Ich hatte heute die Gelegenheit, Robinson Crusoe zu spielen.
Vieles ist vermutlich schon bekannt: Ein kooperatives Spiel, in dem es darum geht, als Schiffbrüchige auf einer Insel zu überleben. Einer Insel voller Gefahren und gespickt mit einer sich immer steigernden Abfolge von Unglücken. Dabei werden Zielsetzung und Rahmenbedingungen durch eines der sechs Szenarien vorgegeben.
Da es eine vermutlich fürs erste einmalige Gelegenheit war, hatten wir beschlossen uns nicht an die eigentlich angedachte Abfolge von Szenarien zu halten, sondern ein gut klingendes auszuwählen. Das war rückblickend vielleicht ein Fehler, aber auch recht lehrreich. Und was wählt man da so? Die Insel der Kannibalen.
Bei einer angegebenen Spielzeit von 60-90 Minuten (oder so) könnten wir in knapp vier Stunden vier Anläufe starten, inklusive Erklärung und Essenspause. Es lief nicht so für uns…
Das Spiel transportier sein Thma echt super: 4 Schiffbrüchige auf einer Insel, mit nicht als den Kleidern am Leib, etwas Fisch, etwas Holz und einer angeschwemmten Kiste mit Essen. zu viel zum Sterben, aber zu wenig zum Leben. Also an die Arbeit: Essen muss herangeschafft werden, wobei Jagd ohne Waffen zu gefährlich ist. Waffen könnte man bauen, wenn genug Holz da wäre, Seil und ein Messer wären hilfreich. Aber dann haben wir noch keinen Unterstand und nachts wird es kalt. Das allein zehrt an den Kräften, zu allem Überfluss kommen dann auch noch die gefräßigen Nachbarn vorbei. Und so schwinden die Lebenspunkte schnell und die Stimmung der noch Überlebenden gleich mit. Okay, erst das zum Leben notwendige zusammenbauen und die Insel vorsichtig erkunden, Jagdgebiete oder eine Höhle wären super - ein Kannibalendorf nur bedingt, ein zweites oder gar drittes noch weniger.
Man versucht, den Mangel zu verwalten, den Mangel an Ressourcen, an Aktionen, an Kampfstärke. Und alles kostet am Ende Lebenspunkte. Und die Morallleiste zeigt nur negative Werte. Man stimmt sich ab, plant die nächsten Züge, stellt fest, dass man Risiken eingehen muss und scheitert. Woran? An einem Angriff der Kannibalen, daran, dass der Würfel, den man für einen Speer gebraucht hätte, nicht fallen will, dass ein wildes Tier die mühsam gesammelte Nahrung frisst.
Wie gesagt: Vier Versuche an einem Abend. Nennt es stur - es zeigt ab, dass uns das Spiel gepackt hat. Dieses Computerspiele-Phänomen. Okay, das war es nicht. Savagame laden und nochmal.
Dennoch bleibt am Ende Ernüchterung und die Frage, soll ich begeistert oder frustriert sein. Und das liegt daran, dass wir nachgedacht haben. Dass wir den Ablauf nachbesprochen haben. Beim ersten Mal haben wir uns durch ein falsches Verständnis der Regeln das Leben unnötig schwer gemacht. Aber letztlich war das nie entscheidend. Wir wären auch so gestorben. Und so kommen wir am Ende zu dem Schluss, dass wir nur dann gewinnen können, wenn die ersten drei Runden gut laufen. Gut bedeutet, ohne Angriffe, mit wenig Schäden aus Ereignissen und der Zerstörung des ersten (und bis dahin einzigen) Kannibalendorfes. Nur: Das kann man nicht beeinflussen, das ist Karten/Würfelglück. Jedes zweite Landkärtchen hat ein Dorf, jede zweite Ereigniskarte löst einen Angriff aus. Von jeder Sorte zieht man aus einem Stapel von 10 Karten und es wird nicht aufgefüllt. Jetzt können die Statistiker anfangen zu rechnen. Der Angriff macht jedem Charakter 3 -X Schaden, wobei X die Zahl der schon zerstörten Dörfer ist, also erst einmal null. Die erforderliche Mindeststärke, um Dörfer zu zerstören, muss man erst mal haben. Wird man angegriffen, muss man sein Lager verlegen, kann man das nicht, gerade zu Beginn gut möglich, verursacht das weitere zwei Schaden. Nicht genug zu essen, ebenfalls zwei Schaden, kein Dach, ein weiterer. Eine schlechte erste und zweite Runde, also zwei Nacht- und eine Ereignisphase, können so schnell 11 Leben kosten, und die Moral der Truppe ins Bodenlose senken. Das mag im Szenario realistisch sein, aber als Spierl komme ich mir verschaukelt vor. Das Szenario nur deshalb schaffen zu können, weil das Glück einem hold ist? Nicht ganz mein Ding. Dabei ist die Mechanik des Spiels toll. Es funktioniert und es ist spannend. Im gewählten Szenario funktioniert es aber zu gut gegen uns.
Sollte sich die Gelegenheit ergeben, gerne wieder eine Runde, aber mit einem anderen Szenario. Einfach um zu sehen, ob der Glüxksfaktor da weniger prägnant ist. Wenn ja, dann gewinnt das Spiel an Reiz, wenn nein, dann überwiegt irgendwann der Frust.
Soviel von mir, bin gespannt auf eure Erfahrungen.
Ach ja: Freitag und ein Hund sind Gold wert.