In Gedanken versunken schlendert Ferenc den künstlich erleuchteten Flur im Trakt für psychologische Störungen des Nürnberger Krankenhauses entlang. Als er um eine Ecke biegt, um zu dem Zimmer des Mädchens zu kommen, sieht er zwei unbekannte Männer vor dessen Tür stehen und sich leise unterhalten.
oO Wahrscheinlich der Vater! Oo, schießt es ihm durch den Kopf.
Schließlich erreicht er die beiden. Diese halten im Gespräch inne und sehen ihn fragend an. Schließlich trägt Ferenc keinen Arztkittel.
“Entschuldigen sie, meine Herren…gehe ich recht in der Annahme, dass sie Verwandte von Sarah sind?..Ich möchte ihnen mein Beileid aussprechen.
Oh, und entschuldigen sie vielmals, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe: Dr. Ferenc Hoffmann mein Name, ich wurde von Herrn. Dr. Eisenhardt hinzugezogen…aber auch ich konnte bis jetzt noch keinen Weg finden, sie aus ihrer…Starre zu befreien…mein ehrliches Beileid.”
Er senkt den Blick und verschränkt die Hände vor seinem Körper. Er sieht ehrlich betroffen aus.
Nach einer kurzen Stille hebt er den Blick wieder und fragt vorsichtig:
“Könnten sie mir eventuell mehr über die Umstände sagen, unter denen sie den Schock erlitt?”
Leicht verwirrt blickt Aaron zunächst auf den plötzlich aufgetauchten Doktor und dann zu seinem Bruder. Da dieser aber ebenso verwirrt und bei den Worten “Starre” und “Beileid” in sich zusammen zu sinken schien, ergreift Aaron das Wort:
“Danke Herr Dr. Hoffmann. Ich bin Aaron Loebschild, der Onkel von Sarah. Leider weiß ich auch nicht viel über die genauen Umstände. Das ist ja alles wirklich eine schlimme Sache. Das arme Kind. Das arme sensible Kind!
Sie hat ihren Geigenlehrer Dr. Balling tot aufgefunden. Ermordet wohl! Können sie sich das vorstellen? Das arme Ding… armer Herr Balling. Geschrien soll sie haben und dann nichts mehr. War bestimmt zu viel für ihre kindliche Seele. Wer kann solch einen Anblick schon als Erwachsener vertragen. Leider weiß ich nicht mehr, wir, also meine Frau und ich, wir sind auch eben erst gekommen.”
Während des Redeschwalls reibt Aaron ständig nervös seine Hände ineinander. Sein Lächeln, das seine Lippen mehr aus Höflichkeit andeuten wirkt eher verstörend.
“Sagen Sie Herr Dr. was können sie uns zu dieser … äh… Starre sagen. Wird Sarah wieder? Kommt sie in Ordnung? Was können wir tun außer beten?”
Unbewusst macht Aaron während seinen Fragen kaum merkliche Schritte auf Dr. Hoffmann zu. Er merkt es erst, als er schon fast zu nah ist und weicht einen Schritt zurück.
Verzeihen Sie mein Plappern, aber das ganze ist eine schwere Situation für uns. Nicht wahr, Simon?
Simon nickt nur. Dann murmelt er in seinen Bart. “Fast zwei Jahre war sie jetzt schon bei ihm und dann das.” Schließlich reisst er sich zusammen, blickt auf und spricht etwas lauter. “Er, ich meine Herr Dr. Balling, war aber auch immer so vertrauensselig und ließ ständig seine Türe offen. Es muss schlimm gewesen sein. Die Polizei hat uns auch gar nicht ins Haus gelassen. Dabei hat Sarah ihre Violine in der Wohnung stehen gelassen.”
Langsam und in Gedanken nickend wendet sich Ferenc zunächst Aaron zu:
[I]"Beten, beten ist sicher nicht das Schlechteste…
Die Forschung in diesem Gebiet ist noch recht frisch, zumindest was die Heilung angeht…
Ich werde mich noch etwas weiter informieren, aber ich denke sie wird es aus sich heraus schaffen, den Schock zu brechen…
Allerdings kann ich noch nicht absehen, was in Zukunft noch für Komplikationen auftreten könnten…
Nun, hoffen wir das Beste!" [/I]
Ferenc zwingt sich zu einem Lächeln und spricht dann zu Simon:
“Werden Sie von der Polizei auf dem Laufenden gehalten?”
Simon schüttelt den Kopf. “Nein, ich denke nicht. Es ist klar, dass Sarah nichts mit dem Mord zu tun hat, außer dass sie Dr. Balling als Erste fand. Es gibt keinen Grund für die Polizei, uns zu involvieren. Gesagt haben sie jedenfalls nichts.”
Simon fast schon ins Wort fallend meint Aaron: “Was sollen sie uns auch sagen. Natürlich hat Sarah nichts mit der Sache zu tun und muss trotzdem dafür büßen zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein!”
Nach einem Moment dess sinnierens meint er:
“Hm, aber die Violine bekommt sich doch wieder zurück, oder? Ist ja wohl kein Beweismittel. Zur Not rede ich nochmal mit der Polizei.”
“Ich denke, es würde mir zumindest einen Klärungsansatz geben…ich bin immernoch unschlüssig ob der blosse Anblick des Toten das augeläst hat, oder ob nicht vielleich doch noch mehr dahintersteckt…”
nickend und redend blickt Ferenc zu Aaron und Simon.
“Sprecht ihr von Bildern, oder vom Tatort selbst, mein Herr? Nachdem ihr vorhin erwähntet nicht vorgelassen worde zu sein, um die Violine ihrer Tochter zu holen, hege ich Zweifel, dass man mich ohne weiteres dort hinein lassen würde…”
[I]"Um auch dich zu schonen, Simon, könnte ich ja einfach mit zu Dr. Ballings Haus gehen.
Die Nürnberger Kriminalpolizei dürfte mit Sicherheit schnell einen Erfolg erzielen wollen, da der Dr. doch ein angesehenes Mitglied der Stadt war. Folglich dürfte auch die Untersuchung des Tatortes selbst schon abgeschlossen sein, denke ich.
Vielleicht mag man Sie und die Wissenschaft nun unterstützen, zumal es ja um die Heilung eines Kindes geht.
Falls es Ihnen also nicht zu viele Umstände macht, Herr Dr. Hoffmann, würde ich Sie bald möglichst zu seiner Wohnung begleiten."[/I]
Simon nickt. “Ja, das wäre sher liebenswürdig von dir, Aaron, wenn du dies tun würdest. Und auch für Herrn Doktor hätte ich große Dankbarkeit übrig, wenn er meine kleine Sarah heilen würde.”
Sich zu Dr. Hoffmann wendend: “Gekochte Milch soll man nicht anbrennen lassen. Wie schnell meinen Sie, dass wir aufbrechen können? Wir sind her gelaufen. Wenn ich nicht irre sind es zu Fuß schon ein paar Minuten von hier.”
“Nun, ich hole nur geschwind meinen Mantel, dann könnten wir aufbrechen!” sagt Ferenc zu Aaron.
“Ich werde mein bestes tun, mein Herr” mit einer angedeuteten Verbeugung verabschiedet sich der Doktor von Simon. “Auf Wiedersehn”
Dann begibt er sich nocheinmal kurz ins Büro von Dr. Eisenhardt und kommt mit Mantel und Homburg zurück.
Mit einem “Wollen wir?” stellt er sich neben Aaron
Während der Abwesenheit von dem Doktor verabschiedet sich Aaron von von Sarah. Seinen Bruder bittet er, seine Frau nach Hause zu bringen. Zwar wenig erfolgversprechend leert er einige Phrasen der Aufmunterung über Simon und seiner Schwägerin aus und begibt sich anschließend wieder nach draußen um auf Dr. Hoffmann zu warten.
Und so nehmen die Ereignisse ihren Anfang. Dr. Frenc Hoffmann und Aaron Löbschild begeben sich in die Weißgerbergasse 4, der Adresse unter der Dr. Balling zu Hause war.