[Mai '17] Bist du lieber SL oder lieber Spieler?

Das kenne ich aber auch manchmal. Es gibt so Gruppen, die sich einfach zurücklehnen und sich vom Spielleiter bespaßen lassen wollen. Da verlier ich auch schnell den Spaß dran.

Das sehe ich genauso. Bei D&D und seinen Klonen leite ich nur, wenn ich eine längere Kampagne vorbereitet habe. Nei kleineren Sachen ist mir die Vorbereitungszeit meist einfach zu groß. Einfachere Systeme wie etwa Degenesis leite ich auch mal gerne so nebenbei. Denn da kann man sich alles, vor allem die Spielwerte, recht einfach aus dem Ärmel schütteln. Und wenn man dann noch eine Gruppe mit Eigendynamik hat und die Spieler selbst was an Ideen mit in die Runde bringen, ist das ein Selbstläufer.

In der Tischrunde, in der ich zur Zeit spiele, haben vier von fünf schon mehrfach geleitet. Und den fünften bekommen wir auchnoch dazu. :wink:

Ich habe in meinen Runden bzw. in meinem Bekanntenkreis auch alles mögliche an Leuten. Ein Teil ist selbst regelmäßig Spielleiter, aber es gibt eben auch die ewigen Spieler, die gar nicht auf die Idee kommen würden, selbst mal als SL zu agieren.
Gestern musste ich mal wieder schmerzlich erleben, wie es manchmal laufen kann. Ein Spieler sagt eine Stunde vor unserer Online-Runde ab und weil es Abenteuer 0 ist, wollte ich ungern mit einem weniger starten. Ich habe ja immer irgendwas vorbereitet (also Alternativprogramm), aber das wollte der Großteil nicht und so ist wieder ein Abend “verloren” gewesen.

Meistens indem ich dann scharfe ansagen machen. Wie zB “Wenn ihr nichts machen wollt ist das auch okay, aber die Zeit steht halt auch nicht still”. Einmal musste ich sogar meine Sachen einpacken, nachdem die Gruppe 2 STunden (das ist keine Übertreibung) über drei Pläne diskutiert haben.
Dann haben sie sich wie immer für den ersten entschieden und es ging weiter.

Ich habe eine feste DSA Gruppe und seit kurzem auch wieder eine Shadowrun Gruppe. Bei SR möcht ich erst regelsicherer werden, beschränke mich also vorläufig aufs spielen.
In meiner DSA Gruppe wird rotierend “gemeistert” wobei unsere Neulinge nur Spielen.

Ob ich nun lieber leite oder spiele kann ich garnicht so genau beantworten. Aber wenn (wahre Begebenheit) der SL eine mittelgroße Stadt am Markttag mit den Worten " die Stadt ist voll und schön beschreibt " möchte der SL in mir auf den Tisch hauen. Andersherum wenn die Spieler sich getrennt haben und den zwei schwächsten 10 Räuber gegenüberstehen und die Spieler zum Angriff übergehen ist das kein Charakter gerechtes spielen mehr, ja klar man kann z.B. mit ner Mutprobe die Situation regeln aber es fühlt sich nicht richtig an und der Spieler in mir rebelliert.

Bei mir ist es so das ich lieber eigene Abenteuer leite einfach weil man Ideen die einem so nebenbei zufliegen( wurde schon erwähnt) beim Laufen oder Radfahren oder im Traum, weiter zurecht spinnen kann. Leider neige ich dazu regelrechte Kampagnen über 4-5 Spielabende zuerstellen was aber auch allen Spaß macht. Aber wenn ich dann so einen SL Marathon hinter mir habe freue ich mich auch wieder meinen Zwerg oder meine Hexe weiter zuentwickeln und zuspielen.

Zur Verbesserung des Spielflußes habe ich eingeführt das reihum nacheinander beschrieben wird was die Spieler machen wollen und dafür eine 5-minuten Sanduhr lang Zeit haben. In der nächsten Runde fängt dann der zweite Spieler an so das jeder Mal die Gelegenheit hat als erster etwas Dummes zutun.

Das sehe ich jetzt aber nicht als “nichts tun” an. Wenn sich die Pläne dadurch weiterentwickeln und am Ende was tolles dabei raus kommt, ist das doch gut. Je nach Szenario ist es sogar sehr nachteilig OHNE Plan zu handeln. Nervig ist es nur, wenn bei der ganzen Diskutiererei nichts bei rum kommt.

Bleibt tapfer,

puck

Ja, da gibt es echt verschiedene Meinungen. Ich weiß von einigen hier im Forum, dass sie sich totlangweilen würden, wenn die Gruppe zu keiner Entscheidung käme. Aber ich glaube, die Frage ist auch, “wie” diskutiert wird. Ich finde Diskussionen über Pläne gut (auch wenn sie über Stunden geführt werden), wenn sie ingame und in-character geführt werden, wenn also nicht die Spieler den optimalen Weg suchen, bei dem ihre Charaktere maximale Loot und minimale Verluste erleiden, sondern wenn die Ängste, Sorgen und Leidenschaften der Charaktere die Diskussion bestimmen.

ABer ich habe das Gefühl, dass die Diskussionen in @Rainbow van Belzar 's Gruppe eher von der anderen Art waren, wo also Spielerinnen und nicht Charaktere diskutiert haben.

Ja genau.

Damit hätte ich auch überhaupt kein Problem, aber meine Spieler sind oft tatsächlich zu gamistisch veranlagt und diskutieren über das was die Charaktere planen und spielen es nicht aus.

Meine Erfahrung hat tatsächlich gezeigt, dass die besten Pläne immer in den ersten 10 Minuten entstehen und alles was danach kommt ist doof nur Murks.
Das heißt jetzt nicht, dass man bei mir nur 10 min hat um zu planen, aber wenn man ein oder 2 Grundgerüste für einen Plan hat, sollte man diese verfeinern und nicht mehr alle zwei Minuten etwas neues Vorschlagen was dann am Ende keiner macht.

Ja, der Großteil der Leute ist da zu gamistisch. Ich habe bis jetzt in keiner Runde erlebt, dass das ausgespielt wurde. Es wird nur unter den Spielern gesprochen und meist eben auch Meta-Wissen benutzt und da hört es bei mir auf. Man ist zum Spielen am Tisch oder im VTT und nicht, um jedes Event abzuarbeiten. Ich mag Spiele, in denen die Planung quasi direkt wieder beendet wird, wie in The Sprawl, Blades in the Dark oder Leverage. Vorbereitungen kommen als Flashbacks und ersparen Zeit.
In manchen Spielen gibt es auch schöne Mechaniken, um eben sicherzustellen, dass die Spieler nicht den Spielfluss allzulang aufhalten. Etwa der Doompool in Conan. Du lässt dir zu viel Zeit für alle Eventualitäten? Ok, ich als SL bekomme dafür Doompunkte, denn während du groß am Überlegen bist, agieren die Bösewichte.

Bei mir diskutieren sie ausschließlich IT aus Charaktersicht, was die Rederei nicht kürzer macht. Wenn die schlauen Zauberer erst erklären müssen wie ihre Magie so funktioniert oder was sie können oder warum es anders in genau dieser Situation nicht funktioniert. Wir spielen um Charaktere darzustellen und nicht im irgendeinen Plot abzuhacken oder so. Da vergehen schon mal ganze Sitzungen, die man mit ‘Die Charaktere reden mit einander’ zusammen fassen könnte.

Ich habe aber schon Spielleiter erlebt, die sind sehr verstört, wenn man ihnen sagt: “Nein, ich kenne die Lösung und weiß wie es weiter geht, aber mein Charakter hat davon keine Ahnung.”

Das ist schön, kommt leider nicht so häufig vor, zumindest nach meiner Erfahrung. Wir hatten auch schon Sitzungen, wo keinerlei Würfel gefallen sind, weil alles reines Rollenspiel war und Würfe da keinen Sinn gemacht haben.

Meine subjektive Erfahrung ist eine Andere. Selbst als ich ausprobiert habe mal auf einer Con zu spielleiten, kam da fünf Spieler zusammen, die erst mal losgelegt haben ihre Charaktere zu spielen. Da musste man als SL gar nichts machen. Wobei ich genau dort eine Ursache des Problems sehe, manchmal bekommt man von SL gar nicht die Zeit oder die Bühne um einfach mal zu spielen.

Ich bin Spieler - irgendwie hat sich das bisher immer so ergeben. Okay - ich hatte auch immer, wenn ich eine neue Gruppe suchte, primär als Spieler gesucht.

Bin ich lieber Spieler? Das wechselte. Ich habe ja auch schon geleitet und war damit genauso erfolgreich wie als Spieler. Und ja, das macht schon Spaß. Ich lese mich einfach gerne in Systeme ein, ich gestalte gerne Hintergrundwelten - kurz: Ich mag des die Wiese auszusuchen, auf der gespielt wird.
Aber: Der Aufwand ist riesig. Ein schlecht vorbereiteter oder müder Spieler, ist einfach nur ein etwas stillerer Spieler. Vieles an fehlender konkreter Vorbereitung lässt sich auch spontan auf Basis des Charakter-Stats, der einmal entworfenen Vorgeschichte und der Situation improvisieren.
Wie anders da das Leben als Spielleiter: Der Entwurf des Abenteuers ist da nur ein Bruchteil - für jeden Abend gilt es, das Beziehungsgeflecht der NSCs in Erinnerung zu holen, die Motivationen, das geplante Geschehen,… Und dann wach und flexibel auf die Aktionen der Charaktere zu reagieren - die Spieler wollen bei aller notwendiger Planung ja nicht geleitet werden. Das ist fordernd und im Erfolgsfall befriedigen (und sollte gewürdigt werden) - es kostet aber Zeit. Zeit die man zwischen Arbeit und Familie finden muss. Zeit, die früher mehr war.

Insofern: Ich bin per se aktuell lieber Spieler - und schreibe das, obwohl ich gerade gestern meinen Hut in den Ring geworfen habe und die Diskussion um noch zu spielende System um welche bereichert habe, die ich leiten würde.

Damit ist das Thema für den Mai - leider etwas verspätet - beendet.

Wie sie oft in der menschlichen Gesellschaft gibt es auch unterschiedliche Standpunkte, die alle ihre Relevanz haben und valide sind. Spieleiter zu sein, erfordert viel Talent für Impeovisation. Ein Spieler dagegen will das Leben einer virtuellen Figur möglichst gut zur Geltung bringen.

Beides ist notwendig, um gutes Rollenspiel in jeder Session und jeder Gruppe vorfinden zu können.

In diesen Sinne - go on playing … :wink:

Wie immer bleibt der Thread offen für zukünftige Beiträge!
Das neue Thema kommt - auch ein wenig verspätet. :slight_smile:

So. Nachdem wieder Mai ist, bin ich mir sicher, dass ich diese Unterhaltung fortsetzen möchte, um zu fragen, was hat sich in den letzten 8 Jahren denn getan? Hat jemand die Seiten gewechselt?

Der ganze Online-Kram war 2017 nicht so ganz so weit, weil… naja, wir wissen alle was in diesen Jahren passiert ist und warum mehr Leute online spielen.

Macht online leiten mehr Spaß? Fällt es leichter? Oder spielen? Im Voice sitzen zu hören, nebenbei etwas anderes machen? Klappt das?

Für mich ist online ausgeschlossen.
Am Tisch oder gar nicht.
Mir ist die soziale, freundschaftliche Komponente gemeinsam am Tisch zu sitzen sehr wichtig.
Ebenso geht für mich online viel zu viel Stimmung und Ambiente verloren.
Meine Wohnung kann ich passend herrichten mit Sound, Beleuchtung, Deko, haptischen Goodies zu den Handouts etc…und diese Dinge sind mir wichtig und machen für mich viel aus…darum steht für mich fest: Am Tisch oder gar nicht…

Leichte würde ich schon sagen, weil die VTT’s viele Möglichkeiten bieten, die einem Arbeit abnehmen und es ist auch einfacher PDF’s zu handhaben als x Bücher.

Warum sollte man nebenbei was anderes machen?

Ich finde es OL sowohl als Spielender als auch als SL anstrengender; bin aber auch Hobbyluddist, der sich vom VTT nur ungern viel abnehmen lässt :smiley:

Eigene Neurospiciness, Langsamkeit der Mitspielenden, weil halt Sachen zu tun sind… Ich habe schon an manchen Runden nur teilnehmen können, weil es möglich war, z.B. nebenher zu kochen. (Das krieg’ ich allerdings nur als Spielender hin; als SL bin ich froh, wenn ich zum Essen komme)

1. Ich bin auch eher SL. Zum einen macht mir das Leiten unglaublich viel Spaß und ich liebe dieses Ping Pong- Spiel mit den Spieler:innen. Ich spiele den Ball zu und weiß nie, wie er zurückgespielt wird und muss mir was einfallen lassen. Rückhand, Vorhand oder was auch immer sich gerade ergibt. Dieser dauerhafte Schlagabtausch ins Ungewisse, ist das was für mich den große Reiz ausmacht. Ich mag es mich in diesen Welten zu verlieren und in den Vorbereitungen stundenlang abzutauchen, mir Szenen auszudenken, Geheimnisse zu erarbeiten, optionale Dialoge und Möglichkeiten im Kopf durchzugehen und dieses Aufgeregt sein vor dem Spiel. Danach zu sehen, dass stellenweise Dinge so laufen, wie ich sie mir ausgedacht habe, aber meistens muss ich improvisieren. Das kann ich auch wirklich gut und habe durch stetige Feedbackrunden auch die Bestätigung, dass das am Ende alles in allem gut ankommt und gar nicht mal aufgefallen ist, dass ich mir den ganzen Kram spontan ausgedacht habe.

Natürlich kommen da 29 Jahre Erfahrung mit dazu, zusätzlich arbeite ich mit Grundschulkinder im Offenen Ganztag und kann vor Gruppen easy sprechen, egal ob Kinder, Eltern oder Kollegen. Ein paar Fähigkeiten des Berufs im Umgang mit Klientel hat natürlich auch im Rollenspielbereich in der SL Rolle geholfen. (Die Erkenntnis wie wichtig Feedback ist ^^)

Ein weiterer Grund warum ich eher SL bin ist, dass mir nicht jeder Stil anderer SL gefällt. Ich sage nicht, ich bin die Krönung der SL Schöpfung, aber mag meinen Stil natürlich. ^^
Es fällt mir zunehmend schwerer mich auf Eigenheiten anderer SL einzulassen.

2. Ich liebe es Spieler zu sein. Ich möchte gerne die Spielwelt aus der Sicht meiner Figur sehen und erleben. Ich möchte alle Entscheidungen nicht als Basti, sondern als die Figur treffen, die ich gerade versuche zu verkörpern. Ich liebe es, wie ein Schauspieler, in eine Rolle zu schlüpfen. Stimme verändern, Gestik, Mimik, Akzent, Grundstimmung der Figur auf meinen Körper übertragen etc. Leider komme ich kaum dazu, das zu erleben.

Online Rollenspiel
Das habe ich vor Corona dahingehend abgelehnt, dass ich das Miteinander in Präsenz so wertgeschätzt habe, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass mir Online-Rollenspiel auch nur ansatzweise gefallen könnte.
Dann kam Corona. Ich habe es gezwungenermaßen ausprobiert, denn darauf verzichten wollte ich nicht. Hier meine Erkenntnisse:

  1. Es funktioniert, aber der Flair einer RL-Spielrunde kommt gar nicht rüber.
  2. Es bietet ne menge Nützlichkeiten, die eine Präsenzrunde so nicht hat, außer alle haben ein Gerät vor sich liegen. Es ist schön einfach NPC Namen oder Bilder zu verschicken. Wenn zwei Leute sich zurückziehen wollten, um kurz IT etwas zu besprechen, kann man den Channel wechseln. Man kann auf Discord verschiedene Chats anlegen mit Informationen.
  3. Es funktioniert nur, wenn alle eine Cam haben und vernünftiges Mikro (ich rede nicht von 150€+, meine Webcam für Meetings hat 35-40€ gekostet und ist gut) - Mikro dürfte klar sein. Wenn ich den anderen nicht gut verstehen kann, geht jede Immersion flöten. Die Kamera ist mir wichtig, weil es für mich dazugehört den anderen zu sehen. Des weiteren kann ich an der Körpersprache ablesen, ob jemand zum sprechen ansetzt und ich bekomme eher mit, ob jemand sich anderweitig ablenken lässt - bei ausgeschalteter Kamera, könnte auch jemand nebenbei zocken o.ä.
  4. Man kann es nicht so lange machen, wie eine RL Runde. 4 Stunden online ist echt anstrengend.
  5. Man muss Leute immer ausreden lassen, selbst wenn man eigentlich IT etwas dazwischen reden will oder einfach nur bestätigend Ja, Nein o.Ä. sagen will, denn redet mehr als einer, klingt es für alle nur nach Gebrabbel.
  6. Man kann mit Leuten deutschlandweit spielen, Freunde die durch Studium/Job weggezogen sind, können wieder mitspielen.
  7. Wenn man im Wohnzimmer spielt und einen TV besitzt, kann man die Webcam über dem TV aufstellen, sodass man sogar eine RL Runde mit einem Onlinespielenden machen kann. Auf dem TV wird dann der Online-Mensch angezeigt und weil die Webcam über dem TV ist, schauen alle zum Online spielenden Mensch und umgekehrt. Daher findet es immer wieder statt, dass man online jemanden dazuschaltet.
  8. Leute finden leichter einen Termin, da keiner gezwungen ist weite Reisen via Fahrrad, Auto, Öffis anzutreten und durch Wind und Wetter zu laufen o.Ä.

Je es funktioniert für mich als SL und Spieler, aber ich werde nach wie vor immer eine RL-Gruppe bevorzugen.