Hallo zusammen,
ich habe gerade im Splittermondforum mal wieder eine Diskussion gelesen, wie ich sie schon hundert Mal gelesen habe, unabhängig davon, ob es sich um DSA, Splittermond oder ein anderes System mit Metaplot handelte. Es ging darum, dass in einem Quellenband bei einer Sage über ein altes Artefakt noch nicht geklärt wurde, ob dieses wirklich existiert oder nicht. Die Autoren meinten, sie haben das “noch” nicht entschieden. Und da gings dann hoch her: Einige waren gespannt auf die Zukunft, ob das durch den Metaplot nochmal wichtig würde, einige meinten, dass die spätere Offenbarung ihre eigene Interpretation der Welt im Nachhinein kaputtmachen würde, weil sie dann der offiziellen widerspräche und einige meinten, es sei ihnen egal, weil der offizielle Hintergrund sowieso nur eine Anregung für sie sei.
Diese Diskussion ist immer die gleiche und das ist auch kein Wunder, denn wenn die Welt, in der man spielt, eine offizielle weiterschreibt, während parallel die einzelne Gruppe ihre eigene Geschichte schreibt, dann kann das natürlich immer zu Friktionen und Widersprüchen kommen. Das ist gar nicht zu vermeiden.
Das Problem hat man natürlich nicht ausschließlich mit dem Metaplot, auch schon wenn man die Welt zu einem bestimmten Zeitpunkt einfriert, kann man sie ja nicht auf einmal vollständig beschreiben, sondern man dringt ausgehend von einer groben Oberfläche immer weiter in die Details ein. Das müssen die offiziellen Spielschreiber ja genauso machen wie jede Spielleiterin: Man hat ein grobes Bild der ganzen Welt (z.B. Geographie, ungefähre Klimazonen, high-level Charakteristik einzelner Kontinente und Länder), nimmt sich das Land heraus, in dem die Charaktere sich gerade herumtreiben, zeichnet ein grobes Bild von Politik, wichtigen Orten, landesweit bekannten Personen, und sucht sich dann einen noch kleineren Flecken, den man nun wirklich im Detail beschreibt: Eine Stadt mit Stadtplan und NSCs, einen Wald mit einer alten Ruine in der Mitte, was auch immer. Und selbst im detailreichst ausgearbeiteten Teil der Welt kann man nie wirklich alles ausarbeiten. Es wird in den Spielsitzungen immer eine weitergehende Spontanausarbeitung der Welt geben müssen, die niemand hätte vorhersehen können. Und das ist ja auch gut so.
Das bedeutet aber für die Macher offizieller Welten, dass sie niemals alles in Quellenbänden erschlagen können und insofern immer die Gefahr besteht, dass spätere Ausarbeitung dem widerspricht, was einzelne Gruppen bereits in ihrem Spiel entwickelt haben. Aber in einer Welt ohne Metaplot ist diese gefahr zumindest begrenzt: Wenn es zum Beispiel in Splittermond schon einen Band zu Selenia gibt, kann ich mich ein bisschen darauf verlassen, dass dort nicht mehr sooo viel geändert wird. Wenn es dagegen zu den wandernden Wäldern bisher nur ein paar Andeutungen und grobe und vage Beschreibungen gibt, muss ich damit rechnen, dass es dort irgendwann einen Quellenband gibt. Und wenn ich einer von den Spielleitern bin, der nah an der offiziellen Weltbeschreibung bleiben will (bin ich nicht ), dann versuche ich halt, die Wandernden Wälder noch nicht so sehr auszuarbeiten und mich eher auf die schon im Detail beschriebenen Gebiete zu konzentrieren.
Mit Metaplot allerdings ist nicht nur das unsicher, was noch nicht beschrieben ist, sondern alles kann sich ändern. Man kann sich insofern kaum trauen, selber zu spielen, weil man damit notwendig die ganze Zeit Widersprüche erzeugt. Und das Problem wäre doch einfach zu lösen. Zum Beispiel wenn man große Veränderungen der Welt nur in offizielle Abenteuer packt, die nach der Beschreibung der Welt spielen, deren Details in Quellbüchern weiterhin zu einem bestimmten festgefrorenen Zeitpunkt entwickelt werden. Damit existiert dann so ein Metaplot nur und ausschließlich, wenn die Gruppe solch ein Abenteuer spielt, und ansonsten hat er keinerlei Auswirkung. Wenn man dagegen den Metaplot wie bei DSA und Splittermond kanonisch macht, in der gleichen Weise, in der die Quellenbücher kanonisch sind, dann generiert man damit all die oben beschriebenen Probleme.
Warum also Metaplots? Was sagt Ihr? Hab ich irgendeinen großen Vorteil von diesen Metaplots übersehen?
(Hier im Forum taucht das Metaplot-Problem ja auch häufiger mal nebenbei auf. Zum Beispiel Tufir scheint dazu eine klare Meinung zu haben, wie man hier nachlesen kann: https://www.rpg-foren.com/threads/maerz-17-abenteuer-systemgebunden-oder-frei-fuer-alles.24235/page-2#post-166008 )