So. Da ist es also: Der lang erwartete vorgebliche Abschluss der Republic Commando-Reihe. Dick ist es ja - muss ja auch viel rein, wenn alle Geschichten, die Traviss in den vorigen Bänden begonnen hat, ein schlüssiges Ende finden sollen.
Das waren so in etwa meine Gedanken, als ich das Buch aus seinem Amazon-Karton schälte. Soeben habe ich das Buch ausgelesen und - bin ein wenig ratlos. Über Karen Traviss lesenswerten Stil und die erfreulich vielschichtigen Charaktere habe ich schon bei vergangenen Rezensionen geschrieben. Daran hat sich auch nichts geändert.
Aber. Viel Innerlichkeit, viel mando-Kram, zuviel Skirata. Manchmal habe ich mich gefragt: Ist das noch StarWars? Wo ist die Action? Wo sind die sinnlosen Abgründe über die viel zu schmale Brücken ohne Geländer führen? Und was ich bei dem Thema vor allem vermisst habe: Der Sturm auf den Jedi-Tempel. Die Trooper, die sich, geplagt von Gewissensbissen gegeneinander wenden. Commandos, die ihre Jedi-Generäle liquidieren u.s.w.
Was man stattdessen bekommt sind noch mehr Fragen, eine durchaus neue Sicht auf Episode 3 und die Erkenntnis Jusiks, dass der alte Jedi-Orden unter Yodas Führung so verkommen war, dass er sich nicht wirklich von den Sith unterschied:
Es ist durchaus möglich, dass die zunehmend vernebelte Sichtweise der Jedi ein Ergebnis ihres eigenen moralischen Verfalls war. Sie ließen so viele ihrer Prinzipien fahren, dass der Grund, aus dem sie nicht sehen konnten, dass die Dunkle Seite ihnen so nahe war, das Unvermögen war, sich selbst im Kontrast zu sehen… …Sie haben sich selbst das Licht abgedreht.
Alle Charaktere, die Traviss in den vergangenen Büchern eingeführt hat, kommen zu Wort - und das sind ganz schön viele - der Fokus liegt aber auf Jusik, Fi und gegen Ende fast ausschliesslich auf Skirata. Zur Handlung muss ich nicht viel sagen - die ist etwa so wie bei Titanic und steuert langsam aber sicher auf den unvermeindlichen Eisberg der Erteilung der Order 66 zu. Das passiert spät im Buch und läuft dennoch nicht ohne Überraschungen und unerwartete Wendungen ab.
Danach ist trotzdem noch eine Menge Buch übrig, in dem sich die Autorin genüßlich ihrer bis dahin sorgsam versteckten Sentimentalität hingibt. Die harten Jungs mögen zwar allen Grund haben, ein paar Tränen zu vergiessen, aber sich so exzessiv mit dem Wundenlecken zu beschäftigen, tut meines Erachtens dem Buch nicht gut.
Ein weiterer Punkt, der mir ganz und gar nicht gefallen hat, ist die Tatsache, dass das Buch durchaus keinen Abschluss darstellt, sondern vielmehr in die schon angekündigte Nachfolgeserie Imperial Commando überleitet und der Leser am Ende mit vielen Fragezeichen über dem Kopf hängengelassen wird.
Was das Buch dennoch lesenswert macht, ist die Detailverliebtheit, mit der Traviss, die sich inzwischen eine intime Kenntnis auch des Expanded Universe angeeignet hat, die von anderen Autoren verlorenen und vermeintlich unwichtigen Handlungsfäden wieder aufnimmt, und zu etwas verknüpft, das tatsächlich Sinn ergibt!
Und mein persönliches Highlight: Die politisch völlig unkorrekten Lästereien der Commandos über die Jedi, insbesondere General Kenobi.