AW: 2. Die Burg Mysiaf
Noch immer schwankte Almontasir.
Wenn der aus der Burg ausbrach, war es sehr wahrscheinlich, dass irgendein Handlanger des Sultans ihn kurzerhand über den Haufen schoss, wenn er aber blieb, konnte er sich womöglich auf ein jahrelange Belagerung gefasst machen.
Hätte der Sultan erst Bash´Kyr erobert, würden ihm nämlich genug Ressourcen zur Verfügung stehen, die Burg der Assasinen aushungern zu können.
Eine Erstürmung der Burg von außen war von schon vornherein auszuschließen. Die vielen vertrackten Verteidigungsanlagen und geheimen Gänge ließen ein geschicktes Agieren vom Angreifer kaum zu.
Also hatte der Sultan keine andere Wahl. Eine Belagerung war die einzig sichere Angriffsmöglichkeit und Almontasir traute dem Führer der Angreifer durchaus zu, auch auf diesen Schluss zu kommen.
Folglich wäre der nächste Schritt für die Verteidiger, die Stadt Bash´Kyr zu verteidigen, damit dem Sultan die Vorräte entzogen wurden. Damit wäre wiederrum einer jahrelangen Belagerung vorgebeugt, denn wenn Soldaten nichts zu essen bekommen, werden sie allzu schnell aufmüpfig.
Aus diesem Grund müsste der Sultan entweder seine Männer zurückziehen, und damit den Assasinen eine Möglichkeit zu gewähren Bündnisstreue einzufordern, oder aber über einen langwierigen Weg Rohstoffe aus dem eigenen Land anschaffen. Gerade diese Möglichkeit birgt viele Gefahren, denn ein ungeschützter Warentransport bietet immer wieder Gesetzesbrechern eine Möglichkeit, schnell an viel Nahrung heranzukommen.
Für die Verteidigung der Stadt fehten den Assasinen aber die Männer und auch die Zeit.
Ganz anders als die Assasinenburg waren die Verteidigungsanlagen der Stadt eher symbolischen Zweckes.
(Die brüchigen Mauern würden schon nach den ersten Onagerschüssen nachgeben und das marode Tor könnte Almontasir glatt mit der Stiefelspitze eintreten.)
Wenn man der Logik weiterhin folgen würde, müsste man also die Rohstoffe zerstören, damit sie dem Sultan nicht zur Verfügung ständen.
Und dafür hatten sie genug Männer, denn eine Fackel konnte selbst der dümmste Bauer werfen.
Das alles spielte sich in wenigen Momenten in Almontasirs Kopf ab, und mit dem Ergebnis war er ganz und gar nicht zufrieden.
Er seufzte leise.
Dann nickte er Elija zu. Er würde ihnen folgen, auch wenn die Gefahr, erwischt zu werden, nicht gering war.
Aber Risiko gehörte ja schon immer zu Almontasirs Leben. Ohne wäre es auch viel zu einfach gewesen.