Wenn man einen “lebensmüden” Spielercharakter in der Gruppe hat, der zudem noch seine Gruppenmitglieder mit in Lebensgefahr reißt, dann würde ich abseits des Spiels einmal ein offenes Gespräch mit dem Spieler führen.
Darüber, dass mir aufgefallen ist, dass sein Charakter öfter die Gefahr zu verkennen scheint, in die er sich und auch die Gruppe begibt… und ob das von dem Spieler so beabsichtigt und mit dem Rest der Spieler in der Gruppe auch abgesprochen und für OK befunden wurde.
In letzterem Fall nämlich gibt es keinerlei Grund für irgendwelche unabgesprochenen Konfrontationen mit übermächtigen Gegnerhorden aus dem Hinterhalt. Wobei ich generell der Ansicht bin, der soziale Vertrag, den man eingeht, indem man sich zu einer Rollenspielrunde zusammenschließt, basiert auf gegenseitigem Respekt und Rücksichtnahme aufeinander, insbesondere auf den gemeinsamen Spielspaß. Daher würde ich einen durch seine Spielweise die Harmonie der Gruppe störenden Spieler nur dann von der Gruppe ausschließen, wenn ich ihn in Einzelgesprächen und Gesprächen im gesamten Gruppenverband nicht davon abbringen kann, auf eine Weise zu spielen, die den Spielspaß des Rests der Gruppe mindert.
Ist der selbstmörderische Leichtsinn eines Charakters jedoch abgesprochen mit dem Rest der Spieler und dem Spielleiter, und akzeptieren alle Gruppenmitglieder, dass die Würfel fallen werden, wie sie nun einmal fallen, bietet die Fahrlässigkeit dieses Charakters großes Potential für herausragendes Rollenspiel und Charakterentwicklung.
Dass der fahrlässige Charakter selbst dabei stirbt - und nach einer Wiedererweckung vielleicht nicht mehr derselbe ist - ist dabei noch eines der billigeren Szenarien. Was jedoch, wenn einer seiner liebsten Gefährten das Zeitliche segnet, weil dieser fest an ihn und seinen “narrensicheren” Plan zur Tötung des Drachen glaubte?
Welch eine fantastische Gelegenheit für Charakterwachstum durch das Durchleben eines Traumas, Verlust und Schmerz, Verunsicherung und Reue, möglicherweise eine Queste, um Vergebung zu erlangen oder sich selbst wieder vergeben zu können… Besuch bei den Angehörigen des gefallenen Gefährten… die Todesnachricht überbringen. Seine Leiche / Asche dorthin bringen, wo er begraben werden wollte… Wiedergutmachung unmöglich. Leben mit der Schuld. Möglicherweise eine Phase tiefer Verunsicherung, in der der einst tollkühne Held vor jeder Entscheidung zaudert und zögert, Pro und Contra abwägt… paranoid gegenüber vielleicht übersehenenen Gefahren, in die er seine verbliebenen Freunde stürzen könnte. Und auch der Rest der Gruppe würde mit ihm trauern, vielleicht sogar zeitweise zornig auf ihn sein, oder ihn gar stützen und immer versuchen, ihm die Schuldgefühle auszureden… einzelne wollen vielleicht irgendwann einfach nur ihren einst so tollkühnen Gefährten wieder.
Rollenspielerisches Gold. Wenn man damit sensibel und vernünftig umzugehen weiß.