Mal vollkommen offtopic:
Kennt sich zufällig jemand mit LaTeX aus?
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Kennt sich zufällig jemand mit LaTeX aus?
AW: LaTeX
Jep. Frag’ mal Jens. Der hat seine Diplomarbeit damit geschrieben.
AW: LaTeX
Werd ich machen - danke!
AW: LaTeX
Was möchtest Du über LaTeX wissen? Arbeite seit etlichen Jahren mit LaTex.
AW: LaTeX
Dann kann ich ja gleich mehrere Meinungen einholen (per Mail und hier):
Ich werde im nächsten Jahr (ja, ich plane voraus) eine längere Arbeit schreiben müssen, etwas über 100 Seiten inklusive Inhalts- und Quellenverzeichnis und mit einer Menge an Grafiken, die teils in Bildformat vorliegen, teils aber auch graphische Darstellungen aus Excel und verwandten Programmen sind. Nun erinnerte ich mich daran, dass ich vor langer Zeit, als ich an meiner Facharbeit saß, ständig Probleme mit springenden Bildern, sich ändernden Formatierungen etc. hatte. Und wie mir scheint, können derartige Probleme auch bei den neueren MS Office Versionen auftreten - allerdings wohl auch bei Open Office.
Nun überlege ich, ob diese Arbeit und die eventuellen auftretenden MS-Probleme es rechtfertigen, sich in LaTeX einzuarbeiten, ob ich mir bei dem Versuch das zu tun vielleicht neue Probleme einhandle (z.B. auch was die Zusammenarbeit mit Literaturverwaltungsprogrammen angeht) und vor allem, was ich alles bräuchte, um mit LaTeX arbeiten zu können (also Programmteile, eine gute Anleitung,…)
AW: LaTeX
Ich persönlich möchte Dir empfehlen, Dich in LaTeX einzuarbeiten. Es lohnt sich. Klar, es gab Tage, und auch heute noch, da verfluche auch ich LaTeX, weil es nicht das macht, was ich erwarte, dass es macht.
Aber! Der große Unterschied zwischen LaTeX und jedem Office-Textprogramm, egal ob von M$ oder Opensource: Bei LaTeX kannst Du Dir in 90% der Missstimmigkeiten sicher sein, dass Du eine Klammer vergessen hast. In 9% der Fälle hast Du ein Argument falsch gesetzt und das restliche Prozent? Tja, das teilt sich auf in “zu viel Text in zu kleine Boxen gepackt” und andere Layout-Unstimmigkeiten, die durch unzureichende Befehle erfolgten…
Bei MS-Office und Co ist es ja eigentlich zu 95% so, dass man nicht weiß, warum das Paragraph-Abzeichen nun genau diese Absatz- und Schrifteinstellungen gespeichert hat.
Bei LaTeX kannst Du Dir zumindest den Ärger mit Seitenumbrüchen, Absätzen, Textformaten, Gliederungsebenen etc. sparen, weil Du bei LaTex selber definierst, welche Überschrift, welche Gliederungsebene zum Beispiel zugewiesen werden soll. Und wenn Du bei LaTeX etwas in Fettdruck setzt, dann wird es auch immer in Fettdruck gesetzt bleiben, bis Du den entsprechenden Befehl änderst.
Sich in LaTeX einzuarbeiten ist meiner Ansicht nach nicht weiter schwierig. Bis ich meine Diplomarbeit angefangen hatte, habe ich davon nichts gehört. Aber fast alle in meinem damaligen Institut haben mit LaTeX ihre Diplomarbeiten und Doktorarbeiten geschrieben. Manche, so wie ich mittlerweile auch seit Jahren, ihre gesamte Brief-Korrespondenz und Bewerbungen.
Im Nachhinein ärgert es mich eigentlich nur, dass ich nicht bereits zu Beginn meines Hauptstudiums oder sogar noch früher von LaTeX Wind bekommen habe, dann hätte ich mir so manchen Kummer mit etwaigen Kursprotokollen ersparen können.
Was brauchst Du, um mit LaTeX Deine Diplomarbeit schreiben zu können?
Du brauchst LaTeX als solches. Eine gute Distribution für LaTeX gibt es unter MiKTeX 2.7 Setup . Das ist die MiKTeX-Distribution und unterstützt zum Beispiel auch das KOMA-Script (empfehle ich als Grundlage für längere Texte im deutschsprachigen Raum) und die Konvertierung ins PDF-Format. Diese MiKTeX-Distribution kannst Du Dir kostenlos herunterladen, installieren und danach brauchst Du sie nur alle paar Jahre mal zu aktualisieren. Oder kannst es auch lassen. Mein MiKTeX ist zum Beispiel “noch” 2.6, es gibt aber mittlerweile 2.7 zum Download. Funktionieren tuts trotzdem tadellos.
Damit Du die TeX-Files irgendwie zusammengeschrieben kriegst, genügt im Prinzip irgendein beliebiger Texteditor. Deutlich mehr Komfort bieten zum Beispiel Programme wie TeXnicCenter (Download zum Beispiel hier: SourceForge.net: TeXnicCenter ), mit dem auch ich seit Jahren gute Erfahrung gemacht habe. Programme wie TeXnicCenter haben den Vorteil, dass sie neben Texthervorhebungen in unterschiedlichen Farben (zum Beispiel grau für Kommentare, schwarz für normalen Text, blau für Befehle etc.) die TeX-Files auch gleich in PDF umwandeln können. Es gibt noch das DVI-Format, dass von LaTeX unterstützt wird, aber außer Linux- und LaTeX-Nutzern wüsste ich keinen gewöhnlichen Mac- oder Windows-Nutzer, der dieses Format überhaupt kennt, geschweige denn, ein entsprechendes Programm besitzt, mit dem er dieses Format lesen könnte. Einen PDF-Reader hat mittlerweile eigentlich so ziemlich jeder auf seinem Rechner rumliegen, weil es häufig bereits vorinstalliert ist.
Zur Literaturverwaltung empfehle ich Dir das Opensource-Programm JabRef (Download zum Beispiel hier: JabRef 2.4 Deutsch, Download im heise Software-Verzeichnis ). LaTeX macht es dem Benutzer relativ einfach, wenn es darum geht, Literatur einzubinden. In einer eigenen Datei werden die Literaturverweise eingetragen. Entsprechende Programme erstellen eine entsprechende Datei automatisch. Und LaTeX liest die Daten nach einem vorgegebenen Schema aus und schon ist die Referenz an der richtigen Stelle.
Auch das Einbinden von Bildern ist vergleichsweise komfortabel. Im Prinzip setzt Du im Editor an der gewünschten Textstelle den Befehl, hier ein Bild einzusetzen. Gibst an, wie die Bilddatei heißt und wie groß das Bild sein soll und eventuell noch ein paar Parameter mehr. Und das Bild wird von LaTeX an die Stelle gesetzt, an der das Bild am besten reinpasst. In 95% der Fälle ist es auch genau dort, wo Du es haben wolltest, in den restlichen 5% eine Seite weiter. Aber da kann man dann noch mit der Bildgröße und der Absatzlänge spielen…
In Puncto Anleitungen müsste ich gucken. Es gibt eine LaTeX-Befehlsreferenz im Buchhandel zu kaufen. Kostet 15 Euro oder sowas in der Größenordnung. Gerade am Anfang sehr hilfreich, um überhaupt zu sehen, welche Möglichkeiten LaTeX bieten. Und dem Fortgeschrittenen immer noch hilfreich, weil bei jedem Befehl jeder noch so unbedeutende aber mögliche Parameter mit aufgelistet ist.
Ansonsten: Jemanden fragen, der sich mit LaTeX auskennt. In der Regel haben solche Leute auch bereits sehr brauchbare Vorlagen, die benutzt werden können. Ich habe mir ein paar aus anderen Vorlagen zurechtgeschraubt. Schick mir mal Deine E-Mail-Adresse per PN, wenn Du Dich durchgerungen hast, LaTeX zu benutzen, dann schick ich Dir ein paar Vorlagen.
AW: LaTeX
Lang ist es her, Sonic! hast du nun eigentlich oder hast du nicht? Würde mich mal interessieren und auch deine Erfahrungen, falls “ja”!
AW: LaTeX
Ja, ich habe mich letztlich für LaTeX und gegen Word entschieden.
Meine Erfahrungen sind positiv, allerdings gemischter Natur:
Positiv ist, dass all die Probleme, die ich mit Word erleben musste und muss (automatische Formatierungen, Bilder die die Seite wechseln wenn man den Text oberhalb ändert, Formatierungsprobleme, unterschiedlich große Bilder,…) Vergangenheit sind. LaTeX ist da sehr konsequent - ich definiere zu beginn des Dokuments, wie die diversen Überschriften, der Text, das Inhaltsverzeichnis, das Literaturverzeichnis, etc aussehen sollen und schreibe danach nur noch den Text. Am Ende übernimmt TeX dann die Arbeit und formatiert nach meinen Vorgaben, wobei es automatisch berechnet, wieviele Zeichen in eine Zeile passen und die Silbentrennung entsprechend vornimmt. Bei Bildern gebe ich Ort, Größe und Beschriftung an und das Programm macht den Rest, wobei es auch mitunter eigensinnig ist und die Bilder an eine Stelle packt, wo sie den Textfluss weniger stören. Wenn mir das nicht gefällt, muss ich eben die Positionierungsbefehle ändern. Das Endergebnis jedenfalls ist ein schön gesetzter, gut lesbarer Text.
Die Nachteile liegen hauptsächlich im Wort “Befehle”:
Prinzipiell macht mir LaTeX aus Text relativ schnell ein schönes Dokument, solange ich einfach alle Vorgaben übernehme. Will ich Vorgaben ändern, dann kann ich das tun, indem ich es irgendwo im Dokument anweise. Das beginnt mit den recht einfachen und schon angesprochenen Befehlen zur Positionierung von Grafiken über die Tiefe des Inhaltsverzeichnisses (Subkapitel, Subsubkapitel,…???) bis hin zu Seitenzahlen, Kopfzeilen, Kapitelnummern und meinem Horror: Tabellen. Teils sind das nur Einzelbefehle, mitunter gilt es aber auch neue Pakete oder Stile einzubinden und sich durch die happige Dokumentation zu wühlen. Ein bisschen wie eine Programmiersprache - irgendwie geht es, nur wo ist gerade meine Befehlsreferenz??
Das ist doch viel Arbeit - und man kann seeehr viel Zeit mit Optimierungen verbringen. Ich habe irgendwann beschlossen, das abzubrechen und habe eine Formatierungsvorlage für Dissertationen genommen. Und mir damit natürlich wieder einen Teil der Flexibilität genommen - denn ich bin ganz ehrlich - einen Teil der Befehle die der Autor dieser Vorlage verwendet hat, habe ich bis heute nicht verstanden und kann sie daher auch nicht ändern. Was aber ja bei Word auf einer gewissen Ebene ähnlich ist.
Und ja - das Tippen der Befehle macht den Text etas schwer zu lesen und deutlich länger. Und dann ist da natürlich noch die fehlende Rechtschreibprüfung…
Und trotzdem - es ist es wert gewesen. Zum einen aufgrund der optischen Schönheit, aber auch, weil diese Art zu schreiben sehr strukturiert ist. Fast alle Formatierungen sind an einer Stelle abgelegt - ich muss während des Testes nur darauf achten, dass ich angeben, wenn ich eine Überschrift oder einen Absatz will (und natürlich, wenn etwas ins Abkürzungsverzeichnis verlinkt werden soll). Ansonsten konzentriere ich mich auf meinen Text und sehe mir erst am Ende des Kapitels an, ob alles passt. Und das tut es meist. und wenn es nicht klappt, dann liegt das immer an mir - an falsch gesetzten Klammern, Backslashes,… Es liegt nie am Programm, das ist bis heute bei zur Zeit ca 120 Seiten, 200 Zitatquellen, Bildern, Tabellen, etc noch nie abgestürzt, hängen geblieben, etc. Kein Einfrieren beim Autosave, da bis zur Konvertierung alles in Textfiles vorliegt und die Dokumetngröße winzig ist. Ebenso: Mir gefällt ein Bild nicht? Dann baue ich es neu und speichere es über das alte - das wars. LaTeX packt es mir in den vorgegebenen Rahmen.