/SIZE]
[LEFT][/LEFT]
[SIZE=5]KDM ist ein Spiel. Ein Brettspiel. Ein ganz besonderes, wie wir noch sehen werden. Ich gehe soweit es als das schwarze Kronjuwel einer Brettspielsammlung zu bezeichnen. Dies ist ein Versuch einer Entmystifizierung. Mit Hilfe von Beiträgen, die ich im Netz ausgewertet habe sowie aus eigener Erfahrung.
Die erste Kampagne war bereits erfolgreich mit etwas über 2 Millionen Dollar. Bereits seit Anbeginn ranken sich Geheimnisse und Fragen rund um dieses Spiel. Dieses „Nischenprodukt“ hat nun alle Erwartungen übertroffen. Mit großer Verzögerung (knapp 3 Jahre Produktionszeit) kam es bei den Unterstützern der ersten KS Kampagne an. Trotz jahrelanger Warterei sind viele Spieler von dem Endergebnis total überzeugt und schwören auf KDM. Das Basisspiel (die Grundpledge belief sich auf 100 Dollar) war binnen kürzester Zeit nicht mehr zu haben und wurde auf Ebay mit über 400 Dollar gehandelt. Ähnliche Preissteigerungen erfuhren die zwölf (!) Erweiterungen.
Für diese 2 Millionen Dollar der ersten Kampagne benötigte das Reprint (mit Upgrade auf Version 1.5) in der aktuellen KS Kampagne gerade mal eine Stunde! Seit dem ist sie stetig auf bereits über 10 Millionen Dollar angewachsen und wird einen Rekord aufstellen, der sich gewaschen hat! Wo genau die Kampagne steht, kann man hier mitverfolgen.
Die Bewertungen sind allgemein sehr hoch. Viele Mysterien ranken sich um das Spiel und die Welt von Kingdom Death. Und das obwohl – oder gerade weil - der Begründer dieser Welt, Adam Poots, ein Künstler und kein BWLer ist. Eine falsche Berechnung der Ausgaben sowie der schieren Kosten für dieses Projekt, hätte den Erfinder fast in den Ruin getrieben. Durch Promofiguren und sogenannte Pinups hat er es aber geschafft sich über Wasser zu halten und abzuliefern. Dabei haben diese Pinups überhaupt nichts mit dem Spiel selbst zu tun. Sie sind nur für Sammler und Komplettionisten. So hat es außer einer längeren Wartezeit doch zur Zufriedenstellung aller geführt und einer Welt, die eine genauere Betrachtung verdient.[/SIZE]
[SIZE=5]Worum geht es?
Es lohnt sich den „Comic“ auf den ersten Seiten des Regelbuchs zu lesen. Diesen findet man im Internet oder in entsprechenden Videos. Ein rätselhafter Einstieg:
Vier „Überlebende“ erwachen in einer surrealen, albtraumhaften Welt ohne Erinnerung, nur mit einem Laken bekleidet und einer Lampe, die neben ihnen steht. Die Lampe scheint ihre Seelenkraft oder ihre Lebenskraft in ihrer Helligkeit darzustellen. Sie stehen auf einer Ebene aus steinernen Gesichtern und aus dem Dunkel hören sie ein Raunen und Knurren. Ein weißer Löwe hastet auf sie los und sie müssen sich ihrer halbnackten Leiber verteidigen und das nur mit ihren Händen und ein paar Steinsplittern, die sie aus dem Boden heraus gebrochen haben…
Nach diesem Einstiegsszenario taucht man weiter ein in die Welt von Kingdom Death: Monster!
Wie wird es gespielt?
Man kontrolliert ab sofort eine kleine Siedlung dieser Überlebenden, die auf dem Stand von Steinzeitmenschen sind. Im Weiteren müssen sie andere düstere und groteske Monster jagen, um zu überleben. Waffen und Rüstungen müssen sie aus deren Zähnen, Knochen und Häuten bauen, neue Technologien entdecken und soziale Interaktionen kultivieren (z.B. Sprache, Musik, Töpfern, …). Auch das Wetter sowie weitere Zufallsbegegnungen spielen ihnen übel mit in dieser unwirtlichen, gefährlichen und schrecklichen Umgebung.
KDM wird als Kampagne über 25 Spielrunden, sogenannte “Lantern Years” gespielt. Erweiterungen können diese Kampagne auf 30 bis 35 Jahre verlängern. Es ist grundsätzlich für 1-6 Spieler, wobei die 5-6-Spielerregeln nicht besonders beliebt sind. Sie gelten als unausgewogen. Es spielt sich sowohl in der Gruppe sehr angenehm, ist aber ebenso beliebt für Einzelspieler. Mit einer guten Buchhaltung (anhand eines zweiseitigen Dokuments) lassen sich auch mehrere Kampagnen parallel spielen.
Jede Spielrunde ist in drei Phasen eingeteilt:[/SIZE]
[ol]
[li][SIZE=5]Siedlung (settlement)[/SIZE][/li][li][SIZE=5]Jagd (hunt)[/SIZE][/li][li][SIZE=5]Showdown[/SIZE][/li][/ol]
[SIZE=5]
Bei der ersten Phase werden Zufallsbegegnungen gezogen und ausgewürfelt. Generell würfelt man sehr viel auf Zufallstabellen mit W10ern (die 10 auf den gesonderten Würfeln ist übrigens eine Laterne). Bei diesen Begegnungen könnte z.B. ein Händler in der Siedlung erscheinen, das Wetter schlägt um, es passieren Naturkatastrophen, eine Seuche bricht aus, andere Fremde erscheinen, … und manchmal kann auch etwas positives passieren, so wie die Geburt von Zwillingen. Weiterhin bearbeitet bzw. entwickelt man seine Ausrüstung aus den Ressourcen, die man auf der Jagd bzw. im Showdown erhalten hatte. Der Technologie-Baum kann weiter entwickelt werden. Neue Gebäude können gebaut werden, welche weitere Fähigkeiten und Gegenstände (z.B. fortschrittlichere Waffen ) ermöglichen. Diese Phase erinnerte mich sehr an Warcraft, Command & Conquer bzw. ähnliche Videospiele. Am Ende der Phase sucht man sich immer vier der Überlebenden der Siedlung aus und schickt sie auf die Jagd. Diese Gemeinschaft kann jedes Mal (fast) beliebig zusammengestellt werden. Sie werden mit den vorhandenen Ausrüstungen und sonstigen Gegenständen des Dorfes hierfür ausgerüstet.
In der Jagdphase suchen die Vier ihre Beute (quarry) entlang eines Pfades, welcher monsterspezifische Begegnungen und eine riesige Tabelle (W100) zufälliger Events bereit hält. Es muss nicht erwähnt werden, dass ein Großteil dieser Begegnungen negativ für die Kombo ausfällt. Hauptziel ist es u.a. auch hier vielleicht schon Ressourcen zu finden. Manchmal mag auch eine Waffe dabei sein, aber es könnten auch Ungeziefer, andere Tiere, zusätzliche Beuten oder sonstige Gefahren auf die Überlebenden warten. Letztlich könnten sie bei einem üblen Würfelwurf (je niedriger, desto schlechter) auch alle vier auf einmal sterben… Das ist das meist unausweichliche Schicksal bei KDM.
Die Jagd mündet in einen Showdown mit der Beute und die Vier müssen gegen das aktuelle Monster kämpfen. Hier findet das Spiel auf einem Spielbrett mit Quadranten statt. Diese Phase nimmt etwa zwei Drittel der Spielzeit ein. Das Monster wird durch ein Zufallsdeck mit AI-Karten kontrolliert, welches auch gleichzeitig die Lebenspunkte dieses Biests darstellt. Sobald man dem Monster eine Wunde zufügt, wird eine AI-Karte daraus entnommen, was die „Taktik“ bzw. die Möglichkeiten des Monsters einschränkt – nicht immer zum Guten. Ein Treffer durch den Spieler ist hier aber nicht immer auch sofort ein Treffer. Sondern anhand einer „Hit Location Card“ wird überrüft, wo der Angriff getroffen hat, auf welche Weise und wie das Monster reagiert. Hier muss man nochmals auf eigene Werte würfeln und der Ausgang ist offen. „Laternen“ zu würfeln ist an dieser Stelle optimal, da es einen speziellen Effekt auslöst – auf jeder Karte einzeln beschrieben. Z.B. hat man dann nicht nur die rechte Pfote des Löwen getroffen, sondern sogar abgetrennt. Das Monster könnte in zukünftigen Runden dann nicht mehr mit dieser Pfote zuschlagen (ist jeweils auf den AI-Karten aufgeführt) und man hat zusätzlich noch eine Ressource (Löwenkralle) erhalten. Darüber hinaus wird zu Showdownbeginn ein spezielles Terrain generiert. Dieses kann die Taktik beeinflussen (z.B. große Steine, auf die man klettern und besser von oben herunter schießen kann, aber sonst die Sicht behindern) oder zusätzliche Ressourcen darstellen, die man während des Kampfes einsammeln könnte. Diverse Vertreter von Dungeon Crawlern kamen mir hier im Vergleich in den Sinn. Dark Souls (der bisherige König der KS-Tabletopspiele in Sachen $$) hat ein ähnliches Kampfsystem.
Sollte man das Monster erlegen (ja! Konjunktiv! Es ist nämlich alles andere als sicher, dass die Überlebenden dies immer schaffen) erhält man weitere Ressourcen, die man triumphierend in die Siedlung zurück bringt.
In unregelmäßigen Abständen muss man automatisch gegen eine „Nemesis“ kämpfen, sowas wie einen Endgegner. Hier gibt es keine Jagdphase. Und diese Gegner sind noch fordernder, als die regulären Kämpfe.
Jedes Monster hat mehrere Level in Bezug auf ihren Schwierigkeitsgrad. Je höher dieser Grad, umso mehr Belohnungen (Ressourcen) erhält man. Die Spieler können selbst entscheiden, welches Level sie angehen. Jedoch allein durch den Levelunterschied kann sich das AI-Deck in ihrer Auswirkung stark verändern und die Taktik muss angepasst werden. Hier heißt es „Trial and Error“ für die Überlebenden, um sie zu erfolgreichen Jägern werden zu lassen.
Und zu sehr sollte man sich nicht an seine Überlebenden gewöhnen. Der Tod ist bei KDM allgegenwärtig. Und das zu jeder Zeit. Solange sie überleben, können sie an weiteren Jagden teilnehmen und erhalten jeweils Erfahrungspunkte. Diese können sich in neuen Fähigkeiten im und für den Kampf auswirken. Entsprechend den Entscheidungen aus der Siedlungsphase hat man hier diverse Auswahlmöglichkeiten. Dieser Aspekt erinnert mich an ein Rollenspiel und das aufleveln. Allerdings an ein Rollenspiel, bei dem man NPCs lenkt, denn man darf sich aus den oben beschriebenen Gründen nicht zu sehr an sie gewöhnen oder gar an ihnen hängen. Dann wird KDM nichts für denjenigen sein. Die Überlebenden sterben irgendwann (können aber auch in Ruhestand gehen – wenn auch eher unwahrscheinlich). Wahrscheinlicher ist, dass sie erblinden, Arme oder Beine verlieren, verrückt werden oder auf andere Art und Weise zu einer Belastung für die Siedlung werden und gleichzeitig unbrauchbar im Kampf. All diese Effekte werden anhand von Tabellen ausgewürfelt.
Die Überlebenden kehren also in die Siedlung zurück, wo sie sich mit der „Beute“ und deren Gaben weiterentwickeln – sie selbst, die Siedlung und auch weitere Events, die ausgelöst werden. Manchmal zufällig, manchmal auch nach Drehbuch.
Innerhalb der Kampagne lernt man mehr und mehr über die Welt von KDM kennen und kann ihr so manches Geheimnis entreißen. Wo genau und was genau sich hinter dem Mythos der Kampagne verbirgt, kann ich selbst derzeit nicht sagen. Es ist aber ein interessanter Aspekt und auch ein Freude dies nach und nach heraus zu finden.
Ist es sein Geld wert?
Unheimlich viele Fans “da draußen” behaupten, KDM sei das beste Spiel aller Zeiten. Vielleicht sind sie Systemblind. Vielleicht müssen sie sowas sagen, um den Preis vor sich selbst zu rechtfertigen. Es mag an den verschiedenen System liegen, welches es vereint. Ich erwähnte bereits die Assoziationen zu anderen Spielsystemen, die ich hatte: Rollenspiel, Technologie-Entwicklung wie bei Warcraft, Dungeon Crawler…
Nochmal erwähnt sei der wahnsinnig hohe Preis. 400 – 500 Euro zum jetzigen Zeitpunkt oder bei der KS-Kampagne mitmachen und 250 $ plus Versand (ca. 40$) zahlen. Wahnwitzig für ein Brettspiel. Ich habe guten Gewissens bei Cthulhu Wars mehr für ein Spiel mit Erweiterungen ausgegeben. Hier sprechen wir aktuell „nur“ vom Grundspiel.
Andererseits ist das Grundspiel alleine schon ein 7,5-Kilo Brocken! Die Liste des Inhalts ist hier nochmal aufgezeigt:
https://ksr-ugc.imgix.net/assets/014/642/583/a3301d65e81989a80525fa1c4bd811fd_original.png?w=680&fit=max&v=1479936676&auto=format&lossless=true&s=c244c33a7db70e2b4954f4bd42813a11 https://ksr-ugc.imgix.net/assets/014/642/587/2d56eeeea4276d426f9d332f4926af2f_original.png?w=680&fit=max&v=1479936691&auto=format&lossless=true&s=ef7dd43be030a0be145b9e56d08c1661 https://ksr-ugc.imgix.net/assets/014/642/590/05a24821842d7c71ee0166c8dbb90ecd_original.png?w=680&fit=max&v=1479936711&auto=format&lossless=true&s=a837cdb7ab4556a10fc9903f19b7dea1
[SIZE=5]Das Spiel ist NUR in einer Kampagne interessant. Man kann es nicht aufbauen und mal für einen Abend spielen. Entweder die Kampagne oder gar nicht. Bei 25 Spielrunden a 2-3 Stunden sind das im Durchschnitt etwa 63 Stunden reine Spielzeit. Dabei ist der Auf- und Abbau noch nicht mit eingerechnet (gehört ja auch nicht unbedingt zum Spaß bei einem Spiel). Oft wird an dieser Stelle von Fans die folgende Rechnung aufgemacht: Allein eine Kampagne bringt für die 400 Euro (immer bedenken, dass die ersten Unterstützer „nur“ 100 Dollar für das Grundspiel bezahlten) pro Stunde einen Kosten-Nutzen von 6,3 Euro pro Stunde. Das ist bei einem Spielabend eine Ausgabe von 15,75 Euro. Das ist ungefähr ein 3D-Filmabend mit Überlänge. Wenn man mehr als nur eine Kampagne spielt, verringert sich der „Preis pro Spielabend“ erheblich. Nun, man kann sich alles schön rechnen. Eine gewisse Logik ist natürlich dabei. Lässt sich allerdings gleichermaßen auch auf andere Spiele anwenden.
Was hier noch nicht mit bedacht wurde, sind die Miniaturen und deren Zusammenbau. Auf die Miniaturen gehe ich noch gesondert ein. An dieser Stelle sei nur schon mal erwähnt, dass sie alle zusammen gebaut werden müssen. Alle! Das schreckt einige ab. Andere – wieder Fans – geben an, dass es für sie zum Spielgefühl gehört, die Figuren zusammen zu bauen. Sie beschäftigen sich in der Zeit mit dem Spiel, mit der Welt, mit den Miniaturen und haben ihren Spaß am Modellbau. Und bemalt werden können sie obendrein noch… Für diese Gruppe von Spielern fällt also nochmal mehr Kosten-Nutzen-Zeit an. (Ist wiederum auf beliebige Miniaturenspiele anwendbar).
Muss man also so viel Geld für ein Brettspiel ausgeben? Das kann letztlich nur jeder für sich entscheiden. Das “richtige” Spiel ist so viel Geld durchaus wert. Besser als 10 andere - günstigere - Spiele im Schrank liegen zu haben, die man nie oder nur selten oder ungern spielt. Dann lieber eines, das man mit Ehrfurcht, Samthandschuhen, Freude und Euphorie auf dem Spieltisch ausbreitet: Ein schwarzes Kronjuwel eben.[/SIZE]
[SIZE=5]
Scheinbar ebenso episch wie dieses Spiel wird diese Rezension. Sie wird fortgesetzt…[/SIZE]