Markus Tillmanns hat bisher schon drei DSA-Romane veröffentlicht. Diese sind „Das Daimonicum“, „Todgeweiht“ und „Maraskengift“. Allerdings schreibt Tillmanns auch Romane ohne DSA-Hintergrund, wie „Sokrates und der Mörder der Mysterien“, der im antiken Athen spielt. Und auch hier wird sein leichter Hang zu kriminalistisch angehauchten Geschichten offensichtlich.
Bekannt wurde er der Öffentlichkeit, als er den von Amazon und dem Heyne-Verlag ausgeschriebenen Kurzgeschichtenwettbewerb im Jahr 2002 gewann. Markus Tillmanns studierte Neuere deutsche Philologie, Germanistische Sprachwissenschaft und Philosophie.
Sein zweiter DSA-Roman „Todgeweiht“, welchen ich hier vorstellen möchte, spielt in einem der wohl berühmtesten Kloster des schwarzen Auges: Dem ehemaligen Arras de Mott.
Mittlerweile ist das Kloster in den Besitz des Ordens der heiligen Noiona übergegangen und nennt sich „Golgaris Gnade“.
In dieses Kloster werden vier Charaktere, die nicht unterschiedlicher sein könnten, durch widrige Umstände verschlagen. Die Gruppe besteht aus den beiden Kriegern Angrond und Quin, die Tsageweihte Tsafilia und den horasischen Adligen Oscatatio ya Fero (meine liebste Figur in diesem Roman). Und die widrigen Umstände, die diese Gruppe in das Kloster getrieben hat, sind stark behaart, von gedrungenem aber kräftigem Körperbau und hören auf die Bezeichnung Ork.
Dies stellt die Ausgangssituation der Geschichte dar. Doch natürlich sind die Recken im Kloster noch lange nicht in Sicherheit. Wer aber glaubt, dass nun eine typische Belagerungsgeschichte um viel Kampf und Action folgt, irrt gewaltig. Tillmanns eröffnet uns dagegen eine Kriminalgeschichte mit starken Anleihen an „Der Name der Rose“, ohne jedoch diese Geschichte (zum wohl hundertsten Male) wirklich zu kopieren. Der Leser findet sich schnell in einer zu Beginn schwer zu durchschauenden Detektivgeschichte, die durch die teilweise wirklich humorvolle Beschreibung der Charaktere aufgelockert wird. Auch wenn ich allerdings relativ früh die Lösung zumindest erahnte, so verlor ich nie die Lust am Lesen. Dies liegt nicht zuletzt auch an der hohen sprachlichen Qualität, die diesen Roman sehr klar von den anderen DSA-Romanen abhebt. Markus Tillmanns hat gar nichts gemein mit den teilweise wirklich sehr dilettantisch geschriebenen Romanen, die sonst leider allzu oft in dieser Reihe erscheinen.
Alleine die Darstellung des eitlen Horasiers ist ihm ausgezeichnet gelungen. Die Sätze, die Tillmanns dem Adligen in den Mund legt, sind exzellent pointiert und auch oftmals grandios witzig.
Die beiden Krieger bleiben da natürlich zwangsläufig etwas farblos. Doch die Beschreibung, wie sie geistig völlig überfordert und entsprechend planlos versuchen die Geschehnisse aufzuklären (und dabei sogar auch noch unverschämtes Glück haben) gehört für mich ebenso zu den Höhepunkten des Romans. Auch die atmosphärisch dichte Beschreibung des Klosters und seiner restlichen, teils ziemlich schrägen, Bewohner ist Tillmanns durchaus gut gelungen.
Natürlich hat auch diese Geschichte ihre Längen und Ungereimtheiten. Und zum Ende bleiben auch viele Fragen weiterhin offen. Auch gibt es einige Dinge, die sicherlich verbesserungswürdig gewesen wären (so sind die Orks für die Geschichte völlig entbehrlich, trotzdem widmet Tillmanns ihnen ein ganzes Kapitel). Doch im Großen und Ganzen ist Tillmanns eines der besseren DSA-Romane gelungen. Es hebt sich wohltuend von den meisten anderen Romanen dieser Reihe ab und findet sich durchaus auf einer Ebene mit den Werken von Bernhard Hennen, Ulrich Kiesow und Karl-Heinz Witzko. Auch wenn die Geschichte teilweise etwas verworren war, so hat mir sein Schreibstil sehr gut gefallen und Lust auf mehr gemacht.
Ich hoffe, dass Markus Tillmanns noch weitere „aventurische“ Romane schreibt. Denn einen solch begabten Autor haben wir, abgesehen von den eben genannten „alten Hasen“, in dieser Reihe schon lange nicht mehr gesehen.