Die Burg Mysiaf
[I]Am Fuße der eigentlichen Festung, hindurch durch einen schmalen Bergpass, erreicht man zuerst ein kleines Dorf, dessen Häuser aus hellem Sandstein erbaut waren. Die Dächer der Häuser waren oft flach und mitunter mit niedrigen Kuppeln oder kleinen Zinnenkronen geschmückt. Auch wenn das Dorf eher klein war, so war es dennoch gut gepflegt und machten sogar einen wohlhabenden Eindruck.
Die Häuser waren im guten Zustand und oftmals von Obstgärten mit weiß blühenden Aprikosenbäumen, bunten Ziersträuchern und Granatapfelbäumen umgeben. Es gab gleich zwei Brunnen, die den Ort und die ihn umgebenden Felder mit ausreichend Wasser versorgten und am Wegesrand grasten Ziegen.
Die Luft war geschwängert von Blütenduft und einem anderen, leicht süßlichen Aroma, das sicherlich einigen wage bekannt vorkommt.
Folgt man dem Weg und blickt nach oben, kann man die stolze und riesige Festung der Assassinen thronen sehen. Diese erhebt sich auf dem kahlen, nahezu unbesteigbaren Felsen unmittelbar über dem Dorf. Mit ihren hohen, verwinkeltem Mauern sowie den vorspringenden Türmen und Erkern beherrschte sie das Tal in weitem Umkreis.
Sie war aus hellem Sandstein gebaut und Banner aus schwarzem Tuch, ohne irgendein Emblem, wehten über ihre Zinnen.
Trotz des hellen Steins, wirkt sie düster und bedrohlich.
Ließ man das Dorf hinter sich, erreichte man einen steinigen, steilen Pfad, der zum eigentlichen Tor der Festung hinaufführte. Dieser war so schmal, dass er nur für jeweils ein Kamel oder einen Reiter platz bot und wand sich in zahllosen, scheinbar vollkommen willkürlichen und sinnlosen Kehren und Serpentinen den sandfarbenen Fels hinauf. An einigen Stellen wurde er von aus kräftigen, hölzernen Balken gezimmerten Brücken unterbrochen, unter denen steile und scheinbar bodenlose Schlünde aufklafften.
Hinter dem Tor lag kein Hof, sondern ein halbrunder hoher Tunnel, der offensichtlich direkt aus dem gewachsenen Fels herausgemeißelt war. Ab hier war man gezwungen von seinen Reittieren abzusteigen und den Rest des Weges zu Fuß hinzulegen.
Erst wenn man auch dieses Hindernis hinter sich gelassen hatte, erreichte man endlich einen schmalen Hof, über dem sich der Mauerkranz der inneren Burg erhob…. [/I]
Kaum hatten die beiden das innere der Burg erreicht, wurde auch schon Arslan zum Alten berufen, während Aisha sich zu ihren Gemach aufmachte, bevor sie ebenfalls zu ihren Vater ging.
Sie musste so einiges mit ihm klarstellen, da es ihr ganz und gar nicht passte, dass man ihr wieder einmal nichts mitteilte. Zwar müde und dennoch nicht zu ruhe kommend, ging sie, nachdem sie sich gewaschen und umgezogen hatte unruhig im Zimmer auf und ab.
Erst nach einer halben Ewigkeit, so kam es ihr jedenfalls vor wurde sie endlich von einer der Dienerinnen gerufen. Schon fast rennend verließ sie ihr Domizil und machte sie auf, durch die vielen Labyrinthartigen Gänge zu ihren Vater zu gelangen, der niemand anders war, als der Sheik der Assassinen.
Vor der großen Tür standen zwei, in komplett schwarz gehüllte Gestalten, die ihr kurz zunickten als sie vor sie trat. Ohne anzuklopfen betrat sie einen riesigen Raum, der von vielen Fenstern umgeben war.
Ihr Vater, ein recht kräftiger und mehr als nur gut genährter, älterer Mann, der obwohl er seine besten Jahre schon hinter sich hat, noch immer relativ jung und vor allem furchteinflößend wirkte, stand an einem der großen Fenster und schien in gedanken versunken nach unten hinaus aufs Meer zu blicken. Unter seinem Gemach befand sich nebenbei ein riesiger Garten, der mit vielen verschiedenen Blumen und Bäumen besetzt war und dem Garten Eden alle Ehre machen könnte.
Aisha sah dem Mann sofort an, das dieser sehr besorgt aussah, sie trat neben ihn und legte ihre hand auf seinen kräftigen Unterarm. Erst jetzt schien er sie wirklich wahrzunehmen und blickt sie liebevoll an.
„Vater, was ist mit euch?“, Salim al Rashid Mustafa Dalli winkte jedoch ab und gab ihr ein Zeichen sich auf eines, der seidigen Kissen platz zu nehmen. Auf dem niedrigen Tischen standen Obst und zwei Tassen mit einer dampfenden Flüssigkeit drin. Nachdem sich die junge Frau gesetzt hatte begann der Alte vom berge über die momentane Situation zu erzählen und das es wohl oder übel zum Krieg kommen würde. Im Grunde war das für sie nichts mehr neues, Arslan hatte ihr all das auf ihrer Rückreise berichtet, doch wie sollte es weiter gehen. ?
Besorgt sah sie hinaus, wo die Dunkelheit mittlerweile die Überhand genommen hatte und eine dünne Mondsichel am Himmel lag…