Man sehe ich gut aus oder: Wie relevant ist das Aussehen eines Charakters?

Mike Krüger und Karl Dall sangen vor vielen vielen Jahren das Lied “Wir sind so schön”, und als ich mir gestern einen Schnellstarter zu einem Horror-Rollenspiel vornahm und das Thema Charaktererstellung durchlas, kamen - natürlich - auch die Attribute zur Sprache.
Und da auch das Attribut: Charisma. Beschreibung (sinngemäß): Gutes Aussehen aber auch Ausstrahlung können einem Charakter Tür und Tor öffnen.
Zuerst hatte ich diesen Song der beiden Blödelbarden in den Sinn.
Dann aber habe ich überlegt, ob mir als SC jemals wegen meines Aussehens oder meiner Ausstrahlung Vor- und Nachteile entwachsen sind, und wenn ich ehrlich bin: Nein, gar nicht. Selbst meine Rollenspielfigur “Feuertraum”, ein Halbelf, der einen Traum hatte und das Bild dieses Traumes lebt auf seinem Gesicht (kein Tattoo, ein richtig lebendes Bild) wird von SL/NSCs und der Gruppe so hingenommen, als wäre dies das Alltäglichste auf der Welt

Und jetzt bin ich mal neugierig: Haben Sie schon einmal als SC erlebt, dass das Aussehen/die Ausstrahlung der Party Steine aus dem Weg geräumt bzw. gelegt hat. Achten Sie als SL auf das Aussehen der Chars? In wie weit ist Ihnen als SC das Aussehen wichtig, welche besonderen Merkmale darf/sollte Ihr Char haben, was ist für Sie too much? Und wie reagieren Sie, wenn Sie sich etwas wirklich Spezielles für die Figur ausgedacht haben - und keiner steht da und sagt: Oh, wow, das ist wirklich eine interessante/spannende Person.

Neugierige Grüße
Feuertraum

Aus dem Weg geräumt und in den Weg gelegt hatte ich beides schon mehrfach. Gelegentlich mit dem selben Charakter und ich meine mich auch daran zu erinnern, daß es einzelne Male gleichzeitig geschah.

Als Spielleitung achte ich eher wenig bis sehr wenig auf das Aussehen der Charaktere der Spielenden. Mit der Ausnahme, wenn es spezifisch ausgespielt/erzählt wird. Was NPCs betrifft kommt es sehr darauf an, wie viel das entsprechende Wesen präsent ist und/oder beachtet wird.

Wenn ich das Aussehen meiner Charaktere festlege/erzähle bin ich zwischen flüchtig aber umfassend und detailbesessen gründlich. Je nachdem wie wohl ich mich in der Runde fühle in der ich den Charakter spiele und wie gern ich Aussehen/Ausstrahlung für den Charakter ausdefiniere & spiele.
Bezüglich besonderer Merkmale habe ich kein festes Raster oder Bedingungen, was oder wieviel vorhanden sein muß bzw. was zu wenig/zu viel ist. Ich mache das eigentlich ausschließlich daran fest, wie viele & welche Details ich am Charakter haben möchte. Das kann so wenig sein, wie generelle Farbe von Haut/Haaren/Augen oder so viel wie zehn Seiten an Bildern & Beschreibung zu etwas “Unnnötigem” wie einem Ballkleid, das wahrscheinlich seltener getragen wird als ein Hochzeitskleid in unserer heutigen Welt/Zeit.

Wenn meine Arbeit an Aussehen/Austrahlung ungenügend “gewürdigt” wird, denke ich kaum drüber nach, sondern mache halt weiter. Kommt es beim gleichen Charakter häufiger vor, kann ich schnell die Lust am Details festlegen verlieren. Ansonsten verlagere ich dann meinen Fokus auf Anderes. Ausspielen im Gespräch, intensiveres Erzählen von Kampfgeschehnissen, andere Arten oder Beschreibungen von Details und (sehr bedauerlicherweise leider auch gelegentlich) Powergaming & Min-Maxen.

Ich habe aktuell in D&D einen Charakter genauso aufgebaut:

Seine Illuminierte Heiligkeit der Gottkaiser ist voll und ganz auf Charisma aufgebaut. Favoured Soul, gemäß Backstory ehemals Lvl 20, durch einen Putsch in eine andere Dimension (Spielwelt) exiliert und fern seiner Anbeter ist er nun wieder nur Lvl 5. Er hat Charisma, Diplomatie, Motiv erkennen etc pp so gut es geht optimiert und ist offiziell komplett sinnlos, da er nichts macht, ausser gut aussehen und arrogante Sprüche drücken. (Naja, ich mache einen guten Supporter. Aber sich die Hände mit Kampf schmutzig machen, oder schwere, geschweige denn überhaupt Arbeit erledigen? Pffff.) Selbstverständlich redet Seine Heiligkeit auch nur im Majestatis Pluralis. Selbst undercover in geheimer Mission.:sarcastic:

In Absprache mit dem SL habe ich alle Sonderfähigkeiten und Untote vertreiben eingetauscht in “Kaiserliche Authorität”, was mich in die Lage versetzt, ähnlich dem Untoten vertreiben, jedem Humanoiden in meiner Umgebung zeitweilig zur Unterwerfung / Anerkennung des Adels oder gar zur Flucht oder zeitweiligen Loyalität zwingt.:kaiser:

Das bewirkt nicht selten, dass ich zu allermindest einen Teil solcher Angreifer in die Flucht schlage oder solange irritiere, bis die Gruppe mit dem Rest fertig ist.

Ausserhalb von Kampfsequenzen öffne ich Türen zu den Reichen, Mächtigen und Adeligen dadurch.

Er flirtet häufig mit der holden Weiblichkeit, akzeptiert als zeitweilige Partnerinnen selbstverständlich nur exquisite Elfinnen :air_kiss:

Mein Ziel, dass alle ihn lieben zu hassen, habe ich ganz gut erfüllt. Jeder schüttelt nur den Kopf, will mich verachten, kann es aber nicht, weil ich im richtigen Moment irgendwas aus dem Ärmel schüttele, was der Gruppe nützt.

Kurz noch einen Teil 2: Im Cyperpunk System ist das inherent. Coolness spielt eine wichtige Rolle. Der Spruch “Style over Matter” ist da noch massgeblicher als in der Realität.

Der reine Charisma Wurf hat bei mir schon das eine oder andere mal was entschieden, da ging es aber um Überzeugungskraft und eher nicht um’s aussehen.

Das reine Aussehen hat im P&P tatsächlich so auch noch keine Rolle gespielt, also in dem Sinne, dass auf besondere Attribute… doch wobei, ich erinnere mich vage an ne Shadowrun Kampage vor 25 Jahren… meine Runnerin hatte Federn auf dem Kopf, die musste sie als Mutation immer versteckten… das war aber das einzige.

Dabei ist es mir sogar relativ wichtig, also nicht so sehr gute Aussehen, aber ich brauche immer erst ein Bild von dem Char, um ihn/sie überhaupt spielen zu können.
Im Foren-RPG ist es deutlich wichtiger, wie die Chars daher kommen, da gibt es eine Dame, die hätte im P&P wohl das Maximum in Charisma investiert, der liegen tatsächlich die Männer zu Füßen, was auch nicht so angenehm ist, denn das Charisma zwingt sie keineswegs dazu dabei höflich zu sein.

Es liegt wohl stark am System und auch der Spielwelt wenn ich oben so lese, welche Rolle es spielt, und nicht zuletzt an der SL.
Aber ne interessante Frage, v.a. Systemübergreifend find ich es spannend. :slight_smile:

Ich finde das Aussehen eines Charakters ungemein wichtig für mich und das Setting in dem ich Spiele.

Mir zu überlegen in welcher form das Aussehen meiner SCs oder NSCs auf ihre Umwelt wirkt ist einer meiner ersten Gedanken bei deren Erschaffung. Ich nehme mir (gerne) viel zeit für Details. Und dann auch im Umkehrschluss, welche Sicht haben die Charaktere auf sich selbst und welche Erwartungen bringt das wiederum mit sich.
Und damit habe ich noch nicht mal damit angefangen mir genaueren Überlegungen zu deren Style/Swag zu machen.

Aussehen finde ich einen sehr relevanten Faktor im Spiel. Damit meine ich nicht unbedingt “gutes” oder “schlechtes” aussehen, wobei ich das auch durchaus relevant finde. Natürlich ist die Bewertung davon immer individuell, aber genauso wie meiner SCs und NSCs unterschiedlich aussehen, haben sie auch individuelle Vorlieben. Ich finde es auch spannend mit dem Spannungsfeld von Attraktivität/Reiz oder Desinteresse/Ablehnung im Spiel umzugehen. Das kann Geschichten und Charaktere sehr schnell sehr lebhaft werden lassen.^^

Aber natürlich ist Aussehen noch viel mehr als das. Da gibt es so viele Faktoren wie das Aussehen, respektive das Erscheinungsbild, relevant wird. Von Gelegenheiten wo das in bestimmten sozialen Settings wichtig ist, bis hin zu Themen wie Sexismus und Rassismus. Quasi der gesamte soziale Kit von Gesellschaft, Status, Privileg und Abwertung. Ich denke da ist das Aussehen ein Riesenfaktor, und ja, ich finde das absolut relevant und spannend das im Spiel mit einzubeziehen.

Hallo,
vielen lieben Dank erst einmal für die Antworten.
@Ascaso: Die Schlagworte “Rassismus” und “Sexismus” im Rollenspiel finde ich sehr spannend. Da mache ich mir einmal intensiv Gedanken drum.

Oh …äh …danke :blush2:

Viele liebe Grüße
Feuertraum

Also sowohl als SL als als SC spielt das Aussehen der SCs/NSCs bei meinen Runden eine extrem große Rolle. Wie im echten Leben eben.
Ist ein Charakter schön, wird er in der Regel entweder besser behandelt oder mit Neid betrachtet (je nach Gegenüber). Ist er hässlich, beachtet man ihn weniger, behandelt man ihn herablassend etc.
Meist relativiert sich diese Behandlung aber nach einer Weile. Z.B. wird erkannt, dass der Schönling ein arroganter Arsch ist und die freundliche Behandlung schlägt um. Das hässliche Entleint beweißt seine Fertigkeit und wird respektiert etc.
Gerade letztens hatten wir ein Paradebeispiel dafür. Ein Spieler hat ein neuen Char erstellt. Ein Sunnyboy Draufgänger nach dem Vorbild der Actionhelden der 90iger Jahre. Er trifft auf die erste SC mit durchschnittlichem Aussehen und vergeudet keine Zeit. Sie ist hin und weg von seiner Flirterei und hat Probleme ihre Contenance zu wahren. Die zweite SC kommt hinzu. Sie ist weit attraktiver als die erste. Der Sunnyboy sieht sie, schubst die Erste aus dem Weg und baggert direkt die Zweite an. Womit er bei beiden Frauen dann, trotz seines Äußeren unten durch war.

Was Rassismus und Sexismus angeht, kommt das aufs Setting an.

Die Schlagworte Rassismus und Sexismus sind für mich irgendwie ein anderes Thema. Da geht es ja mehr um die Wahl der Rasse und des Geschlechts und weniger um das individuelle Aussehen der SCs.

Ich persönlich finde es ein wenig schwer das Aussehen im Rollenspiel unter den SCs miteinzubeziehen. Man könnte schon Arrangements versuchen zu etablieren, wie zum Beispiel dass der “Weiberheld” immer versucht in der Nähe der wunderschönen Elfenmagierin zu sein. Da bewegt man sich aber auch recht nah in das Thema “Romanzen zwischen SCs”. Habe ich so noch nicht wirklich gesehen.

Mir persönlich als Spieler ist das Thema “Aussehen” nur im Umgang mit NSCs begegnet. Da behandel oder rede ich mit NSCs einfach anders, wenn mir der SL diese als einer der wunderschönsten Frauen, die ich je gesehen habe, beschreibt. Aber wirklich Auswirkungen haben bei uns das Aussehen von SCs nur im Extremfall.

Hallo,

…das Aussehen hat für Potenzielle “Opfer” einen Wert. Man will es einfach. Dann sollte der Boni gerechtfertigt werden, für Manöver. Sollte die Persönlichkeit noch zutreffen, sollte das Aussehen-Wert dazu gerechnet werden.

Im Allgemeinen hängt es zunächst vom Spielsystem ab, ob das Aussehen relevant ist oder nicht. Ist es ein Attribut oder ein wählbarer Vorteil, gibt es Proben, bei denen der Wert relevant ist? Aber abgesehen davon, ist es erzählerisch immer etwas, was die Reaktion von NSC zumindest beim ersten Aufeinandertreffen beeinflußt.
Ich muß gestehen, dass ich so eitel bin und meinen Charakteren in der Regel immer ein recht nettes Äußeres verpasse. Erst in der letzten Zeit habe ich mich zumindest bei Oneshots getraut, auch mal nicht normschöne Charaktere zu erschaffen. Kleinwüchsige oder übergewichtige Personen haben es halt auch im Rollenspiel schwerer.

1 „Gefällt mir“

Hallo,

…da Schönheit auch Anzieht, sollte es für ein Dieb oder Trickser schwer sein. Im Dunkeln zuarbeiten. Ein Abenteurer sollte auch Nicht zu viel Aufsehen erregen.

Neid liegt hinter jeder Ecke…

Habe die Perfekte Antwort darauf:
Angesprochener Spieler (ja, Mann): “Oh. Ich bin natürlich hin und weg und nähere mich ihr, natrürlich nur soweit es sich geziemt. Aber ich lasse schon mein Interesse erkennen und meine Augen über ihre Kurven gleiten, soweit es halt nicht zu anstößig ist.”
Anderer Spieler (auch Mann): “Da bin ich natürlich auch gleich dran und begrüße die Dame sofort galant mit Handkuss und beglückwünsche sie zu ihrer schlanken und grazielen Figur.”
Spieler 1: “Schlank? Was redest du? Das ist nicht die Elfe vor der du dich in der letzten Taverne zum Deppen gemacht hast. Das hier ist eine richtige Frau mit Kurven die den Namen auch verdienen.”
Spieler 2: “Aber die SL hat doch gesagt …”
Spieler 1: “Ja, aber das hat die SL zu MIR gesagt. Ich hab halt ein anderes Schönheitsideal als du, also mach dich vom Acker.”

Schönheit ist relativ, Charisma ist ein absoluter Zahlenwert.

1 „Gefällt mir“

:big_boss:

Charisma kann gutes Aussehen beinhalten, muss es aber nicht. Gut aussehende Charaktere können ebenso gut unnahbar wirken. Gutes Aussehen muss kein Vorteil sein, es kann ebenso zu Neid, eingebildeter Zurücksetzung oder anderen negativen Gefühlen führen. Wobei gutes Aussehen tendenziell eher mit durchschnittlichem oder hoherem Charisma einhergeht. Ich kann mir kaum vorstellen das jemand mit Charisma weit unter Zimmertemperatur noch gut aussieht.

Historisch gesehen sahen Menschen mit (wahrscheinlich) sehr hohem Charisma aber auch eher durchschnittlich aus, sie waren auch selten jung, eher mittleres Alter aufwärts.

Grundsätzlich darf in meinen Kampagnen jeder aussehen wie er will. Der Zusammenhang mit dem Charisma ist aber da und sollte plausibel sein. So könnte jemand mit geringem Charisma aber gewollter Schönheit vielleicht eine nervige Stimme haben, oder wenig kompetent wirken. Er wirkt auf andere nicht überzeugend, dafür vielleicht arrogant. Er trifft vielleicht nicht den richtigen Ton oder was auch immer.

Meine Charaktere als Spieler sind meist gutausseend und haben oft ein mindestens durchschnittliches Charisma, selbst vorwiegend kämpfende Klassen. Ich bin da etwas hollywood-geschädigt. Es hilft auch wenn man Interaktion mit NSC mag und offnet einige Türen.

Hallo,

…für Mich ist Charisma, den Ausdruck zu bringen, was seine/die Persönlichkeit ist.
Aussehen ist Aussehen.

…lässt sich ganz gut Kombinieren.

Dazu fällt mir noch ein, das es in einer der älteren englischen Ausgaben von AD&D noch “comeliness” als Attribut gab. Also “Anmut, Wohlgestalt”. Ist schnell wieder einkassiert worden, gibt aber im Grunde Schönheit wieder. Dieser Wert konnte, wenn er hoch genug war, einen Zaubereffekt auf Betrachter auslösen. Sie waren fasziniert von der Anmut dieser Person.

Es ist ja bekannt das Schönheit das Leben leichter machen kann. Ob man dafür Regeln und Werte braucht ist natürlich fraglich. Es gibt ja auch Publikationen zu Liebe und Sexualität. Das ist dann die Frage wie viel Raum das Thema überhaupt im Spiel haben soll. Für flirten mit der Bardame um an Infos zu kommen ist das sicher nicht nötig. Da wird man auch mit reiner Schönheit nicht unbedingt weiter kommen, es ist ja auch fraglich auf welches Geschlecht und welchen Typ die Dame steht ob sie vielleicht durchschaut, das es dem Gegenüber nur um Informationen geht usw. usf. U.u. ist eine Silbermünze dann zielführender.

Hallo,

…Anmut, Wohlgestalt. Könnte für “mehr” Gefolgsleute hilfreich sein. Wenn Charisma als Standard genommen würde.

Für mich war Charisma nie Aussehen, sondern die stärke deiner Persönlichkeit. Und wenn du eine starke Persönlichkeit bist fällt es dir leicht weniger starke Persönlichkeiten zu überzeugen. Jemand der super Stark ist, aber wenig Charisma hat kann auch gut aussehen, nur kann er nicht gut mit Leuten reden.

Hehe, ich erinnere mich noch wie wir (als Teens) irgendwie immer nach einem Wert für das “Aussehen” im Spiel gesucht haben. Wenn da beispielsweise in Kaufabenteuern NPCs erwähnt wurden, es aber keine guten Bilder oder Beschreibungen gab - wonach sollten wir uns denn dann richten(?).
Ich glaube wir haben da irgendwie auch nach so etwas wie Schönheitsidealen für uns selber gesucht, und dabei auf eine Art “Bestätigung” für unsere Sicht gehofft? Irgendwie so, denn Aussehen war ein ganz springender Punkt irgendwie.

Heute hat sich bei mir das Thema deutlich diversifiziert. Aber ja, ich kann schon auch verstehen warum “gutes/schlechtes” Aussehen für einige sehr spannend sein kann, und Personen das Bedürfnis haben dies dann auch in so etwas wie einen Wert zu packen der etwas ausmacht. Und wenn ich selbst mal wieder für Teens/Kids leite, werde ich versuchen dem gegebenenfalls Rechnung zu tragen. Kann ja auch Spaß machen mal extra mit Klischees und “Disney Bildern” im Kopf zu spielen und zu experimentieren.

Im Gegensatz zu Geschicklichkeit und Stärke ist Charisma ein diffuser Wert, im eigenlichen Sinne auch nicht messbar. Das darauf Fertigkeiten wie Einschüchtern und Überzeugen gleichzeitig beruhen macht es mE. deutlich. Die sozio-kulturell bedingte Erwarungshaltung desjenigen, auf den sich der Wurf bezieht ist ja auch eine ganz andere.

So ein 170cm schmales Hemd mit Krawatte könnte überzeugend einen Bausparvertrag an den Mann bringen, einschüchternd ist das sicher nicht. Und umgekehrt wird es dem 2m-Halbork gehen, der das Gesicht zur Faust ballen kann. Bis Edition 3.5 konnte Schönheit ein Bestandteil von Charisma sein. Letzteres ist ja ohnehin eine Art Kombinationswert (Persönlichkeit, Überzeugungskraft, Führungskraft etc.), ähnlich wie zB. in der 5. Edition Geschicklichkeit (Beweglichkeit, Reflexe, Gleichgewichtssinn) oder andere.

Ist mE. also kein grundlegender Fehler das hohe Charisma seines Charakters uA. auch mit Attraktiviät zu begründen. Das soll bei mir jeder Spieler selbst entscheiden. Es ist für meine Kampagne aber auch kein grundsätzlicher Vorteil attraktiv zu sein, sondern nur in speziellen Situation. In anderen Situationen dürfte das eher von Nachteil sein. An schöne Gesichter erinnern sich die Leute zB. eher als an “gewöhnliche”. Ähnliches dürfte auch für den 2m Kleiderschrank gelten, der seine Stärke mit Körpergröße begründen kann (aber nicht zwingen muss) und an den man sich dann auch erinnern könnte. Wer bei sowas optimieren will, nutzt eigentlich eher die von den Regeln erlaubte unabhängingkeit der Attribute von Äußerlichkeiten. Also Stärke 18, sieht aber unauffällig und normal aus.

Da gilt im Grunde ähnliches wie sonstige auffällige Merkmale an die sich jeder erinnern wird. Wenn eine Gruppe das Bedürfniss nach einem explizieten “comeliness”, Aussehen/Wohlgestalt-Wert hätte auf den man würfeln kann, dann hätte ich damit aber auch keine Last. Ich kann mich aber auch nicht erinnern das wird in der 2. Edition diesen Comeliness-Wert jemals benutzt hätten. Er stand halt unberührt auf dem Charakterbogen. Damals haben wird uns allerdings vorwiegend durch Dungeons gemetzelt.

Heute sieht das zwar ganz anders aus, aber einen explizieten Wert dafür braucht es mE. nicht. Denn wo das zum tragen kommt, ist es viel interessanter wirklich eine Rolle zu spielen, statt zu würfeln.

1 „Gefällt mir“