Spielleiter-Tipp: "Sei langweilig!" - Klappt das bei euch?

Hallo zusammen,

nachdem ich mich durch etliche Spielleiter-Handbücher, Blogs und Rollenspiel-Foren gewühlt habe, gibt es einen Tipp, der mich sehr ins Grübeln bringt. “Sei langweilig. Versuch nicht gut zu sein. Versuch nicht, clever zu sein.” Was dahinter steckt, ist die Ansicht, dass man in einem so kreativen Spiel nichts forcieren kann. Dass es häufig in die Hose geht, wenn man allzu verkampft versucht, für die Spieler so einen Wow-Moment zu schaffen. Dass gerade solche Momente eher dann entstehen, wenn man es gar nicht geplant hat.

Eigentlich bin ich genaus so eine Spielleiterin, die sehr angestrengt versucht, ein außergewöhnliches Spielerlebnis zu schaffen und trotzdem immer unzufrieden mit dem Ergebnis ist. Eigentlich müsste der Tipp also für mich genau das richtige sein. Problem: Bei mir funktioniert er einfach nicht. Wenn ich aufhöre, mir Mühe zu geben, ist mein Abenteuer wirklich langweilig. Wenn ich wenig plane, fällt mir auch nichts Tolles ein, was passieren kann. Und wenn ich micht nicht darauf vorbereite, wie ein wichtiger NSC in einer Schlüsselszene reagieren könnte, dann bleibt er auch total blass.

Ich hab den Verdacht, dass dieser Tipp nur bei Leuten wirkt, die von Natur aus kreativ sind, immer vor Ideen übersprudeln und ihre Stärken in der Spontanität haben. Die findet man vielleicht auch öfter im SL-Sessel als Menschen, deren Stärken in anderen Bereichen haben.

Wie ist das bei euch? Was sind eure Erfahrungen zu dem Thema?

Grüße
Saffron

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Funktioniert klasse bei mir. Schon lange bevor es Spielleitertipps überall zu lesen gab. Vor zwei Abenden habe ich wirklich gar nichts gewusst, außer es gibt Person A an Ort B und SC wollen xyz von Person A. Der Abend hat mir richtig gut gefallen, aber ich habe auch Spieler, die dann von sich aus loslegen, wenn man ihnen einfach nur eine Bühne gibt.

Wenn mir mal gar nichts einfällt was passieren könnte, dann stelle ich mir auch einfach vor, was für ein Geschehnis würde mir als Spieler denn jetzt absolut taugen? Darauf fällt mir dann doch meist irgendwas ein.

Meine Spielleiter-Vorbereitung könnte man größtenteils allerdings auch als Tagträumen bezeichnen. :secret:

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AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Hi Saffron,

ich glaube, dass dein letzter Absatz vor den Fragen nicht stimmt. Der ganze Rest dagegen ist zutreffend. Sowohl, das, was du gelesen hast, als auch deine Mühe, welche du in die Planung steckst. Denn ohne Planung durch den SL kann ein RPG nicht funktionieren.

Ich habe aber eine Vermutung: Kann es sein, dass du zu starr an deinem Plan festhältst? Dass du nicht zulässt (zulassen willst), dass es anders laufen kann? Falls ja, gerade dann unterdrückst du die Kreativität deiner Spieler.

Wichtig ist es, ein Spiel laufen zu lassen. Du gibst als SL den Startschuss, du weißt wann und wo die Kurven kommen und musst eventuell behutsam am Steuer drehen. Aber ansonsten musst du es einfach laufen lassen und dich selbst von den Spielern mitnehmen lassen (was unglaublich viel Spaß bringen kann). Ich habe mal ein 6-stündiges Spiel vorbereitet, von dessen Plan dann gerade mal eine Stunde gespielt wurde. In den restlichen 5 Stunden, haben die Spieler sich mit dem Kauf und dem Ausbau eines Hauses und dessen Garten beschäftigt. Und wir alle hatten unseren Spaß! :wink:

Ich halte es da mit dem alten chinesichen Kriegsherr Sun Tzu: “Habe einen Plan bevor du die Schlacht beginnst. Aber sei bereit, diesen Plan im entscheidenden Moment zu ändern oder gar zu verwerfen! Nur dann kannst du erfolgreich sein!:wink:

Viele Erfolg!
Tufir

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Hi,
dank euch schonmal für euren Input.

Tufir, es ist nicht so, dass ich mich an einen festgelegten Plot klammere. Viele meiner Abenteuer habe ich begonnen, ohne eine Ahnung, wie es weitergehen würdem, und ich habe dann erst im Lauf des Spiels weiter geplant, je nach dem, was die Charaktere gemacht haben. Obwohl ich zugebe, dass es schwierig ist, einen Teil des Abenteuers sausen zu lassen, den man mit viel Herzblut ausgearbeitet hat.

Dieser Tipp und meine Schwierigkeiten damit beziehen sich nur zum Teil auf die reine Handlung des Abenteuers als vielmehr auf die Ausgestaltung. Ich geb mal ein Beispiel:

Neulich gab es eine Situation, in der ein Charakter fast gestorben wäre. Oder besser: hätte eigentlich sterben müssen. Nun war das zu dem Punkt in der Kampagne ziemlich blöd, also wollte ich den Charakter retten. Für so eine Situation hatte ich auch einen Notfallplan: Ein Dämon erschien und bot dem Charakter an, sein Leben zu retten, wenn sie sich dafür künftig seinen Körper teilen würden. Ich hatte diese Idee also vorbereitet, für den Fall, dass irgendwann mal so ein Notnagel gebraucht würde. Viel wichtiger: ich hatte mir auch vorab Gedanken gemacht, wie der Dämon auftreten würde, was er in ungefähr sagen würde und wie ich die richtige Stimmung erzeugen könnte.

Das Ganze hat dann auch super geklappt, was die Atmosphäre und die Präsentation dieses NSC anging. Hinterher bekam ich von der Spielerin dafür auch ein Lob, allerdings mit den Worten: “Super improvisiert.” Aber genau das war es halt nicht; es war sorgfältig geplant. Spontan hätte ich in so einer Situation niemals eine atmosphärisch dichte Szene hinbekommen, weil ich das einfach nicht aus dem Ärmel schütteln kann.

OK, ob nun wirklich alle SL außer mir kreativer und spontaner sind, lass ich jetzt mal offen. Es kommt mir nur oft so vor, weil ich halt oft meine liebe Mühe damit habe.

CU
Saffron

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Wir haben letztes mal was ganz neues für uns ausprobiert, nämlich ein ausgewürfeltes dungeon.

Es hat extrem viel Spaß gemacht für alle. und vorallem gibt es viele WTF ?!?!?! momente.

Kleines Beispiel: Skellete Tanzen einen Totentanz um eine Feuerstelle
S1: 10 Silbertaler das du dich nicht traust mitzutanzen.
S2: Das mach ich sofort.
S2 bewegt sich auf die Skelette zu. Höhlendrache greift an.
xDDDD
oder.

Ihr kommt in einen Raum und trefft einen Thorwalschen Piraten (wir waren in den Trollzacken).

xDDD muss sagen das hat ziemlich fun gemacht :smiley:

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Viel kommt auch mit Erfahrung. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass Du diese Szene wieder genauso gut hin bekommst, wenn es andere Charakter und Spieler sind. Nach Jahren der Spielleiterei, da hatte man schon so viele unheimliche Nachtwachen-Szenen, dass sie irgendwann einfach aus einem heraus blubbern. Je mehr Du Spielleiterst, um so mehr Szenen hast Du irgendwann einmal vorbereitet, so dass Du auf diese immer wieder zurück greifen kannst.

Vielleicht hilft es Dir ja auch Dir vorzustellen NPC Y sei Dein Charakter und dann kommen da die SC und quatschen ihn an. Als Spieler würde Dir dann doch auch irgendwas einfallen, wie dein Charakter darauf reagiert und das sogar noch recht spontan.

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Öööh, nicht bei mir. Ich leite seit etwa 18 Jahren…

Auch nicht wirklich: Bei meinen eigenen Charaktere geht es mir ähnlich: Wenn ich mir vorher sehr genau überlege, wie der Charakter ist und was er für eine Vorgeschichte hat, dann kann ich auch halbwegs spontan reagieren. Bei NSCs ist es aber ja so, dass viele eben nur in groben Zügen vorbereitet sind, und da kann ich ganz schlecht improvisieren und auch nciht sehr gut schauspielern.

Danke nochmal für die Tipps, aber mir gings weniger um Hilfestellung. Ich weiß halt, dass es bei mir nicht gut funktioniert. Ich bin eher neugierig, wie gut die Sache mit dem “weniger ist mehr” bei euch klappt, und welche positiven oder negativen Erfahrungen ihr zu berichten habt.

Manana Iguana
Saffron

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Beantwortest du eventuell zu viele Fragen? Eine meiner Lieblingsantworten seit vielen Jahren ist: “Woher soll der Spielleiter das wissen?” Nicht mehr und nicht weniger. Das erfüllt meistens sehr gut seinen Zweck!

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Ich weiß nicht so genau, was das eine mit dem anderen zu tun hat, aber um die Frage zu beantworten: Damit hab ich eigentlich kein Problem. Wenn die Spieler irgendwelche Details wissen wollen, die ich nicht vorbereitet habe, dann denk ich mir entweder was aus, oder ich sage klipp und klar: “Keine Ahnung, ist aber für das Abenteuer auch nicht wichtig.”

Es ist also nicht so, dass ich mir nicht aus dem Stegreif irgendwas ausdenken könnte. Das macht man ja eigentlich ständig beim Leiten. Nur ist das, was ich mir spontan überlege, nie besonders kreativ oder interessant. Deshalb bin ich also tatsächlich langweilig, wenn ich vresuche, langweilig zu sein.

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Nun ja, dieser kleine Nebensatz von dir mit dem Wörtchen “wichtig” könnte zumindest ein Teil des Problems sein. Denn wenn der SL den Spielern sagt, was wichtig ist und was nicht, wozu sollen sie sich dann anstrengen?

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Hi,

nichts für ungut, aber das klingt ein wenig nach einem pauschalen Urteil, vor allem, nachdem du es ja in deinem vorigen Post selbst gesagt hast: Man muss nicht alle Fragen beantworten. Ich sag ja überhaupt nicht, dass man den Spielern alle Informationen so aufbereitet vorsetzt, dass sie überhaupt nicht mehr nachdenken müssen. Ich rede davon, dass manchmal zum Beispiel aus reiner Neugier viele Fragen zum Setting gestellt werden, die für das Abenteuer aber grad nicht so wichtig sind.

Ich würd ganz gern mal zur Ausgangsfrage zurückkehren, und da ich scheinbar ein bisschen falsch verstanden wurde, nochmal mein Anliegen: Mir geht es darum, dass eine Technik für mich nicht funktioniert und ich nun neugierig bin, ob andere SL ähnliche oder eben ganz andere Erfahrungen damit gemacht haben. Ich hab den Thread nicht eröffnet, weil ich der Meinung bin, dass bei meinem Leiten was schiefläuft und ich gern Tipps hätte, um das abzustellen.

Ihr drei habt ja eure Meinung zu eurem Umgang mit “Sei langweilig” abgegeben, und nun hoffe ich noch auf weitere Rückmeldungen. Natürlich ist es vollkommen okay, auch einzelne Aspekte tiefgehender zu diskutieren, ich mag nur nicht das Gefühl haben, dass nun plötzlich alle versuchen herauszufinden, was bei mir falsch läuft und mich retten wollen. Ich weiß, wo meine Stärken und Schwächen sind und hab mir über die Jahre durch viel Selbstreflektion meinen eigenen Stil gesucht, der zu mir passt, und mit dem auch die Spieler Spaß haben. Der ist nur scheinbar ziemlich anders als bei anderen SL, daher suche ich gern den Meinungsaustausch.

Okay…?

THX jedenfalls für eure Beiträge
Saffron

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Nun, OK, akzeptiert und respektiert!

Also bei mir funktioniert es und ich setzte das “langweilig sein” auch bewusst ein. Meist läute ich dieses mit Schweigen oder eben mit der Antwort “Der SL weiß das nicht!” ein. Dann müssen die Spieler agieren und nicht (mehr) reagieren. So will ich das haben und so funktioniert es auch meistens. Natürlich gibt es Ausnahmen. Dann taucht bei mir oft ein NSC mit einem passenden Hinweis auf oder ich übernehme mal einen tierischen Begleiter eines Spielers für ein paar Minuten und lasse diesen einen Tipp finden. Es gibt aber auch Phasen, in denen ich die Spieler ganz bewusst in die falsche Richtung laufen lasse.

Ja, “langweilig sein” ist für mich ein probates Stilmittel!

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Hi, also, das finde ich schonmal interessant: Ich mache das auch nicht sooo viel anders, nur dass ich umgekehrt anfange: Ich schau erstmal, ob die Spieler selbst sehr aktiv sind und viele Ideen haben, was ihre Charaktere machen wollen. Wenn ja, geb ich ihnen den Raum dazu und halte mich mit meinen eigenen Plänen zurück. Wenn nicht, lass ich selbst was passieren, dass das Abenteuer voranbringt oder spiel ihnen einen Hinweis zu. Meine Methode hat natürlich den Nachteil, dass die Spieler nicht animiert werden, die Leere mit Inhalten zu füllen und selbst die Initiative zu ergreifen. Das kann antürlich dazu führen, dass sie bequem werden und sich lieber vom SL bespaßen lassen. Andererseits ist es in meiner Gruppe so: Mal sind die Leute eben sehr aktiv und ideenreich, und mal eben auch vom Arbeitsalltag abgeschlafft und ein bisschen träge. Das finde ich auch nicht so tragisch. Mir selbst geht es als Spieler vor allem auch so, dass ich immer erst einmal eine Anregung brauche, damit mir etwas einfällt. Was mich immer noch grübeln lässt, ist die Aussage, sich als SL am besten nicht so viel Mühe zu geben. Klar hab ich auch schonmal Enttäuschungen erlebt, dass ich mit viel Aufwand eine tolle Szene geplant hatte, die dann aber nicht so rübergekommen ist, wie ich es mir erhofft hatte. Umgekehrt ist es mir aber wirklich noch nie passiert, dass ich ohne viel Aufriss eine Situation ins Rohr gegeben habe, die sich dann zu einem wirklichen Wow-Moment entwickelt hat. Da muss mir dann doch irgendein Gen fehlen. Grüße Saffron

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Meiner Erfahrung nach kommts sehr stark meist drauf an, wie Spieler und Spielleiter grad drauf sind. Wenn alles passt, kann mit sehr wenig Vorbereitung wirklich legendäre Spieleabende entstehen. ich erinnere mich da Beispielsweise an einen Abend, wo unsere Gruppe eigentlich vom Plott her nur in einer Taverne übernachten sollte. Die Gruppe hatte aber soviel Spaß daran, das abendliche Zechgelage auszuspielen, dass wir quasi nicht vorran kamen. Aber die Art, wie sich Spieler und Spielleiter die Bälle zugespielt haben, war einfach nur genial.
Und deshalb jetzt doch nochmal einen Kommentar zu dem, was du geschrieben hast, Saffron. Denn es passt super zu meinen eigenen Erfahrungen. Meiner Meinung nach würgt man als SL viel Kreativität ab, wenn man den Kommentar “das ist fürs Abenteuer unwichtig” fallen lässt. Viele Spieler fangen, wenn sowas öfters passiert, an, mehr passiv zu spielen und sich vom SL durch den Plot ziehen zu lassen und bringen immer weniger eigene Ideen mit ein.
Das ist für mich als SL dann meist auch ein Problem. Denn ich finde, der SL ist nicht der einzige, der gute Stimmung im Spiel aufkommen lassen sollte. Die Spieler sind da ebenso verpflichtet, einen Abend denkwürdig werden zu lassen. Das hilft mir als Spielleiter immer gewaltig, da man so viele der Ideen der Spieler nur aufzugreifen braucht. Und die Spieler fühlen sich direkt mehr eingebunden.
Wenn sowas extrem gut läuft, braucht man kaum selbst vorbereitete Aufzeichnungen und man kann sich wirklich im Meisterstuhl zurücklehnen und langweilig sein. :wink:

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Hi,

danke für deine Meinung. Klingt tatsächlich sehr ähnlich, was du aus deiner Runde erzählst, das habe ich auch schon erlebt. Das ist halt dann, wenn ich Raum für Charakterspiel und Interaktion mit NSCs oder innerhalb der Gruppe gebe.

Ich fühl mich aber immer noch ein bisschen unverstanden, was diese Sache mit unwichtigen Informationen angeht, daher versuch ich mich nochmal an einer Erklärung: Wenn ich sage, etwas ist für das Abenteuer unwichtig, meine ich damit nicht Charakterspiel, das neben dem Plot läuft und damit für die Lösung des Abenteuers eigentlich nicht relevant ist. Im Gegenteil, in unserer Gruppe ist es allen wichtig, ihren Charakter auszuspielen, auch wenn es den Plot null voranbringt. Neulich gab es mal einen Abend, wo ich mich hinterher beschwert habe, weil ich als SL in den gesamten 3 ½ Stunden so gut wie gar nichts sagen durfte.

Was ich mit unwichtig meine, sind zwei Situationen: 1. Wenn die Spieler nach Details fragen und dadurch auf eine komplett falschen Fährte geraten, ist es einfach blöd, sie den ganzen Abend in die Irre laufen zu lassen und dann am Ende zu sagen: ätschibätsch, war alles umsonst. (Und sagt jetzt nicht, ich kann ja das Abenteuer so umbauen, dass der Weg der Charaktere dann der Richtige ist. Klar kann man das, mach ich auch, aber nur dann, wenn die Vermutung der Charaktere besser/interessanter/spannender ist als die Lösung, die ich geplant hatte.)

  1. Manchmal fragen die Leute eben auch nicht, weil es nun gerade für die Geschehnisse wichtig wäre, nicht einmal, weil es für sie selbst besonders wichtig wäre, sondern nur aus beiläufigem Interesse, oder weil sie einfach ausplappern, was ihnen grad in den Sinn kommt (Wer kleine Kinder hat, weiß, wovon ich rede…). Überspitzt gesagt weigere ich mich, auch nur eine Gehirnzelle anzustrengen, um zu beantworten, ob der NSC nun rote oder grüne Socken anhat (außer es ist ein Detektiv-Abenteuer und der Mörder hat eine grüne Socke am Tatort zurückgelassen…). Beispiel aus der echten Spielpraxis gewünscht? OK, hier kommt‘s:

Eine D & D Kampagne, in der es um Dämonen ging, die seit vielen Jahren mit den Menschen im Krieg sind. Ein Überläufer arbeitet mit der Gruppe zusammen, ein fieser Typ, auch zwielichtig, aber immerhin nützlich. Erscheinungsbild: Wie ein Mensch, und zwar ein verdammt gut aussehender, nur mit Hörnern, Schwanz etc. Ein Spieler macht sich einen Spaß draus, dass sein Charakter den Typ süß findet und anflirtet. Damit hab ich kein Problem, war eine lustige Idee, also hab ich mitgemacht. Irgendwann kamen dann aus der gut gelaunten Runde Fragen, zum Beispiel: „Sag mal, wie pflanzen sich Dämonen eigentlich fort?“ Und das war nun erstens kilometerweit weg von Infos, die für das Abenteuer nützlich wären. Und zweitens eine Frage, die mir richtig viel Aufwand verursacht hätte, wenn ich sie beantworten müsste. Denn das Quellmaterial was die Herkunft und Gesellschaft von Dämonen angeht, ist nicht wirklich erschöpfend. Da Dämonen von irgendwelchen extraplanaren Ebenen stammen und ich in meiner Kampagne auch noch eine wilde Mischung von „echten“ Dämonen und dämonischen Kreaturen, die quasi nur Monster in Diensten der Dämonen waren, war das Ganze einfach zu kompliziert. Da hab ich mir dann erlaubt, einfach zu streiken.

Wie so oft in Rollenspiel-Diskussionen glaube ich, dass wir alle mit unseren Ansichten recht nah beieinander sind, aber bestimmte Dinge unterschiedlich definieren.

Ahoi
Saffron

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

JA! Aber genau das ist es doch. Niemand hat dich falsch verstanden, aber du hast offensichtlich uns nicht richtig verstanden. Ich erweitere mal dein Beispiel:

Bsp 1:

[ul]
[li]Spieler: “Meister, wie pflanzen sich Dämonen fort?”[/li][li]SL: “Weiß ich nicht! Frag doch den Dämon selbst!”[/li][/ul]
Bsp 2:

[ul]
[li]Spieler: “Meister, wenn ich dem Dämon auf den Schwanz trete, kann er dann schlechter zaubern?”[/li][li]SL: “Weiß ich nicht! Frag doch den Dämon selbst!”[/li][/ul]
Im ersten Beispiel könnte der Spieler ja noch selbst darauf kommen, dass die Information unwichtig ist. Im zweiten Fall dagegen könnte man vielleicht damit in einem Kampf gegen den Dämon etwas anfangen.

Unabhängig davon spielst du aber den ob dieser Frage gelangweilten SL und bringst den Spieler dazu, SELBST nachzudenken und vielleicht sogar als Charakter einen RPG-Dialog mit dem Dämon anzufangen.

Im “schlimmsten” Fall musst du dir nun doch eine Antwort aus den Fingern saugen oder der Dämon könnte einfach antworten: “Das geht dich nichts an, Mensch!” - und zwar in beiden Fällen.

Auf jeden Fall - und das ist das beste daran - verhinderst du aber den Rückfall ins OT und bleibst in-Game! Der Spielfluss bleibt erhalten, der durch die eventuell unwirsche Antwort “Das ist doch unwichtig fürs Spiel!” unterbrochen wäre! :wink:

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Hola,
okay, wenn ich’s recht verstanden habe, reden wir jetzt nicht mehr mehr von „Ich lehn mich als SL mal zurück, um zu sehen, welche Aktionen sich die Spieler für ihre Charaktere aufgrund dieser „Langeweile“ ausdenken." Sondern es geht hier schon darum, dass die Spieler die Spielwelt mitgestalten sollen, also Player Empowerment?

Gnnnnn, ich weiß, viele Gruppen finden das klasse, weil die Spieler motivierter sind, wenn sie auf diese Weise ein bisschen beim Ausdenken der Spielwelt mitmischen dürfen, aber bei meiner Gruppe hab ich damit nicht so tolle Erfahrugnen gemacht. Die haben einfach nicht so recht Lust, in dieser Richtung Gehirnschmalz zu investieren. Als z.B. die Charaktere für meine Kampagne gebaut wurden, waren einige Spieler in manchen Bereichen sehr kreativ, was Vorgeschichte oder Inciting Incident anging (es war nWoD/ Hunter the Vigil). In anderen aber überhaupt nicht: Selbst nach mehrfachem Anstupsen meinerseits konnte ich die Hälfte der Spieler nicht dazu bewegen, sich mal stichwortartig 2-3 NSCs in auszudenken, die im Leben ihres Charakters eine Rolle spielen könnten (Freunde, Feinde, Verwandte…)

Würde ich also in unserer Runde sagen: „Frag halt den Dämon: was denkst du denn, was er antwortet?“ würde das den Angesprochene erstmal aus der Bahn werfen, dass er plötzlich gefordert ist, einen NSC zu übernehmen und dann auch noch eine kreative Antwort zu geben. Der Spielfluss wäre mit Sicherheit mehr gestört, als wenn ich sage: „Lassen wir das jetzt mal und machen mit dem eigentlichen Abenteuer weiter.“

Mal kurz ab vom Hauptthema: Dass es in vielen Fällen besser ist, Dinge ingame als offgame zu lösen, seh ich auch so, ich hab aber auch kein Problem damit, aus praktischen Gründen mal was offgame zu sagen. Diese Panik mancher Rollenspieler, dass durch ein falsches Wort dann gleich die Immersion zerstört ist, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. (Damit hab ich jetzt nicht dich gemeint, Tufir, da will ich dir nichts unterstellen)

Zurück zum Thema: Ich glaube sicherlich, dass das Übungssache ist. In meinem Fall reden wir aber auch von Leuten, die 15 Jahre nichts anderes als D & D kannten oder kennen wollten, wo lange Zeit keiner der SL (ich eingeschlossen) sich in irgendwelchen Foren getummelt, sich mit irgendwelchen SL-Techniken beschäftigt hat, wo niemand Hintergrundmusik benutzt hat, und auch keine besonderen Handouts wie Zeitungsartikel oder ähnliche Schmankerl. Erst in den letzten paar Jahren hat sich das bei uns endlich mal weiter entwickelt: es wurde dann ganz vorsichtig mal das eine oder andere neue Systeme und Setting ausprobiert, oder Dinge wie Teaser, Musik, Flags o.ä. ausprobiert (meist auch erstmal von oben verordnet), und obwohl auch die Zögerer zugeben mussten, dass das richtig Spaß machen kann, probiere ich immer noch ab und zu Dinge aus, die nicht recht angenommen werden.

Als ich z.B. mal gewagt habe, die Einführung von Bennies vorzuschlagen, ist mir sofort ein Sturm der Entrüstung entgegengeschlagen :wink:

Nicht falsch verstehen, übrigens: Meine Gruppe ist toll, wir haben einen Stil gefunden, der uns allen viel Spaß macht, und die Spieler überraschen mich manchmal mit super Ideen. Nur wenn sie mir Arbeit abnehmen sollen, Feedback geben sollen oder wenn sie auf Aufforderung kreativ sein sollen, haben sie nicht so recht Lust dazu.

Grüße
Saffron

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Ich denke, die Unterschiede zwischen Spielweltmitgestaltung und kreativen Ideen der Spieler im Spielgeschehen sind sehr fließend und jeweils abhänhig von der Motivation der Spieler selber.

Dein Beispiel mit den Dämonen möchte ich aber nochmal aufnehmen. Ich persönlich hätte weder gesagt, dass das zu weit ab bom Abenteuer ist, noch hätte ich den Spieler das entscheiden lassen. Wenn der Spieler das wirklich OT gefragt hätte, hätte er von meiner Seite aus auch der Charakter den Dämonen fragen sollen. Und das wäre doch eine Steilvorlage für ein paar dumme Anmachsprüche des Dämons oder ein paar Zitaten aus irgendwelchen Filmen gewesen. Ich bin sicher, dass da den meisten was zu einfällt. So eine Situation hätte so viel Potential gehabt.
Und wenn die Spieler durch solche Aktionen in eine vollkommen Falsche Richtung laufen, ist das halt so. Dann ist man im Abenteuer vielleicht nicht weiter gekommen, hatte aber trotzdem einen sehr unterhaltsamen Abend.

Oftmals kann man die spontane Krativität der Spieler auch nicht auf knopfdruck aktivieren. Ich kann mich auch an viele Situationen (sowohl als Spieler, als auch als SL) erinnern, wo die Spieler nur dem Plot gefolgt sind. Aber ich kann mich auch an einen Abend erinnern, wo Brummbaer nur mit vier oder fünf Stichworten das Abenteuer vorbereitet hatte und wir trotzdem ein legendäres Abenteuer erlebt haben.
Oder als wir mit unserer DnD Gruppe in eine verlassene Zwergenmine kamen, und meine Kriegerin einfach so über zwergische Verteidigungsformen redete (sie war bei Zwergen aufgewachsen) und der SL das so toll fand, dass er einfach seine Mine so anpasste, dass mein Gebrabbel sogar stimmte…

PS.: Das deine Gruppe toll ist, glaub ich dir Saffron. Immerhin hast du ja ne ziemlich lange Zeit mit ihnen ausgehalten. Jeder hat halt seine eigene Art, wie man RP betreibt. Und wenn ihr eure Form gefunden habt, läufts auf jeden Fall richtig. :slight_smile:

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Die Spieler sollen doch nicht den Dämon spielen, das ist doch Dein Part. Aber wie würde denn der Dämon ingame reagieren? Oder würden die Spieler irgendwelche Bücher lesen?

Mir wäre es nicht so recht, wenn der Meister mein Rollenspiel abwürgt und sagt, das spielt für das Abenteuer keine Rolle.

AW: Spielleiter-Tipp: “Sei langweilig!” - Klappt das bei euch?

Ich stelle fest, das ihr alle aus Meister-Sicht denkt. Das war ich nie und werd es wohl nie sein; aber…meiner Meinung nach ist es für einen SL wichtig, das er immer und zu jeder Zeit weiß, wo sich die Spieler befinden, mit wem sie reden und wie das Gelände dort aussieht.
Und ansonsten, liebe SL’s ihr seid nicht allwissend, spielt NSC’s doch einfach spontan- so wie wir das als Spieler auch machen…
Aktion ist gleich Reaktion, ist gleich Spielverlauf…

War jetzt nur n’ Komentar von reiner Spielerseite…

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