AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?
Hola,
okay, wenn ich’s recht verstanden habe, reden wir jetzt nicht mehr mehr von „Ich lehn mich als SL mal zurück, um zu sehen, welche Aktionen sich die Spieler für ihre Charaktere aufgrund dieser „Langeweile“ ausdenken." Sondern es geht hier schon darum, dass die Spieler die Spielwelt mitgestalten sollen, also Player Empowerment?
Gnnnnn, ich weiß, viele Gruppen finden das klasse, weil die Spieler motivierter sind, wenn sie auf diese Weise ein bisschen beim Ausdenken der Spielwelt mitmischen dürfen, aber bei meiner Gruppe hab ich damit nicht so tolle Erfahrugnen gemacht. Die haben einfach nicht so recht Lust, in dieser Richtung Gehirnschmalz zu investieren. Als z.B. die Charaktere für meine Kampagne gebaut wurden, waren einige Spieler in manchen Bereichen sehr kreativ, was Vorgeschichte oder Inciting Incident anging (es war nWoD/ Hunter the Vigil). In anderen aber überhaupt nicht: Selbst nach mehrfachem Anstupsen meinerseits konnte ich die Hälfte der Spieler nicht dazu bewegen, sich mal stichwortartig 2-3 NSCs in auszudenken, die im Leben ihres Charakters eine Rolle spielen könnten (Freunde, Feinde, Verwandte…)
Würde ich also in unserer Runde sagen: „Frag halt den Dämon: was denkst du denn, was er antwortet?“ würde das den Angesprochene erstmal aus der Bahn werfen, dass er plötzlich gefordert ist, einen NSC zu übernehmen und dann auch noch eine kreative Antwort zu geben. Der Spielfluss wäre mit Sicherheit mehr gestört, als wenn ich sage: „Lassen wir das jetzt mal und machen mit dem eigentlichen Abenteuer weiter.“
Mal kurz ab vom Hauptthema: Dass es in vielen Fällen besser ist, Dinge ingame als offgame zu lösen, seh ich auch so, ich hab aber auch kein Problem damit, aus praktischen Gründen mal was offgame zu sagen. Diese Panik mancher Rollenspieler, dass durch ein falsches Wort dann gleich die Immersion zerstört ist, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. (Damit hab ich jetzt nicht dich gemeint, Tufir, da will ich dir nichts unterstellen)
Zurück zum Thema: Ich glaube sicherlich, dass das Übungssache ist. In meinem Fall reden wir aber auch von Leuten, die 15 Jahre nichts anderes als D & D kannten oder kennen wollten, wo lange Zeit keiner der SL (ich eingeschlossen) sich in irgendwelchen Foren getummelt, sich mit irgendwelchen SL-Techniken beschäftigt hat, wo niemand Hintergrundmusik benutzt hat, und auch keine besonderen Handouts wie Zeitungsartikel oder ähnliche Schmankerl. Erst in den letzten paar Jahren hat sich das bei uns endlich mal weiter entwickelt: es wurde dann ganz vorsichtig mal das eine oder andere neue Systeme und Setting ausprobiert, oder Dinge wie Teaser, Musik, Flags o.ä. ausprobiert (meist auch erstmal von oben verordnet), und obwohl auch die Zögerer zugeben mussten, dass das richtig Spaß machen kann, probiere ich immer noch ab und zu Dinge aus, die nicht recht angenommen werden.
Als ich z.B. mal gewagt habe, die Einführung von Bennies vorzuschlagen, ist mir sofort ein Sturm der Entrüstung entgegengeschlagen
Nicht falsch verstehen, übrigens: Meine Gruppe ist toll, wir haben einen Stil gefunden, der uns allen viel Spaß macht, und die Spieler überraschen mich manchmal mit super Ideen. Nur wenn sie mir Arbeit abnehmen sollen, Feedback geben sollen oder wenn sie auf Aufforderung kreativ sein sollen, haben sie nicht so recht Lust dazu.
Grüße
Saffron